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salvam serves, uti sies volens propitia populo Romano] Quiritibus XV vir. s. f. no[bis domibus familiis: haec matres familias CX populi Romani] Quiritium nuptae geni[bus nixae quaesumus precamurque].......... Diese Anrufung der Matronen hat nur einen Sinn, wenn sie im Tempel selbst erfolgte und unmittelbar an das Standbild der Juno gerichtet war. Dieser Sachverhalt wird auch noch ausdrücklich bezeugt durch c. Sibyll. 23: aí dè yáμov Čɛúyhaiói δεδμημέναι ἤματι κείνῳ γνὺξ Ἥρης παρὰ βωμὸν ἀοίδιμον ἑδριόωσαι δαίμονα λισσέσθωσαν.

Vom dritten Tage heifst es nun Z. 139 f. A. d. III non. Iun. in Palatio [Apollini et Dianae] sacrificium fecerunt imp. Caesar Augustus M. A[grippa libeis VIIII] popanis VIIII pthoibus VII[II preca]tique sunt ita: Apollo, uti tibi in illis libri[s sc]riptum est, quarumque rerum ergo quodque melius siet p. R. Quir[itibus], uti tibi VIIII popanis et VI[III] libis et VIIII pthoibus sacrum fiat: te quaeso precorque; cetera uti s[up]ra Z. 146 eisdem verbis Dianam Z. 147 sacrificioque perfecto puer. [X]XVII quibus denuntiatum erat patrimi et matrimi et puellae totidem carmen cecinerunt. Diese Opfer und Gebete müssen analog den früheren im Tempel selbst stattgefunden haben. Eine besondere Ähnlichkeit haben nun der zweite und dritte Tag insofern, als zu dem Gebete der Quindecimvirn noch besondere Anrufungen hinzukommen: an die Juno seitens der 110 Matronen, an Apollo und Diana seitens eines Chors von Knaben und Mädchen. Danach wäre nur am ersten Tag eine solche besondere Anrufung an Jupiter nicht erfolgt. Dieselbe hätte analog den beiden andern Tagen durch patres familias geschehen müssen. Aber es darf hierbei nicht übersehen werden, dafs die Quindecimvirn selbst, in deren Namen der Kaiser und Agrippa das Gebet gesprochen hatten, patres familias waren. Die Anrufung seitens der patres familias hat also thatsächlich stattgefunden, nur war sie einbegriffen, ja identisch mit dem Gebet, das sie als Quindecimvirn an die Gottheit richteten. Im Prinzip stimmen also die drei Tage in Opfer und Gebet durchaus überein. Für die Festtellung des Sachverhalts am dritten Tage kommt gleichwohl nur der zweite Tag in Betracht, da hier die Verhältnisse ganz deutlich die gleichen waren. Wir haben nun gesehen, dafs die matres familias nuptae ihr Gebet sprachen in unmittelbarem Anschlufs an das Opfer und das Gebet der Quindecimvirn im Tempel selbst angesichts des Standbildes der Gottheit. Das

carmen saec. steht nun in jeder Beziehung genau an der Stelle, die am zweiten Tage die Anrufung der Matronen einnahm. Es mufs also in unmittelbarem Anschlufs an das Opfer und das Gebet der Quindecimvirn im Tempel des Apollo selbst vorgetragen worden sein. Dies ergiebt sich aus dem Wortlaut der Akten, aus der Analogie mit dem zweiten Tage und wird ausdrücklich bezeugt durch c. Sibyll. 16 f.: καὶ Φοῖβος ̓Απόλλων, ὥστε καὶ Ηέλιος κικλήσκεται, ἶσα δεδέχθω θύματα Λητοΐδης· καὶ ἀειδόμενοί τε Λατίνοι παιᾶνες κούροισι κόρῃσί τε νηὸν ἔχοιεν, und durch Zosimus II 5: ἡμέρᾳ δὲ τρίτῃ ἐν τῷ κατὰ τὸ Παλάτιον Απόλ λωνος ἱερῷ τρὶς ἐννέα παῖδες .... ὕμνους ᾄδουσι ... Hiernach war also der Vortrag des Säkulargesanges ein religiöser Akt im Tempel des Palatinischen Apollo und von einem Vortrag als Prozessionslied kann keine Rede sein.

