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fr. 3, 1, 11. ad Brut. 1, 3, 4. 4, 2) teils in Corpora zusammengefaßt. Dies geschah zB. bei den Verrinen, die Cic. or. 103 als accusationis septem libri zitiert und von denen GELL. 1, 7, 1 (vgl. 13, 21, 16) einen liber spectatae fidei Tironiana cura atque disciplina factus las. Von seinen orationes consulares, dh. denen, die er in seiner Eigenschaft als Consul gehalten hatte, nicht denen des Consulatsjahres, veranstaltete er selbst im J. 60 eine Sammlung, die Demosthenes' philippischen Reden entsprechen sollte (ad Att. 2, 1, 3). Die Caesarianae werden mehrfach unter diesem Titel zitiert. Auf eine zeitlich geordnete Ausgabe des Tiro führt die § 191, 2 genannte subscriptio; vgl. dazu Fronto S. 20 N. nach der Lesung von Hauler, Mél. Chatelain 622: exempla aut a Tirone emendata aut a Domitio Balbo descripta aut ab Attico aut Nepote. Auf eine Sammlung der Reden Ciceros, worin jede Rede ein eigenes Buch bildete, weisen Zitate wie CHARIS. GL. 1, 368, 28 Cicero causarum decimo tertio; vielleicht auch QUINT. 5, 10, 98 Cicero pro Caecina .. et alia in eodem libro plurima. Vgl. PHILDEBRANDT, De Cic. schol. Bobiens., Gött. 1894, 9. Sammelhss., die eine Mehrzahl von Reden enthalten und antike Corpora wiedergeben, sind zB. folgende: Vatic.-Basilic. S. Petri H 25 s. IX (Facsim. bei CHATELAIN T. 26) enthält Pis., Font., Flacc., Philipp.; Paris. 7794 s. IX (CHAT. T. 23) enthält pridie quam iret in exilium (§ 180, 6), post red. in sen., post red. ad Quir., de domo, Sest., Vatin., de prov. cons., de har. resp., Balb., Cael., also ein Corpus der den J. (58)57/6 angehörenden Reden (hg. von WPETERSON, Oxf. 1910); dieselben zehn Reden nebst den Caesarianae (§ 179, 41, 1) im Bruxell. 5345 s. XII; im Monac. 18787 8. X (CHATELAIN T. 27) Philipp., pro imp. Pomp., Mil., Sull., Planc., Caec., Marc. Über Harleanus 2682 (früher Coloniensis) s. XI vgl. CLARK, Anecd. Oxon. I 7 (1891); über Holkhamensis (Cluniacensis) WPETERSON ebd. I 9 (Facsim. CHATELAIN T. 27 a). Die Reden oder einzelne Gruppen waren öfters alphabetisch geordnet (vgl. NIEBUHR zu Cic. pFont., Rom 1820, 67; 8. § 179, 3, 2), öfters zeitlich (so zB. in den oben erwähnten Paris. 7794 und Brux. 5345; HJORDAN, quaest. crit., Königsb. 1886, 3; vgl. § 295, 2. 374, 5). Umfassendere Sammlungen namentlich in (jüngeren Hss. zB. Wolfenbüttel. 205 s. XV (38 Reden); Laur. 48, 25 s. XV CHATELAIN T. 24) gibt 41 Reden; Vatic.-Palat. 1525 s. XV (CHATELAIN T. 25) enthält die meisten Reden. Wichtig ist Paris. 14749 s. XV, in dem der verlorene Cluniacensis Poggios benutzt ist. Daß es schon früher erhebliche Varianter gab und wir damit rechnen müssen, in jungen Hss. sehr alte Lesarten zu finden, zeigt zB. das Papyrosfragment von pCael. aus s. V (§ 179 Nr. 34, 1). Über die indirekte Überlieferung vgl. EMLEIN, De locis quos ex Cic. orat. laudavit Quintil., Heidelb. 1907.

