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narchie; sie hatte zur Folge, daß Vespasian und Domitian die Philosophen aus Rom und Italien verwiesen. Andere huldigten wenigstens der Mode, sich einen Philosophen zu halten und mit ihm zu disputieren. So sah sich Rom von Philosophen überschwemmt, unter denen manche durch persönliche Verächtlichkeit die Philosophie selbst in üblen Ruf brachten. Auch noch im zweiten Jahrh. überwog die stoische Richtung und war in Rom zahlreich vertreten, durch Griechen wie Römer, unter letzteren besonders durch Iunius Rusticus; mit M. Aurel gelangte der Stoizismus sogar auf den Thron. Schon Papirius Fabianus und Seneca hatten die Mittel der modernen Rhetorik zur Behandlung philosophischer Themen verwendet; jetzt erbauten Wanderredner, wie Apuleius, ihr Publikum durch philosophische Plaudereien, die mit dem äußersten Raffinement stilisiert waren und in denen die Rhetorik endgültig über die Philosophie gesiegt zu haben schien. Daß dieser Sieg kein völliger wurde, hinderte die jetzt mächtig vordringende mystisch-theologische Richtung, der Taurus, Favorinus, und auch Apuleius angehörten. Der Neuplatonismus des dritten Jahrh. hat in der römischen Literatur keinen namhaften Vertreter. Der Sieg des Christentums im vierten Jahrh. trieb diejenigen, welche ihm nicht zufielen, zur Wiederauffrischung der Schätze der alten griechischen Philosophie, die durch Reproduktionen, Übersetzungen und Erörterungen zugänglicher gemacht wurden. So durch Augustin in seiner vorchristlichen Zeit, so besonders durch Boethius im sechsten Jahrh. Durch solche Bemühungen wurden jene Schätze den abendländischen Völkern überliefert, die während des Mittelalters davon zehrten.

1. L. Varius (oder Varus) Epicureus: § 223, 1. 3. Horaz verspottet in seinen älteren Gedichten die Wunderlichkeiten der Stoa und bekennt sich zur epikurischen Lehre; in den späteren läßt er dem Ernste und Gehalte des Stoizismus Gerechtigkeit widerfahren. HEINZE, Vergils epische Technik 471. Vgl. § 230, 2, 1. 235, 5. Liv. 43, 13, 1 nihil deos portendere vulgo nunc credunt. Unter Caligula Πομπήιος (Pomponius Dio), συγκλητικός μέν, τὰς ἀρχὰς δὲ διεληλυθὼς σχεδὸν πάσας, Επικούρειος δὲ ἄλλως καὶ δι ̓ αὐτὸ ángáyμovos éxitηdevtǹs ßíov, IOSEPH. antiq. 19, 1, 5. Die Sextii, Vater und Sohn, schrieben in griechischer Sprache, wie auch Cornutus. Die meist in starker Verwässerung auftretenden philosophischen Lehren der Grabepigramme sind aus deren griechischen Vorlagen entlehnt; vgl. LIER, Phil. NF. 16, 573. 17, 56.

2. Nach der einseitigen Ansicht des Tacitus studierten die meisten Philosophie, ut nomine magnifico segne otium velarent (hist. 4, 5); auch Frauen kokettierten damit, s. FRIEDLÄNDER, SG. 18, 503. Euphrosyne pia, docta novem Musis, philosopha, v(ixit) a(nnis) XX, DESS. 7783. Von Nero erzählt

