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in seinen mannigfaltigen Entwicklungen vom Gothischen bis auf die noch lebenden Zungen vielfach gespaltene, die grofse Schaar der germanischen Völker, wie die alten Eigennamen darthun, umfassende deutsche. Da die Wenden ein Volk sind mit den Slawen, so gebührt ihnen der dritte besondere grofse Sprachstamm in Mitteleuropa, der slowenische. Die Sprachen der drei Stämme können eben so wenig mit einander verwechselt und für eins gehalten werden, stehen sich eben so ferne, wie das Griechische und Lateinische. Nur das Band einer inneren Verwandtschaft knüpft sie alle wieder zusammen.

Das Slowenische, Deutsche und Keltische sind die drei äussersten nordwestlichen Glieder einer grofsen von Indien bis Hibernien reichenden Sprachenfamilie, deren einzelne Zweige in der Umhüllung der Wurzelwörter durch Beugung und Ableitung und in einer Masse besonderer, jedem eigenthümlicher Vortstämme sich von einander unterscheiden, und gegenseitig als selbststän dige Sprachindividuen ausschliefsen, durch die Identität des gröfseren Theils derselben aber wieder in Verbindung stehen, und darauf hinweisen, dafs die Völker, denen sie angehören, die in der Urzeit zerfallenen Theile eines ursprünglich gleichen Ganzen sind, die nach der Spaltung selbstständig in Sprache, wie in Sitte, sich fortgebildet haben.

Wenn nun in dieser Entwicklung einige der frühe getrennten Völker unter sich gröfsere Gleichförmigkeit zeigen, als andere, so wird sich die Folgerung ziehen lassen, dafs eben diese in jener dunklen Ürzeit, in die kein Strahl der Geschichte fällt, mögen sie ihre alten nachbarlichen Verhältnisse später behauptet haben oder nicht, sich auch näher gestanden, als die, bei welchen eine mehr abweichende Richtung in der Entfaltung der gemeinschaftlichen Grundlage bemerkt wird.

Dafs das Griechische und Lateinische in ihren Bildungen unter sich selbst in näherer Verwandtschaft stehen, als mit andern Sprachen, ist bekannt. Dasselbe gilt von den nördlichen Gliedern dieser Familie, wie vom Deutschen und Slawischen. Nicht blofs Wurzeln, die sich anderswo nicht wieder finden, haben beide Sprachen gemein; wie mit keiner andern zeigen sie unter sich Uebereinstimmung auch in der Umhüllung ihrer Wurzeln, zunächst in der Beugung. Das Lateinische, wie das Griechische, hat für das Adjectivum und Substantivum gleiche Art der Abwandlung, das Deutsche und Slawische für jedes eine besondere. Das Pronomen

nimmt hier an der Abwandlung des Adjectivs Theil, wie die Wurzel i, Bezeichnung der dritten Person, die im Lat. i-s, e-jus (für i-jis), e-i, wie lex (= leg-s), leg-is, leg-i, audax, audacis, audaci beugt, im Goth, i-s, i-s, i-mma, wie das Adj. blind-s, blind-is, blind- amma abwandelt, nicht wie das Subst. fisk-s, fisk-is, fisk-a, im Ahd. ir, es, imu, wie plinter, plintes, plintemu, nicht wie wolf, wolfes, wolfa, und gleich im Slaw. i (Acc., im Nom. ungebräuchlich), Gen. j-ego, Dat. j-emu, wie das Adj. dobryj, dobrago, dobromu; bisznij, bisznjago, bisznemu, *) nicht wie das Subst. rab, raba, rabu. Ganz eigen ist dem Deutschen die Abwand. lung durch n (schwache Decl. bei Grimm), die einer be stimmten Anzahl von Substantiven ausschliefslich zukommt, und deren jedes Adj. aufser seiner eigenthümlichen Abwandlung noch theilhaft werden kann. Diesen Gegensatz kennt das Slawische, das dem n vielmehr abgeneigt ist, nicht, hat aber einen andern entwickelt, der sich vielleicht beim Subst. mit jenem vergleichen läfst, in der Abwandlung durch weiche Vokale, durch eingeschobenes i oder j, das häufig mit dem Schlufsconsonanten der Wurzel verschmilzt und ihn erweicht, gegenüber der harten Abwandlung, die den Schlufsconsonanten in seiner ursprünglichen Gestalt bewahrt, und jenes Zwischen-i ausschliefsend, Vokale, die keinen solchen erweichenden Einfluss haben (harte), wie a, o, u, y (=ü), unmittelbar ansetzt. Dieser Gegensatz zwischen hart und weich reicht aber im Slawischen weiter, als die deutsche n- Bildung, und äufsert sich im ganzen Sprachbau. Wie im Deutschen, lassen sich im Slawischen Stammverba von abgeleiteten unterscheiden. Jene (bei Grimm Verba starker Conjugation) fügen die Conjuga tionsformen unmittelbar an den Stamm an, wie goth. gib-an, lig-an, slaw. nes-ti; diese (Verba schwacher Conjugation) setzen nach der Wurzel noch ableitende Vokallaute ein, die dann im Deutschen auch eigenthümliche Conjugationsformen mit sich bringen, nicht auch im Slawischen, wo sich darum beide Klassen in ihrer Conjugation nothwendig mischten. Diese ableitenden Vokale, welche auch die Bedeutung der Wurzel, ursprünglich vielleicht in einem und demselben Sinne; modificierten, sind: 1) i, vor Vokalen j, meistens in Factitiven, und dann in beiden Sprachen Ablaut