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4. Über den Kommentar des Asconius s. § 295, 2, Die scholia Bobiensia stellen heute einen Kommentar zu zwölf Reden dar, darunter den verlorenen in Clod. et Curionem, de rege Alexandrino, de aere alieno Milonis; doch waren ursprünglich mehr Reden behandelt. Sie rühren von einem Verf. her, der stilistischen Ehrgeiz besitzt und in erster Linie rhetorisch erklärt, ohne doch das Historische außer Acht zu lassen. Ältere Kommentare, darunter der des Asconius (ob direkt?), sind natürlich benutzt. Die Stelle 155, 3 feriarum Latinarum sacrificio solebat hoc observari, ut de hostia civitates adiacentes portiunculas carnis acciperent ex Albano monte secundum Teuffel: rom. Literaturgesch. Neub. 6. Aufl. I.

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veterem superstitionem hat man für Abfassung in christlicher Zeit geltend gemacht; das ist nicht zwingend, und vollends nicht, wenn die entscheidenden Worte später zugesetzt sind (STANGL, RhM. 65, 106). Keinesfalls fällt die Abfassung vor das 4. Jahrh. MAI fand den Kommentar in einer Hs. aus Bobbio, deren Reste jetzt im Vatikan und Mailand sind (Vatic. 5750 und Ambros. E 147 sup.), und gab ihn zuerst in Cic. trium orat. fragm. (Mail. 1814), namentlich aber Class. Auct. 2 (1828) heraus. Ferner ed. ORELLI, Züricher Ausg. 5, 2 (18-33). HILDEBRANDT, Lpz. 1907 und bes. STANGL (8. U.). Vgl. Gaumitz, Zu den Bob. Cic. schol., Dresden 1884. BSCHILLING, De schol. Bobiensibus, Dresden 1892. HILDEBRANDT, dgl. Gött. 1894. Der sogenannte Scholiasta Gronovianus (s. auch § 177, 5 Z. 10), allein erhalten im Leid. Voss. Q. 138 s. X, aus verschiedenartigen Kommentaren zusammengewachsen, gibt Erklärungen zu Verr. 2, 1, 1-62 (dies ist der älteste Teil, etwa aus s. V, ähnlich den Bobbio - Scholien); zu div. in Caec.; Verr. 1, 16-20; Verr. 1, 1-45; Catil. II-IV; Lig.; Marc.; Deiot.; Rosc. Am.; de imp. Pomp.; Mil. TASTANGL, der sog. Gronovscholiast, Prag 1884. GLANDGRAF zu Cic. Rosc. p. 3 (§ 179, 2, 2). Ferner unbedeutende kleinere Scholien. Alle diese Texte jetzt zusammen in Cic. orationum scholiastae ed. STANGL. Bd. 2, Lpz. 1912. Sonstige alte Herausgeber und Erklärer des Cic. sind Fronto, Flavius Caper, Volcacius, Statilius Maximus; s. d. Auch Sacer: s. § 179, 19, 1. Vgl. PRISC. GL. 3, 316, 2 commentatores probatissimi (der Reden).

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5. Ausgaben sämtlicher Reden von MANUTIUS (Ven. 1546 III), LAMBINUS (Ven. 1570 III), GRAEVIUS (cum not. var., Amsterd. 1695-99 III), KLOTZ (Lps. 1835-39 III). CLARK U. PETERSON, Oxf. 1900-1910 VI (maßgebender Apparat).

6. Ausgewählte Reden für den Schulgebrauch zB. von Madvig (12 Reden, Kopenh. 1858). HALM (U. WSTERNKOPF) (18 Reden erklärt, Berl.14 1882 ff. VII) u. a. Neuere Textausgaben der orationes selectae: die des Haller Waisenhauses (21 1883 cur. OHEINE); HALM (18 Reden, Berl. 1887), EBerHARD U. HIRSCHFELDER (19 Reden, Lpz. 1879). HNоHь, Lpz. 1884 ff. III.

7. Sprachliches zu den Reden: MERGUET, Lexikon zu den Reden d. Cic., Jena 1873-84 IV. DROHDE (§ 195, 10). JSTRAUB, de tropis et figuris in orat. Demosth. et Cic., Aschaffenb. 1883. AROSCHATT, d. Gebr. der Parenthesen in Cic.s Reden u. rhet. Schr., Acta semin. Erl. 3, 189. SCHÖNBERGER, Tulliana, Augsb. 1911. Vgl. § 179, 1, 1. Berichte über die Literatur von LANDGRAF, JB. 35, 1 u. ö. MAY, JB. 134, 123. 153, 38. SCHÖNBERGER, JB. 167, 280. LUTERBACHER, JB. phil. Ver. seit 1898.

