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in den Commentt. Latt. tertiae classis Instituti Belgici Vol. III. Amstelod. 1824.

8) S. Th. I. S. 4, 7. S. 8. u. Zusätze S. 343. Dazu jetzt F. L. A. Schweiger Handbuch der classischen Bibliographie II. Th. in 2 Abtheilg. Lateinische Schriftsteller. Lips. 1832. 1834. 8.

$. 4.

Um nun das Gebiet der römischen Beredtsamkeit leichter übersehen und durchdringen zu können, ist es nöthig, dasselbe in gewisse Epochen zu zerlegen. Nach den ewigen Gesetzen des Wechsels und Fortschreitens ergeben sich die Epochen des Entstehens, der Blüthe, des Verfalls und der Entartung, welche auch hier ihre Verwirklichung finden. Die Geschichte der römischen Beredtsamkeit soll demnach in folgenden drei Hauptabschnitten abgehandelt werden.

I. Hauptabschnitt. Rom unter den Königen, von Erbauung der Stadt bis zum Jahre 244. Zeit des Entstehens.

II. Hauptabschnitt. Rom als Freistaat, vom Jahre 244 bis zum Jahre 734 nach Erbauung der Stadt. Zeit der Entwickelung und der Blüthe.

III. Hauptabschnitt. Rom unter den Kaisern, vom Jahre 30 vor Christi Geburt bis zum Jahre 476 nach derselben, oder bis zur Auflösung des weströmischen Reichs. Zeit des Verfalls und der Entartung.

I. Haupt abschnitt. Rom unter den Königen, von Erbauung der Stadt bis zum Jahre 244.

Zeit des Entstehens.

§. 5.

Bevor wir zu den Anfängen der römischen Beredtsamkeit selbst übergehen können, ist es nöthig, diejeni

gen Bedingungen in's Auge zu fassen, welche da seyn mussten, ehe die Beredtsamkeit sich entwickeln konnte: das römische Volk und seine Sprache. Den Ursprung beider mit Sicherheit nachzuweisen, ist eine Aufgabe, deren vollkommene Lösung bei dem Verluste der ältesten schriftlichen Urkunden und dem unvereinbaren Widerspruche der uns überlieferten Nachrichten in das Bereich der Unmöglichkeit gehört. Alle Versuche, diess grosse Räthsel zu entziffern, tragen demnach die Farbe einer mehr oder weniger geistreichen Hypothese und schwanken Einsturz drohend auf den unsicheren Stützen divinatorischer Combination in dem schrankenlosen Reiche der Möglichkeit umher. Wir überlassen diese fata morgana den Historiographen und Linguisten, und begnügen uns hier die nothwendigsten Umrisse, selbst mit Verzichtung auf durchgängige Schärfe und Sicherheit, nur als einleitende Bemerkungen hinzuwerfen.

§. 6. Volk.

Das Missliche, wie bei allen urgeschichtlichen Untersuchungen, so auch hier, ist der Mangel eines festen Anfangspunctes. Wir werden mitten in eine Masse durcheinander wohnender Völkerschaften gleichsam hineingestossen, ohne zu wissen, woher sie gekommen und wie sie im Laufe der Zeit die verschiedenen Wohnsitze erlangt, in denen wir sie finden. Eine unbefangene Betrachtung der physischen Beschaffenheit Italiens macht es unwahrscheinlich, dass dasselbe Ureinwohner gehabt habe; vulcanische Revolutionen im Süden und Ueberschwemmungen im Norden deuten auf spätere Ansiedelung unverkennbar hin. Die Lage des Landes lässt die Annahme einer doppelten Einwanderung zu, der einen zu Lande aus Norden, der andern zur See aus Osten, eine Annahme, welche theils auf dem Wege der Tradition, theils auf dem der Sprachforschung ihre Bestätigung findet. Die östliche ist zweifelsohne für eine griechisch-pelasgische, die nördliche vielleicht für eine keltische zu nehmen. Parch den Nebel verworrener Ueber

