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anmafsende Schöngeister und Halbgelehrte mifsbrauchten diesen bequemen Stoff für seichtes Räsonnement und Kompilationen. Endlich verführte die durch eine verschwenderische Fülle der Mittel genährte Leichtigkeit des Lernens und Buchmachens immer mehr zur oberflächlichen Vielwisserei, die seit dem ersten Jahrhundert der Kaiserzeit aufkam 49).

Ein so gesteigerter Reichthum an Subsidien wurde der Diplomatik und praktischen Einrichtung der Bücher günstig. Der grofse Bedarf an diesen und der Fleifs im Schreiben führte bald auf Bequemlichkeit und Sparsamkeit im Raume. Für den politischen Gebrauch erfand man eine symbolische oder Chiffer-Sprache, dann auf Anlafs der Verhandlungen im Senat ein System von Abkürzungen in Wortzeichen und Schriftzügen (siglae, notae), den ersten Versuch der Stenographie 50). Die Kunst der gewöhnlich benannten notae Tironianae, die das Herkommen in Etymologie und Orthographie zu beobachten pflegten und hiedurch noch jetzt dem Sprachforscher nützen, wuchs durch ungleiche Beiträge der Schriftkundigen mehrere Jahrhunderte lang, bis ein umfassendes und kunstgerechtes Corpus daraus hervorging; es war im Privatgebrauch ebenso geläufig als in den Fabriken der Schreiber. Mit solchen notae wurde die Mehrzahl der gelesensteu Autoren geschrieben, aber noch häufiger die Masse der Urkunden und juristischen Bücher abgefasst, bei denen man in der Anwendung schwieriger oder täuschender Kompendien zu weit ging. Als man nun später die Kapitäler in kleinere Schrift umschrieb, entstanden Fehler von Belang und in ansehnlicher Menge; die Divination und Erkenntnifs solcher Irrthümer ist in der philologischen Kritik ein wesentlicher und fruchtbarer Gesichtspunkt. Neben diesem Gebrauch der notae war eine der nächsten Aufgaben, die mühsamen, hart neben einander gestellten Formen der litterae quadratae oder Kapitalschrift fliefsender und knapper zu gestalten. Langsam entwickelte sich daraus eine Majuskel in mäfsigen, unter sich verbundenen Zügen, welche bis zum Beginn des Mittelalters herabgingen; doch blieb das Schreiben der für den Leserkreis bestimmten Exemplare noch immer erschwert. Man schied aber regelmässiger die Glieder des Satzes (distinguere), und die Kritiker merkten darauf51). Leichter handhabte man Schrift und Schreibestoff im Privatgebrauch, wobei die Rücksicht auf Eleganz und äusseren Glanz soweit zurücktrat, dafs öfter gestrichen, kleiner und zusammenhängender geschrieben wurde, dafs man sogar Ränder und

die Rückseite von Rollen anfüllte. Daran erinnern Ausdrücke wie libri liturarii, opisthographi, charta adversa, ferner der Gebrauch von tabulae ceratae und pugillares, in denen man seine Studien und stilistische Versuche hinwarf. Auch die Bequemlichkeit gewann besonders bei grofsen Werken durch passendes Format des Lesestoffs, seitdem neben den langen, cylinderförmigen, in Columnen abgetheilten Rollen die viereckigen Codices und gehefteten Bücher auf Pergamen sich verbreiteten; überdies fand an ihnen die bildliche Kunst einen freien Spielraum für Verzierungen, Malereien und Illustrationen in den Texten.

Herm. Hugo de prima scribendi origine et universa rei litterariae antiquitate, Antv. 1617. vermehrt von Trotz, Traiecti 1738. 8. Hauptschrift Chr. G. Schwarz de ornamentis librorum et varia supellectile rei librariae vett. (diss. 6.) Altorf. 1717. 1725. ed. Leuschner, Lips. 1756. 4. Winckelmann Sendschreiben von den Herkulanischen Entdeckungen, Werke Theil 2. Martorelli de regia theca calamaria, Neap. 1756. II. 4. Becker Gallus I. p. 156. ff. (II. p. 308. ff. 2. Ausg.) auch über Bibliotheken und Bücherkauf. Krause Exc. IV. seiner Gesch. d. Erziehung u. s. w. Detail s. in Encykl. de Philol. p. 131. fg.

