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2) Er kam im Gesandtschaftsgefolge des Pergameners Attalus, der von seinem Bruder Eumenes zur Rechtfertigung der im Perseischen Kriege gespielten zweideutigen Rolle nach Rom abgeordnet wurde, u. hielt, durch einen Beinbruch daselbst zurückgehalten, wissenschaftliche Vorträge. Sueton. d. illustr. grammat. c. 1. plurimas άzgoάoes subinde fecit assidueque disseruit.

3) Suet. 1. 1. ac nostris exemplo fuit ad imitandum. hactenus tamen imitati, ut carmina parum adhuc divulgata, vel defunctorum amicorum, vel si quorum aliorum probassent, diligentius retractarent ac legendo commentandoque etiam ceteris nota facerent, ut Caius Octavius Lampadio Naevii Punicum bellum etc.

4) Suet. d. illustr. rhetor. c. 1. C. Fannio Strabone, M. Valerio Messalla coss. M. Pomponius praetor senatum consuluit: quod verba facta sunt de philosophis et de rhetoribus, de ea re ita censuerunt: ut M. Pomponius praetor animadverteret curaretque, uti ei e republica fideque sua videretur, uti Romae ne essent. Gell. N. A. XV. 11, welcher dasselbe Senatusconsultum anführt, irrt in dem Ausdruck: rhetoribus latinis. S. unten §. 30, 8. u. Röder d. scholast. Rom. instit. p. 41.

§. 29.

Entschiedene Richtung des griechischen Einflusses,

Die letzten Vorurtheile überwand jedoch die berühmte Philosophen-Gesandtschaft, welche im J. 598 von den Athenern, um Ermässigung einer über sie verhängten Strafsumme zu bewirken, nach Rom geschickt wurde 1). Sie bestand aus dem Akademiker Karneades, dem Peripatetiker Kritolaos und dem Stoiker Diogenes. Die Entscheidung verzögerte sich; mittlerweile begannen die Philosophen öffentliche Vorträge zu halten; die Neuheit der Erscheinung lockte die Menge an, die Künstlichkeit des Vortrags fesselte sie, die Fülle neuer Ideen, wie sie namentlich Karneades mit unwiderstehlicher Kraft und dialektischer Gewandtheit ausströmte, riss sie zur Bewunderung hin. Zu spät kam die Abmahnung des alten Cato 2); der Zündstoff in den Gemüthern hatte Feuer gefangen und keine menschliche Gewalt vermochte diess zu dämpfen. Es soll damit nicht gesagt seyn, dass nun die Römer im Sturmschritt den Gipfel philosophischer und rednerischer Bildung erstiegen; im Gegentheil ging diese Eroberung nur langsam vor sich; aber der Anstoss war gegeben, die Bahn ge

brochen, und somit war das Auftreten dieser rednerisch gebildeten griechischen Philosophen von eben so bedeutendem Einfluss auf die Bildung Rom's, als das Auftre ten der sicilianischen Sophisten und Redekünstler auf die Bildung Athens. Wenn aber dieser Einfluss sich in Rom und Griechenland auf ganz verschiedene Weise offenbarte, so liegt der Grund ohne Zweifel in den verschiedenen Charakteren beider Völker. In Athen wie in Rom kannte man schon vor jenen Katastrophen die Kraft der Rede, wie sie sich hier in Perikles, dort- in Cato personificirt; die Beredtsamkeit war eine natürliche, durch keine Kunstregeln bestimmt und eingeschränkt und zu rein praktischen, politischen Zwecken benutzt. Gorgias brachte die Technik aus Sicilien nach Athen 3); die Rede, bisher nur Mittel, ward Zweck; es bildete sich eine Art von Schauberedtsamkeit, die sophistische, im weiteren Sinne der politischen entgegengesetzt 4). Die sicilianischen Spitzfindigkeiten fanden lauten Anklang in dem müssigen Athen; Sophistenschulen thaten sich auf; doch verblichen diese Irrlichter bald vor dem Glanze wahrer Philosophie und machten eigentlichen Rhetorenschulen Platz, welche dem Bedürfnisse eines freien Staates angemessen waren. Die Römer bewahrte vor ähnlichen Abwegen ihr rein praktischer Sinn, der alles Speculative als nutzlos verwarf, nichts um der Sache, Alles um des Nutzens willen that. Daher haben sie es auch in der Philosophie niemals zur Originalität, spät erst und nach vielen Kämpfen zu einem erträglichen Eklekticismus gebracht. Ganz in diesem Sinne nahmen sie auch die Erscheinung der griechischen Philosophen in sich auf und bildeten sie nach ihren Begriffen und Bedürfnissen volksthümlich durch. Nicht das philosophische Element griffen sie aus jenen Vorträgen heraus, sondern das rhetorische, als das praktische, mit dessen Hülfe die Kunst erlernbar war, welche mit der Kenntniss des Rechts verbunden die sichere Grundlage alles öffentlichen Lebens und Wirkens bildete. Es entstanden daher keine Sophisten- oder Philosophenschulen in Rom, sondern Rhetorenschulen, aber auch diese nicht plötzlich

