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recht macht. In dieser Beziehung ist selbst gar kein Unters schied zwischen dem Glauben des alttestamentlichen Gläubigen und des Christen, Abraham's und Paulus. Denn jener glaubte, auch indem er die Gegenstände einer auf Erden zu erfüllenden Verheißung umfaßte, doch zugleich vor Allem, daß Gott ihn als gerecht behandle und ihn dazu mache; und bei diesem war es ebensowohl, als bei Abraham, ein Wort, ein Zeugniß, das er, Gott ehrend, gewähren ließ, welches er mit dessen geistlicher Kraft eingehen ließ in sein Herz, und wodurch er seiner Rechtfertigung gewiß ward *). Hierin liegt beides sowohl daß der Glaube, gerade in seis ner Unterscheidbarkeit von den Werken, rechtfertigend sei, als auch daß aus ihm solche Werke hervorgehen, welche die Rechtfertigung erproben. Der Ergismus aber, indem er dies ses Verhältniß verwischt, ist genöthigt, auch diejenigen Werke, die ohne das Bewußtsein der Rechtfertigung aus den von vorbereitenden Wirkungen der Gnade berührten Herzen hers vorgehen, schon gute zu nennen, und ihnen sowohl als allen aus dem mehr entwickelten Glauben hervorgegangenen ein mitwirkendes Verdienst zu der gesammten Herstellung des Menschen (welches ihm die Rechtfertigung ist) zuzuschreiben: ein Verfahren, wodurch er den bestimmtesten Schriftaussprü

*) Dies ist der große Inhalt von Römer 4, besonders von v. 5, 11, 12, 24; woraus zugleich das höchst Wichtige hervorgeht, daß der Glaube nicht ist ein bloßes Gefühl des Begnadigtseins, sondern dieses Gefühl in Folge des Gott - die Ehre, Gebens im Annehmen seines Zeugnisses, und, insofern als hiezu die Freiheit des Menschen gehört, stets zugleich etwas Freies. Dies ist dasjenige Moment, was in der Schleierma cherischen Lehre vom Glauben ganz vernachlässigt ist, und, auf eine nur nicht wissenschaftlich durchgearbeitete, auch nicht ohne Einseitigkeit vorgestellte Weise, großartig die Menkenischen Schriften durchleuchtet. Dies ist zugleich ausdrücklich Luther's Lehre. Vgl. Von der Freiheit eines Christenmenschen.

chen zu nahe tritt, und worin er durch keine Berufung auf Jacobus sich selbst rechtfertigen kann *). Durch diese Vorstellungsweise macht es der Ergismus, soviel an ihm ist, unmöglich, daß der gerechtfertigte Sünder in irgend einem Punkte seines Lebens ein ganz freudiges Gefühl des Angenommenseins bei Gott habe, und läßt einen Rest von Selbstvertrauen auf das eigene Wirken zurück, welcher die volle Demuth, und somit die Energie des Glaubens selbst, hindert. Dies wäre nicht möglich, wenn es sich nicht anlehnte an eine ungründliche Ansicht vom Falle und von der Eibsünde, als welche nicht einen wahren geistlichen Tod in sich schließe **), wie sich denn dies auch deutlich genug in der tridentinisch scholastischen Lehre von dem Urstande und der Verschlimmerung desselben zu Tage_legt ***).

*) Diese Stellen sind besonders Röm. 3, 22—30. Eph. 2, 8—10. Act. 2, 37, 38, wo das Sichtaufenlassen den Glauben in sich schließt. Wer nun diesen im ganzen paulinischen Lehrbegriffe begründeten Zusammenhang sich durch die Stelle Jacob. 2, 21-25 verdunkeln läßt (und das thut das tridentinische Concilium), begeht den Fehler, daß er die apostolischen Lehr. weisen nicht vereinigt, sondern eine durch die andere erdrückt, und beachtet nicht, daß das Sızaιovodai v. 21, 24 u. 25 bei Jacobus nicht nur eine relativ andere Bedeutung als bei Paulus haben kann, sondern haben muß, nämlich sich als gerecht darstellen, bewähren.

**) Wider die Schrift, welche diesen Tod bezeugt Eph. 2, 5: ὄντας ὑμᾶς νεκροὺς τοῖς παραπτώμασιν συνεζωοποίησεν ἐν τῷ χριστῷ.

***) Vgl. catech. rom. P. 1. c. 2. qu. 18. Vgl. die trefflichen Auseinandersetzungen bei Baur wider Möhler, und Nigsch (Protestant. Beantwortung, Erster Art. Studien und Krit. 1834, 1stes eft.)

S. 3.

Der Ergismus bringt theils eine unwahre Unter scheidung zwischen Werken und Werken hervor, theils begünstigt er Werke, die gar nicht aus dem Glauben hervorgehen.