I. Lipsius de Bibliothecis, in seinen Opera, vereinigt mit ähnlichen Schriften in der Sammlung von I. A. Schmidt de bibliothecis atque archivis VV. Cl. libelli et commentt. (c. praef. de scriptis et bibliothecis antediluvianis!) antehac ed. I. I. Maderus. Sec. ed. Helmst. 1702. 4. Nova accessio, ib. 1703. Accessio altera, ib. 1705. Hauptschrift Silvestri Lürsenii de templo et bibliotheca Apollinis Palatini liber. Acc. dissertatt. de Apolline, et de bibliothecis veterum, cummaxime Rom. Franeq. 1719. 8. Falster Quaest. Rom. p. 128. sqq. Uebersicht in J. F. Facius Collectaneen zur Gr. u. Röm. Alterthumskunde, Coburg 1811. Num. 2.

45) Schreibestoff: an der Spitze stehen Aegyptische Papyre, welche man durch Leimen und Glätten verbesserte, nach Feinheit und Stärke durch Namen der Sorten wie charta Augusta (eine Art Briefpapier), Livia, Claudia unterschied, Plin. XIII, 24. Ausführlich wenn auch nicht genau Salm. in Vopisci Firm. 3. p. 696. sqq. Abschreiber: bekannt sind zuerst die Fabriken des Atticus, wo bereits schnell und fehlerhaft geschrieben wurde: Cic. ad Qu. Fr. III, 5. extr. De Latinis vero, quo me vertam nescio: ita mendose et scribuntur et veneunt. Andere Klagen über die Fehler der MSS. und die geringe Neigung der Buchhändler, Abschriften mit guten Texten vergleichen zu lassen, bei Strabo und Galenus in Encykl. d. Philol. p. 119. Cobet de arte interpretandi p. 53. ff. Auch Livius nimmt bei sachlichen Bedenken ein fehlerhaftes Exemplar an. Daher die Nothwendigkeit einer Revision (librariorum menda tolluntur, Cic. ad Att. XIII, 23.) und die Betriebsamkeit des Valerius Probus,

Suet. gr. 24. multa exemplaria contracta emendare ac distinguere et annotare curavit. Probus übertrug hieher nach dem Vorgang anderer Römischer Grammatiker das Alexandrinische System kritischer Randzeichen (notae, Monographie des Sueton), wovon ein altes aber sehr verdorbenes Pariser Anecdotum (Zeitschr. f. Alterth. 1845. Num. 11. kommentirt von Bergk N. 14. ff.) ein Register gibt, mit dem übel erhaltenen Vorwort (Suetonii reliqu. ed. Reifferscheid p. 138.): His solis in adnotationibus hennii lucii (d. h. Ennii, Lucilii) et historicorum usi sunt varros. hennius. haelius aequae et postremo Probus, qui illas in Virgilio et Horatio et Lucretio apposuit ut Homero Aristarchus. Dann Fronto p. 210. Ciceronianos emendatos et distinctos habebis; adnotatos a me leges ipse. Merkwürdig kann hier scheinen dafs schon dem Cicero begegnet, was uns mit Setzern und Druckern widerfährt: ein Fehler den er ad Att. XIII, 44. in der Ligariana zu berichtigen bittet, ist stehen geblieben, dagegen ein anderer den er Att. XII, 6. im Orat. 9, 29. gelegentlich entdeckt, wo ab Aristophane statt ab Eupoli durch einen Gedächtnifsfehler eingeschlichen war, ohne Variante beseitigt worden. Diese Thatsachen hat Géraud Essai sur les livres dans l'antiquité p. 204. ff. nach Analogie neuerer Verhältnisse richtig beurtheilt. Zufällig war wol der ganze Vorrat der Abschriften bereits ausgegeben, und eine Aenderung liefs sich damals nicht mehr anbringen, vielleicht auch später nicht, wenn das Werk überhaupt wenig begehrt wurde; denn manches fand auch damals nur wenige Leser. In diesen Anfängen einer unsicheren Diplomatik dürfen wir den ersten Grund für durchgreifende Varietäten suchen, nicht blofs einer doppelten Recension oder Bearbeitung (wie Cic. Acad.), sondern auch für Abweichungen im Texte, die bis in die Zeiten des Autors aufsteigen, wo man Interpolationen der Leser oder Grammatiker ohne Wahrscheinlichkeit anzunehmen pflegt. In letzterem Falle scheint namentlich die diplomatische Kritik unseres Horaz bei den lyrischen Gedichten zu sein; auch bei jener Lesart aller MSS. bis auf eins Serm. I, 6, 126. fugio rabiosi tempora signi. Livius 38, 55. vermuthet in einem alten Text eher librarii mendum quam mendacium scriptoris. Auch Martialis II, 8. gibt seinen Abschreibern die Schuld. Begreiflich redet ein Mann wie Gellius häufig von verdorbenen oder verdächtigen Lesarten, gegenüber den guten und schönen Handschriften (librum veterem, fidei spectatae, luculente scriptum XIII, 30.), und geht auf Autographa zurück (solche zum Theil kostbare des Cicero, Virgil, Augustus u. a. erwähnen Plin. XIII, 12. f. Quintil. I, 7, 20. 22. Suet. Aug. 87. Ner. 52.): wie I, 7. (gegen die heutigen codd. Cic.) IX, 14. ein theurer und vielleicht authentischer Codex von Aeneis B. 2. II, 3. Bisweilen war eine Prüfung der MSS. durch Grammatiker erforderlich, grammaticus quispiam de nobilioribus, ab emptore ad spectandos libros adhibitus V, 4. Man versteht also warum solche Bücher aus alten Zeiten, die durch namhafte Grammatiker (einige nennt Fronto Epp. p. 46.) bearbeitet oder revidirt waren, ein hohes Ansehn genofsen. Auf antiqui libri des Ennius beruft sich schon Cic. Orat. 48. Bisher waren unsere Kritiker den Handschriften von hohem oder höchstem Alter günstig bis zum Aberglauben; in vielen dringenden Fällen mochte man eher den Autoren einen Fehler in Sachen oder im Sprachgebrauch zumuthen als an der altergrauen Autorität zweifeln. Jetzt werden sie diesem in der Praxis schädlichen Vorurtheil entsagen, je länger sie hören und selbst erfahren, wie sehr unsere Codices vom ältesten Datum (z. B. in Livius oder Persius) täuschen, sogar von den gröbsten Fehlern erfüllt sind, weil ihnen der emendator mangelte; wenn aber auch eine kritische Revision besorgt war, wie bei Livius im Auftrage der Symmachi, so rifs doch der Faden der diplomatischen Tradition frühzeitig ab. Uebrigens handeln von diesem Punkte der Römischen Diplomatik Lehrs de Aristarchi stud. Hom. p. 366-369. und Osann in seiner Bearbeitung des Anecdotum Romanum de notis veterum criticis, Giefsen 1851.

