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Chier auftragen läfst, zugleich aber hinzufügt: Albanum, Maecanas, sive Falernum te magis adpositis delectat, habemus utrumque. Horaz setzt auch zwei sehr gute Weine vor, bemerkt aber im Gegenteil, Falerner und Formianer habe er nicht. Es liegt sehr nahe, dafs er den Maecenas, dem jene Darstellung von des Nasidienus Gastmahl viel Vergnügen gemacht haben mufs, eben daran erinnern will und dafs die Beziehung zu den Worten mea nec Falernae temperant vites etc. in jenen Worten des Nasidienus zu suchen ist. Eine solche Anspielung entspricht dem intimen Charakter unseres Gedichtes, sie musste den Maecenas nicht wenig erheitern und sie deutete ihm zugleich an, dafs er bei Horaz alles anders finden würde als bei jenem Protzen.

Wir haben aus dem Gedicht selbst erschlossen, Maecenas habe sich bei Horaz zu Gast angemeldet und dies Billet sei ihm entgegengesandt worden. Diese Erklärung wird einigermafsen gestützt durch eine Notiz, die sich im Cod. Divaei am Rande befindet: Maecenas iturus in Apuliam mandavit Horatio, ut eum susciperet hospitio.

Die topographische Schwierigkeit ist meines Erachtens durch Elter (Rhein. Mus. 1891 S. 112 f.) gelöst.

An sich ist ja unser Gedicht herzlich unbedeutend. Es ist ein Gelegenheitsgedicht in dem Sinne, dafs es nur für die eine Gelegenheit pafst und darüber hinaus gar keinen Wert besitzt. Seine Nichtigkeit spricht nicht gegen horazischen Ursprung, denn epod. 3 ist nicht geistreicher. Auf solche zwischen Freunden vorkommenden Neckereien kann man anwenden, was Cicero Phil. II 4 sagt: multa ioca solent esse in epistulis, quae, prolata si sint, inepta esse videantur. Horaz hat derartige Gelegenheitsgedichte zweifellos auch noch sonst verfasst: vgl. multi Lydia nominis III 9, 7; quem criminosis cumque voles modum pones iambis I 16, 2. Aber er hat sie von der für die Öffentlichkeit bestimmten Sammlung ausgeschlossen. Wenn er mit I 20 und epod. 3 eine Ausnahme machte, so erklärt sich das aus der Person des Empfängers: sie legten ein beredtes Zeugnis für die Intimität des Horaz mit dem hochgestellten Manne ab. Und schliefslich diese Zeilen hielten die Erinnerung an eine glückliche Stunde fest. Es lässt sich annehmen, dafs die beiden Beteiligten den Wert harmloser, anmutiger Augenblicke wohl gekannt haben.

I 15.

Zu diesem Gedichte bemerkt Cruquius: puto poetam nostrum admonere M. Antonium, ne Cleopatrae amore ductus adversetur Octaviano. Neuerdings hat Jäger (Nachlese zu Horaz, Köln 1887) darauf aufmerksam gemacht, dafs I 14 und 15 wohl nicht zufällig auf einander folgen, sondern aus einem innern Grunde neben einander gestellt seien.

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Die Reihenfolge der horazischen Gedichte ist augenscheinlich in erster Linie bedingt durch die angestrebte variatio metrorum. Es finden sich bis auf wenige Gedichte in alcäischem Metrum niemals zwei Gedichte desselben Versmafses hinter einander. Aber mit Wahrung dieses Prinzipes war es möglich, noch andere Gesichtspunkte zur Geltung kommen zu lassen. Diese sind jedenfalls sehr verschiedener Art gewesen. IV 1 steht offenbar an der Spitze dieses Buches wegen der Anfangsworte intermissa, Venus, diu, um so auch abgesehen von der äufseren Trennung diese besteht zwischen den übrigen Büchern auch, ohne dafs sie einen Zeitabstand bedeutete den Zeitunterschied zu markieren. Denn sonst tritt gerade in diesem vierten Buche eine durch die Verschiedenartigkeit des Stoffes bedingte Reihenfolge hervor. Es kommen nämlich, immer abgesehen vom Eingangsgedicht, erst Gedichte schwersten Kalibers, politischen Inhalts, dann solche leichteren Genres, und es schliefst endlich mit Liedern der gleichen Art, wie es begonnen. Es ist also ein ähnliches Prinzip, nur in entgegengesetztem Sinne, befolgt wie bei den Gedichten des Catull. Also jedenfalls lag Anordnung nach dem Inhalt dem Horaz nicht durchaus fern. Wiederholt stehen zwei Gedichte neben einander, offenbar weil sie ein verwandtes Thema behandeln, so IV 8 und 9, I 31 und 32. Der Annahme, dafs auch I 14 und 15 ein solches Liederpaar sei, steht also von seiten der Reihenfolge der Gedichte nichts im Wege; es spricht vielmehr einiges dafür. Da nun, sagt Jäger, I 14 sich wahrscheinlich auf den Ausbruch des Krieges zwischen Octavian und Antonius beziehe, so werde wohl I 15 derselben Situation entsprungen sein, und der Paris dieses Gedichtes sei niemand anders als Antonius.

