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20) IV. 2, 116.

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21) II. 13. III. 11, 21 sq. IV. 1, 43. V. 13, 59 sq. VII. 10, 5. 8 sqq. praeceptoris est, in alio atque alio genere quotidie ostendere, quis ordo sit rerum et quae copulatio, ut paullatim fiat usus et ad similia transitus. tradi enim omnia quae ars efficit non possunt. quaedam non docentium sunt, sed discentium. quare plurima petamus a nobis et cum caussis deliberemus cogitemusque, homines ante invenisse artem quam docuisse. haec est velut imperatoria virtus copias suas partientis ad casus proeliorum, retinentis partes propter castella tuenda custodiendasve urbes, petendos commeatus, obsidenda itinera, mari denique ac terra dividentis. sed haec in oratione praestabit, cui omnia affuerint, natura, doctrina, studium. quare nemo exspectet, ut alieno tantum labore sit disertus etc.

22) Dass Qu. keineswegs Verächter echter Philosophie war, sondern diese, eine praktische Lebensweisheit, dem Redner für ganz unentbehrlich hielt und ihn nur dem verderblichen Einflusse der Sectirerei entzogen wissen wollte (vgl. die oben Anmk. 9. angeführten Stellen), setzt er XII. 2. ganz klar aus einander; ebendas. cap. 3. seine Ansicht über die Nothwendigkeit der Rechtskenntniss für den Redner.

23) II. 10. 20, 4. V. 12, 17. 13, 59. VII. 1, 41. 2, 54 sq.

24) II. 13, 17. late fusum opus est' et multiplex et prope quotidie novum et de quo nunquam dicta erunt omnia. quae sunt tamen tradita, quid ex his optimum, et si qua mutari, adiici, detrahi melius videbitur, dicere experiar. Vgl. III. 1, 2 sq. 5. 22. neque enim me cuiusquam sectae, velut quadam superstitione imbutus, addixi, et electuris quae volent facienda copia fuit, sicut ipse plurium in unum confero inventa; ubicunque ingenio non erit locus, curae testimonium meruisse contentus. IV. prooem. 7. VI. 2, 25. quodsi tradita mihi sequi praecepta sufficeret, satis feceram huio parti, nihil eorum, quae legi vel didici, quod modo probabile fuit, omittendo; sed mihi in animo est, quae latent penitus, ipsa huius loci aperire penetralia, quae quidem non aliquo tradente, sed experimento meo ac natura ipsa duce accepi.

25) VII. 3, 8. dissentire vix audeo a Cicerone. Vgl. IX. 1, 25 sqq. 4, 1. 2. 79. XI. 1, 4 sqq. u. oben §. 64, 3.

26) So z. B. III. 4, 11. wo er, nachdem er selbst §. 6. eine neue Bahn zu brechen versucht: mihi cuncta rimanti et talis quaedam ratio succurrit, quod omne oratoris officium aut in iudiciis est aut extra iudicia, wieder ablässt mit den Worten: nobis et tutissimum est auctores plures sequi et ita videtur ratio dictare. Vgl. VIII. 4, 29. In wie weit Qu. von griechischen Schriftstellern abhängig ist, dürfte bei dem Verluste der meisten derselben schwer nachzuweisen seyn; Einzelnes, worauf man stösst, ist daher zufällig, aber immer beachtenswerth, wie z. B., worauf neuerdings wieder A. G. Becker in s. Uebers. von Dionys. Schr. über Demosth. Rednergewalt, Vorr. S. XIII. u. XVIII. aufmerksam macht, dass Qu. bei seiner Kritik der

griech. Schriftsteller, X. 1, des Dionys. v. Halikarnass noloiç tür âgzalov vor Augen hatte (genannt ist Dionys. III. 1, 16. IX. 3, 89. 4, 88.). Doch nicht zu übersehen ist auch die Ungenauigkeit, mit wel cher Qu. hin und wider das Griechische aufgefasst hat, wie z. B. II. 16, 4. III. 6, 3. VI. 1, 7. Auch in Bezug auf das Römische ist sein Ausspruch nicht immer ohne Prüfung hinzunehmen, wie z. B. über die Echtheit der declamatio in Ciceronem, IV. 1, 68. IX. 3, 89. Vgl. Markland bei Wolf ed. Cic. orr. IV. p. LXXV.

27) Wie I. 2, 28. II. 6, 7. 10, 6. 13, 4. 16. 17, 24. 19, 2. IV. 1, 61. V. 12, 18. VII. 10, 10. 13. VIII, prooem. 19. 3, 8. 5, 26. IX. 1, 20. X. 3, 2. XI. 9, 2. u. öfter.

