bis Pelorum rechnet. Ob beide Angaben in der Quelle standen, oder ob Einer von beiden Autoren eine Aenderung vorgenommen hat, ist schwer zu sagen. Ich vermuthe das Letztere. Partsch S. 52 rechnet aus den Itinerarien ebenfalls 235 m. heraus. Das beweist aber noch nicht agrippischen Ursprung, sondern nur, dass Varro richtig gerechnet hat. Ebenso hatte ja Varro (Plin. 3, 29) die Länge der prov. Tarraconsis übereinstimmend mit den Itinerarien zu 607 m. angegeben, nicht Plinius, wie Partsch S. 22 meint. Für die dritte Seite Lilybaeum - Pachynus hat Strabo aus dem Chorographen kein Mass angegeben, möglicherweise aus Versehen, oder vielleicht weil Landmass und Seemass übereinstimmten. Wenn Partsch S. 52 behauptet, dass Plinius für die dritte Seite Artemidor ausschrieb, so kennt er den Plinius und die Art seiner Quellenbenutzung zu wenig. Artemidor ist von Plinius gar nicht direkt benutzt worden, sondern nur durch Vermittlung des Isidor und Varro, wie ich anderswo gezeigt habe. Wenn es richtig ist, dass für die dritte Seite die Massangabe des Artemidor zu Grunde liegt, so ist, da in diesem Falle Varro der Vermittler sein muss, Varro auch für die übrigen Seitenmasse der Gewährsmann. Die Massangaben stehen nämlich bei Plinius in so enger Verbindung, in so guter Ordnung, dass die Annahme einer andern Quelle für die beiden andern Angaben durch Nichts gerechtfertigt erscheint. Dass sie speciell aus Agrippa stammen, ist schon deshalb nicht zu glauben, weil die agrippische Angabe bei Plinius an ganz anderer Stelle steht. Wären jene und diese agrippischer Provenienz, so würden sie wie sonst bei einander stehen. Zum Schluss sei noch auf einen gewaltigen Unterschied zwischen der agrippischen Darstellung und der des Chorographen bei Strabo aufmerksam gemacht. Wir haben schon betont, dass Agrippa die Grösse der Länder und Inseln bestimmt immer nur nach Länge und Breite, selbst bei Britannien und Sicilien, wo drei Seiten anzugeben angezeigt war. Bei Sicilien sind diese 2 Seiten Pelorum - Pachynus und Pachynus-Lilybaeum, cf. Dim. 13 und Orosius 52. Strabo dagegen giebt zwar auch nur 2 Seiten nach dem Chorographen an, aber gar nicht die, welche nach Agrippa Länge und Breite bezeichnen. Er giebt nämlich statt Pachynus - Lilybaeum Pelorum - Lilybaeum. Wie konnte Strabo, wenn er aus Agrippa schöpfte, die Nordseite angeben, die wahrscheinlich bei jenem nicht zu finden war, und wie konnte er gerade die Seite weglassen, welche bei der agrippischen Bestimmung den zweiten Hauptfaktor abgab? Wir kommen also immer wieder auf die Unwahrscheinlichkeit, ja Unmöglichkeit einer strabonischen Benützung des Agrippa. fr. 9. Die kleineren Inseln bei Sicilien (Strabo S. 277). Der Chorograph nennt Erikodes, Phoenikodes, Didyme, Lipara, Strongyle. Es könnte auffallen, dass Hiera nicht genannt wird. Allein die Entfernung von Lipara ist eine äusserst geringe und es mag deshalb für überflüssig gehalten worden sein, sie zu bestimmen. Aber ganz besonders auffallend ist die Verschweigung der Insel Euonymos. Nimmt man dazu, dass die Masse sehr wenig der Wirklichkeit entsprechen, was schon Grosskurd anmerkt, so wird man geneigt sein eine Lücke zu konstatiren. Ich schlage deshalb vor zu lesen: vθεν δ ̓ εἰς Λιπάραν πρὸς ἄρκτον ἐννέα, ἔνθεν δ ̓ εἰς Σικελίαν πέντε καὶ εἴκοσι· ἀπὸ δὲ Λιπάρας εἰς Εὐώνυμον] ἐννεακαί δεκα· ἑκκαίδεκα δ ̓ ἐκ τῆς Στρογγύλης. Anders Partsch S. 57 und Riese XLV. Die Zahl 29 ist für die Distanz DidymeLipara viel zu gross. Grosskurd meint, 14 m. betrage die wahre Entfernung. Vielleicht lässt man am besten eixoσt