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Einleitung.

§. 1.

Die Beredtsamkeit im engeren Sinne, die rednerische, besteht (subjectiv) in der Fähigkeit oder (objectiv) der Kunst, im ungebundenen mündlichen Vortrage die möglichst vollendete Redeform mit der Macht überzeugender Gründe so zu verschmelzen, dass Gefühl und Verstand des Hörers gleich afficirt, sein Wille bestimmt und die beabsichtigte Seelenstimmung in ihm hervorgebracht wird. Hauptzweck der Geschichte der römischen Beredtsamkeit ist es daher, die Entwickelung und Ausbildung, die manichfaltigen Schicksale und Umwandlungen jener Fähigkeit und Kunst bei den Römern in Gleichzeitigkeit und Aufeinanderfolge zu ermitteln und darzustellen. Wir beschränken uns nur auf das alte Rom.

§. 2.

Demnach werden folgende Gesichtsptincte in einer Geschichte der römischen Beredtsamkeit festzuhalten seyn: I. Historische Entwickelung derjenigen psychologischen und politischen Verhältnisse, unter denen die Beredtsamkeit zuerst als blosse Fähigkeit geübt ward, dann zur Kunst sich objectivirte, fortbildete und wiederum verfiel. II. Darlegung der Zustände der Beredtsainkeit als Fähigkeit und Kunst zur Zeit ihres Entstehens, Fortgangs und Verfalls, in doppelter Beziehung: a) anf die Ausübung - Redner b) auf die theoretische Begründung derselben Techniker, verbunden mit möglichst genauer, aus den Quellen selbst geschöpfter Darstellung der wesentlichsten Lebensschicksale der Redner und Techniker, mit gewissenhafter Würdigung ihrer Verdienste, mit vollständiger Aufzählung

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und Charakterisirung ihrer Schriften, mit umsichtiger Mittheilung des Wissenswürdigsten aus dem Gebiete der Bibliographie.

Je mehr aber, was unverkennbar ist, die Quellen, aus denen wir schöpfen müssen, bald lückenhaft, bald voller Widersprüche, bald durch offenbare Fehler und Unwahrheiten, die selbst oft in die neueren Arbeiten über diesen und verwandte Gegenstände übergegangen, entstellt sind: um so wünschenswerther und nöthiger ist ein kritisches Verfahren bei Darstellung der Geschichte auch der römischen Beredtsamkeit. Denn nur mit Hülfe der Kritik sind wir im Stande jene Lücken auszufüllen, jene Widersprüche zu lösen und jene Fehler und Unwahrheiten zu entdecken und zu berichtigen.

§. 3.

I. Quellen. Die Gesammtgeschichte der altrömischen Beredtsamkeit hat kein Schriftsteller des Alterthums zum besonderen Gegenstande seiner Untersuchungen gemacht, einzelne Abschnitte derselben nur Wenige 1). Die Ergänzungen zu diesen wie zu den nicht besonders bearbeiteten Epochen liefern mit wenigen Ausnahmen alle historische, philosophische, rhetorische und grammatische Schriftsteller des Alterthums 2). II. Hülfsmittel. Einen untergeordneten Werth haben, insofern sie erst aus den genannten Quellen geflossen sind, die theils universellen, theils speciellen Bearbeitungen der Geschichte der römischen Beredtsamkeit aus der neueren Zeit. In ersterer Hinsicht ist im Ganzen bis jetzt nur wenig geschehen. Zwar bildet die Darstellung der Geschichte der römischen Beredtsamkeit einen Hauptabschnitt in den Werken über allgemeine Litteraturgeschichte 3) sowohl als in denen über die römische insonderheit 4), aber doch immer nur als Verbindungsglied in der Reihe der übrigen Theile der Litteratur. Eine besondere, unabhängig für sich bestehende, vollständige Geschichte der römischen Beredtsamkeit giebt es noch nicht, doch ist neuerdings dazu durch vollständige Samın

lung der Fragmente der römischen Redner ein fester Grund gelegt worden 5). Bei Weitem mehr ist in letzterer Hinsicht, zur Erörterung einzelner Theile dieses Gegenstandes, sowohl in historischer 6) als in ästhetisch - kritischer 7) und bibliographischer 8) Beziehung namentlich in der neuern Zeit von deutschen Gelehrten geleistet worden. Durch diese Vorarbeiten ist eine kritische Geschichte der römischen Beredtsamkeit erst vorbereitet und möglich gemacht worden.

1) Einen eigentlichen historischen Abriss hat nur Cicero in seinem Brutus für die Zeit der Republik geliefert. Er kann daher für diese Periode als Grundlage betrachtet werden, während alle die Uebrigen, selbst die Hauptschriftsteller, wie Quinctilian, Tacitus u. Seneca, durch allgemeine Schilderungen oder beiläufig gegebene Notizen nur ausfüllen u. ergänzen. Das Nähere unten gehörigen Orts.,

2) Namentlich Livius, Tacitus, Suetonius, Plutarch Cicero, SeQuinctilian, Seneca rhetor Priscianus, Festus, Nonius

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Plinius, Gellius, Valerius Maximus.

3) S. Th. I. 4, 3. S. 5.