28) Den wahren Verfasser ausfindig zu machen, den man bald im Vater des Qu. (s. oben Anmk. 2.), bald in einem Posthumius iunior, bald u. vielleicht am sichersten nach Mss. in einem M. Florus hat finden wollen, ist, zumal nach der Bemerkung des Trebell. Pollio trig. tyr. 3. (unten §. 87, 4.), vergebliches Bemühen. Vgl. Spalding praef. p. XL. Statt dessen ist eine neue Bearbeitung nach den Gesichtspuncten, wie sie Orelli Ep. ad Madvig. in Cic. Orat, etc. P. XCV sq. angiebt, sehr wünschenswerth.

Ausgaben: die ersten unvollständig: Rom. 1475. f. (3) Venet. 1481. f. (nur die 19 grössern). Parm. 1494. f. (136). In den Gesammtausgg. zuerst (19) Tarvis. 1482. f. Ascens. 1519. u. öfter; s. Schweiger 1. 1. S. 836 ff. Vollständig (145) zuerst nebst Calpurnius eclog. u. dial. d. oratt. ex bibl. Pithogi. Lutet. 1580. 8. (die handschriftlichen Verbesserungen des Juristen Almar. Ranconetus theilt aus einem Berner Exemplar Orelli 1. 1. p. XCVII-CI. mit), wiederh. Heidelb. 1594. 8. not. illustr. Oxon. 1675. 8. 1692. cur. P. Burmanno, Lugd. Bat. 1720. 4. L. Patarol, in s. Opp. Venet. 1743. t. H. p. 93 sqq.

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Zur Erläuterung: Perseualdi Belligenii adnot. quaed. rhet. in prior. duas decl. Lutet. 1530. 8. Pt. Pithoei varr. lectt. emendatt. et notae in Qu. decl. et Calpurnium Flaccum. in s. Opp. Paris. 1609. 4. p. 721 sqq. T. Baden obss. in Qu. declamatt. IX. in Friedem. u. Seebod. Misc. crit. Vol. I. P. 4. p. 749 sq.

Hier sey noch des unter Hadrian lebenden Declamator Calpurnius Flaccus gedacht, dessen 51 Declamationen in mehreren Ausgaben der Decl. d. Quinct, sich befinden, zuerst in der des Pithoeus, Lutet. 1580. 8, dann commentirt von Gronov, Schulting und Almeloveen.

§. 81. Praxis.

Nach diesem Allen wird von dem praktischen Theile des Unterrichtes, da die Mehrzahl mit dem Strome schwamm, wenig Erfreuliches zu erwarten seyn. Dieser begann, mit Uebergehung aller Vorübungen 1), in der

Regel gleich mit der Declamation und bestand einzig in ihr. Ausarbeitung und Vortrag waren die Hauptmomente. Die Sache ward fabrikmässig betrieben, die Knaben zur Freude der Eltern classenweise und an bestimmten Tagen zum Hersagen selbstgefertigter Aufsätze aufgeboten 2), und da gab es, wie überhaupt auch in den Rhetorenschulen eine ziemlich lockere Zucht herrschte 3), Getümmel und Beifallsgeschrei auf allen Bänken, was man ganz allerliebst fand und humanitas nannte 4). Den Stoff der Ausarbeitung selbst begriff man unter den Formen der suasoriae und controversiae zusammen; erstere als die leichtere Gattung für den Anfänger, deliberativer Tendenz, Entscheidung einer meist an historische Personen geknüpften Frage 5), zuweilen zusammengesetzter Art 6), vorschriftmässig ohne künstliche Anlage, mit raschem Eingang und in erhabener Sprache ) oder gar in barschem Tone ), letztere dem weiten Gebiete der gerichtlichen Verhandlungen entnommen und schon desshalb manichfaltiger und schwieriger, aber an sich gewiss ein wirksames Mittel den Geist zu wecken und zu schärfen und die künftige Praxis vorzubereiten. Verfehlte das Mittel dennoch seine Wirkung, so muss der Grund in dem Missbrauche desselben gesucht werden, der in eben dem Masse um sich griff, als der Zusammenhang der Beredtsamkeit mit dem wirklichen Leben schwand und der praktische Zweck rednerischer Bildung verloren ging 9). So ward unter dem Einflusse scholastischer Eitelkeit, der nicht an der Sache, sondern an dem Effecte technischer Taktik und dem Glanze überraschender Evolutionen gelegen war, nach und nach jenen Uebungen die historische Grundlage entzogen 10), an ihre Stelle traten Fictionen von unnatürlicher Erfindung, abgeschmackter Verwickelung und verführerischem Inhalte 11); die alte einfache Structur und natürliche Färbung wich dem künstlichen Gewebe der divisio und ihrer quaestiones, wodurch der Stoff in möglichster Breite verwässert wurde 12), dem gleissnerischen color, welcher die überall hervortretende Blösse decken sollte 13), und über welchen ganze Bücher geschrieben wurden 14), und