aus. Meine obige Ergänzung habe ich aus Plinius entnommen, was nach dem bisher Gesagten wohl keiner weiteren Rechtfertigung be darf. Andere Entfernungen giebt Plinius nicht an, so dass eine Vergleichung unmöglich ist. fr. 9. Darauf giebt der Chorograph die Inseln Melite, Gaudos, Kossura und Aegimuros an und für Melite und Gaudos die Entfernung von Sicilien. Πρόκειται δὲ τοῦ Παχύνου [καὶ τῆς Καμαρίνας] Μελίτη καὶ Γαῦδος, ὀγδοήκοντα καὶ ὀκτὼ μίλια ἑκατέρας αμφότεραι διέχουσαι. So liest Partsch S. 58. Er hat καὶ τῆς Καμαρίνας hinzugefügt und ἑκατέρας restituirt statt tñs angas. Damit ist, wie mir scheint, jede Schwierigkeit gehoben. Für uns hat diese Lesart deshalb besonderes Interesse, weil die plinianische Angabe (3, 92 Melite a Camarina LXXXVII) mit der des Chorographen stimmt und wiederum Varro als die gemeinschaftliche Quelle zu erkennen ist. Die Reihenfolge nämlich ist bei Plinius und Mela (2, 120) so gut wie dieselbe: Gaulos, Melite, Cosyra. Nur Aegimuros fehlt. Mela erwähnt diese Insel überhaupt nicht und Plinius erst 5, 42. Das Letztere darf nicht auffallen. Man bedenke, dass diese Insel oder Inseln in der Nähe Carthagos liegen und dass Plinius die Inseln beschreibt je nach ihrer Lage zu der nächsten Küste. Es scheint dies ein von ihm selbst ausgedachter Plan zu sein. In seiner Quelle, die sämmtliche Inseln wie Mela uno impetu absolvirt zu haben scheint, hat er diese Anordnung sicher nicht gefunden, sonst würden in seiner Darstellung Wiederholungen nicht öfter vorgekommen sein, wie z. B. Gaulos, Melita, Cosyra hier und 5, 42; ferner ante Asiam 5, 133 Carpathos, Casos, Chalce, 5, 134 Cos und Casos 4, 70, Chalcia, Cos und Carpathos 4, 71. Dass aber Plinius nicht die Absicht gehabt hat sich zu wiederholen, ist an sich wahrscheinlich, wird aber noch zum Ueberfluss bestätigt durch seine Worte selbst (5, 134). Von Icaros will er nicht weiter sprechen, weil er dieser Insel schon früher 4, 68 ausführlich Erwähnung gethan (de qua dictum est). Er hat sich also bei ihr zufällig der früheren Beschreibung erinnert, bei den übrigen aber nicht. Wir haben also kein Recht zu sagen, weil bei Plinius Aegimuros fehle, habe seine Quelle ihrer auch nicht gedacht. Vielmehr hat sie Plinius absichtlich ausgelassen, um sie später besser zu placiren. Wenn aber Plinius und Mela übereinstimmen, haben wir immer eine gemeinsame Quelle, in der Regel Varro, anzunehmen. Als Resultat dürfen wir demnach festhalten: 1) Die Küstenmasse des Chorographen stimmen besser mit den varronischen als mit den agrippischen. 2) Bei den grössern Inseln hat Plinius zwar nicht immer dieselben Distanzen angegeben wie Strabo, wo er sie aber giebt, stimmen die Masse mit denen Strabos überein, dagegen wenig oder gar nicht mit den agrippischen. 3) In der Beschreibung der kleineren Insel spricht allerdings nur Weniges für varronischen Ursprung, für agrippischen aber gar Nichts. Die Excerpirmethode des Plinius. Im Verlaufe der bisherigen Untersuchungen haben wir öfter Gelegenheit gehabt die Art der plinianischen Quellenbenutzung kennen zu lernen. Es ist aber für die folgenden Untersuchungen nöthig, diese Frage einmal im Zusammenhange zu behandeln. Furtwängler Plinius und s. Quellen über d. bild. Kuenste, Lpz. 1877 (SA. aus dem IX. Suppl. Bd. der Fleckeisen'schen Jahrb.) S. 4 ff. nimmt an, dass des Plinius Werk eine Mosaikarbeit, eine nach bestimmten Rubriken geordnete Excerptensammlung sei. Es soll nicht geleugnet werden, dass diese Ansicht für einzelne Partien ihre Gültigkeit haben kann. Wir sind eben noch nicht so weit über das ganze Werk