lieferungen hindurch lässt sich nun in unbestimmter Zeit eine allgemeine Völkerbewegung erkennen, welche, in ihren Ursachen unbekannt, dennoch, weil sie zuerst getrennte Massen zeigt, als erster wiewohl in grauer Ferne versehwimmender geschichtlicher Anfang Italiens betrach tet werden kann. Hier regen sich zuerst, doch nicht in scharfer Begrenzung, im Süd-Osten illyrische, im SüdWeston oskische Völkerstämme, nördlicher und in der Mitte Italiens der grosse, aber unterliegende Stamm der Siculer, ferner die Sabiner und Umbrer, an diese grenzend endlich im Norden die Etrusker und die Ligurer. Mitten unter diesen Stämmen bildete sich in Latium, jener Völkerscheide zwischen Nord und Süd, der Wiege Roms, aus dem durch feindliche Berührung wie durch friedlichen Verkehr entstandenen Gemisch der wohnenden Eingebornen (Aborigines) ein neues Volk, 'die Latiner.

Mit Uebergehung der ältern upkritischen Schriften seyen hies nur følgende, wiewohl im Wesentlichen von einander abgehende Schriften genannt: L. de Beaufort diss. sur l'incertitude des cinq prémiors siècles de l'histoire romaine, à la Haye 1750. II Voll. 12. Gius. Micali l'Italia avanti il dominio dei Romani, 3. ed. Milano 1826. IV Voll. 8. Dess storia degli antichi popoli Italiani, Firenze 1832. G. B. Niebuhr römische Geschichte, I. Th. (Berl. 1811. vgl. Schlegel's Recens, in den Heidelb. Jahrbb. 1816. Nr. 54. ff. 2. Aufl. 1827. II. Th. 1812. 1830. III. Th. 1832) 3. Aufl. 1828. W. Wachsmuth die ältere Geschichte des römischen Staates, Halle 1819. & Vgl. K. 0. Müller die Etrusker, I. Th. (Breslau 1828. 8.) Einleit. S. 1.—70. G. Gu. H. Curtius de antiquis Italiae incolis, Pars I. Gryphisw. 1829. 8, R. v. Lilienstern zur Geschichte der Pelasger und Etrusker, so wie der altgriech. und altital. Völkerstämme überh. Graphische Constructionen nach Hirt, Mannert, Niebuhr u. O. Müller. Berl. 1831. 8.

§. 7, Sprache.

Dass in der That eine solche Völkermischung stattgefunden haben müsse, dafür liefern die Sprachüberreste des alten Italiens, so gering und unzusammenhängend sie auch sind, den sprechendsten Beweis. Durchgängig lassen sich in ihnen zwei Elemente nachweisen, ein griechisches und ein nicht-griechisches 1); sie bilden dem

nach, je nachdem das eine oder das andere in ihnen überwiegend ist, eine grosse Kette, deren erstes Glied im Griechischen wurzelt. Die übrigen Glieder folgerecht anzureihen ist bei der Mangelhaftigkeit der sprachlichen Ueberreste unmöglich; doch lässt sich mit einiger Sicherheit, das griechische Element durch das Siculische, Lateinische, Oskische, Samnitische, Sabinische und Umbrische Idiom bis in das Tuskische hinein verfolgen, von denen das letztere, dem Griechischen und selbst dem Lateinischen schroff entgegenstehend, als äusserates wiederum in einem nicht-griechischen Sprachstamm wurzeludes Glied gedacht werden mag 2). Dass dieses nicht griechische Element zum Theil wenigstens ein keltisches oder germanisches sey, unterliegt fast keinem Zweifel; allein desshalb die lateinische Sprache unmittelbar aus dem Germanischen herleiten zu wollen 3), ist eben so unkritisch, als die griechische 4), oder gar cine der orientalischen Sprachen 5) für deren Mutter zu erklären. Eine durchgängige Verwandtschaft der Sprachen kann nach den neuesten Untersuchungen und Entdeckungen nur der Befangene noch in Zweifel ziehen; aber nicht minder befangen sind diejenigen, welche die dem irdischen Auge unerkennbaren Gesetze der Natur wie menschliche Satzungen in einen wohl schematisirten Codex, und die ganze grosse Welt der freien Sprachbildungen in die engen Räume eines Ahnensaales einzwängen wollen, wo noch der späteste Enkel die Reinheit des stammväterlichen Blutes in seinen Zügen trägt. Die lateinische Sprache ist aus wilder Ehe entsprossen, vom Norden gezeugt, vom Süden empfangen, ohne väterliche Leitung und mütterliche Sorge hinausgestossen in die Wildniss und dort unter Kriegeslärm und Schwertergeklirr aufgewachsen zu jener Kräftigkeit und Gedrungenheit, die ihre Dauer bis zur Ewigkeit befestiget hat.

