meiden, auf welche kein anderes, als ein unrichtiges Resultat aufgebaut werden kann. Unter diese gehört, die Voraussetzung, daß Stroth im 1. Theil des Repertor. f. bibl. und morgen!. Literatur (nach Semmler) erwiesen habe: alles was Justin von der Lebensgeschichte Jefu angebe, fei "Fragment" aus dem Evangelium der Hebräer und dieses Evangelium lasse sich also daher großen Theils, wie es im II. Jahrhundert gewesen sei, so zu restituiren, daß man weitere Folgerungen darüber wie ex concessis machen dürfe.- Daß Stroth zu jener Behauptung bei weitem zu wenig Grund gehabt habe, zeigte ich schon 1784 in meinen erege= tisch-kritischen Abhandlungen (Tübingen, 8.) Gelegenheitlich war dort schon S. 27. bemerkt, daß Justin nicht añoμvyμoOYEVμATα Πέτρε ausbrütlich allegiere. Cr prid)t von απομνημονευμαe vry, in einem Zusammenhang, wo zwar aurs auf Petrus, wenn man will, aber eben richtiger auf Jesus (memorabilia de Jesu) bezogen werden kann. Nicht einmal die Behauptung darf, als erwiesen oder als Postulat, vorausgesetzt werden: daß den griechischen Evangelien ein chaldäisches vorausgegangen sei, wovon diefe eine griechische Uebersetzung gebraucht haben. Selbst ein chaldäisch-geschriebenes Evang. von Matthäus ist unerweislich f. die Griesb. Diff. S. 432. Was wir von einem chaldäischen Evang. bei den Ebioniten wirklich wissen (vergl. die angef. eregetisch-kritische Abh. S. 2—13.) beweist nicht, daß es vor unsern griechischen Evangelien eristirt habe. Daß es frühe griechisch existirt habe und daß es nach seiner Anlage die gemeinschaftliche Quelle unserer Evange= lien gewesen seyn möchte, davon zeigt vielmehr historische Vergleichung aller Nachrichten das Gegentheil. piele Hebräi Auch die unläugbar viele Hebräismen unserer griechischen Evangelien, setzen kein hebräisches Original voraus. Palästinens fische Juden, wie Matthäus und die Gewährsmänner des Lukas (1, 3.) waren, mußten hebräizieren, auch wenn sie griechisch fchrieben oder erzählten, weil sie in hebräischer Sprachform dachten. So hat selbst Paulus, der doch in Palästina nur aufgewachsen war, z. B. Röm. 2, 29. das Wortspiel von "77! und 717 in Gedanken und noch hat Niemand daraus, daß dies Wortspiel im griechischen (zwischen den Worten dalos und etαivos) verschwunden ist, geschlossen: der Brief an die Römer müßte ein hebr. Original gehabt haben, ungeach:et dies, aus ähnlichen nicht zureichenden Gründen, beim Brief an die Hebräer eine Zeitlang so geschlossen wurde. Durch Luk. 1, 1-4. ist ausgemacht: 1. Daß viele sich von Jesu und der Stiftung des Christenthums eine Erzählung, Diegese, geordnet hatten, 2. daß Lukas sich darüber an Nach= richten von Aposteln und apostolischen Männern hielt. Ist die Frage über Markus erst entschieden und vergleicht man alsdann Lukas nach diesen Winken mit Matthäus, so ist sein Verhältnis zu diesem und zu jenen andern Nachrichten nicht so schwer zu entdecken. 86 V. Die Idee von einem mündlichen Urevangelium auf die Beschaffenheit der drei ersten Evangelien angewendet, neb st bestimmter Erklärung ihrer Entstehungsart und Beurthei lung einer von Dr. Graz gegebenen scharfsinnigen Ableitung derselben. (Zuerst abgedruckt 1812 in Nro 17. 18. der Heidelberger Jahrbücher d. Literatur.) Eine intereffante Bemerkung dés ́ Evangelien-Problems Neuer Versuch, die Entstehung der drei ersten Evangelien zu erklåren. Von (Aloys) Graz (Pfarrer zu Unterthalheim bei Horb am Neckar), jezt Professor der katholischen Theologie zu Bonn. Tübingen, bei Ludw. Fr. Fues. 1812. X. und 262 S. 8. gab 1812 zu weiteren Bemerkungen über endliche Lösung der Aufgabe Gelegenheit: „Die Verwandtschaft und die Abweichungen der drei ersten Evangelien nach einer neuen Ansicht zu entråthseln, kann allerdings, wie die Vorrede andeutet, als ein kritisches Wage= stück erscheinen. Die Methode des Verf. aber erscheint, wenn gleich die Hauptfrage zum Theil durch ein anderes Resultat zu lösen seyn möchte, von so viel eigenthümlichem Scharfsinn, Er verbindet Gründlichkeit und Gewandtheit in Untersuchung des ver wickelten Gegenstandes mit nicht weniger Klarheit in der Darstellung, so sehr, daß