endgiltig absprechen zu können. Als ganz entschieden unrichtig ist sie aber für die Theile der plinianischen Encyklopädie zu erweisen, mit denen die Forschung sich bis jetzt etwas mehr beschäftigt hat. Wir werden diesen Beweis im Folgenden liefern. Zugleich mit ihm wollen wir zu konstatiren suchen, dass Plinius seine Quellen wörtlich oder fast wörtlich auszuschreiben pflegt. Plinius und Mela haben, wie früher gezeigt worden ist, gemeinsam einen Periplus Varros benützt. Beider Darstellungen stimmen oft wörtlich überein, selbstverständlich noch grösser wird diese Uebereinstimmung mit der gemeinsamen Quelle gewesen sein. Also wörtliche oder fast wörtliche Uebereinstimmung der Darstellung des Plinius und seiner Quelle ist hier für eine grosse Reihe von Stellen konstatirt. Aus dieser Quellengemeinschaft des Plinius und Mela und aus einer Vergleichung der Chorographien beider Autoren war dann noch ein weiteres Charakteristikum der plinianischen Quellenbenutzung gewonnen worden. Plinius ist in der Weise verfahren, dass er die Küstenbeschreibung seines Gewährsmannes fast durchweg zu Grunde legte, gerade so wie Mela. Seine Chorographie unterscheidet sich von der des Letzteren nur dadurch, dass Plinius aus einer ganzen Reihe anderer Autoren Zusätze machte; die Belege hiefür finden sich oben in den Untersuchungen über Isidor, Agrippa, Augustus. Von einer Zusam menfügung einzelner Excerpte aus Varro und Anderen kann also wenigstens in Betreff der Bücher 3-6 keine Rede sein. Zusätze giebt Plinius da, wo die varronische Schrift einen Abschnitt zeigte, zuweilen freilich unterbricht er auch die varronische Darstellung, um einen Einschub aus einem andern Autor zu machen. Auch hierüber findet man in den früheren Untersuchungen Belege. Hier will ich nur kurz einige Stellen anführen, in denen uns grössere, ungetheilte Fragmente des varronischen Periplus nach den früher gelieferten Beweisen vorliegen lib. 3, 31-35. 53-56. 59-62. 99-103. 117-121. lib. 4, 9-21. 23–31. 33–38. 40-50 (mit einigen kleinen Zusätzen). 82-91. 113-116. lib. 5, 23-29. 43-46. 91-93. 97-101. 141-144. 148-150. lib. 6, 32-35. 53-56. 107-109. Auch die Descriptio Italiae des August hat Plinius stark benutzt, wenn auch sehr gekürzt. Aus ihr stammt das alphabetische Ortslexikon der Regionen, resp. Landschaften. Von der Aneinanderreihung einzelner Excerpte ist hier ebenfalls Nichts zu bemerken. In der alphabetischen Aufzählung schliesst sich ausserdem Plinius wörtlich an seine Vorlage an. Die Art der Benützung des Varro und August genügt allein schon jene Behauptung einer blossen Excerptensammlung als unbegründet erscheinen zu lassen. Wir wollen aber trotzdem noch auf Furtwänglers Beweisführung eingehen. Dieser meint S. 5, Montigny habe zuerst in seiner Dissertation (Quaestiones in Plinii N. H. de animalibus libros, Bonn 1844) die plinianische Excerpirmethode klargelegt. Allein es ist ihm entgangen, dass Montigny am Schluss seiner übrigens sehr tüchtigen Arbeit in Widersprüche geräth. S. 57 f. werden dort die auf Aristoteles zurückzuführenden Stellen nach verschiedenen Rubriken aufgezählt, 1) die wörtlich ausgeschriebenen, 2) die verkürzten, 3) die erweiterten, 4) die missverstandenen u. s. w. Montigny nimmt also hier an, dass Aristoteles von Plinius überall direkt benutzt worden ist. Ganz anders und entschieden richtiger, wenn auch noch nicht ganz richtig urtheilt er vorher S. 52. Dort sagt er, besonders Schneider habe nicht ohne Grund den Verdacht geäussert, dass Plinius in seiner Zoologie selten oder gar nicht den Aristoteles selbst |