und in Menge oder förmlich organisirt, sondern erst nach und nach, wie man sich eines wissenschaftlichen Geistes bewusst zu werden begann, im eigentlichen Sinne erst, als die Römer sich eine Litteratur gebildet hatten.

1) S. Th. I. §. 77. S. 167. f.

2) S. oben §. 25, 9.

3) S. Th. I. §. 64. S. 127. f. vgl. §. 27. S. 36.
4) Ebendas. §. 63. f. S. 125. ff.

§. 30.

Grammatik und Rhetorik.

Kein Wunder also, dass man sich anfangs vorzugsweise an das Griechische hielt, das schon eine reiche und in allen Fächern vollendete Litteratur aufzuweisen hatte. Waren doch die ersten Lehrer selbst Griechen oder Halbgriechen, welche zwar in beiden Sprachen lehrten, aber stets bloss griechische Schriftsteller interpretirten und nur zuweilen ausnahmsweise etwas in lateinischer Sprache Geschriebenes zum Besten gaben 1). Der Unterricht überhaupt war ein dreifacher. Dem Knaben wurden, nachdem er unter den Augen der Mutter 2) bis zum Begreifen gediehen und ihm wo möglich ein Pädagog zur Aufsicht gesetzt war 3), zuerst die Elementarkenntnisse beigebracht. Die Methode des darauf folgenden Unterrichts schwankte in den altrepublikanischen Zeiten noch in ganz unsicheren Kreisen umber, und erhielt, so scheint es, erst um die Mitte des siebenten Jahrhunderts mehr Consistenz. Die Unterrichtsgegenstände concentrirten sich in zwei Hauptpuncten, in Grammatik und Rhetorik. Anfangs hatte die erstere unbedingt das Uebergewicht; die Grammatiker, deren Hauptgeschäft Erklärung der Dichter war 4), griffen noch vielfach in das eigentliche Gebiet der Rhetorik hinüber 5), so dass den Rhetoren, welche zu Anfang unserer Periode durchaus nur Griechen waren, etwa nur die Ausbildung für die öffentliche Beredtsamkeit übrig blieb. Seitdem aber das gesteigerte Interresse für diese letztere in der angegebenen Zeit die lateinischen Rhetoren in's Le

ben gerufen, ward die Grammatik in ihre eigentlichen Grenzen zurückgedrängt, die Rhetorik dagegen erhob sich als unentbehrliche Durchgangsstufe für's Wirken im Oeffentlichen zur selbstständigen Geltung. Im Wissenschaftlichen war das Treiben der lateinischen Rhetoren, wie auch neben ihnen die griechischen immer fortbestanden"), von dem der griechischen keineswegs verschieden ). Das aber ist eine merkwürdige, und kaum anders als durch rabulistische Tendenz ihrer Unterweisung zu erklärende Erscheinung, dass die lateinischen Rhetoren nur mit Mühe sich vor der öffentlichen Meinung behaupten konnten 8). Unter solchen Verhältnissen, wozu noch im schroffen Gegensatze zu Griechenland die Nichtachtung des Lehrstandes gerechnet werden mag 9), konnte die Rhetorik unmöglich schnell zu einem festen abgerundeten Ganzen sich gestalten; die angeblich zahlreichen rhetorischen Schriften 10), von denen vielleicht nur die des Antonius sich über die Mittelmässigkeit erhob 11), können sich daher nur in den niederen Kreisen praktischer Anleitung und Einübung bewegt haben. Aus eben dem Grunde endlich geschieht auch einzelner Rhetoren nur höchst selten Erwähnung; als Lehrer von ausgezeichneter Persönlichkeit werden in dieser Periode nur L. Plotius Gallus 12) und M. Antonius Gnipho 13) genannt.

