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von Wunderglauben erfüllt seine Zeit war. Man darf aber den leichten und korrekten, durch klassische Reminiscenzen (Anm. 495. 502.) belebten Stil rühmen: um so mehr als er fast der letzte war, der aus der Lesung der Alten einen zwar farblosen, doch fliefsenden und gebildeten Ausdruck gezogen hat. Der Spanische Presbyter Paulus Orosius schrieb unter dem Einfluss des Hieronymus und Augustinus eine Weltgeschichte Historiarum 1. VII. welche bis zum J. 417 herabgeht. Ihr Motiv war originel, in der Ausführung aber bewies Orosius einen engherzigen asketischen Geist. Er wollte die stets wiederholten Vorwürfe der Heiden zurückweisen, welche dem Christenthum alles Unglück des Reichs zur Last legten; demnach durchläuft er mittelst einer aus Chronisten, aus Livius, Justin und jüngeren Quellen sorglos gezogenen Beispielsammlung die Geschichte des Alterthums, und sucht nichts geringeres darzuthun als dafs von jeher die Welt ein Schauplatz des Lasters und Unglücks gewesen; doch sei die Gegenwart kaum schlimmer daran und eher glücklicher zu nennen, da die sittliche Noth durch das Christenthum gelindert werde. Charakteristisch ist für Orosius bei gröfster Nüchternheit der Parallelismus zwischen alter uud neuer Zeit, deren Höhepunkt er in der christlichen Gesellschaft sah. Offenbar fehlten ihm Ueberblick und Sachkenntnifs, um mit gewandter Auswahl des Stoffs seinen trübseligen Plan durchzuführen und die Nachtseiten der Weltgeschichte, die ihm als eine Schule der Widerwärtigkeiten vorschwebt, energisch auszumalen; er hat daher seine Bilderwelt mythischer und historischer Geschichten ohne rechtes Urtheil zusammengestellt, und begleitet sie mit pathetischer Moral oder mit apologetischen Winken, am ausführlichsten in Vor- und Schlufsreden. Dieses in wenig gebildeter Form und mit üblem Wortschatz geschriebene Werk hat ein hohes Ansehn im Mittelalter erlangt, und wurde fleifsig gelesen, übersetzt und gleich einer reinen Quelle benutzt, zuletzt häufig gedruckt. Ein Mann von gleich mönchischer Denkart aber anziehender war um die Mitte des 5. Jahrhunderts der Massilische Presbyter Salvianus. Sein Hauptbuch De gubernatione Dei 1. VIII. (um 440) ist kein systematisches Werk sondern ein Verein asketischer Vorträge, worin weder ein Plan noch historisches Wissen sich kund gibt. In einer unglücklichen Zeit als die katholischen Christen unter der Herrschaft ketzerischer oder heidnischer Germanen seufzten, während sie nur bei diesen einigen Schutz fanden, ward die Klage

häufiger vernommen dafs die Gerechtigkeit Gottes aus der christlichen Welt verschwunden sei. Hiegegen erinnert Salvianus mit Kraft und einem Nachhall Gallischer Beredsamkeit, aber in wenig gewählten Worten und mit ermüdendem Pathos an alte Zeiten, in denen man klare Beweise der göttlichen Weltregierung finde; den Druck und das Elend seiner Gegenwart leitet er aus dem Unglauben und Sittenverderb der Christen ab, welchen er unverhüllt in grellen Zügen schildert. Einen geringeren Werth hat die Sittenmalerei des Werks Adversus avaritiam 1. IV. Hier wird bereits dringend angerathen dafs jeder zur Rettung seiner Seele fromme Stiftungen mache; man solle lieber der Geistlichkeit und den Armen als den weltlichen Erben sein Vermögen hinterlassen. Endlich 9 Briefe, klein oder unvollständig, praktischen und erbaulichen Inhalts. Diesem Autor fehlt Ordnung und Präzision, aber noch mehr theologische Bildung. Gleichzeitig schrieb der Gallische Presbyter Claudianus Ecdicius Mamertus ein Buch über die Seele, worin er ihr unkörperliches Wesen und die wahrhaft überschwängliche Selbstgenugsamkeit des menschlichen Geistes mehr mit asketischen Gefühlen als spekulativ gegen den Bischof Faustus darzuthun sucht. Dieses dem Sidonius Apollinaris gewidmete, in Form und Gedanken scholastische Werk beweist den Einfluss des Augustin.

