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mines, qui novum genus disciplinae instituerunt, ad quos iuventus in ludos conveniat. eos sibi nomen imposuisse latinos rhetoras. ibi homines adulescentulos totos dies desidere. maiores nostri quae liberos suos discere et quos in ludos itare vellent instituerunt. haec nova, quae praeter consuetudinem ac morem maiorum fiunt, neque placent neque recta videntur. quapropter et iis qui eos ludos habent, et iis qui eo venire consueverunt, videtur faciendum ut ostendamus nostram sententiam, nobis non placere. Paullatim et ipsa utilis honestaque apparuit, multique eam praesidii caussa et gloriae appetiverunt. Gell. N. A. XV. 11. Vgl. unten S. 50, 6.

9) Grammatischer und rhetorischer Unterricht war anfangs nur in den Händen von Sclaven und Freigelassenen. Bernhardy's Behauptung (Röm. Litt. S. 23.), dass der Rhetor latinus gewöhnlich von besserer Herkunft als der Grammatiker gewesen, bestätigt sich nicht. Zwar heisst es bei Suet. d. ill. rhet. c. 1. med. quare magno studio hominibus iniecto magna etiam professorum ac doctorum profluxit copia adeoque floruit, ut nonnulli ex infima fortuna in ordinem senatorium atque ad summos honores processerint. Aber derselbe d. ill. gramm. c. 2. nennt unter den früheren Grammatikern L. Aelius Lanuvinus und Servius Clodius, uterque eques Romanus multique ac varii et in doctrina et in republica usus. Senec. contr. II. prooem. p. 134. habuit etiam Blaudum rhetorem praeceptorem, qui eques Romanus Romae docuit. ante illum intra libertinos praeceptores pulcherrimae disciplinae continebantur, et minime probabili more turpe erat docere, quod honestum erat discere (Cic. or. 42).

10) Suet. d. ill. gramm. c. 4. multorum de utraque arte commentarii feruntur.

11) S. unt. §. 47, 5.

12) Extremis L. Crassi temporibus (Crassus † 663), Quinct. II. 4, 42. Senec. 1. 1. primus omnium latinus rhetor Romae fuit puero Cicerone Plotius. Suet. de ill. rhet. c. 2. de hoc Cicero ad M. Titinnium sic refert: equidem memoria teneo, pueris nobis primum latine docere coepisse L. Plotium quendam; ad quem cum fieret concursus, quod studiosissimus quisque apud eum exerceretur, dolebam mihi idem non licere. Er war ein Freund des Marius, Cic. p. Arch. 9. vgl. Ellendt Prolegg. p. XV. De gestu schrieb er nach Quinct. XI. 3, 143. Geringschätzig Varro bei Nonius s. v. bubulcitare. Er lebte noch 697: hunc eundem M. Coelius in oratione, quam pro se de vi habuit, significabat dictasse Atratino accusatori suo actionem, subtractoque nomine ordearium eum rhetorem appellat, deridens ut inflatum ac levem et sordidum. Suet. I. I.

13) Geb. 640 in Gallien, zu Alexandria erzogen. Suet. d. ill. gr. c. 7. fuisse dicitur ingenii magni, memoriae singularis, nec minus graece quam latine doctus, praeterea comi facilique natura, nec unquam de mercedibus pactus eoque plura ex liberalitate discentium consequutus. docuit primum in Divi Julii domo pueri adhuc, deinde in sua privata. docuit autem et rhetoricam, ita ut quotidie praecepta

eloquentiae traderet, declamaret vero non nisi nundinis.* scholam eius claros quoque viros frequentasse aiunt, in his M. Ciceronem etiam cum praetura fungeretur. Die vielen ihm zugeschriebenen Schriften beschränkte Atteius Philologus auf zwei Bände de latino sermone, die übrigen schienen ihm von seinen Schülern abgefasst. Unsicher aber ist die geistreich durchgeführte Hypothese von Schütz Prolegg. ad Cic. Rhetor. p. 23. sqq., dass Gnipho Verfasser der unter Cicero's Werken stehenden Rhetorica ad Herennium sey. Vgl. unten.

§. 31.

Fernere Bildung.