Die Beziehung auf Antonius ergiebt sich deutlicher und zwingender aus dem Gedichte selbst. Es ist jedem, der sich mit der Ode beschäftigt, aufgefallen, dass der Zweikampf, der nach v. 27 f

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zwischen Paris und Diomedes stattfindet, in der Ilias vielmehr zwischen Paris und Menelaos zum Austrag kommt. Rosenberg (Jb. für Phil. 1881 S. 398) glaubt, Horaz habe zur Zeit, da er das vorliegende Gedicht abfafste, nur eine mangelhafte Kenntnis des Homer besessen. Der Befund spricht nicht für diese Ansicht. Vgl. ecce furit te reperire atrox Tydides melior patre = 'Arosions Ατρείδης δ ̓ ἀν ̓ ὅμιλον ἐφοίτα θηρὶ ἐοικώς, εἴ που ἐσαθρήσειεν ̓Αλέξανδρον Dεoεidéα г 449; quem tu, cervus uti vallis in altera visum parte lupum graminis immemor, sublimi fugies mollis anhelitu ὥς τε λέων ἐχάρη μεγάλῳ ἐπὶ σώματι κύρσας, εὑρὼν ἢ ἔλαφον κεραόν ἢ ἄγριον αἶγα, πεινάων· ὡς ἐχάρη Μενέλαος ̓Αλέξανδρον θεοειδέα ὀφθαλμοῖσιν ἰδών Γ 23f, es ist bei Horaz nur alles von Paris aus gesehen; non hoc pollicitus tuae = ἢ μὲν δὴ πρίν γ' εὔχε ̓ ἀρηιφίλου Μενελάου σῇ τε βίῃ καὶ χερσὶ καὶ ἔγχει φέρτε Qog sivaι I 430; Sthenelus sciens pugnae, sive opus est imperitare equis, non auriga piger = ἐπιστάμενοι (die Kikonen) μὲν ἀφ ̓ ἵππων ἀνδράσι μάρνασθαι καὶ ὅθι χρὴ πεζὸν ἐόντα ι 49; Tydides melior patre ἡμεῖς τοι πατέρων μέγ ̓ ἀμείνονες εὔχομεθ ̓ εἶναι 4 405.') Die Schilderung ist demnach im wesentlichen dem dritten Buch der Ilias entnommen, überall tritt eine genaue Kenntnis des Homer hervor. Diomedes ist also nicht aus Nachlässigkeit, sondern mit voller Absicht von Horaz an Stelle des Menelaos eingesetzt worden. Welches aber ist der Grund eines so seltsamen Verfahrens?

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Es erklärt sich alles sofort und, mufs hinzugefügt werden, es erklärt sich allein bei der Annahme, dafs wir nach der Absicht des Horaz in Paris den Antonius, in Helena die Cleopatra erkennen sollen.) Denn in diesem Falle war es ganz ausgeschlossen, dafs Octavian mit Menelaos gleichgesetzt wurde: Octavian war nicht der Gemahl der Cleopatra - Helena. Ferner aber, und Horaz hatte damit natürlich zu rechnen, hätte Octavian sich

1) Sthenelus erwidert da statt des Diomedes auf des Agamemnon Vorwurf τοῖος ἔην Τυδεύς Αιτώλιος, ἀλλὰ τὸν υἱὸν γείνατο εἷο χέρηα μάχῃ, ἀγορῇ δέ τ ̓ ἀμείνω.

2) Eine solche Vergleichung lag zu nahe, als dafs sie nicht sehr bald hätte gemacht werden sollen. Vgl. Lucan X 60 quantum inpulit Argos Iliacasque domos facie Spartana nocenti, Hesperios auxit tantum Cleopatra furores. Vgl. auch Plutarch. Compar. Demetrii cum Antonio: (Antonius) τέλος δὲ ὡς ὁ Πάρις ἐκ τῆς μάχης ἀποδράς κτλ.

jedenfalls dafür bedankt, mit Menelaos verglichen zu werden. Denn schon damals hatte die Gestalt desselben einen Stich ins Komische; Menelaos, Helena und Paris waren stehende Namen für Mann, Frau und Liebhaber: vgl. Cic. ad Attic. I 18, 3 M. Luculli uxorem Memmius suis sacris initiavit, Menelaus aegre id passus divortium fecit, quamquam ille pastor Idaeus Menelaum solum contempserat, hic noster Paris tam Menelaum quam Agamemnonem liberum non putavit. Dahingegen sah Octavian die Gleichstellung mit Diomedes zweifellos als Kompliment an. Virgil übertrüge sonst in seiner Beschreibung der Schlacht bei Actium (Aen. VIII 680 f) nicht ebenfalls Züge des Diomedes (E 4-7) auf ihn. — Und schliefslich pafste zu dem jugendlichen Alter des Octavian, er war bei Ausbruch des Krieges nicht viel über 30 Jahre alt, mehr die Figur des Diomedes als die des Menelaos.