Eine Sammlung von mehreren kleinen Autoren dieser Zeit: Cassianı opp. et al. cur. Migne, Par. 1846. II. 4. Zur Charakteristik dieser Gallischen Gruppe dienen die Schilderungen von G. Kaufmann im Histor. Taschenbuch 4. Folge J. 10. 1869. p. 54. ff. Vincentius von den Lerinischen Inseln schrieb sein Commonitorium 434. Darüber Hefele Beiträge zur Kirchengesch. u. s. w. Tübingen 1864. p. 145. ff. und Bretegnier Essai sur Vincent de Lérins, Thèse de Strasbourg 1854. Sulpicii Severi Histor. sacr. ed. pr. (cura M. Flacii) Basil. 1556. 8. H. S. c. comment. C. Sigonii, Bonon. 1581. (Fref. 1592. Hanov. 1602. in Sigonii Opp. T. IV. et VI.) Opp. c. nott. V. Giselini, Antv. 1574. 8. c. nott. 1. Vorstii (1668) et 1. Clerici, L. 1709. emend. H. de Prato, Veron. 1741. 1754. II. 4. und in Gallandi B. Patr. T. 8. Eine mit diplomatischer Kritik und genügendem Apparat ausgeführte Bearbeitung: Sulp. Severi libri qui supersunt rec. et comm. crit. instr. C. Halm, Vindob. 1866. des Wiener Corpus Vol. I. Ein Vorläufer waren seine Bemerkungen in d. Sitzungsberichten d. Münch. Akad. 1865. II. p. 37. ff. Meiners Beitrag z. Gesch. d. Denkart in den ersten Jahrh. n. Chr. p. 131. ff. Hauptschrift J. Bernays Ueber die Chronik d. Sulpicius Severus, Berl. 1861. 4. MSS. von hohem Alter, zahlreich für V. Martini, der älteste Veronensis S. VII. wenige für die Chronica, deren bester ein Palatinus im Vatikan S. XI. von Flacius sehr nachlässig gebraucht. Orosii Hist. ed. pr. August. 1471. f. ed. Fr. Fabricius, Colon. 1561. Mogunt. 1615. c. nott. varr. recens. S. Havercamp, LB. 1738. 4. Dextri et Orosii opp. cur. Migne, Par. 1846. 4. Eine krit. Ausg. fehlt. The Anglo-Saxon version from Orosius by Aelfred the Great, Lond. 1774. 8. A literal English translation of

King Alfred's Anglo-Saxon version of Orosius by Jos. Bosworth, L. 1855. Ueber Werth und Quellen des Orosius: H. Beck De Orosii fontibus, Gotha 1834. Theod. de Moerner De Orosii vita eiusque hist. libris, Berol. 1844. E. Grubitz Emendatt. Orosianae, Numb. 1835. 4. Die fromme Tendenz des Orosius nutzt auch den mythischen Zeitraum: ein Blick auf das Blutvergiefsen des Trojanischen Krieges I, 17. zeigt wie friedlich im Römerreich sich leben läfst, die Geschichte des schauerlichen Phalaris I, 20. ist ein guter Anlass um die Gerechtigkeit der christlichen Kaiser zu rühmen. Aehnlich am Schlufs von 1. II. III. und III, 8. 20. IV, 6. p. 230. oder die Stimme des christlichen Bewusstseins V, 2. Wir hören sogar von Christi Regiment im alten Rom IV, 17. Der Titel des Werkes ist zweifelhaft; die Zahl alter MSS. und edd. grols, wichtig ein Mediceus S. VII. (1. I, 17 — VI. extr.) Ein Anhang in den meisten Ausgaben des Orosius ist sein liber apologeticus contra Pelagium de arbitrii libertate. Salviani De gubern. Dei ed. princ. Basil. 1530. f. ex bibl. Pithoei, Par. 1580. 1608. 8. c. comm. C. Rittershusii, Altorf. 1611. Norib. 1623. II. 8. Hauptausg. emend. et ill. St. Baluzius, Par. 1663. 1684. 8. Oeuvres de Salvien par Grégoire et Collombet, Lyon 1834. II. Salviani, Arnobii iun., Mamerti Claudiani, Patritii opp. cur. Migne, Par. 1847. 4. Einige Proben bei Heyne Censura Salviani, Opusc. VÍ. Flobert Du traité de Salvien sur le gouvernement de Dieu, Thèse de Strasbourg 1854. Ueber das Werk De avaritia s. Ernesti Opp. theol. p. 505. sqq. Einen kritischen Apparat hat nur Pithoeus, doch ist er gering. Alte gute MSS. hat Paris, im Ganzen 8 für die verschiedenen Schriften.