TAC. A. 14, 16 etiam sapientiae doctoribus tempus impertiebat post epulas utque contraria adseverantium discordia frueretur. nec deerant, qui ore voltuque tristi inter oblectamenta regia spectari cuperent. Diese tristitia gehörte zum Kostüm der Philosophen, sogut wie der lange ungepflegte Bart, der Stock und der schäbige Mantel, den sie von den Kynikern entnahmen. Vgl. MARTIAL. 4, 53. Iuv. 13, 121. Nur daß zu dieser Weltabkehr die moralische Haltung vieler Exemplare übel stimmte. QUINT. 1, prooem. 15 voltum et tristitiam et dissentientem a ceteris habitum pessimis moribus (wovon Proben bei Iuv. 2, 4. 65) praetendebant; vgl. noch, auch über ihren Hochmut, 12, 3, 12. 5, 11, 39. Dagegen die Redner gewöhnlichen Schlages sapientiae studium et praecepta prudentium penitus reformidant (Tac. dial. 32). Weiter vgl. QUINT. 11, 1, 35 at vir civilis vereque sapiens, qui se non otiosis disputationibus, sed administrationibus reip. dediderit, a qua longissime isti qui philosophi vocantur recesserunt. Ähnlich 12, 2, 6; vgl. ebd. 9 hanc artem superbo nomine et vitiis quorundam bona eius corrumpentium invisam. Populäre Sticheleien: facilius inter philosophos quam inter horologia conveniet (SEN. apocol. 3, 3), und numquam philosophum audivit bei PETRON. 71. Ähnliche Polemik gegen die griechischen Philosophen übrigens schon bei PLAUTUS, Curc. 288 (DIETZE, de Philemone 9), und dieselben Klagen noch bei LUKIAN und GELLIUS, zB. 7 (6), 10, 5 nunc videre est philosophos ultro currere, ut doceant, ad fores iuvenum divitum eosque ibi sedere atque opperiri prope ad meridiem, donec discipuli nocturnum omne vinum edormiant. 13, 8, 5 nihil fieri posse indignius neque intolerantius dicebat (Macedo familiaris meus), quam quod homines ignavi ac desides, operti barba et pallio, mores et emolumenta philosophiae in linguae verborumque artes converterent et vitia facundissime accusarent intercutibus ipsi vitiis madentes. Ähnlich aus derselben Zeit APULEI. flor. 1, 7. Vgl. § 50, 3. CMARTHA, les moralistes sous l'empire romain.. philosophes et poètes, Paris 1865. LFRIEDLÄNDER, SG. 48, 283. HSCHILLER, Nero 588. HELM, Lukian und Menipp, Lpz. 1906, 40.

3. ULPIAN. dig. 50, 13, 1, 4 an et philosophi professorum numero sint (die ein Klagerecht auf Unterrichtsgeld haben)? non putem, non quia non religiosa res est, sed quia hoc primum profiteri eos oportet, mercenariam operam spernere.

4. CAPITOL. M. Antonin. philos. 2, 7. 3, 2 (s. § 358, 2. 3). C. Tutilius Hostilianus, philosophus Stoicus, domo Cortona, DESS. 7779. Eucratidas Rhodius, philosophus Epicurius, beerdigt in Brundisium, ebd. 7780. Gaius Stallius.. ex Epicureio gaudivigente choro CEL 961. Iulius Iulianus philosophus primus CEL 1342. Ti. Claudius Paullinus philosophus, CIL. 3, 302. Vgl. § 407, 6.

52. Mathematik und Astronomie betrachteten die Römer als müßige Spekulation. Einzelne Liebhaber ausgenommen, wie Sex. Pompeius und Sulpicius Gallus (Cos. 166), beschränkten sie sich. auf das niedere Rechnen und Messen. Daher sind die Römer in den mathematischen Wissenschaften ganz abhängig von den griechischen Meistern, insbesondere von Heron. Gewiß machten darin die Schriften des Varro keine Ausnahme. Das einzige einigermaßen

erhaltene Werk eines Römers über Geometrie ist das des Balbus unter Trajan. Mit Astronomie beschäftigte sich Sulpicius Gallus aus Liebhaberei, Varro aus Polyhistorie, Nigidius Figulus aus Mystizismus; vollends in der Kaiserzeit herrscht die Astrologie, deren sich seit ihrer wissenschaftlichen Verteidigung durch Poseidonios niemand zu schämen brauchte. Unter Tiberius machte sie Manilius zum Gegenstande eines Lehrgedichts. Aus dem dritten Jahrh. ist von Bedeutung des Censorinus Abhandlung de die natali, aus dem vierten besitzen wir von Iulius Firmicus Maternus acht Bücher über Astrologie, aus dem sechsten des Boethius zwei Bücher de institutione arithmetica (und de geometria).

1. Inhalt und Form des mathematischen Wissens der Römer entspricht dem Standpunkt der griech. Mathematik etwa im Jahr 100 v. Chr. S. MCANTOR, röm. Agrimens. (1875) 139. Die Vernachlässigung der Astronomie rächte sich in der Zeit der Republik durch beständige Kalenderverwirrung; Cäsar mußte für seine Kalenderreform den Sosigenes heranziehen. Im allgemeinen Cic. Tusc. 1, 5 nihil (apud Graecos) mathematicis illustrius; nos metiendi ratiocinandique utilitate huius artis terminavimus modum. Das Rechnen nahm auch im Schulunterricht eine Stelle ein; s. HOR. S. 1. 6, 72. E. 1, 1, 56. 2, 3, 325. COLUM. 1, prooem. 5 scholas geometrarum esse .. ipse vidi. MARQUARDT-MAU, Privatleben 97. Vgl. im allgemeinen MCANTOR, mathemat. Beiträge zum Kulturleben (1863), 168; Geschichte der Mathem. I, Lpz. 1881. HULTSCH, PW. 2, 1110.