8. Ciceros sämtliche Reden, übersetzt v. OSIANDER, Stuttg. (Metzler). Ausgewählte, übers. v. GWENDT, Stuttg. (Metzler, Klass. d. Alt.) 1858; JENICKE, Lpz. (Engelmann) 1858 ff.; SIEBELIS, Stuttg. (Hoffmann) 1861 ff.

179. Die erhaltenen Reden Ciceros sind in zeitlicher Ordnung folgende:

1) pro Quinctio, gehalten J. 81, eine Verhandlung in iudicio, betrifft eine Privatklage, die sich aus einem Gesellschaftsverhältnis ergab. Ciceros Klient ist in die Stellung eines Klägers gedrängt

und klagt auf Entscheidung der eingegangenen sponsio praeiudicialis zu seinen Gunsten. Die Verhandlung ist nur ein Ausschnitt aus dem Hauptprozesse; Quinctius soll nachweisen, bona sua ex edicto P. Burrieni praetoris dies XXX possessa non esse.

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1. In den älteren Reden zeigt die Sprache noch mehr vulgäre Bestandteile als später, nachdem sich Cicero einen festen Stil ausgestaltet hatte. Richtiger sagt man, daß Cic. später in seinem Purismus noch strenger wird. Auch ist er, dessen Vorzug niemals straffe Kürze war, in dieser Zeit häufig sehr breit. EWÖLFFLIN, Phil. 34, 142. GLANDGRAF, de Cic. elocutione in orat. pQu. et pRosc. Am., Würzb. 1878. HELLMUTH, de sermonis proprietatibus in Cic. prioribus (von 81-69) orat., Acta semin. Erl. 1, 101. THIELMANN 8. § 162, 4; stilist. Bemerk. zu den Jugendwerken Cic.s, BlbayrGW. 16, 202. 352. ERNST, de genere dicendi et compos. rhetorica in prioribus Cic. orat., Neuruppin 1885. Vgl. unten Nr. 26, 1, Z. 6.

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2. Den dritten Teil der Rede pQuinctio, der einen Punkt von untergeordneter Wichtigkeit ausführte, scheint Cicero selbst bei der Veröffentlichung weggelassen zu haben; vgl. § 44, 7. Über die Wahrscheinlichkeit des Sieges KÜBLER, Z. Sav. St. RA. 14, 74; über die politische Seite des Prozesses RHEINZE, Abh. Sächs. Ges. 1909, 954. DRUMANN, GR. 32, 79. 5, 232. FLKELLER, Semestria ad M. Tull. Cic. 1, 1 (Zür. 1842); dazu MoMMSEN, Schr. 3, 548. ERAU, disput. iuridica ad Cic. pQu., Leid. 1825. JFREI, der Rechtsstreit des Quinctius, Zür. 1852. SBENFEY, zur jurist. Erkl. d. Rede pro Q., Phil. 10, 126. WOETLING, Cic.s Quinctiana, z. Verständnis u. zur rhetor. Würdigung, Oldenb. 1882; philol.-jurist. Kommentar, Festschr. Hamm 1907. Analisi giuridica von NICASTRO, Melfi 1912. ECOSTA, Le orazioni di diritto privato di Cic., Bologna 1899. ROBY, Roman private law 2 (Cambr. 1902) 453. 3. Abgesehen von geringfügigen Bruchstücken im Turiner Palimpsest. s. IV/V (S. PEYRON, Cic. orat. p. Scauro usw. p. 214, vgl. § 180, 2) ist diese Rede, die in Italien vor dem J. 1405 bekannt wurde, nur in jüngeren Hss. s. XV erhalten. CLARK, Anecd. Oxon. I 11 (1909) 3.

2) pro Sex. Roscio Amerino, J. 80 gehaltene erfolgreiche Verteidigungsrede gegen die Anschuldigung des Vatermords. Der Fall war dadurch erschwert, daß ein Günstling des Diktators Sulla, Chrysogonus, der eigentliche Gegner war. Auf das Zureden von Roscius' vornehmen Freunden übernahm Cicero trotzdem die Verteidigung und führte sie freimütig, aber doch vorsichtig, um Sulla nicht zu verletzen. Die Rede ist schulmäßig streng gegliedert, breit in der Darstellung und rhetorisch aufgeputzt.