Diess selbst erst in der Bildung begriffene Schulwesen allein war nicht im Stande, Redner hervorzubringen. Mehr und tiefer wirkte daneben die Totalität des Eindrucks, welchen der entfesselte Eifer für das griechische auf das römische Wesen machte. Die Unterwerfung Griechenlands war vollendet, jede feindliche Berührung gehoben und ein mehr commerzielles Verhältniss begründet, unter welchem die eroberten Güter in friedlicher Behaglichkeit genossen werden konnten. Eine unabsehbare Menge von Kunstschätzen war von den Eroberern nach Rom geschleppt worden. Die Masse zwar erhob sich nie zu lebendigem Erkennen des Schönen und Erhabenen und zu vorurtheilsfreier Würdigung der Schöpfungen des griechischen Genies 1); aber auch hier schliff die Zeit die Ecken und Unebenheiten ab 2) und es mangelte keineswegs an einer Anzahl geistig Bevorrechteter, welche aus jener Anhäufung griechischer Kunstschätze reiche Nahrung für Geist und Herz zogen. Wichtiger war indess die gleichzeitige Verbreitung der litterarischen Schätze von Griechenland; es genügt, hier allein auf die Bibliothek des Aristoteles aufmerksam zu machen, welche Sulla nach der Eroberung Athens im J. 667 nach Rom brachte 3). War nun auch der daraus für die Beredtsamkeit hervorgehende Nutzen nicht unmittelbar 4), so ist derselbe doch schon desswegen nicht für gering zu achten, weil die Beredtsamkeit jetzt den Brennpunct des gesammten römischen Lebens ausmachte, auf sie alle Wissenschaften als auf ihren Mittelpunct zurückbezogen wurden. Kenntniss der technischen Regeln machte,

wie überhaupt nie, auch damals den Redner noch nicht; nach dem Grundsatze der Tüchtigeren wenigstens durfte keiner auf den Namen eines wahren und vollendeten Redners Anspruch machen, der nicht wenigstens bis zu einem gewissen Grade alle Wissenschaft sich zu eigen gemacht hatte 5). Und wie liesse sich überhaupt ein Einfluss des Griechischen auf's Römische bei dem genauen Zusammenhange und bei der vielfachen Berührung, in welcher jetzt Beide zu einander standen, läugnen oder bezweifeln? Das Griechische war in den feinern Cirkeln Rom's förmlich zur Modesprache geworden, der Umgang mit gebildeten Griechen, wie Polybius und Panaetius, wurde geschätzt und gesucht, der Unterricht erstreckte sich vorzugsweise auf's Griechische ), und bald ward es für den jungen Adel unerlässliche Bedingung, seine Studien, namentlich die rhetorischen, auf einer der griechischen Akademien zu absolviren). Auf der andern Seite aber ist eben so unverkennbar ein preiswürdiges, im römischen Charakter - der Besonnenheit, dem Halten an alten bewährten Gewohnheiten, der strengen Sittlichkeit im Gegensatze zu der griechischen Frivolität fest begründetes und zur Gewohnheit gewordenes Streben, dem fremden Wesen nicht das eigene aufzuopfern, sich von gräcisirender Nachäfferei möglichst frei, und die römische Sprache, ohne gerade ängstlich an veralteten Formen zu haften, in dem nach und nach gewonnenen echt lateinischen Ausdruck zu erhalten und zu grösserer Reinheit und Correctheit zu erheben ). Wie in häuslichen Kreisen die Frauen 9), so bethätigten diess in den Kreisen des öffentlichen Lebens vor Allen die Redner; und so, scheint es, muss die Zurückhaltung Einzelner, die Scheu, dem Volke griechische Bildung zu verrathen, beurtheilt werden 10). Auf diese Weise stand den Rednern ein bedeutender Einfluss auf die Sprach-, Geschmacks- und Geistes - Bildung des gesammten Volkes offen, und wenn das römische Ohr nicht minder fein fühlte, als das attische 11), so gebührt ihnen gewiss ein nicht geringer Theil daran. Die noch übrigen Lücken in der reduerischen Bildung füllte der Um

gang mit rechtskundigen Männern aus und die Zulassung zu den von Cicero so schön geschilderten Vereinen, we Männer von hohen Geistesgaben ihre Mussestunden mit wissenschaftlichen Gesprächen hinbrachten, neben dem Forum gewiss die beste Schule für angehende Redner und Staatsmänner.

1) Bernhardy röm. Litt. S. 18. f.

2) Cato bei Liv. XXXIV. 4. infesta, mihi credite, signa ab Syracusis inlata sunt huic urbi. iam nimis multos audio Corinthi et Athenarum ornamenta laudantes mirantesque et antefixa fictilia deorum romanorum ridentes. Dazu als anderes Extrem Agrippa bei Plin. H. N. XXXV. 9. extat eins oratio magnifica et maximo civium digna, de tabulis omnibus signisque publicandis; quod fieri satius fuisset, quam in villarum exilia pelli.

3) Plut, Sull. 26. Vgl. Th. I. §. 70, 4. und Stahr Aristotelia, I. Th. Den Anfang hatte schon Aemilius Paullus gemacht, Plut. Aemil. 28, 3) Zu schroff sagt Bernhardy a. O. S. 25. „Der geringste Nutzen ging dorther auf die Beredtsamkeit über."