Unter diesen Umständen durfte das Lied zunächst nichts anderes sein als ein Preislied auf Apollo und Diana. Und Horaz hat sein Gedicht auch nie anders angesehen (vgl. IV 6, 31 f.). Hieraus erklären sich nun einige Eigentümlichkeiten. In dem c. Sibyll. 9 wird von Elhevías gesprochen, ebenso steht die Mehrzahl in den Akten Z. 115: deis Ilithyis. Bei Horaz kommt nur die eine Ilithyia (v. 14) vor: es war so möglich sie mit Diana zu identifizieren, wie das auch III 22 geschieht.1) Und die Zuhörer, geneigt, dem Ort und der Gelegenheit entsprechend alles auf Apollo und Diana zu beziehen, haben Ilithyia ebenso als Diana verstanden, wie sie vorher alme Sol von Apollo verstehen mufsten. Die Beziehungen auf Jupiter und Juno sind aus demselben Grunde verschleiert. Bei Roma si vestrum est opus v. 37 kann nur an Apollo und Diana gedacht werden, nachdem man eben gelesen oder gehört hat: condito mitis placidusque telo supplices audi pueros, Apollo; siderum regina bicornis audi Luna puellas. Und zweifellos hat es in der Absicht des Horaz gelegen, dafs man Roma si vestrum est opus auf Apollo beziehe. Wenn er hier nämlich den Apollo als Schützer des Äneas und als eigentlichen Urheber von der Gründung Roms hinstellt, so ist er durchaus mit sich im Einklang: vgl. IV 6, 21, wo es von Apollo heifst: ni tuis flexus Venerisque gratae vocibus divum pater adnuisset rebus Aeneae potiore ductos alite muros. Auch die Götter

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1) Vgl. Virg. Ecl. IV 10 casta fave Lucina: tuus iam regnat Apollo.

v. 45 (di, probos mores docili iuventa etc.) kann man zunächst nur von Apollo und Diana verstehen. Mit der einen Zeile v. 49 quaeque vos bobus veneratur albis werden Jupiter und Juno deutlicher bezeichnet, aber da die namentliche Anrufung vermieden ist, hörten die Anwesenden zweifellos über die eine Zeile hinweg. Diese Verschleierung ist offenbar von Horaz beabsichtigt gewesen: denn sein Gedicht wäre sonst nicht, was es zunächst sein musste, ein Gebet an die Latoiden. Die Parzen v. 25 und Jupiter v. 73 konnten natürlich in jedem religiösen Lied vorkommen. Ceres v. 30 tritt kaum mehr hervor als später Fides, Pax, Honos, Pudor, Virtus.

Aber weshalb erschwert Horaz sich die Sache so sehr? Weshalb brachte er überhaupt die andern Götter in dem Liede an, wenn dasselbe nicht mehr sein sollte und durfte als ein Gebet speziell an die Latoiden? Vielleicht sollte es noch etwas Anderes, sollte es mehr sein.

Es leuchtet ein, dass, wenn der Vortrag des Liedes im Tempel des Apollo als ein integrierender Teil der gottesdienstlichen Handlung erfolgte, in dem engen Raume nur ein äusserst geringer Bruchteil des römischen Volkes zugegen sein und es hören konnte. Es lag nahe, ja es lag im Interesse des Augustus, das Lied, das so ganz den Sinn des Festes aussprach, auch noch einem gröferen Kreise von Hörern darzubieten. So erklärt sich das eodemque modo in Capitolio. Der Chor zog zum Kapitol, und hier wurde das Lied noch einmal vorgetragen; hier bei dem weniger beschränkten Raume kam vielleicht der Reigentanz erst zur vollen Geltung, ja wohl erst zur vollen Ausführung. Das Gedicht, losgelöst von allem Gottesdienst, war nun ein Festlied. Es wurde nun nicht mehr in allen seinen Teilen auf Apollo und Diana bezogen, der Hörer war nicht mehr nach dieser Richtung hin voreingenommen. Man verstand Ilithyia nicht von Diana, dachte bei quaeque vos bobus veneratur albis sofort an Jupiter und Juno. Das Gedicht ward so zu einer Rekapitulation des ganzen Festes, und dieses schlofs damit in seinem religiösen Teile mit einem vollen, höchst wirksamen Akkorde ab. Ein jeder der Hörer mufste sich in den Chor, der hier auf dem Kapitol gewissermafsen das ganze Volk darstellte, mit einbegriffen fühlen und wie dieser die köstliche Gewissheit mit nach Hause nehmen: haec Iovem sentire deosque cunctos spem bonam certamque domum reporto.

Horaz hat den innersten Sinn des Festes, das, was es nach der Meinung des Kaisers sein sollte, rein ausgesprochen: die sichtbarliche Bestätigung der Neuordnung aller Dinge durch die Götter und die Verherrlichung des Julischen Geschlechtes, dem man diese Neuordnung verdankte. Es ist nicht unmöglich, dafs die Sache poetischer hätte behandelt werden können; ob auch angemessener, taktvoller, läfst sich billig bezweifeln. Es ist sogar wahrscheinlich, dafs Horaz mit seinem Gedicht die Erwartungen seines Auftraggebers übertroffen hat. Die Hälfte des Gedichtes gilt der Verherrlichung des Kaiserhauses, und wie das hier geschieht, so vernietet mit dem Übrigen, so unaufdringlich, das ist ausgezeichnet: der Kaiser hatte Ursache sich dem Horaz für alle Zeit verpflichtet zu fühlen.