46) Ueber Betrieb und Bedeutsamkeit dieser Buchhändler, deren libelli (in omnibus libellis Catull. 55, 4.) in allen grofsen Sammelpunkten geschäftiger oder müfsiger Menschen aufgestellt waren, also im Argiletum, bei den Sigillaria oder dem vicus Sandaliarius, nach Galen dem Hauptquartier des Buchhandels

(s. Walch de arte crit. p. 100.), zieht man zuerst aus Horaz, dann aus Quintilian, Martial, Gellius und deren Zeitgenofsen eine zusammenhängende Notiz. Interessant hat diesen Stoff verarbeitet Manso Verm. Abhandl. u. Aufsätze p. 274-83. Vollständiger A. Schmidt Gesch. der Denk- und Glaubensfreiheit (A. 193.) K. 5. „Der litterarische Verkehr und der Buchhandel"; nur wird dort alles ins moderne gemalt, auch mehrmals auf Hyperbeln und Einzelheiten ein zu grofses Gewicht gelegt und dem buchhändlerischen Vertrieb (wohlverstanden in Rom) ein übertriebner Umfang zugeschrieben. Der Autor erhielt, wie jeder erwarten mufs, kein Honorar: darüber hören wir die wenig anständigen Klagen von Martial V, 16. XI, 3. Eins seiner Bücher (I, 67.) kam in guten Exemplaren hoch zu stehen; doch hatte man auch wohlfeile Ausgaben, XIII, 3. Eine Kunde von neuen Büchern verbreitete sich durch Recitation oder lobende Stimmen der litterarischen Parteien; den nächsten Schritt zur Anerkennung des neuen Autors mussten Grammatiker thun; alsdann wanderten Abschriften mit den Römischen Heeren in die Provinzen (zunächst Gallien, Spanien, Africa, Anspielungen Hor. C. II, 20, 20. Epp. I, 20, 13. Martial. VII, 88. Plin. Epp. IX, 11. Bibliopolas Lugduni esse non putabam), sobald Rom sich übersättigt hatte. Novitäten ersah man aus den an pilae gehängten Verzeichnissen, und fand sie in verschiedenen Fachwerken (nidi) des Buchladens geordnet. Es ist klar, wie auch Quintilian dem Trypho sagt, dafs die Antoren von der Sorgfalt ihrer librarii oder Verleger abhängig waren, und sie dankten ihnen die Verbreitung ihres Ruhms. Besonders wurden antiquarii beschäftigt, Schönschreiber der alten Klassiker.