Nach dem supernaturalistisch - moralischen Standpunkte, welcher dem Ergismus der höchste ist, vermag derselbe nicht die wahre Ansicht von dem Werthe der Werke festzuhalten. Da er die Befolgungen des Gesetzes Gottes als eines äußerlich gegebenen, auch ohne den Glauben im rechtfertigenden Sinne, schon für gute Werke hålt: so kann er auch die Werke überhaupt nicht schäßen nach der Ausschließlichkeit ihres Hervorgehens aus derjenigen Liebe, die der rechtfertigende Glaube gewirkt hat. Da vielmehr die Werke mitwirken sollen, die noch ungewisse Begnadigung und Seligkeit zu verdienen so schäßt er die Werke in dem Maaße, als sie eine mehr oder minder äußerliche Versicherung seines Gnadenstandes und der Seligkeit zu geben scheinen. Daher er zuförderst eine Neigung hat, die ausdrücklich im göttlichen Worte vorgeschriebenen und die durch das kirchliche Gemeinleben erforderten Werke zu äußerlich zu treiben, namentlich Gebrauch der Sakramente, und Befolgung der Kirchengeseße. Indem er übersicht, wie gerade diese Werke, weil sie ja nicht etwa das mosaische Cärimonialgesetz fortsehen sollen, den Karakter dankbarer Liebe aus dem Glauben haben müssen, nåhrt er die Vorstellung, daß in ihrem bloßen Thun schon etwas liegen müsse, was den Gnadenstand förs dert. Da er ferner der eigenen Kraft von vorn herein eine Mitbewirkung der Rechtfertigung zuschreibt: so glaubt er auch, in dem nicht buchstäblich Gebotenen, durch das eigene Wollen, das eigene Wirken, das Hinzuseßen und dann auch das mit Eigenheit getriebene Abtödten der Sinnlichkeit eine höhere Stufe und besonders einen höheren Grad der Ge

wißheit der Gnade zu erlangen, und dies ist, in Verbindung mit der Auffassung gewisser Vorschriften Christi als bloßer Rathschläge, die Quelle willkührlicher Kasteiungen und Gelübde geworden, wie sie sich bei ångstlichen oder heftigen Gemüthern immer wieder aus den Grundsäßen des Ergismus erzeugen werden. Endlich haben alle diejenigen Werke für ihn einen besonderen Werth, die sich kirchlichschön ausnehmen, die das Ideal von äußerlicher sichtbarer Vortrefflichkeit des Volkes Gottes in Werken, das dem Ergismus vorschwebt, realisiren helfen; dahin gehören gottesdienstliche Formen, Gebete, Pracht, Cårimonien, Prozessionen und dergleichen. Auch Almosen, als eine kirchlich, nåmlich vor den armen Gliedern der Kirche, erscheinende Religiosität in Werken, pflegen, auch ohne eigentliche Prahlerei, unter diesem falschen Gesichtspunkte angesehen zu werden. Bei einer solchen Ansicht von dem Werthe der Werke ist es natürlich, daß man Personen, welchen es gelungen. war, eine ausgezeichnete Menge kirchlichschöner und sichtbar religiöser Werke zu vollbringen, mit derjenigen Art von Verehrung betrachtet, welche ihnen zuschreibt mehr gethan zu haben, als sie nöthig gehabt håtten zur Erlangung der Seligkeit, und hieran kann sich dann, durch Verbindung mit anderen Vorstellungen und Bedürfnissen, leicht ein Vertrauen auf die Verdienste dieser Heiligen anschließen.

Dies bahnt uns den Uebergang zur Erwähnung derjenigen vom Ergismus beförderten Werke, welche gar nicht aus dem Glauben hervorgehen. Und hier repråsentirt die Heiligenanrufung auf eine sehr merkwürdige Weise alles damit Verwandte.

Die Heiligenanrufung hångt zusammen mit dem großen und wahren Gedanken, daß die verklärten Gläubigen, die bei Christus sind, nicht geschieden sind von der Christenheit auf Erden, daß sie mit dem ganzen geistlichen Leibe der Kirche in unauflöslicher Verbindung und Wechselwirkung stehen, und daß das Gefühl der Verehrung und Liebe, weit

entfernt, durch den Tod in Bezug auf die vollendeten Gerec ten aufzuhören, vielmehr in geistigerer Weise, durch Vergegenwärtigung ihrer Verklärung, fortdauert und einen, die triumfirende und die streitende Kirche in wunderbarer Harmonie umfassenden, geistigen Glanz auf das Leben wirft. In den Kreis dieser Vorstellungen, welche durch die Schrift selbst hervorgerufen werden, gehört gewiß auch, daß die Heis ligen beten, und, da wir keine Ursache haben zu zweifeln, daß sie ein mehr oder minder klares Bewußtsein der Beziehungen des Lebenskreises, in dem sie auf Erden standen, zu dem ewigen Willen und Reiche Gottes in ihre Verklärung hinübergenommen haben, daß sie Fürbitte thun für das ihnen klarere Wohl derjenigen Seelen, die sie liebten. Dieser Gedanke ist erhebend, weil sie eben dadurch als noch gewissermaaßen mit uns ringend für den Sieg der streitenden Kirche uns vor Augen treten. Indem nun die Kirche von früh an wohlgethan hat, das Andenken ausgezeichneter Frommen unter ihren Gliedern zu erhalten und das Leben derselben zur Nachahmung und zum Preise Gottes in Christus, der sich in ihnen verherrlicht, auch im Dankgebete, aufzustellen: so entsteht dadurch ein Gemeinschaftsgefühl zwischen uns und den Heiligen im Himmel, welches von unserer Scite durch ein tiefes Einprågen ihres Bildes, durch ein sanftes Andenken, sowie durch zusammenhängendere Betrachtung ihres Wans dels, vollständig unterhalten wird.

Aus diesen reinkirchlichen Grundlagen würde sich jedoch nimmermehr die Heiligenanrufung entwickelt haben, wenn nicht der Ergismus mit seinem falschen Werthlegen auf das Sichtbare der Werke hinzugetreten wäre. Schon der Ges danke, nicht aller abgeschiedenen Gläubigen Fürbitte zu suchen und sich ihrer zu freuen, sondern nur der einer gewissen Anzahl, nämlich derer, welche die kirchliche Autorität für entschieden Selige erklärt hat, beruht, wenn wir hier absehen von dem hierarchistischen Anspruch und Vertrauen, welches darin liegt, vorzüglich auf einer unverhältnißmäßigen

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