Ciceros Reden de imperio Cn. Pompei (pro lege Manilia) und pro Archia poëta. Nach Dr. Ferdinand Schultz' Ausgabe. Zweite, völlig umgearbeitete und vermehrte Auflage besorgt von (Karl) Dr. Adolf Lange. Paderborn. Druck und Verlag von Ferdinand Schöningh. - 1898. Zweigniederlassungen in Münster, Osnabrück u. Mainz. Vorwort. Die ie neue Bearbeitung der Schultzschen Ausgabe von Ciceros Reden de imperio Cn. Pompei (pro lege Manilia) und pro Archia poëta weist folgende Veränderungen auf: 1. Der Text ist entsprechend dem heutigen Stande der Textkritik revidiert worden; 2. im Kommentar sind vor allem die für das Verständnis erforderlichen sachlichen Erläuterungen hinzugefügt worden, daneben aber auch eine grofse Anzahl sprachlicher Erklärungen; 3. an Stelle des lateinischen Argumentum ist eine deutsche Einleitung beiden Reden vorangestellt worden. Marburg, im Januar 1898. Dr. Adolf Lange. Einleitung zur Rede de imperio Cn. Pompei. § 1. Mithridates. Mithridates VI. Eupator (120--63 v. Chr.), der als elfjähriger Knabe den pontischen Königsthron bestiegen hatte, war unter beständigen, durch die Nachstellungen seiner Vormünder bewirkten Lebensgefahren zu einem gewaltigen Manne herangewachsen. In seinem riesigen, durch die Gefahren seiner Jugend, durch Jagdzüge und Waffenhandwerk gestählten Körper wohnte ein hochstrebender, herrschsüchtiger Geist. Ausgezeichnet durch Redegewandtheit und Beherrschung der verschiedensten Sprachen - er sprach ohne Dolmetscher einer jeden der 22 Völkerschaften, die er beherrschte, in ihrer Sprache Recht -, hervorragend durch eine unermüdliche Rührigkeit, persönlich tapfer und als Feldherr tüchtig, die Schwächen seiner Gegner mit scharfem Blick erspähend, die Zeitverhältnisse schlau benutzend, zäh festhaltend an seinen Plänen, dabei nie wählerisch in seinen Mitteln, Verrat und Mord ohne jede Regung des Gewissens gegen jedermann übend, mifstrauisch selbst gegen seine nächsten Anverwandten, grausamer noch als die anderen asiatischen Despoten, schuf er sich eine gewaltige Macht unter den Augen der Römer, die zu spät erst ihren gefährlichsten Feind in ihm erkannten. Zu seinem ursprünglichen Reiche Pontus am Schwarzen Meere eroberte er Kolchis, das bosporanische Reich (die Krim und die nördlichen Küstenländer des Schwarzen Meeres) und Kleinarmenien; er besetzte ferner Kappadocien und in Gemeinschaft mit Nikomedes von Bithynien auch |