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dere Staatseinrichtungen. Den Kaisern wird große Achtung für den Nachruhm eingeprägt. Dazu sind zwei Reichsannalisten als Sittenbeobachter aufgestellt, welche des Kaisers Betragen, Lugenden und Fehler, freimüthig und tagtäglich aufzeichnen, und so sein Leben nach allen Umständen für das nach seinem Tode zu haltende Regierungsgericht aufbewahren. Die Arca, in welche diese Chroniken niedergelegt werden, darf nur nach des Kaisers Tod geöffnet werden. Nur einmal verlangte ein Kaiser Der

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aus der Dynastie Lang in der heiligen Lade zu forschen. schöne Vorwand - denn auch in China ist man so klug, schöne Grundsätze zum Deckmantel unrechtlicher Maaßregeln zu misbraus chen! war dieser, daß Se. Majestät ihre Fehler kennen lernen wollte. Die annalistische Censoren versicherten, daß sie allerdings viele Fehler mit Betrübniß aufzuzeichnen genöthigt gewesen seyen, daß sie aber, nach ihrer Pflicht, auch das jetzige Attentat, die Institution der heiligen Lade zu unterbrechen, der Nachwelt nicht verschweigen dürften. (Strafgesetzbuch von China, französisch.

Paris. 1812.)

Sollten nicht die Regierungsannalen der hebräis schen Nation Aehnlichkeit gehabt haben. Sie wurden von Propheten geführt 1. Chron. 29, 29. seit Samuels Zeit. Wahrscheinlich waren sie nicht Unternehnrung von Privatpersonen, sondern im Zusammenhang mit den Prophetenschulen, welche Samuel festgestellt hatte; jener eifersüchtige Bewacher der Königes gewalt. Propheten, und zwar die angesehensten, setzten sie fort unter Salomo 2. Chron. 9, 29. theils unter dem Titel Erzäh lungen (Dibre) theils als Prophetenaussprüche (Nebuah und Chasot). Unter Rehabeam waren's wieder Dibre 1. Chron. 12, 15. Unter Abiah 2. Chron. 13, 22. ein Midrasch eines Propheten (Erforschung. Gnosis). 2. Chron. 16, 11. folgt ein Buch der Könige Juda's und Israels, ohne Meldung von einem Propheten als Verfasser. Alles Weitläufere von Josaphats Geschichte war zu finden nach 2. Chron. 20, 34. in den Dibre Jehu, Chas nani's Sohn. Außerdem war eben dort Vs. 35-37. einiges, was er mit dem König von Israel unternahm, in das „Buch der

Könige Ifraels gekommen. Als Prophetenaufsätze waren sie cens sorisch über das Gut- oder Uebel- Handeln der Regenten.

Ehe aber dieses weiter Fortschreitende hier angereiht werden darf, muß nothwendig zuvor auf das, was als mosaische Gesetzgebung über das Collectivum, Nabi, überliefert ist, Rücksicht genommen werden. Dieses selbst aber seht eine Vorkenntniß der leitenden Gedanken voraus, durch welche schon von Abraham her bis auf Mose hin der Entwicklungsgang der Hebräer, besonders durch Erhebung zu Einem höchsten und durch Heiligkeit höchsten Gott, bestimmt wurde. Dieses soll also zunächst durch dem III. und jenes in dem IV. Aufsatz klarer werden.

III.

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auf die

leitende Gedanken in Mose

1.

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A18 Hebräer geboren, unter seinen Volksgenossen von der

Mutter selbst gesäugt und größer gezogen, nachher als ein von Pharao's Tochter angenommenes Kind ägyptisch unterrichtet, aber nicht von Bekanntschaft mit seinem Volke abgeschnitten, zeigte Mose frühzeitig die Gemüthsart, des Unterdrückten sich anzus nehmen 2. B. Mos. 2, 11. wie er dies auch sonst 2, 17. 19. als Zug seines Charakters beweist. Er erschlug einen von den Frohns vögten des fremden Königs, welcher nach Erod. 1. Aegypten ers

obert hatte und deswegen auch die Ifraeliten als zum Abfall ges neigt beargwohnte, weil sie von denen Aegyptern, die er drückte, begünstigt worden waren. Mose meinte die That zu verheimlis chen, kam aber in Gefahr, von Volksgenossen selbst verrathen zu werden.

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2. Zum Glück wird er so genöthigt, zu einem freien Nos madenvolk zu fliehen. In eine midianitisch-arabische Priesterfa= milie durch Seurath gerne aufgenommen 2, 21. öffnete Mose ohne Zweifel sein Gemüth um so mehr den Befreiungsgedanken für seine ebenfalls nomadischfreie, jest zu Frohndiensten gemiss brauchte Volksverwandte. Mit solchen freigesinnten Priestern_in Arabien verbunden, faßt er den Entschluß, seine Nation in ein Gottesreich, wo Gott durch Priester Geseze gebe, die Stamm Emirs aber dennoch die Vollzieher der Geseze bleiben könnten, zu vereinigen.

3. Um zu einer so freisinnig wohlthätigen, und von dem bisherigen patriarchalisch - nomadischen Zustand nicht zu weit abs weichenden Theokratie (Gottesregierung) das in zwölf Nomadens stämmen durch Familienväter und Stammobersten regierte Volk hin zu leiten, war vorerst seine Befreiung von der neuen über Aegypten gekommenen Despotie, und dann die zur Bildung einer Nas tion unentbehrliche Besißnahme fester Wohnsite nothwendig.