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4) J. A. Fabricii Bibliotheca latina, Hamb. 1697. 8. Ed. V. auct. et emend. ibid. 1721. III Voll. 8. Venet. 1728 II Voll. 4. Melius delecta, rectius digesta et aucta, diligentia J. A. Ernesti, Lips. 1773. Il Voll. 8. (ein vierter von Beck versprochener erschien nicht). G. Eph. Müller hist. krit. Einleitung zu nöthiger Kenntniss und nützlichem Gebrauch der alten lat. Schriftsteller, Dresden 1747—1751. V. Thle. 8. G. Tiraboschi storia della letteratura Italiana, Modena 1772. ff. X Voll. 4. Rom 1785. XII Voll. 4. Moden. 1787. VIII Tom. in XV Partt. 4. Firenze 1805 IX Tom. 8. Im Auszug: deutsch, doch unvollendet, von Ch. J. Jagemann, Geschichte der freien Künste und Wissenschaften in Italien, Leipzig 1777 ff. III Bd. in 6 Thl. 8. ital. von F. V. Barbacovi, compendio della storia letteraria d'Italia, Milano 1826. 8. T. C. Harles brevior notitia litteraturae romanae, Lips. 1789. 8. Supplementa ad brev. not. litt. rom. II Partt. Lips. 1799. 1801. 8. Supplem. III. ed. C. F. H. Klügling, Lips. 1817. 8. (in us. scholar. Lips. 1803 u. 1819. 8.) Harles introductio in notitiam litteraturae Rom. Nürnb. 1781. Lips. 1794. II Voll. 8. F. A. Wolf Geschichte d. röm. Literatur; ein Leitfaden zu Vorlesungen, Halle 1787. 45. S. 8. Fr. Schöll histoire de la Litterature Romaine, Paris 1815, IV Voll. 8. Jan. Th. Bergmann comment. de litterarum conditione apud Romanos inde à bello Punico primo usque ad Vespasianum, Lugd. Bat. 1818. 4. Fed. Cavriani storia delle scienze, lettere ed arti dei Romani, della fondazione di Roma etc. Mantova 1823. 8. P. L. Ginguené, storia della letteratur:

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italiana; traduzione da B. Perotti, con note ed illustrazioni; ed. rivista sull' originale francese. Firenze 1826. Voll. VI. 8. John Dunlop history of Roman Literature during the Augustean age, London 1823-1828. III Voll. Jo. Chr. Fel. Bähr Geschichte der römischen Literatur. Carlsruhe 1828. 8. 2te vielfach vermehrte und

berichtigte Ausg. ibid. 1832. 8. J. P. Charpentier (de SaintPrest) études morales et historiques sur la literature Romaine depuis son origine jusqu'à nos jours. Paris 1829. 8. G. Bernhardy Grundriss der Römischen Litteratur, Halle 1830. 8. - Die in Verbindung mit der griechischen Litteratur erschienenen Bearbeitungen der römischen 8. Th. I. §. 4, 4. S. 5. f.

5) Oratorum Romanorum Fragmeuta ab Appio inde Caeco et M. Porcio Catone usque ad Q. Aurelium Symmachum. Collegit atque illustravit Henr. Meyerus: Turici 1832. 8. (Vgl. Hall. Lit. Zeit. 1834. Jan. Nr. 12. S. 89-94. u. Dübner in Jahns Jahrbb. 1834. XI. 3. S. 275-280. mit krit. Nachträgen aus Pariser Mss.)

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6) Andr. Schott de claris apud Senecam rhetoribus, zuerst in der ed. Commeliniana operum Senecae vom J. 1603 u. 1604, darauf verbessert in den Pariser Ausgg. von den J. 1607. 1613. 1619. 1627. u in der Genfer von de Juges 1628. S. Th. I. Vorrede S. X. vergl. Walz in den Heidelb. Jahrbb. 1834. Heft 4. Nr. 23. N. 365. u. G. H. B. in den Götting. gel. Anz. 1832. Nov. St. 181. Burigny sur l'éloquence chez les Romains, in den Mémoires de l'Academie des Tascriptions t. XXXVI. p. 34. sqq. (wenig mehr als ein Auszug aus Cicero's Brutus). I. C. F. Manso über das rhetorische Gepräge der Römischen Litteratur, Bresl. 1818. 4., wieder abgedruckt in Dess. vermischten Abhandlungen u. Aufsätzen, Bresl. 1821. 8. S. 39 — 86. Frid. Ellendt Prolegomena historiam eloquentiae Romanae usque ad Caesares primis lineis adumbrantia, vor seiner Ausgabe des Brutus, Regimont. Prussor. 1825. 8. p. I. CXLII. Anderes ist schon Th. I. S. 4, 6. S. 6. f. mit angeführt. Ueber Einzelnes weiter unten zu seiner Zeit.

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7) Zu den Th. I. §. 1, 3. S. 2. genannten Schriften ist noch hinzu→ zufügen A. Gu. Ernesti Vindiciae panegyristarum, in dessen Opusc. orator. philol. Lips. 1794. 8. p. 159 – 172. u. de panegyr. eloqu. Romanor. aureae quidem aetatis, ibid. p. 173-184.-— H. A. Schott commentatio philologico-aesthetica, qua Ciceronis de fine eloquentiae sententia examinatur et cum Aristotelis, Quinctiliani et recentiorum quorundam scriptorum decretis comparatur. Lips. 1801. 4. K. Jahn Ueber Beredtsamkeit u. Rhetorik, Bern, 1817. 8. Car. Th. Schmidt Cethegus sive de eloquentia secundum naturam, dignitatem, ambitum, tractationem, viam rationemque, qua se sensim explicuit apud Graecos atque Romanos. Lips. 1834. 8. - Auf die römische Beredtsamkeit insbesondere bezüglich: Ch. A. Clodius de praesidiis eloquentiae Romanae, Lips. 1762. Ant. van Goudoever oratio de diversa eloquentiae Romanae conditione libera republica et sub imperatoribus,

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