2. Bei Varro zerfiel die Geometrie nach der theoretischen Seite in xavovixń (quae ad aures pertinet, Grundlage der Musik), und ỏлτιxń (quae ad oculos pertinet, Optik nebst ἐπιπεδομετρία und στερεομετρία), nach der praktischen Seite in Gromatik und Geographie, s. RITSCHL, opusc. 3, 385.

3. Eine merkwürdige Aufgabensammlung geometrischen (auf Heron zurückweisenden) und arithmetischen Inhalts, ziemlich planlos aus bereits getrübten Quellen geschöpft, trägt die Überschrift: Epaphroditi et Vitruvi Rufi architectonis; zuerst herausgeg. von ASCHOTT, Antw. 1616, dann bes. (aus cod. Arcerian. s. VI/VII, § 58, 3) von MCANTOR, Agrimens. (1875), 208 vgl. 114; aus Monac. 13084 p. IX/X von MORTET, Not. et Extr. 35, 2, 511. THULIN, Zur Überlieferungsgesch. d. Corpus Agrimens., Göteb. 1911, 44. S. auch BHASE in Bredows ep. Parisienses (Lpz. 1812), 201. HULTSCH, PW. 5, 2714.

4. Über den Einfluß der Astrologie in der römischen Gesellschaft vgl. FRIEDLÄNDER, SG. 18, 367. BOUCHE-LECLERCQ, L'astrologie grecque, Paris 1899, 543. FCUMONT, Astrology and religion among the Greeks and Romans, New York 1912. Fast alle Kaiser bekannten sich zu ihr, und viele bedeutende Schriftsteller sind mit ihr vertraut, vgl. zB. Hor. c. 2, 17, 21 utrumque nostrum incredibili modo consentit astrum usw. PROP. 4, 1, 71, wo ein Astrologe Horos, Nachkomme von Archytae suboles, Babylonius Horops auftritt (dazu DIETERICH, Schr. 180). Die Gegengründe des Karneades und Panaitios gegen die Astrologie gibt schon CICERO (div. 2, 87; de fato) wieder, dem

sie AUGUSTIN (civ. dei 5, 1. de gen. ad litt. 2, 17) nachspricht, ohne doch ihr Eindringen in die weitesten Schichten des Volkes verhindern zu können. Ein mathematicus tritt im Querolus auf (§ 421a), mehrmals auch in Ps. Quint. Deklamationen, zB. 4 quidam de partu uxoris mathematicum consuluit: is respondit virum fortem futurum qui nasceretur, deinde parricidam. Auf volkstümlichen Inschriften zB. DESSAU 5121 planetam suum procurare vos moneo. CEL. 174 cot (quod) debuit facere filius, scelesta gens (genesis, d. h. was wir Horoskop nennen) fecit ut hoc faceret pater. 555, 4 invida fatorum genesis mihi sustulit illam. FIRMIC. math. 2 praef. 2: Fronto noster (ob der Stoiker § 329, 3? vgl. § 355, 11), Hipparchi secutus antiscia (&vtíonia), ita apotelesmatum sententias protulit, tamquam cum perfectis iam et cum peritis loqueretur, nihil de institutione, nihil de magisterio praescribens. sed nec aliquis paene Latinorum de hac arte institutionis libros scripsit, nisi paucos versus Iulius Caesar (= Germanicus s. § 275, 7), et ipsos tamen de alieno opere mutuatos. M. vero Tullius. etiam ipse de institutione pauca respondit... Antiscia Hipparchi secutus est Fronto, quae nullam vim habent nullamque substantiam. et sunt quidem in Frontone pronuntiationis atque apotelesmatum verae sententiae, antisciorum vero inefficax studium .. antiscia enim illa vera sunt, sicut et Navigius (Nigidius Fabricius) noster probat. apotelesmata et Fronto verissime scripsit et Graecorum libris ac monumentis abundantissime continentur, vgl. 8, 5, 3 hi (Aratus, Caesar, Tullius) nomina ipsarum (stellarum) et ortus, non etiam auctoritatem apotelesmatum ediderunt, ut mihi videatur haec non aliqua astrologiae scientia, sed poetica elatos licentia docilis sermonis eos studio protulisse. Den Manilius, den er ausschreibt, gibt Firmicus also vor nicht zu kennen. Er hat sich zu seinem Werke entschlossen ne omni disciplinarum arte translata solum hoc opus extitisse videatur, ad quod Romanum non adfectasset ingenium (5, praef. 4).

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5. Andere Schriftsteller über Astrologie bei AP. SIDON. c. 22 praef.: Iulianum Vertacum, Fullonium Saturninum, in libris matheseos peritissimos conditores; vgl. ebd. ep. 8, 11.