anderem Formelwesen 15), von welchem nicht leicht eine klare Anschauung erlangt werden dürfte. Der praktische Gesichtspunct ging vollends dadurch verloren, dass man den Stoff nur einseitig behandelte, anstatt durch gegenseitige Bearbeitung den Blick zu schärfen und die Kraft zu vervielfältigen 16), und bei dieser Entfremdung von der Wirklichkeit, die sich zuweilen auf auffallende Weise kund gab 17), konnte es nicht fehlen, dass auch die öffentliche Beredtsamkeit einen rein declamatorischen Charakter annahm 18). Die Lehrer (rhetores, scholastici) 19) gingen selbst in diesem Allen den Schülern mit ihrem Beispiele voraus; wohl nur ausnahmsweise spiel"ten die letztern eine stumme Rolle (auditores), wie in der Schule des Latro 20); doch unmöglich konnten auch die erstern dem Drange sich auszusprechen widerstehen, und so entstand die Sitte, zuerst von Asinius Pollio angeregt, in gewählten Kreisen Vorträge und Vorlesungen (recitationes) zu halten 21), wobei die Bescheidneren sich begnügten 22), eine Sitte, welche jedoch bald alle Grenzen durchbrach und zuletzt nur in den Huldigungen einer lärmenden Menge ihre Befriedigung fand 23). Selbst die höchsten Personen beehrten diese Vorträge mit ihrer Gegenwart 24) oder ordneten gar förmliche declamatorische Wettkämpfe an 25). Hier galt es, einander durch möglichst in Form und Haltung verschiedene Ausführung beliebter Controversen 26), die überhaupt selten eine andere Form aufkommen liessen 27), den Rang abzulaufen, und diesem Wetteifer, der freilich nicht selten in Eifersucht und Bitterkeit ausartete 28), aber auch höher galt als menschliche Hingebung an das natürliche Gefühl 29), verdanken die X libri controversiarum und I liber suasoriarum des M. Annaeus Seneca 50), Rhetor genannt, ihre Entstehung, welche jedoch nur unvollständig auf uns gekommen sind 31). Diese Sammlungen, welche ausser den äussersten technischen Umrissen der beliebtesten Declamationen von der Hand der geschicktesten Meister eine reiche Lese der schönsten Redeblumen enthalten, können über den Verlust der Originale wohl trösten, ohne ihn jedoch ganz zu ersetzen, da der Verfas

ser zwar alle berühmte Declamatoren seiner Zeit persönlich kannte, allein, weil diese sich meist dem Drange des Augenblicks hingaben, und schriftlich Weniges aufsetzten, Anderes sich aufbürden lassen mussten 32), alle diese Notizen aus seinem freilich immensen Gedächtnisse niederschrieb 33). So wenig nun aus ihnen eine vollständige Kenntniss der gangbaren Methodik gewonnen werden kann, so sind sie doch höchst schätzbar als aus eigenem Anschaun geschöpfte Beiträge zu einem Entwurf von dem Bilde des rhetorischen Treibens jener Zeit, und es gereicht dem Verfasser zur Ehre, dass er, obgleich in die Strudel dieses Treibens hineingezogen, doch meist ein so gesundes Urtheil bewahrt hat, wie es sich fast durchgängig, namentlich in den auch durch reiche Aufschlüsse über die Personalchronik wichtigen Proömien zu den einzelnen Büchern ausspricht 34). In letztrer Hinsicht ist zu bedauern, dass des Suetonius Schrift de illustribus rhetoribus, wahrscheinlich nur ein Theil eines grösseren Litteraturwerkes, bloss in seiner kleineren Hälfte auf uns gekommen ist 35).

1) Dahin rechnet Quinct. II. 4. narratio, ávaozevý u. natɑonevý, laudare et vituperare, communes loci, theses, legum laus et vituperatio. §. 41. his fere veteres facultatem dicendi exercuerunt. cap. 11, 1. iam hinc ergo (a declamatione) nobis inchoanda est ea pars artis, ex qua capere initium solent, qui priora omiserunt. Vgl. oben S. 78, 13. u. Th. I. S. 106, 2.

2) Quinct. II. 7, 1. X. 5, 21. consuetudo classium certis diebus audiendarum.

3) Dial. d. oratt. 35. deducuntur in scholas, in quibus non facile dixerim, utrumne locus ipse an condiscipuli an genus studiorum plus mali ingeniis afferant etc.

4) Quinct. II. 2, 10.

5) Wie z. B. bei Senec. Suas. 1. deliberat Alexander an oceanum naviget, suas. 2. trecenti Lacones contra Xerxem missi, cum trecenti ex omni Graecia missi fugissent, deliberant an et ipsi fugiant, suas. 3. deliberat Agamemnon an Iphigeniam immolet, negante Calchante aliter navigari posse. Vgl. Quinct. III. 8, 55 sq.

6) Suas. simplex, Quinct. II. 8, 18, duplex ibid. 19, triplex ibid. 33. 7) Quinct. III. 8, 58 sqq.

8) Quinct. III. 8, 69. contra sentientibus inhumane conviciantur et ita plerumque dicunt, tanquam ab iis qui deliberant utique dissentiant, ideoque obiurgantibus similiores sunt quam suadentibus.

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