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*) Nur einige unmittelbar aus Subst. abgeleitete Adj. behalten die substantivische Declination bei (Dobr. Institt. p. 597)..

bewirkend, wie goth. ligan (liegen), lagjan (legen); vindan (winden), vandjan (wenden); diups (tief), daupjan (eintiefen, taufen); slaw. lezhati und lozh-i-ti, in Wurzel, Form und Bedeutung das goth. ligan, lagjan, ausserdem häufig in blofsen Iterativen: nos-i-ti aus nes-ti, woditi aus wedu, woziti aus wezu (Dobr. Inst. p. 360); 2) ô, slaw. u oder aufgelöst ow, ew, meist Durativa aus Substantiven ableitend, wie goth. thiudan-ô-n (König sein) von thiudans, gudjinon von gudja, Priester, fraujinôn (imperare) von frauja, Herr, gaunôn (lugere); slaw. wdow-ow-ati, Praes. wdow-u-ju (Wittwe sein) aus wdowa, mirowati (elonyɛvɛw), likowati (jubilare); 3) goth. ái, ahd. e, slaw. je (vgl. goth. hláibs slaw. chljeb), im Deutschen in verschiedenem Sinne gebraucht, im Slaw. meist bei Inchoativen. Aufser diesen zeigt das Slawische noch den Zwischenvokal a in der grölseren Zahl der Activa, offenbar nicht in ableitender Bedeutung, sondern als Nebenbildung zur Klasse der Stammverba.

Geht auch der Gebrauch dieser Ableitungen weiter über die angegebenen Fälle hinaus, so erhellt doch hinlänglich, dals beide Sprachen derselben in auffallender Uebereinstimmung, die sich nicht so anderswo findet, sich bedient haben. Auf der andern Seite schliefst sich die slawische Sprache mit der ihr so ähnlichen aistischen Schwester nahe der indischen an. In den noch lebenden Resten des keltischen Stammes lässt sich gleicher Parallelismus mit der deutschen Sprachbildung nicht auffinden, kann aber darum für das Alterthum noch nicht geläugnet werden, da jene unterscheidenden Formen verwischt sein können, wie in den jetzigen, zum Theil auch schon älteren deutschen Dialekten. *)

*) Die noch übrigen Reste des Keltischen scheinen im Laufe der Zeit stark erschüttert und abgeschliffen zu sein; aber gewiss übertriebener Zweifel ist, ob sie ganz und gar der indischeuropäischen Sprachenfamilie zuzuzählen seien. Hiefür entscheiden sicher Zablwörter, Pronomina, übereinstimmende Wortbildungen, viel Lexikalisches selbst noch nach der jetzigen Gestalt der Dialekte. Und gesetzt auch, von diesem sei die Hauptmasse, wie sie aussieht, wirklich fremd und eigenthümlich, so liefse sich nur schliefsen, das Keltische sei in dem jedem Stamme eigenen Vorrathe (solcher ist jedem zuzugestehen, warum irgend einem nicht auch in reicherem Mafse?) besonders reich, und früher von der gemeinschaftlichen Wurzel abgeweigt; aber es ist kaum zu bezweifeln, dafs eine gründliche, durch Vergleichung der Dialekte unter sich und zu älteren Sprachdenkmälern die Gesetze ihrer Umgestaltung darlegende

Der Sprachentwicklung geht die Entwicklung des Götterglaubens zur Seite, und hierin läfst sich die Uebereinstimmung der Nordvölker, da die Nachrichten vom keltischen Glauben hinzukommen, vollständiger nachzeigen.

An der Spitze der Götterwelt steht bei allen der mächtige über Alles gebietende Gott, der das Prädikat Vater, Allvater trägt, und ihm zunächst folgen zwei ausgezeichnete Gestalten, gleichsam die Individualisierungen der starken Aeufserungen des ersten Gottes in der Erscheinung des Donners und in der Begünstigung in Ruhm and Kriegsglück, die darum als dessen Söhne auftreten. Der Allgott der Deutschen heifst W o dan, ahd. Wuotau, altn. 'Odinn, Odhinn, *) von den Römern in nicht genügender Interpretation meistens Mercurius genannt, dem auch Menschen als Opfer fallen durften: Deorum maxime Mercurium colunt, cui certis diebus humanis quoque hostiis litare fas habent. Germ. 9; Wodan, quem adjecta littera Gwodan dixerunt, ipse est, qui apud Romanos Mercurius dicitur, et ab universis Germaniae gentibus ut deus adoratur. Paul. Diac. 1, 9; colimus maximè Mercurium, quem Woden lingua nostra appellamus, sagt Hengist zu Vertigern bei Galfridus und Matth. Westmon. (Grimms Mythol. p. 91); Odhinn heitir Allfödhr, thvi at hann er fadhir allra godha, heifst es in Snorris Edda p. 24, und daselbst p. 5 fragt Gangler in Asgard: Hverr