53. Auch für die sie umgebende Natur hatten die Römer kein reines Interesse und nahmen sich nicht die Zeit, sie unbefangen zu beobachten. Daher sind sie in den Naturwissenschaften immer zurück und von den Griechen abhängig geblieben. Die von diesen zu so hoher Ausbildung gebrachte Zoologie und Botanik erhielt dürftigen Anbau, hauptsächlich im Zusammenhang mit der Landwirtschaft. Bei Nigidius Figulus wie bei den übrigen Schriftstellern über das Augural- und Haruspizin-Wesen (§ 42, 1) fand sich die wunderlichste Verquickung von Naturbeobachtung und Aberglauben; übrigens blieben seine Schriften ohne Einfluß. In der augusteischen Zeit bearbeitete Pompeius Trogus die Tiergeschichte des Aristoteles und wahrscheinlich auch Theophrasts Pflanzenkunde; gleichzeitig übersetzten Valgius Rufus und Aemilius Macer alexandrinische Lehrgedichte botanischen und zoologischen Inhalts: hier wirkte wie

so oft nicht das wissenschaftliche Interesse, sondern teils die Neigung für das Kuriose, teils die Freude an der Überwindung technischer Schwierigkeiten. In dem enzyklopädischen Werke des Celsus waren von den Naturwissenschaften nur Heilkunde und Landwirtschaft vertreten, während das große Werk des Plinius einen weiteren Kreis von Disziplinen umfaßt; aber gerade in ihm macht sich die Kuriosität und das stilistische Raffinement auf Kosten der Wissenschaftlichkeit breit. Bei andern erklärt sich die dilettantische Hinneigung zu den Naturwissenschaften daraus, daß sie an die Naturerscheinungen unter dem Einflusse des Poseidonios moralisierende Betrachtungen zu knüpfen liebte. Davon zeugen besonders Senecas Quaestiones naturales und das Gedicht Aetna. Die späteren Jahrhunderte begnügten sich mit einer immer mehr verdünnenden Wiedergabe älterer Werke.

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1. PLIN. NH. 25, 4 minus hoc (Botanik, Pharmakognosie, Toxikologie udgl.) quam par erat nostri celebravere. primusque et diu solus idem ille M. Cato.. paucis dumtaxat attigit. post eum unus illustrium tentavit C. Valgius. antea condiderat solus apud nos.. Pompeius Lenaeus, Magni libertus, quo primum tempore hanc scientiam ad nostros pervenisse animo adverto. Pompeius.. transferre ea (des Mithridates Rezepte für Gifte und Gegengifte) sermone nostro libertum suum Lenaeum, grammaticae artis, iussit. Von Cornelius Valerianus zitiert PLINIUS wiederholt (NH. 10, 5. 14, 11 vgl. Quellenverz. B. 8) zoologische und botanische Angaben (vgl. auch 3, 108), die aber den Charakter des Anekdotenhaften haben. Gleicherweise sonst unbekannt sind die von dem älteren Plinius unter seinen Quellen zur Botanik zitierten Domitius Calvinus (im Quellenverz. zu B. 11. 18), Tergilla (QVerz. zu B. 14. 15, zitiert 14, 147), Calpurnius Bassus (QVerz. zu B. 16 -19. 21. 22), Dessius Mundus (QVerz. zu B. 17), Q. Birrius (QVerz. zu B. 19), Vestinus (QVerz. zu B. 21. 22).

2. PLINIUS NH. 22, 15 plerisque ultro etiam inrisui sumus ista (Botanik, Pharmakologie) commentantes atque frivoli operis arguimur etc. Wie stark auch hierbei die Rücksicht auf den beschränkten Standpunkt der Rhetorik war, zeigt praef. 13: verum natura hoc est vita narratur, et haec sordidissima sui parte ac plurimarum rerum aut rusticis vocabulis aut externis, immo barbaris etiam, cum honoris praefatione ponendis. Über die spätere Literatur der Heilmittel s. unten § 55 mit A. 4f.

3. RALBANI, de hist. naturali ap. veteres, Dresd. 1854. EHFMEYER, Gesch. d. Botanik (Königsb. 1854 ff.) 1, 334. 2, 1.

54. Für die Landwirtschaft hatten die Römer lebhaftes Interesse und suchten sich neben den eigenen Erfahrungen auch die fremder Völker nutzbar zu machen. So ließ der Senat das landwirtschaftliche Werk des Karthagers Mago ins Lateinische übersetzen, und das einzige, was wir von dem älteren Cato besitzen, ist

Teuffel: rom. Literaturgesch. Neub. 6. Aufl. I.

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