1) Dionys. Halic. Ant. Rom. I. 90. Quinct. Inst. orat. I. 6, 31. 2) Die ungriechischen Ausdrücke bei den Syrakusiern Epicharmus und Sophron finden sich meist in der lateinischen Sprache wieder; das Oskische muss dem Latein sehr geähnelt haben, da man zu Rom die im Oskischen Dialekte gegebenen Atellanen verstand (Strabo V.

p. 203.), was sich übrigens auch durch eine Vergleichung der Sprachüberreste ergiebt; das Samnitische war genau mit dem Oskischen verwandt (Liv. X. 20.), entfernter das Sabinische; weit grösser noch ist das Uebergewicht des ungriechischen Bestandtheils in der Umbrischen (nach Müller sind die sieben sogenannten Eugubinischen Tafeln, im J. 1444 bei Gubbio, dem alten Eugubium, gefunden, wovon zwei mit lateinischer, fünf mit etrurischer Schrift geschrieben sind, umbrisch; vgl. C. R. Lepsius de tabulis Eugubinis Part. I. Berol. 1833. 8. Chr. Lassen Beitr. z. Erkl. d. eugub. Tafeln. Erster Beitrag. Bonn 1833. 8. u. Bähr Gesch. d. röm. Litt. §. 21. S. 63.) u. der Etrurischen Sprache, welche leztere von den Römern förmlich erlernt werden musste (Liv. IX. 36. X. 4). Das Einzelne s. bei Müller Etrusker Einleit. Cap. I. Wie unsicher aber im Ganzen die Beweisführung sei, zeigen z. B. die direct von einander abweichenden Mefnungen der Gelehrten über das Siculische, woraus nach Müller S. 15. f. das griechische, nach Wachsmuth Röm. Gesch. S. 78. and Grotefend in Seebode's N. Archiv. f. Philolog. 1829. N. 32. das ungriechische Element in die lateinische Sprache gekommen wäre. „In allen diesem würden wir viel klarer sehen, wenn wir nicht immer blos einen sichern Ausgangspunct, das Griechische, hätten, und von da aus das ungriechische Element wie eine unbekannte Grösse berechnen müssten: woher es kommt, dass wir mehr von dessen Verschiedenheit, als dessen verwandtschaftlichem Verhältnisse zum Griechischen sagen können.“ Müller a. O. S. 44.

3) Jo. L. Praschius d. orig. Germanica ling. lat. Ratisbon. II. diss. 1686. 1689. J. N. Funccius d. orig. et puerit. lat. ling. Marburg. 1735. 4. Zulezt E. Jäkel der germanische Ursprung der lat. Sprache und des römischen Volks. Breslau 1830. 8. Die Schriften von Jenisch, Kanne, Bernd, Eckert u. Frenzel über die Verwandtschaft beider Sprachen s. Th. I. §. 11, 2. S. 16. f. Vgl. Ramshorn lat. Synonymik. Th. I. S. XI. ff.

4) Matth. Martinii lexicon philologicum, Trai. Bat. 1711. II Voll. f. Ger. Jo. Vossii etymologicum linguae latinae. Edit. nova. Acc. Mazochii etymologiae. Neap. 1762. II PP. f. Jo. Dan. a Lennep etymologicum linguae graecae, cur. Ev. Scheidius; adiectus est index etymologicus praecipuarum vocum latinarum. Trai et Lugd. Bat. 1808. 8. Struve über die lateinische Declination. Königsberg 1823. u. A. S. Walch hist. crit. ling. lat. I. §. 4. 5. Ramshorn a. O. Th. I. S. X. f.

5) Maria Ogerius Graeca et latina lingua hebraizantes seu de gr. et lat. linguae cum hebraica affinitate libellus, Venet. 1764. Neuerdings besonders das Sanskrit. S. Paulini a S. Bartolomaeo diss. de latini sermonis origine et cum orientalibus linguis connexione, Rom. 1802. 4. Vgl. Bopp vergleichende Zergliederung des Sanskrits und der mit ihm verwandten Sprachen; vier Abhandl. in der Sammlung der Berlin. Akad. vom J. 1826-1829. Dess, glossarium Sanscr:

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