47) Die Quartiere der Stadt Rom worin Bibliotheken sich fanden erwähnt Preller die Regionen Roms p. 219-221. Vom sogenannten Victor de regionibus Urbis Romae, der die Bibliotheken nach Revieren Roms aufzählt, wird niemand mehr Gebrauch machen. Erste, halb öffentliche des Lucullus: Plut. Luc. 42. (s. Anm. 36.) Cic. Fin. III, 2. Dann die grofsen Privatsammlungen des Varro, Atticus, Cicero, mit einer Griechischen und Lateinischen Abtheilung, woher der Plural bibliothecae, ad Qu. Fr. III, 4. de bibliotheca tua Graeca supplenda, libris commutandis, Latinis comparandis. Technik des Bibliothekars Tyrannio, ad Att. IV, 4. 8. Caesars Plan Suet. 44. bibliothecas Graecas Latinasque quas maximas posset publicare, data M. Varroni cura comparandarum ac digerendarum. Asinius Pollio stiftete in seiner öffentlichen Bibliothek, die sich im Atrium Libertatis (Ovid. Trist. III, 1, 71.) befand, zum ersten Male die Büsten berühmter Autoren, und von Zeitgenossen erhielt in dieser Walhalla keiner einen Ehrenplatz als Varro: Plin. XXXV, 2. coll. VII, 31. M. Varronis in bibliotheca, quae prima in orbe ab Asinio Pollione er manubiis publicata Romae est, unius viventis posita imago est. Eine sehr auffallende Huldigung war der Senatsbeschlufs, dafs des Germanicus Brustbild veteres inter scriptores (Tac. A. II, 83.) aufgestellt würde. Hiermit begann ein neuer Luxus, der Schmuck öffentlicher Sammlungen durch Büsten, sogar von grofsem Metallwerth; auch wufste die Eitelkeit der Schöngeister sich einzudrängen, Schol. Hor. S. I, 4, 22. zum öfteren mindestens in Privatbibliotheken, Martial. praef. IX. cf. Plin. Epp. IV, 28. Seitdem wurden Prachtcodices (ista exquisita et cum imaginibus suis descripta sagt Seneca) mit Bildern der Autoren verziert, Belege bei Urlichs im Rhein. Mus. XIV. p. 611. Varro selber scheint durch solche Liebhabereien auf ein Unternehmen geführt zu sein, worin die Plastik mit einem litterarischen Anhang sich verband, nemlich zu seiner illustrirten Chronik, 700 Numern in Reihen von je 7 Namen mit Abbildungen begreifend, Hebdomades vel de Imaginibus: von ihrer litterarischen Einrichtung s. Anm. 587. Leider gibt Plin. XXXV, 2. über den plastischen Theil oder seine Technik wie häufig in bombastischen Worten einen So verschrobenen Bericht, dafs die Deutungen der Archaeologen völlig aus einander gehen: s. Krahner de Varronis Antiq. p. 8. 9. Creuzer in Zeitschr. f. Alterth. 1843. N. 133. ff. Letronne in Revue des deux mondes 1837. Juin, p. 657. ff. und Revue Archéol. V. p. 32. ff. hiezu Mercklin im Philolog. XIII. p. 749. fg. vergl. mit dem genannten Urlichs p. 607. ff. Der Gelehrte fand den Kern seiner Arbeit in einer kurzen biographischen Notiz, nemlich in den