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Christ (ao. S. 39 Anm.) macht darauf aufmerksam, dass im carm. saec. v. 9 (alme Sol, curru nitido diem qui promis etc.) ebenso Sol und Apollo identifiziert werden wie im c. Sibyll. v. 16 Φοῖβος ̓Απόλλων, ὥστε καὶ Ἠέλιος κικλήσκεται. Auch zum Ausdruck Дativo naιaves erinnert Christ an epp. I 19, 32, wo Horaz sich selbst als Latinus fidicen bezeichnet. Er ist überhaupt horazisch: vgl. I 32, 3 age dic Latinum, barbite, carmen; epp. II 2, 143 ac non verba sequi fidibus modulanda Latinis. Viel auffallender aber ist es meiner Ansicht nach, dafs Horaz die Gottheiten nicht in der Reihenfolge vorbringt, wie sie in den Akten erscheinen: Moerae, Jupiter, Ilithyiae, Juno, Terra mater, Apollo und Diana, sondern dass er ganz, wie es in dem c. Sibyll. (MoíQais 8, Ellei vías 9, Tain 10) geschieht, die unterirdischen Götter hinter einander nennt, nur dafs er aus technischen Gründen (um eine Beziehung auf Diana zu ermöglichen) der Ilithyia die erste Stelle giebt. Es liegt sehr nahe, dafs Horaz bei der Anfertigung des carmen Sibyllum, dieses, um einen Ausdruck Christs zu gebrauchen, vaticinium post rem ab Augusto decretam, beteiligt gewesen ist. Ganz ungeübt war er ja nicht: denn in der Jugend hatte er nach eigenem Geständnis griechische Verse gemacht, vgl. sat. I 10, 31 atque ego cum Graecos facerem, natus mare citra, versiculos, vetuit me tali voce Quirinus. Das merkwürdige καί — τε in v. 18 καὶ ἀειδόμενοί τε Λατῖνοι παιᾶνες erinnert lebhaft an das bei Horaz in der späteren Zeit so häufige que et (im carm. saec. selbst aliusque et idem 10, remque prolemque et decus omne 47). Ganz besonders gleichartig ist IV 14, 45: te

(miratur) fontium qui celat origines Nilusque et Ister, wo das que in Nilusque nicht nur überflüssig ist, sondern auch die Annahme nahe legt, fontium qui celat origines gehöre auch zu Ister, und darum geradezu störend ist. Dicht dabei steht IV 14, 44 Italiae dominaeque Romae, und das ist dieselbe Verbindung wie c. Sib. 36 πᾶσα χθὼν Ἰταλὴ καὶ πᾶσα Λατίνων; vgl. Latinum nomen et Italae vires IV 15, 13. Endlich mahnt c. Sibyll. 35 ταῦτά τοι ἐν φρεσὶ σῇσιν ἀεὶ μεμνημένος εἶναι an mehrere Stellen des Horaz: hoc tibi dictum tolle memor AP 367; nam quamvis memori referas mihi pectore cnncta sat. II 4, 90, wie denn überhaupt memor eins der Lieblingsworte des Horaz ist.

I 12.

Dafs dies Gedicht sich auf die 730 geschlossene Ehe zwischen Marcellus und der Julia beziehe, hat Haupt erkannt. Man hat frühzeitig bemerkt, dafs die Ode in 5 Gruppen zu je 3 Strophen zerfällt. Darunter hat die vierte Gruppe (v. 37-48) stets besondere Schwierigkeiten bereitet, da nicht ohne weiteres einzusehen ist, was die unchronologisch zusammengestellten Namen unter einander verbinde und wie sie sich in den Gang des Gedichtes einordnen lassen. Dafs aber die Strophen echt sind, dafür bürgt gerade ihre Seltsamkeit. Ein Fälscher würde etwas ganz Anderes, etwas viel Schöneres geleistet haben. Die Scipionen, L. Aemilius Paulus, wie viele andere hätte er sich nicht entgehen lassen! — Der besondern Absicht des Horaz entsprechen allein die Verse, wie wir sie vor uns haben. Sie sind thatsächlich in dem kunstvollen Gedicht das Kunstvollste.

Es wird niemandem, der das Gedicht unbefangen gelesen hat, unbemerkt geblieben sein, mit welchem Effekt v. 46 f. das Julische Gestirn plötzlich in das Gedicht eintritt, ja mit fast sinnlicher Gewalt aufleuchtet. Es ist klar, dafs, wenn Horaz diesen Effekt anstrebte, wenn er zugleich den Ruhm des Marcellischen Hauses feiern wollte, das Gedicht genau so beschaffen sein musste, wie es vorliegt: d. h. es durften nicht Namen ersten Ranges vorhergehen, neben denen jene höchstens als gleichwertig hätten erscheinen können. Es ist weiter zu beachten, dafs dies Gedicht, obwohl es das Haus der Julier und Marceller feiern soll und obwohl im besondern der Ruhm des letzteren Geschlechtes

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