1) Suet. d. ill. gramm. c. 1. initium quoque eius (grammaticae) mediocre extitit, siquidem antiquissimi doctorum, qui iidem et poetae et oratores semigraeci erant (Livium et Ennium dico, quos utraque lingua domi forisque docuisse annotatum est), nihil amplius quam graece interpretabantur, ac si quid latine ipsi composuissent praelegebant.

2) Auct. dial. d. oratt. c. 28. iam primus suus cuique filius ex casta parente natus non in cella emptae nutricis, sed gremio ac sinu matris educabatur, cuius praecipua laus erat tueri domum et inservire liberis. eligebatur autem aliqua maior natu propinqua, cuius probatis spectatisque moribus omnis eiusdem familiae suboles committeretur, coram qua neque dicere fas erat quod turpe dictu, neque facere quod inhonestum factu videretur. sqq.

3) ", Eine besondere Wichtigkeit erwarb sich neben dem Elementarlehrer ein Sclave (custos, comes, paedagogus), von den Römern besser als bei den Griechen erlesen, der moralische Hüter des Kna

ben auf dem Wege zur Schule und bei der Rückkehr, im Theater und für alle sonstigen Handlungen mit Disziplinargewalt ausgerüstet (rex, später rector), weiterhin noch den Jünglingen beigegeben auf Kriegszügen und Reisen, woher dessen Ansehn, Freilassung und ehrenvolle Nennung." Bernhardy Röm. Lit. §. 22. vgl. den hier genannten Martorelli de regia theca calamaria t. I. p. 169. sq. u. Röder d. scholast. Rom. instit. p. 6.

4) Hauptstelle Sueton. d. ill. gramm. c. 4. appellatio grammaticorum graeca consuetudine invaluit; sed initio litterati vocabantur. Cornelius quoque Nepos in libello quo distinguit litteratum ab erudito, litteratos quidem vulgo appellari ait eos, qui aliquid diligenter et acute scienterque possint aut dicere aut scribere, ceterum proprie sic appellandos poetarum interpretes, qui a Graecis ygaμμatızol nominentur; eosdem litteratores vocitatos. Messalla Corvinus in quadam epistola non esse sibi dicens rem cum Furio Bibaculo nec cum Sigida quidem aut litteratore Catone; significat enim haud dubie Valerium Catonem poetam simul grammaticumque notissimum. sunt qui litteratum a litteratore distinguant ut Graeci grammaticum a grammatista, et illum quidem absolute, hunc mediocriter doctum existiment, quorum opinionem Orbilius etiam exemplis confirmat. sqq.

5) Suet. 1. 1. veteres grammatici et rhetoricam docebant, ac multorum de utraque arte commentarii feruntur, secundum quam consuetudinem posteriores quoque existimo, quanquam iam discretis professionibus, nihilo minus vel retinuisse vel instituisse et ipsos quaedam genera institutionum ad eloquentiam praeparandam, ut problemata, paraphrases, eloquutiones, ethologias atque alia hoc genus, ne scilicet sicci omnino atque aridi pueri rhetoribus traderentur, quae quidem omitti iam video desidia quorundam et infantia; non enim fastidio putem.

6) Von den zu Rom lebenden griechischen Rhetoren seyen nur die beiden Lehrer der Gracchen genannt, Menelaus aus Marathon, Cic. Brut. 26, 100, u. Diophanes aus Mytilene, Graeciae temporibus illis disertissimus, ibid. 27, 104. Vgl. Th. I. §. 77, 10.

7) Suet. d. ill. rhet. c. 1. ratio docendi nec una omnibus nec singulis eadem semper fuit, quando vario modo quisque discipulos exercuerunt. nam et dicta praeclare per omnes figuras, per casus et apologos aliter atque aliter exponere, et narrationes tum breviter et presse, tum latius et uberius explicare consueverant, interdum Grae⚫ corum scripta convertere ac viros illustres laudare vel vituperare, quaedam etiam ad usum communis vitae instituta, tum utilia et necessaria, tum perniciosa et supervacanea ostendere, saepe fabulis fidem firmare aut historiis demere, quod genus θέσεις et ανασκευάς et και Taozevάs Graeci vocant, donec sensim haec exoleverunt et ad controversiam ventum est.

8) Suet. d. ill. rhet. c. 1. s. init. de iisdem (rhetoribus) interiecto tempore Cn. Domitius Aenobarbus et L. Licinius Crassus censores (a. u. DCLXI.) ita edixerunt: renuntiatum est nobis esse ho

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