1. Cic. Brut. 312 prima causa publica pro S. Roscio dicta tantum commendationis habuit, ut non ulla esset, quae non digna nostro patrocinio videretur. Orat. 107. DRUMANN, GR. 5, 234. ANIKL, abundantiam iuvenilem in or. p. R. A. notavit, Kempten 1836. Über das Politische RHEINZE, Abh. Sächs. Ges. 1909, 960; über die Beweisführung LINCKE, Comment. Fleckeis. (Lpz. 1890) 187. MAY, Rhythm. Analyse d. Rede pRosc., Lpz. 1905.

2. Die Rede war schon Petrarca bekannt. AHoRTIS, Cic. nelle opere

di Petr., Triest 1878. Später wurde sie auch von Poggio (um 1415) in Cluny nebst der pro Murena aufgefunden; daher beruht der Text beider Reden auf Abschriften des verlorenen Cluniacensis, der auch pMil., pClu., pCael. enthielt; wichtig ist bes. Paris. 14749 s. XV (2). CLARK, Anecd. Oxon. I 10 (1905). Poggio fand auch die Reden pCaec., de leg. agr., in Pis., pRab. Post., pRab. perduellionis reo, pRosc. com.; über die auf ihn zurückgehende Überlieferung dieser Reden 8. CLARK ebd. I 11 (1909). Sonderausgaben von OSENBRÜGGEN (mit Einl. und Kommentar, Braunschweig 1844), GOSSRAU (Quedlinb. 1853), HALM-STERNKOPF (Ausgew. Reden I, Berl. 12 1910), SKARSTEN (Utr. 1861), FRICHTER' (Lpz. 1877 von AFLECKEISEN, vgl. dens. JJ. 93, 548). Mit .. dem schol. Gronov. hrsg. u. erkl. v. GLANDGRAF, Lpz. 1914 (für das Sprachliche sehr reichhaltig). Auch eine Schulausgabe von dems., Gotha 1882.

3) pro Q. Roscio comoedo, nach der gewöhnlichen Annahme gehalten im J. 76. Gegenstand der Rede ist ein Sklave (Panurgus), den der Kläger, C. Fannius Chaerea, dem Roscius zur Ausbildung in der Schauspielkunst übergeben hatte, unter der Bedingung, daß der Gewinn, den einst die Kunst des Sklaven eintrüge, zwischen dem Herrn und dem Lehrer geteilt werde. Nun hatte aber ein gewisser Flavius jenen Panurgus getötet und dafür zuerst dem Roscius und dann dem Fannius Schadenersatz bezahlt; um dessen Tilgung handelt es sich. Die Sachlage war für Roscius ungünstig, und Cicero sucht sie daher zu verschleiern.

1. Die Rede verrät ein Streben nach gorgianischen Figuren, aber keinen Schwulst; es ist die Art, die Cic. dem Hortensius zuschreibt (Brut. 302. 325). THHUEBNER, De Cic. or. pRosc., Königsb. 1906. Fraglich ist, ob die Klage auf Darlehen, Literalkontrakt oder Stipulation beruht und ob der zweite Teil der Rede (von 15 an), den Cic. selbst als voluntaria bezeichnet im Gegensatz zur superior oratio necessaria, einen eigentlichen Klagegrund enthält. EHUSCHKE, Richters krit. Jahrb. 1840, 481. VBETHMAnn-Hollweg, röm. Zivilproz. 2 (Bonn 1865), 804. JBARON, Zeitschr. d. Savigny-Stift. 1, 116. ERUHSTRAT, ebd. 3, 34. Cosтå (s. o. Nr. 1, 2) 29. ROBY (Nr. 1, 2) 486. HPflueger, Cic. Rede p. Q. R., Lpz. 1904. GARRELON, Étude sur le plaidoyer pRosc., Bordeaux 1891. MORGAN, Harv.-St. 12, 237. DRUMANN, GR. 5, 346, der die Rede erst ins J. 68 setzt. S. dagegen LANDGRAF (§ 179, 1, 1), Anh. 1. Über die Zeit auch WSTERNKOPF, JJ. 151, 41. MAYR, WSt. 22, 115.