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Es ist klar, dafs unter Ulixes Agrippa zu verstehen ist, der wie jener ebenso tapfer in der Schlacht wie klug im Rate war. Die Rolle des Pylius Nestor fällt von selbst dem Maecenas zu: beide nützten im Felde wenig, desto mehr durch ihre Ratschläge. Freilich müfste hiernach Maecenas an dem Entscheidungskampfe gegen Antonius persönlich teil genommen, wenigstens zur Zeit, wo Horaz diese Ode dichtete, die Absicht dazu gehabt haben. Es wird davon sofort mehr zu sagen sein.

Nur wenn wir unsere Ode als ein allegorisches Zeitgedicht auffassen, worin das Verglichene das Gleichnis beeinflusst hat, kommt der seltsame Ausdruck iracunda diem proferet Ilio - classis Achillei zu seinem Rechte. Denn vor Troja war es Achilles, der durch seinen Zorn den Troern Aufschub brachte, seine Flotte hatte damit nichts zu thun, kam überhaupt vor Troja nicht in Betracht. Die Worte treten sofort in das rechte Licht, wenn wir an Sextus Pompejus denken, dessen drohende Stellung zur See eine Zeit lang den Octavian davon abhielt, es mit Antonius zum Bruche kommen zu lassen. Die Vergleichung des Sextus Pompejus mit dem Peliden hatte einiges Zutreffende wegen seines raschen Wesens und auch wegen seines verhältnismäfsig frühen Endes.

Auch ist zu bemerken, dafs die Zeitdauer, die zwischen 713, wo Antonius Cleopatra zuerst sah, und der Schlacht 723 lag, etwa ebenso viele Jahre umfafste wie die Belagerung Trojas. Horaz konnte bei Ausbruch des offenen Krieges seine Dauer allerdings nicht absehen, aber er durfte auf eine rasche Entscheidung rechnen.

Das Gedicht wird ungefähr im Sommer 722 verfafst sein, wo Antonius und Cleopatra von Samos über das ägäische Meer herüberkamen, und es fällt somit in die nämliche Zeit, in der Asinius Pollio und Valerius Messalla die Schmähbriefe des Antonius beantworteten (Gardthausen, Augustus I 345). Eine ähnliche Tendenz, nur verschleierter, hat unser Gedicht; die Zuversicht allein, die es aussprach, mufste dem Octavian wertvoll sein.

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Statt Nereus v. 5 haben einige Herausgeber mit Porphyrio Proteus in den Text gesetzt, weil dieser auch sonst als weissagender Gott erscheint (Homer d 351, Virg. Georg. IV 387). Indessen weissagte Proteus nur gezwungen, so bei Horaz selbst sat. II 3, 71; epp. I 1, 90. Horaz brauchte an unserer Stelle einen Gott, der das freiwillig that: daher Nereus. Auch gehorchen in unserer Ode dem Meergotte die Winde. Horaz konnte diese Macht kaum dem Proteus beilegen, der bei ihm (I 2, 7) wie bei Virgil (Georg. IV 394 f) die Robben hütet. Wohl aber kam sie dem Nereus zu, der nach Poseidon der gewaltigste Gott des Meeres war, der nach Properz V 6, 25 (tandem acies geminos Nereus lunarat in arcus) bei Actium die Reihen ordnet.

Ebenso ist trotz der metrischen Schwierigkeit in der letzten Strophe ignis Iliacas domos beizubehalten und nicht Pergameas einzusetzen. Es ist aber unrichtig, die metrische Freiheit damit zu entschuldigen, dafs wir es mit einem sehr frühen Gedicht zu thun haben; denn Horaz hat es erst mit den andern Oden herausgegeben, er hätte es inzwischen oder bei Gelegenheit der Herausgabe verbessern können. Da es nicht geschehen, wird er Iliacas von Anfang an aus besondern Gründen geschrieben haben. Die Allitteration gab einen feierlichen Abschlufs und entsprach somit auf das beste dem Tone der Prophezeiung. So schliefst der Spruch der Sabella anus sat. I 9, 34 mit atque adoleverit aetas. Ovid erhöht in bemerkenswerter Weise sein Gebet um Frieden (fast. I 721) durch die allitterierenden Schlufsverse: utque domus, quae praestat eam, cum pace perennet, ad pia propensos vota rogate deos. Vgl. auch die letzte Zeile der Metamorphosen: si quid habent veri vatum praesagia, vivam. — Im übrigen fällt es für unsere Stelle doch auch ins Gewicht, dafs es zwar heifst Iliacas domos aber zu verstehen ist Niliacas domos.

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