Epigrammen (Proben bei Burm. Anth. Lat. I. pp. 198. 404.), welche von Varro als subscriptio jedem Stücke dieser in Bilder gefafsten Welthistorie beigegeben waren. Aufnahme klassischer Schriften in öffentliche Bibliotheken besagt der von Peerlkamp gemifsdeutete Vers, Horat. Ep. ad Pis. 190. fabula quae posci volt et spectata reponi. Augustus: Instruktion desselben in epistola, quam brevem admodum ac simplicem ad Pompeium Macrum, cui ordinandas bibliothecas delegaverat, misit, Suet. Caes. 56. Stiftung der Octavia in theatro Marcelli 721. deren Bibliothekar C. Melissus (Suet. gr. 21.), und der Palatina 726. in den Hallen des Apolltempels (addidit porticus cum bibliotheca Latina Graecaque Suet. Aug. 29. cf. Sant. in Prop. p. 432.), deren Glanz noch durch Kunstwerke erhöht war (alterthümliche Bronzetafel, Plin. H. N. VII, 58.), unter Aufsicht des Iulius Hyginus (Suet. gr. 20.); beide durch Feuer verwüstet, von Domitian hergestellt. Bibliotheca domus Tiberianae: Gell. XIII, 19. Vopisc. Prob. 2. cf. Suet. Tib. 74. Daher K. Marcus ad Front. Epp. IV, 5. (p. 135. Or.) Tiberianus bibliothecarius. Bibl. Pacis Stiftung Vespasians, vielbesucht, Trebell. XXX Tyr. 31. Bibl. Ulpia erfüllt von Urkunden und Seltenheiten wie libri lintei, merkwürdig Vopisc. Tac. 8. habet bibl. Ulpia in armario sexto librum elephantinum. Bibl. Capitolina, vielleicht von Hadrian. Nach dem 2. Jahrhundert hat man wie es scheint aufgehört öffentliche Bibliotheken zu stiften. Sammlungen in Landstädten, bibl. Tiburs von Gellius benutzt, bibl. Comensis aus Plin. Epp. I, 8. bekannt.

48) Die Mehrzahl verfuhr hier (um von Cicero zu schweigen, z. B. ad Att. II, 6.) wie der jüngere Cato nach Plutarch c. 20. xai aμa oxoans avons τῶν δημοσίων παραλαβών βιβλία καὶ φιλοσόφους ἐβάδιζεν εἰς Λευκανίαν, ἀγροὺς αὐτόθι κεκτημένος ἔχοντας οὐκ ἀνελευθέρους διατριβάς. Es waren dies secessus (Walch Parerga p. 98.) nah_und fern, deren einige Statius Silv. IV, 4. und schon früher Horaz C. I, 7. aufzählt. Hiezu acroamata oder anagnostae, Gronov. in Gell. I, 22. Walch Parerga p. 77. sq. Dieselben, auch lectores oder a studiis auf Inschriften genannt, wurden eine Zugabe vornehmer oder gebildeter Häuser, und zur Würze der Malzeiten, sobald litterarische Gastmäler im kaiserlichen Rom aufkamen, mufsten sie vorlesen: cf. Nepos Att. 14. Suet. Tib. 56. nebst Stellen bei Plinius und Gellius. Als Ersatzmann diente selbst ein comoedus oder lyristes, Welcker Griech. Trag. p. 1470. fg. Auch hier lief abenteuerliches unter, wie die Gesellschaft unterrichteter Sklaven beim reichen Calvisius, deren jeder einen besonderen Griechischen Dichter im Gedächtnifs haben musste, Seneca Ep. 27. Vergl. Anm. 62.

49) Ansehnliche Privatsammlungen sind von Tyrannio, Epaphroditus, Silius und vollends von Serenus Sammonicus bekannt. Einige derselben dienten dem Luxus und der Bibliomanie, und wenn das grelle Bild welches Seneca de tranq. an. 9. entwirft, vielleicht übertrieben ist, so mögen doch einige Züge darin zutreffen: plerisque, ignaris etiam servilium litterarum, libri non studiorum instrumenta, sed coenationum ornamenta sunt. iam enim inter balnearia et thermas bibliotheca quoque ut necessarium domus ornamentum expolitur. Man versteht alsdann das Gelüst eines eitlen Menschen, der dem älteren Plinius (selber einem eifrigen Leser und Bücherbesitzer) für 400 sestertia seine Adversarien abkaufen wollte, Plin. Epp. III, 5, 17. Wie wenig damals seichte Bücherkrämer und Halbwisser fehlten, lafsen uns der Dialogus de Oratoribus und Gellius merken. Sonst darf man nur als Ausdruck abnormer Eitelkeit die Erzählung vom Regulus (Plin. Epp. IV, 7.) betrachten: librum in exemplaria transcriptum mille per totam Italiam provinciasque divisit; er wollte nemlich dafs diese Biographie seines verstorbenen Sohnes von aller Welt und öffentlich gelesen würde.

50) Notae waren anfangs Geheimnifs, welches Caesar für diplomatische Korrespondenz gebrauchte; den Schlüssel kannten seine Freunde, Suet. Caes. 56. Gell. XVII, 9. Sià onuɛíov Cic. ad Att. XIII, 32. Sehr bald verbreitete sich die Kenntnifs der stenographischen Zeichen, zu denen wichtige VerhandJungen im Senat den frühesten Anlafs gaben: Plut. Cat. Utic. 23. TOUTOV

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