5) Diese Ansicht entwickelt Crassus bei Cicero in den Büchern de oratore.

6) Cicero bei Sueton. d. ill. rhet. c. 2. continebar autem doctissimorum hominum auctoritate, qui existimabant Graecis exercitationibus ali melius ingenia posse.

7) Athen, Rhodus, Apollonia, Mytilene u. A. S. Th. I. §. 82, 12. 8) Das latine dicere. S. Cic. d. or. III. 10. sqq. Brut. 37, 140. 75, 260. sq Vgl. F. Hand Lehrb. d. latein. Stils S. 42. f.

9) Cic. Brut. 58, 210. magni interest, quos quisque audiat quotidie domi, quibuscum loquatur a puero, quemadmodum patres, paedagogi, matres etiam loquantur. legimus epistolas Corneliae, matris Gracchorum; apparet fili non tam in gremio educatos quam in sermone matris. auditus est nobis Laeliae C. f. saepe sermo. ergo illam patris elegantia tinctam vidimus et filias eius Mucias ambas, sqq. Id. d. or. III. 12, 45. facilius enim mulieres incorruptam antiquitatem conservant, quod multorum sermonis expertes ea tenent semper, quae prima didicerunt.

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10) Anderer Ansicht ist Bernhardy röm. Litt. S. 25., welcher meint, dass auch die gebildeteren Köpfe aus Besorgniss vor den Volksmeinungen nichts von griechischer Sprachkunde verriethen, und die Argumentation, womit Antonius bei Cic. d. or. II. 36, 153. die scheinbar in seinen Reden untergeordnete griechische Lectüre begründet, als die Ansicht des Verfassers selbst, ja sogar überhaupt als stabile Ansicht des ganzen Zeitalters betrachtet. Wir halten es vielmehr für die eigenthümliche Ansicht des Antonius, nicht aber für die des Cicero. Dieser selbst kann aus seiner Ueberzeugung das

nicht gesagt haben; denn wenn es auch seine Meinung war, dass der Redner seinem Zuhörer sich accommodiren müsse (Or. 8, 24), so gesteht er doch von sich selbst Or. 42, 146. ac fortasse ceteri tectiores: ego semper medidicisse prae metuli. Auch Gracchus bei Gell. N. A. XI. 10. macht kein Hehl von seiner Kenntniss des Griechischen. Nicht also ängstliche Rücksicht vor der Volksmeinung, sondern Sorge für unverfälschte Erhaltung des vaterländischen Idioms bestimmte in den meisten Fällen die Redner, das Griechische zu ignoriren. Vgl. über Crassus Cic. d. or. I. 1. Jedoch,,offenbar hängen die geringschätzigen Urtheile des grossen Haufens über griechische Studien mit der Verachtung des gesunkenen griechischen Charakters zusammen, die sich ausspricht in den Worten des Cato ap. Plin. XXIX. 7. und des alten Cicero orat. II. 66, wofür denn auch die Rede pro Flacco der Belege genug enthält." Bernhardy a. 0.

11) Cic. Or. 50, 168. conciones saepe exclamare vidi, cum apte verba cecidissent. Vgl. Brut. 49. Ebenso im Theater; s. Cic. Or. 51, 173. Parad. 3, 2. Quinct. I. 6, 45. Horat. A. P. 112. 12) S. Cic. d. or. III. 10. sqq. Brut. 37, 140. 75, 260. sq.

$. 32.

Politische Zustände.

Alles diess wäre jedoch nicht hinreichend gewesen, die Beredtsamkeit auf einen so hohen Standpunct zu erheben, wenn nicht zugleich die politischen Verhältnisse einen so gewaltigen Anstoss dazu gegeben hätten. Während der unausgesetzten Kämpfe mit den benachbarten Staaten, die mit dem Ablauf der vorigen Periode nach Karthago's und Griechenlands Unterjochung die Weltherrschaft der Römer begründeten, so dass die nächstfolgenden Kämpfe weniger um Erweiterung als um Erhaltung und Befestigung des Erkämpften geführt wurden, war das Innere der römischen Staatsmaschine, im Verhältniss zum äusseren Umfange nicht organisch mit fortgebildet, in's Stocken gerathen. Die ungeheuren nach Rom geschleppten Reichthümer bildeten keinen NationalReichthum und Wohlstand; was vom Kriege nicht verschlungen ward, kam in die Hände einzelner Familien; das Volk war und blieb verarmt, Grundeigenthum ward an die Reichen vollends veräussert, die freien Landbauern verschwanden, ihre Stelle ersetzte eine zahllose Menge auf den vielen Kriegszügen erbeuteter Sclaven, deren Erhaltung minder kostspielig war; die Bundesstädte in

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