Claudiani Ecdicii Mamerti De statu animae 1. III. ed. C. Barth_(mit vielen Anhängen), Cygn. 1655. 8. Ein Stück daraus in Cic. Tusc. ed. Orelli, Tur. 1829. p. 197-202. Von seiner Lehre Ritter G. d. Phil. VI. 568. ff.

140. Die Poesie dieser Zeiten befafste sich mit biblischen Stoffen in geläufiger Form aber ohne Talent. Unter die befseren Dichter gehört der unbekannte Coelius Sedulius (Carmen Paschale 1. V. Collatio V. et N. Test. und Hymnen), schlechter sind Dracontius Verfasser eines Hexaemeron, dann abgesehen von Kleinigkeiten unter den Namen Claudianus und Merobaudes (§. 84.) die dogmatischen Gedichte des Prosper Aquitanus und der Panegyricus des Gallischen Bischofs Paulinus Petrocorius De vita S. Martini 1. VI. Höher steht der Vienner Bischof Alcimus Avitus (gest. 523) in einer Reihe dogmatischer Dichtungen (1. VI.), welche mehr als seine prosaischen Briefe bedeuten. Weiterhin um die Mitte des 6. Jahrhunderts Arator in Rom, welcher den Stoff der Apostelgeschichte (De actibus Apostolorum 1. II.) in frei gehaltenem hexametrischem Vortrag erzählt. Den Beschlufs macht der Bischof Venantius Fortunatus (geb. um 530, gest. im Anfang des 7. Jahrhunderts), der aus Italien nach Gallien kam, ein höfischer und stets fertiger Dichter, welcher Geschichten der Heiligen und vermischte Gedichte lieferte, worunter mehrere noch nicht vollständig gesammelte poetische Tändeleien. Venantius war nach dem Mafse seiner Zeit reich an Kenntnissen

und nicht ohne Gefühl, spielt aber mit den Formen und schreibt verkünstelt, häufig auch unverständlich, nach Art der letzten Prosaiker deren Latein aus den Büchern stammt.

Sedulii carm. recens. Cellarius (1704), Gruner (1747), c. annott. H. 1. Arntzenius, Leovard. 1761. rec. et ill. F. Arevalus, Rom. 1794. 4. Dracontii carm. ed. I. Sirmond, Par. 1619. und Sirmondi Opp. T. II. vermehrt ed. F. Arevalus, Rom. 1791. 4. Drac. 1. II. ed. Glaeser, Bresl. Progr. 1847. Paulini Petrocorii opp. c. nott. varr. ed. C. Daum, L. 1681. Alcimi Aviti opp. studio I. Sirmondi, Par. 1643. Sirm. Opp. T. II. Monographie von Parizel, Saint-Avite, sa vie et ses écrits, Louvain 1859. Cucheval De S. Aviti operibus comment. Par. 1863. Vgl. Binding Burgund. Königreich p. 168. ff. Arator c. obss. ed. H. 1. Arntzenius, Zutph. 1769. Venantii Honorii Clementiani Fortunati opp. rec. Chr. Brower, Mogunt. 1603. korrekter 1617. Vollständiger studio M. A. Luchi, Rom. 1786-87. II. 4. Hiernach cur. Migne, Par. 1850. Inedita gab Guérard Notices et Extr. T. XII. Einiges Corpet in Revue de Philol. II. p. 450. und Böcking hinter Ausonii Mosella. Bormann Ueber das Leben des Venantius Hon. Clem. Fortunatus, Fulda 1848. Loebell Gregor v. Tours, 2. Aufl. Leipz. 1869. p. 311. ff.

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