2. Der Anfang der Rede ist mit dem Schluß derjenigen pro C. Rabirio perduellionis reo (Nr. 19), die in der von Poggio (s. oben Nr. 2, 2) gefundenen Hs. ihr unmittelbar vorausging, durch Ausfall einiger Blätter verloren gegangen. Or. p. R. C. ed., illustr. CASCHMIDT, Lpz. 1839. setzt von OSENBRÜGGEN, in Jahns Archiv 11, 544.

Über

4) pro M. Tullio, gehalten vor reciperatores J. 72 oder 71, Klage im Namen des Tullius gegen einen von dessen Nachbarn, den sullanischen Veteranen P. Fabius, der ein Landhaus des Tullius

(im Gebiete von Thurii) zerstört und seine Sklaven erschlagen hatte. Cicero scheint um die Hauptfrage, ob Fabius sich der iniuria gegen Tullius schuldig gemacht habe, vorsichtig herumzugehen.

1. TAC. dial. 20 quis (nunc) de exceptione et formula perpetietur illa immensa volumina quae pro M. Tullio aut A. Caecina legimus? Die Datierung hängt davon ab, ob mit dem Praetor Metellus (39) P. oder L. gemeint ist (N. 74 oder 87 bei MÜNZER, PW. 3, 1230). COSTA (Nr. 1, 2) 55. ROBY (Nr. 1, 2) 503. DRUMANN, GR. 5, 258.

2. Nur sehr unvollständig erhalten durch zwei Palimpseste s. IV/V zu Turin und Mailand; zuerst herausg. v. APEYRON und AMAI, s. § 180, 2. S. dort auch CBEIERS Ausgabe. EHUSCHKES Text und Kommentar in GHuschkes Anal. lit. (Lps. 1826) 77. KELLER, semestr. 1, 3, 653. PKRÜGER, Herm. 5, 146. HUBERT, Herm. 48, 631. CBEIER, iurispr. in Cic. p. T., Jahns Jahrb. 1 (1826), 214. VSAVIGNY, verm. Schrift. 3, 228.

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5) Divinatio (in Caecilium), wodurch sich Cicero (J. 70) das Recht erkämpfte, als Ankläger des Verres (gegen Hortensius) aufzutreten statt des von dem Bedrohten vorgeschobenen Scheinklägers Q. Caecilius Niger; und

6-11) in Verrem, 6 Reden in zwei actiones, die einzige Anklage, die Cicero übernommen hat. Auf Bitten der Siculi, denen er durch seine Quästur bekannt war, belangte er den Verres wegen seiner Erpressungen in der prätorischen Provinz Sicilien. In der ersten actio am 5. August 70 hielt Cicero die erste Rede als Einleitung zur eigentlichen Klage. Darauf brachte er in der neuntägigen Verhandlung die einzelnen Klagepunkte in der Weise vor, daß er gleichsam nur die Überschriften gab, den Text aber durch Zeugenverhör und Verlesung von Urkunden sich von selbst bilden ließ. Als dann der Beklagte seine Verurteilung voraussehend freiwillig in die Verbannung gegangen war, verarbeitete Cicero den reichhaltigen Stoff zu den fünf Büchern der actio secunda: de praetura urbana, de iurisdictione Siciliensi, de frumento, de signis, de suppliciis. In diesen nicht wirklich gehaltenen Reden gibt sich Cicero den Anschein, als habe sich Verres zur zweiten Verhandlung (accusatio) gestellt und als solle durch diese Reden auf die Findung des Urteils noch eingewirkt werden. Sie gehören durch Reichhaltigkeit des Inhalts, Lebendigkeit und Anschaulichkeit der Darstellung zu den vorzüglichsten des Cicero.

1. Über die Motive zur Übernahme des Prozesses 8. HEINZE аO. 971. Die Divinatio ist ein sachlich wie sprachlich glänzendes Beispiel einer diaBolń, voll von Ausfällen gegen die dem Untergange geweihten senatorischen Gerichte (8 f. 24. 70). Caecilius (aus Sicilien) war ein áñsisvdɛqınòs ävđọoños, voxos to lovdatzew (PLUT. Cic. 7). LFRIEDLÄNDER, Sittengesch. 4, 239.

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