er gar wohl zu diesem Wagestück Beruf hatte. Seine Arbeit wird um so interessanter, weil unter den Gelehrten seiner Confeffion sich der Fleiß der Bessern meist auf kirchenhistorische und kirchenrechtliche Beleuchtungen, in der Schriftauslegung aber, deren historische, zum ursprünglichen Inhalt des Evange= liums aufsteigende Bearbeitung doch für die christliche Theologie das Wichtigste bleibt, mehr auf das Popnlåre und Praktische zu richten pflegt. Wenigstens hat sich außer D. Hug in Freiburg seit mehrern Jahren in Deutschland kaum Einer offentlich be= kannt gemacht, der sich bis zu den schwerern Aufgaben® der biblischen Kritik und Schriftforschung mit derjenigen Fülle, Helle und Reife von Kenntnissen emporarbeitete, welche in der gegen wärtigen Schrift, auch dem zum Theil Nichtüberzeugten, åußerst anziehend und schätzbar seyn muß. Eine Untersuchung von folcher Vorzüglichkeit verdient fürs erste in ihren Hauptmomenten dargestellt zu werden. 1) Unter den 127 Abschnitten, aus denen das Evangelium Lukas besteht, und den 87 Abschnitten des Markus (von welchen der Verf. das Kap. 28, 9—20, wegen der ausdrücklichen Gegenzeugnisse erfahrner Kirchenvåter und bedeutender Msse, auch wegen des darin herrschenden sonderbaren Excerptentons, mit kriz tischer Strenge, als apokryphische Ergänzung des vielleicht verlor« nen echten Schlusses, absondert!) sind 68 Abschnitte gemein= schaftlich. Und gerade diefe folgen, wenn sie auch durch längere Zwischenabschnitte unterbrochen werden, immer auf gleiche Weise, also mit Lokalharmonie, auf einander. Nnr zwei Mart. 3, 22-30: vom Teufelaustreiben durch Beelzebub = Luk. 11, 17-23 (Matth. 12, 25-30). und Mark. 4, 30-34: vom Senfkorn Luk. 13-18. 19. (Matth. 13, 31. 32). stehen außer dieser Reihenfolge. (Von diesen beiden Stellen sucht Hr. G. §. 37. 39. wahrscheinlich zu machen, daß sie späterhin durch den griechischen Uebersetzer des Markus in den griechischen Matthaus übergetragen, und dann aus dem vervollständigten Matthäus dem Lukas beigeschrieben worden seyen. 2) Außer der Lokal harmonie haben die bei Markus und Lukas gemeinschaftlichen Abschnitte auch eine auffallende Real- und Verbalharmonie. Doch geben Zusäße, Verbesserungen und Abänderungen nicht nur Beweise von Selbstständigkeit in der Bearbeitung, sondern auch Data, daß weder Lukas aus Markus, noch (?) Markus aus Lukas geschöpft habe. 3) Da des gemeinschaftlichen zuviel, und dasselbe auch nicht wörtlich das nämliche ist, also nicht aus Interpolation abstam= men kann, so erklärt sich so viel Harmonie neben so mancher Disharmonie nur aus dem selbstständigen Gebrauch einer gemeinschaftlichen Quelle, welche, wegen Gleichheit im Ausdruck, schon eine Griechische gewesen seyn muß. 4) Reihet man alle jene gemeinschaftlichen Abschnitte aneinander (wie der Verf. dieses und alles ähnliche durch Tabellen, welche für jede Untersuchung dieses Gegenstandes sehr brauchbar sind, nachgewiesen hat), so entsteht daraus vom Auftritt des Täufers an bis zur Auferstehung Jesu (Luk. 24, 1-12 = Mark. 16, 1—8.) eine solche ganze daýynois von Jesu Leben, Thaten und Lehren, wie sie Anfangs als Grundlage der historischen Messiaskenntniß, also als ein Urevangelium, wohl eristirt haben kann, da nach Luk. 1, 1. 2. Eine geord= nete diýyncis von Vielen über origines rerum christianarum eristirt hat. 5) Von den übrigen 59 Abschnitten des Lukas sind a) die sieben ersten ein Evangelium Infantiae, wahrscheinlich also eine Diegesis, welche zuvor für sich bestanden hatte. b) Vom Kap. 9, 51. bis 18, 14. hat Lukas eine, wahrscheinlich ebenso entstan= dene Gnomologie, welche zugleich auf zwei Reisen nach Jerusalem 9, 51. und 13, 22. deute, die Joh. 7, 2. und 10, 22. noch vollständiger kennen lehrte. c) Auch Kap. 6, 17- 8, 3. ist ein besonderes Apomnemoneuma, welches eine besondere Zeitepoche in sich schließt. Spuren, daß Lukas mehrere schriftlich (?) geordnete diynoɛis der Ueberlieferung von den unter den Messiasjüngern vollbrachten Thatsachen wirklich benutzt habe. 6) Unter den 111 Abschnitten des Matthäus - Erangeliums sind von den 68 Abschnitten des bei Markus und Lukas |