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dns befreite, schreiben eben so abgesondert und doch übereinstimmend ihre Erzählung vom Jesu Hinabsteigen ins Todtenreich. Aber auch diese Fabel glaubten ja Judendhristen und Heidenchristen mit gleicher Leichtgläubigkeit.

Mit Fleiß und Kenntniß stellt §. 12. eine Vergleichung an zwischen den #eligiösen Meinungen des Apokr. und der zwei ersten Jahrhunderte. Wo sich einzelne Verschiedenheiten finden, bleibt allerdings die Frage: ob nicht der sehr interpolirte Lert gerade dort unächt sey. So lange also, bis eine kritische Ausgabe des Terts möglich ist, wird auf diesem Wege über das Alter des Apokr. nicht ganz zu entscheiden seyn. Zu diesem Zweck müßte auch ge= nau untersucht werden, wie sich die angeführten Stellen aus dem A. und N. Testament zu den alten lateinischen Versionen verhal= ten, da aus dem Alter der lateinischen Version des Apokr. auf das Alter seines griechischen Grundterts geschlossen werden darf.

Daß Jesus, Kex omnipotens, omnipotens in divinitate, creator omnium creaturarum genannt wird, dies scheint wenige stens ein späteres Datum als die Mitte des 2ten Jahrhunderts zu verrathen. Die Stelle K. 22. p. 285. quis es tu, qui illos (sc. mortuos) qui originali peccato adstricti tenentur, absolvis captivos würde noch entscheidender seyn. Aber Br. vermuthet eine Interpolation. Auf alle Fälle aber finden wir nichts, was nicht auch um die Zeit geschrieben seyn könnte, da man die Scheiz dung der Seele Jesu vom Körper und ihr Hingehen in die Lodtenwohnungen, (nicht: in die Hölle) besonders gegen Apollinaris nach dem Jahr 370 als Beweis des Sahes: daß Jesus eine ächte Menschenseele gehabt habe, stark zu benußen pflegte. Damals erhielt die Lehre de descensu ad inferos d. i. in die Region des Todesfürsten von welchem der Höllenfürst hier so sehr als Apok. 6, 8. 20, 14. unterschieden wird einen so bedeutenden dogmatischen Einfluß, daß sich das sichtbare Bestreben unsers Apokr. für ihre Ausschmückung aus dem Geiste jenes Zeitalters am besten erklären lassen möchte. Vgl. Athanasii L. I. II. de incarnatione Domini nostri Jesu Christi contra Apollinar. Opp. T. I. P. II. Wir überlassen diese Vermuthung der Prüfung anderer Forscher und des Vfs. selbst, welcher für jetzt §. 13. das (sehr unwahrscheinliche)

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Resultat zog, daß unser Apokr, im 2ten Jahrhundert von einem Judenchristen, und zwar, weil die Juden in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts nicht mehr leicht Christen geworden seyen, in der ersten Hälfte des 2ten Jahrhunderts verfaßt sey, folglich vom Justin, Tertullian und andern als acta Pilati gelesen worden seyn könne, bei andern Kirchenvätern aber, weil es allzu sehr judaizire, nicht leicht Beifall gefunden habe.

Das XXVIII. Kap. erklärt §. 14. für unächten Zusaß, weil ́es in der angelsächsischen Ueberseßung, in der Erzählung des Romans vom König Perceforest und im Einsiedelischen Coder fehle und manches Unglaubliche enthalte.

Wir bemerken beiläufig: daß auch hier den jüdischen Oberpriestern eine große Tempelbibliothek von bekannten und verheimlichten heiligen Büchern beigelegt wird, wie in einigen ältern Apokryphen hellenistischen Ansehens. S. daß 2. B. des Maccab.

Unter den Anwendungen, welche §. 15. aus den Apokr. zieht, ist wohl_das_auffallendste die witzige Antwort, welche Kaiphas und Annas andern über die Auferstehung Jesu bestürzten Priestern gegeben haben sollen. Wie könnet ihr, sagen sie K. 14. jenen Soldaten glauben; sie haben sich ja von uns bestechen laffen, vielleicht hatten sie zuvor auch von Jesu Jüngern Geld genommen und dafür uns belogen. Hoc autem scitole, quod non est credendum ullo modo alienigenis, quia et a nobis acceperunt pecuniam copiosam." Liftiger hätte der verschlagene Kaiphas sich nicht helfen können.

Zum kritischen Gebrauch des Apokr. rechnet §. 17., daß es das erste Kap. des Matthäus nicht annehme, da es dem V. 18. widerspreche. Allein das Apokr. sagt Kap. 2. S. 244. nicht: Maria sey vor der Empfängniß mit Joseph verheurathet ges: wesen, sondern nur dieß, daß sie seine Verlobte gewesen sey. Desponsatio facta est; in desponsalitio Mariae adfuimus."

Das zweite Kap. des Matth. auch den Schluß vom Markus (XVI., 9- 20.) gebraucht das Apokr. als ächt.

