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Bei der Beurtheilung der nachfolgenden Erörterungen wolle man folgende Gesichtspunkte nicht aus dem Auge lassen.

Zunächst liegt nach der Absicht des Verfassers der Schwerpunkt unserer Untersuchungen durchaus auf dem historischen Gebiet. Man kann ja bei der nahen Verbindung zwischen Philologie und alter Geschichte in der Behandlung der letzteren verschiedene Standpunkte zur Geltung bringen. Wir halten es daher für unsere Pflicht, hervorzuheben, dass unsere Erörterungen nicht in erster Linie philologisch-literarischen oder literarhistorischen Resultaten gelten, sondern dass wir die Erforschung der politischen Geschichte und vor Allem die Erkenntniss der politischen Stellung und Parteirichtung derjenigen Geschichtschreiber uns zum Ziel gesetzt haben, durch welche die Tradition über den zweiten punischen Krieg in massgebender Weise bestimmt worden ist. In der Ueberzeugung, dass die Tradition unter dem Einfluss lebhafter Parteigesinnungen entstanden, diese aber von der gegenwärtigen historischen Forschung noch keineswegs genügend erkannt sind, hielten wir eine Untersuchung der Quellen von diesem Gesichtspunkt aus für die nächstliegende und wichtigste Aufgabe desjenigen Historikers, der sich die Erforschung des hannibalischen Kriegs zum Ziel gesetzt hatte. Da die Hauptmasse der Ueberlieferung auf römischer Seite entstanden ist, so ermisst man leicht, welchen Vorschub unsere Untersuchungen durch die Auffindung Jubas, eines unbetheiligten und auf nichtrömischen Quellen fussenden Schriftstellers erhalten musste. Wir besitzen in ihm einen unpartheiischen Zeugen, der zur Controlle der römischen Schriftstellerei und zur Erkenntniss ihrer Schwächen sich vorzüglich qualificirt.

Es ist ferner eine bekannte Thatsache, dass auf Gebieten,

welche wie das unsrige ebenso interessant als schwierig zu erforschen sind, die Wissenschaft sich häufig bemüht, durch Conjekturen die Lücken des Wissens zu ergänzen. Dabei ist es sehr leicht möglich, dass der Eifer und der Durst nach Wahrheit den Forscher dasjenige für wohlbegründete Resultate ausgeben lässt, was in Wahrheit durchaus den Stempel der Subjektivität an sich trägt. In der Erkenntniss dieser Klippe ist es unser ganzes Streben und einer unserer Hauptgesichtspunkte gewesen, uns auf die Darstellung und Wiedergabe des Wissbaren, welches ja meist mit dem Wissenswerthen zusammenfällt, zu beschränken, und an solchen Stellen, wo etwas Sicheres nicht vorzubringen war, lieber zu schweigen, als subjektive und unfruchtbare Vermuthungen auszusprechen.

Man würde endlich gänzlich fehl gehen, wenn man in den folgenden Erörterungen eine im engeren Sinn systematische Zusammenstellung über die Quellen des zweiten punischen Kriegs erwartete. Eine solche verbietet sich von selbst durch die Lückenhaftigkeit der Tradition und durch die noch fortwährend im Fluss begriffene, werdende und wachsende, aber noch nicht fertige Forschung. Auch gestehe ich offen, ein Feind des Systematisirens zu sein, zumal in Bezug auf Gegenstände wie der vorliegende. Zur Motivirung möchte ich mir die Worte unseres grossen Lessing aneignen, welcher bekanntlich die Neigung der deutschen Gelehrten, mit systematischen Büchern die Welt zu beglücken, zu Anfang seines allerdings durchaus unsystematischen Laokoon arg mitnimmt. Es versteht sich von selbst, dass nichtsdestoweniger feste Gesichtspunkte bei der Ausarbeitung des Ganzen und Einzelnen vorgeschwebt haben und es

dürften dieselben für den aufmerksamen Leser sofort herausspringeu.

Schliesslich ist es nothwendig, hervorzuheben, dass unsere Erörterungen und die etwa erzielten Resultate durchaus auf den werthvollen wissenschaftlichen Vorarbeiten fussen, welche. von Männern wie K. W. Nitzsch, Wölfflin, Nissen, C. und H. Peter, Friedersdorff, Böttcher, Soltau u. A. über die einschlagenden Fragen bereits früher veröffentlicht worden. sind. Ihnen verdanke ich selbst da Vieles, wo ich über ihre Ansichten hinaus zu gehen nicht umhin gekonnt habe und halte ich mich zu diesem Anerkenntniss hier um so mehr verpflichtet, als im Lauf unserer Untersuchung vielleicht nicht an allen Stellen diese Thatsache für Jedermann sofort sichtbar erscheinen könnte.

Marburg, im Juli 1874.

Ludwig Keller.

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Zweiter Theil. Die Römischen Quellen und ihr Ursprung S. 57-126.

49-56

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Kap. XIV. Hannibals Marsch nach Italien 174–179.

Das Vorspiel des Kriegs

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S. 171-215.

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