Etymologie noch eiue bedeutende verwandte Masse herausstellte. Wer sieht dem kymr. teyrn, ir. tiarna (dominus) Verwandtschaft zu den benachbarten Sprachen an? Gal. ist es tighearn (der alte Name Tigurini und tigernus in Vertigernus) und mit Ab. leitung aus tigh (domus) — Dach, tectum von tegere, wie do minus aus domus.

*) Aus dem Stamme vadan (vadere, transmeare, cum impetu ferri) kann der Name für synonym gelten mit Geist aus der Wurzel gisan (cum impetu ferri, flare). Altn. odhr ( für vôdhr, da der Dialekt w vor dem o abstöfst) bedeutet noch ingenium, mens, sensus, aber das Adj. ódhr praecipitans, vehemens, und schon goth. vods furiosus, wie unser Wuth, wüthig, Schon im Namen liegen die zwei Hauptseiten des Gottes, des Geistigen und des Kriegerischen, angedeutet. Jede dieser zwei Sei ten tritt besonders personificiert auf in den angesehensten seiner Söhne; in Tyr die kriegerische. Als geistiger, allwaltender, schaffender Gott hat er die Erde als Gattin zur Seite und der Repräsentant dieses Verhältnisses ist ihr Sohn Thor. Eben so sondert sich wieder Thor, der Starke und Muthige, in Magni and Modhi.

er æztr edha ellztr allra godha? und erhält die Antwort: Sá heitir Allfödhr;.. lifir hann of allar alldir, oc stiórnar öllu riki sinu, oc rædhr öllum lutum stórum oc smám; .. hann:smidhadhi himin oc iördh oc loptin oc alla eign theirra. Wodan ist also der Regnator omnium Deus, der bei den Semnonen Menschenopfer erhielt (Germ. 59), und ist als Allvater Tuisco, der Gott vorzugsweise, des Volkes Stammvater. Eo omnis superstitio, respicit, tanquam inde initia gentis, sagt Tacitus vom semnonischen Heiligthume Wodans. Darum gehen die alten Genealogien, als die noch aufbewahrten angelsächsischen, von Wolan aus, und noch eine spätere Legende sagt von Kentigern, Bischof von Schottland (6. Jahrh.): Woden, quem principalem deum erediderunt et Angli, de quo originem duxerant,.. hominem fuisse mortalem asseruit et regem Saxonum, a quo plures nationes genus duxerant. Boll. Jan. 1, 820. Wodan, als allvermögender Gott Verleiher alles Erwünschten, als geistiger Gott Erreger des Geistes und des Muthes, ist auch der Gott des Sieges und Kampfes, Sigtýr in den Edden, Valfadir, Herfadir, dem die im Kampfe Gefallenen gehören, und von dieser Seite auch Ares, Mars in griechisch - römischer Interpretation: τῶν δὲ ἱερείων σφίσι (Θουλίταις, den Skandinaven) τὸ κάλλιστον ἀνθρωπός ἐστιν, ὅνπερ ἂν δοριάλωτον ποιήσαιντο πρῶτον· τοῦτον γὰρ τῷ Αρει θύουσιν, ἐπεὶ θεὸν αὐτὸν νομίζουσι μέγιστον εἶναι, Proc. B. Goth. 2, 15; communibus Deis et praecipuo deorum Marti grates agimus, spricht ein Tencterer bei Tacitus, Hist. 4, 64;*) und hiezu stimmt eine Glosse zu Jonas von Bobbio: qui apud eos (Alamannos) Vuotant vocatur, Latini autem Martem illum appellant. (Grimms Myth. p. 95.) Der für Krieg und Ruhm eigens personificierte Gott heifst Tiu, altn. Týr, ahd. Žiu. **) Sein

*) Diese Stellen lassen sich nicht auf Tiu deuten, einmal wegen des Ranges, dann wegen des Zeugnisses des Tacitus, dafs nur dem Wodan Menschen geopfert wurden.

**) Die lat. Wurzel DIU, DIV entwickelt in zwei Reihen die Wörter deus, divus, dives für den Begriff Gott und dies, diurnus, divum für Tag und Licht, und eben so die entsprechende deutsche TIU Tiusco, altn. tivar (Sing. in Sigtýr, Hangatýr=deus) für die eine Seite, und wohl nicht wieder für dieselbe, sondern an der Spitze einer zweiten den Namen des Gottes Týr, Ziu, und das identische altn. Substant. týr (fama, gloria), in ihrem Gefolge die abgeleiteten ags. alts. tir (gloria), ahd. ziori, zieri (famous, insignis). Vgl. Grimm p. 132. Im ags. Menologium steht

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