Nach K. 10. soll der Gekreuzigte linteo (pudoris causa) praecinctus gewesen seyn. Dieß wendet der Vf. an zur Erklärung von ɑllos de Zwoes Joh. 21, 18. Aber wußte man ungefähr ums Jahr 370. noch die Sitten einer palästinischen Kreuzigung anders, als aus Vermuthung?

Nach Kap. 27. mußten die aus dem Todtenreich erlösten Juxai dinar erst im Jordan getauft werden, ehe sie ins Paradies kamen. So unentbehrlich schien die Taufe auch schon dem Hirten des Hermas B. III. Kap. 16. Hr. B. leitet daher die vom Tertullian erwähnte Sitte lebender Christen: statt der Lodten sich taufen zu lassen. Sehr wahrscheinlich. Über die 2lnwenbung auf δας υπερ νεκρών βαπτίζεθαι 1. for. 15, 29. paßt nicht gut. Würde Paulus eine Sitte, welche, wie Br.selbst sieht, superstitiosus mos gewesen wäre, wenn sie je schon so frühe entstanden war, als Argument für sich wider Gegner genußt haben, die sie gewiß nicht hatten und nicht achteten ?

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X.

Gelehrte Nachricht über ein dem Nikodemus: Evangelium ähnliches Manuscript, von Hrn. Sylv. de Sacy.

Schon Fabricius im Codex Apocryphus Novi Test. T. I. p. 370. in der Note bemerkte :

Sandius p. 5. Nuclei Historiae eccl. ex Labbei Bib

liotheca nova Msc. (indicat): Extat Evangelium Nazaraeorum Parisiis in Biblioth. Regia num. 451. Zwar seht Fabr. hinzu: Sed non ego credulus illis. Doch eine Möglichkeit fiel mir bei, nicht zwar leichtgläubig zu seyn, aber doch durch Nachforschung noch gewinnen zu können. Enthält vielleicht die latein. Handschrift die latein. Version, welche Hieronymus von dem Evangelium Nazaraeorum Beroeensium ge macht hat?

Vertrauensvoll wendete ich mich mit dieser Frage an den an Kenntnissen und an Bereitwilligkeit zur Mittheilung unerschöpflichen Sylvestre de Sacy. Von diesem verehrten Veteran in biblischer und orientalischer Litteratur erhielt ich schon 1804. folgende Belehrung, welche ich, durch so manche andere Richtung meiner Bestrebungen indeß gehindert, hier benuße und bekannter mache:

Nunc ad librum apocryphum accedo, qui in codice quodam latino manuscripto Bibliothecae nostrae (olim 592. 425. 451. 3855. nunc 3338.) reperitur, et Evangelium Nazaraeorum inscribitur. Huius libelli, simul et aliorum quorundam, qui eodem codice comprehenduntur, pula Evangelii Nicodemi,

de Tiberio Sanato, de Sancta Veronica etc. excerpta confici curavi per virum doctum, codicum msorum curae sub Bibliothecae Præfectis addictum, quæ Tibi mittere consilium erat. Quod ne fieret, causa fuit quam dixi superius [de morte nuncius praematurus.] Quia etiam cum Andreas Birch Danus, noyam Apocryphorum novi foederis collectionem parans, codicum nonnullorum arabicor. excerpta ad eam rem pertinentia a mo petiisset, dum illa ad ipsum mitto, codicis quoque latini, quia novae apocryphor um Syllogae creandae nonnihil conferre posse videbatur, brevem addidi notitiam, Excerptorum ex illo codice, quae tenebam, mittendorum moram nullam futuram pollicitus, si ille e re sua id esse judicasset. A quo responsum hactenus habui nullum.

Sed, ut, quod est, dicam, Evangelium illud ita dictum Nazaraeorum proxime accedit ad Acta Pilati seu Nicodemi Evangelium.

Narratio quippe est rerum in accusatione, judicio, damnatione Christi a Judaeorum pontificibus, Pilato, ipsiusque uxore, Nicodemo, aliisque gestarum. Mox sequuntur crucifixionis, prodigiorum, quae mortem Christi sequebantur, rerum, quae a Jesu in inferis actae sunt, resurrectionis denique narrationes. Quaecunque, Jesu infera loca intrante et pervadente, acciderint, Judaei a Carino et *) Levitio audiunt, Sancti senis Simeonis filiis ante plures annos defunctis et sepultis, qui vero e numero justorum fuerant, quos Christus moriens ad vitam revocaverat. His omnibus auditis, Pilatus regi Claudio (!) per epistolam rem ordine exponit.

Ea est libelli hujus substantia, qui totus, quantus est; nugis et deridiculis anilibusque scatet fabulis. Nec cur Nazaraeorum Evangelium inscriptus fuerit, coniiciendo assequi valeo.

Da Hr. Dr. Gesenius und fein gelehrter Begleiter bei ihrer Reise nach Paris und England vornehmlich auch Nach

*) Bei Fabric. p, 294 steht: Lenthius.

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