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4. Für diese beide Hauptgedanken war zum Voraus in Mose selbst eben das, was bereits von Abraham her all seinen Landsleuten eingeprägt war, theils die Hoffnung, in Canaans durch Libanon, Jordan und die Wüste abgeschlossenen für Anbau und Viehzucht glücklichen Landstrich im Rücken der Cananäischen Handelschaft sich festzusehen, theils die Idee: der allgemeine, höchste Gott, dem wir uns durch das Beschneidungzeichen angeeignet haben, ist „Jehovah.“ Er ist immer ebenderselbe, er ist also, wie er für Abraham war, so für uns und alle Folgezeit.

Wir haben unsre Aufmerksamkeit zuerst auf das Lettere zu richten. Aus dem Gotteinheitsglauben Abrahams entwickelte sich auch der Wunsch, das Hoffen und Vertrauen, in Canaan ein ab

gesondertes Besitzthum für diese von den Göhenvölkern sich sons dernde Nomaden zu gewinnen.

5. Neuere Forschungen über die Entstehungsart der mosaischgenannten 5 Bücher nehmen nach der Wette den Gesichtspunkt, als ob spätere Althebräer ihre ältere Geschichte gleichsam absicht lich und willkührlich in eine vom Gotteseinfluß durchdrungene Geschichtdichtung, in eine theokratische Epopöe verwandelt hätten. Aber die Erdichtungen der alten Welt pflegen gar nicht künstlich zu seyn. Sie vermieden wenig die inneren Unwahrscheinlichkeiten, durch welche sich das Gedichtete von dem historischerfolgten unterscheiden läßt. Was also in Ursachen und Wirkun gen sehr glaublich zusammenhängt, ist in der alten Welt nicht Dichtung, wie es in unserer künstlicheren Erfindungsart ro= mantischer Begebenheiten wohl seyn könnte. Auch das Geschehene (wie Josephs Schicksal) ist oft sehr romanhaft und doch wirklicher Erfolg. Wäre das Meiste, die Grundlage der hebräischen alter: thümlichen Kunden, blos Dichtung, so würde Vieles ohne Zweifel ruhmvoller gedichtet seyn. Wer einen Charakter, wie Abrahams, gedichtet hätte, sollte der in Isaac, Jacob, den eilf Pas triarchen 2c. seiner Nation so schlechte Vorväter ersonnen haben? Würde dem Mose ein Verfassungsplan zugeschrieben seyn, den die Nachkommen nicht ausführten? u. f. W.

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6. Andere, wie Hess, erblicken dagegen in der Hebräergeschichte einen solchen Plan, den nicht blos Menschen, teleologisch das Geschehene betrachtend, der Gottheit zugeschrieben hätten. Vielmehr soll hier ein Plan seyn, den die Gottheit selbst durch den ganzen Zeitlauf unserer etwa fünf Jahrtausende so angelegt und, gleichsam zum Erstaunen der Staunenden, auch durchgeführt habe.

Solche Staunende dünken sich dadurch im hohen Grade reli gies zu seyn, wenn sie immer mit Verwunderung nachweisen zu können glauben, daß Gott, wenn er etwas gewollt habe, es auch wirklich zu machen vermochte. Wir übrigen sind, ohne Verwuns derung und Wunderbeweise, welche doch nur wie das Ungewöhn Tiche anzusehen wären, aus der Idee) selbst ganz entschieden gewiß

baß, wenn Gott etwas will, er im Gewöhnlichen wie im Ungewöhn lichen unfehlbar es auch verwirklichen kann. Nur zweifeln wir sehr, daß wir Menschen so leicht wissen, was für Erfolge Gott im Zusammenhang der einzelnen Ursachen und Wirkungen factisch wolle und beabsichtige. Daß der Heilige immer heiliges, aber heiliges in der Gesinnung, in den innern' Gemüthsbeweggründen Dessen, was äußerlich geschieht, wolle, aber eben deswegen auch den Menschen die zum Heiligwerden unentbehrliche freie Willenss thätigkeit lasse und nicht durch eingreifendes hindern des Bö sen das Gute aufnöthige dieses wissen wir, ohne erst mit dies sem Glauben von der Erfahrung abzuhängen, aus der Idee der Gottheit, als dem Inbegriff und Urbegriff des vollkommen - Gus ten. Wir glauben es fest, weil wir wissen, warum wir es glauben.

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7. Zu unterscheiden ist vielmehr in der althebräischen Ges schichte fürs erste das, was vornehmlich durch das Gemüth und den Willen der Handelnden so wurde, wie es als wirklich erzählt ist; alsdann, das, was aus äußerem Zusammenhang von mensch lichen und örtlichen Ursachen und Wirkungen entstand und als geschehendes mit jenen innern Wirklichkeiten in Verbindung kam. Zu diesen zweierlei Factoren der althebräische Geschichte kommt sodann erst hinzu, daß auch sie selbst schon teleologisirten, das ist, ihrer Gottheit das als Absicht und Plan zuschrieben, was sie in dieser Art sich zu denken vermochten. Was dann der Mensch als Gottes Absicht und Plan denkt, danach handelt er oft so daß es in dem weiteren Zusammenhang scheinen muß, wie wenn allerdings jener Plan von Gott her zum Grunde gelegt gewesen wäre. Was man sich als beabsichtigt denkt, hält man für götts lich, unvermeidlich, und bequemt sich selbst zum Voraus, zu des sen Erfüllung mitzuwirken. Immer mehr schrieb man im Volke der Gottheit den Plan zu, allmählig durch die hebräische Nation ein Gottesreich unter das Menschenthum einzuführen. Die Vers ehrung des Einen Gottes, dachte man, muß ja wohl Gottes Abe sicht feyn für den ganzen Erdboden. Diese, dachte der Hebräer, haben nur wir. Von uns, und, wie man später sagte, „von Zion aus" muß sie verbreitet werden. Jes. 2, 1-4. Mich. 4, 12. 13.

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