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eines nicht Gestorbenen, auf die wieder ein Lod erfolgt sei *). Denn es leuchtet ein, daß dieselbige Beziehung, welche zwischen dem Inhalte der Worte Jesu von sich selbst und der Auferstehung Statt findet, auch den Zusammenhang der Auferstehung mit der Himmelfahrt fest begründet. Denn gerade insofern schließt sich die Auferstehung an die Bezeichnung des eigenthümlich göttlichen Karakters Christi als Mitts lers an, als sie das Unterpfand eines voll-persönlichen, himmlisch-leiblichen Lebens ist.

Die Gründe, mit welchen der Razionalismus nun die Wahrheit einer solchen Auferstehung, welche auf wahren Tod gefolgt ist, und auf welche wahre Himmelfahrt gefolgt ist, bestreitet, werden schon dadurch verdächtig, daß sie größtentheils unter dem Einflusse des schiefen Gesichtspunkts, als könne die Auferstehung nur ein äußeres Nebenwerk der christlichen Religion sein, welches als unwichtig darzustellen, sogar razional-religiös sei, aufgestellt sind, denn dieser Gesichtspunkt konnte unmöglich den Blick für den einfachen Zusammenhang und die hohe Glaubwürdigkeit dieser Geschichte offen erhalten. Aus diesem Grunde kann es nicht Pflicht der Polemik sein, die einzelnen Gründe des Razionalismus gegen die Auferstehung als göttliches Wunder ausführlich zu widerlegen. Doch ist zu bemerken, daß sie sich nur auf

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*) So von Ammon Fortbildung des Christenthums zur Weltreligion, 2te Ausg. Th. 2. S. 19, wo von dem, der „die Unwahrscheinlichkeit einer mittelbaren Wiederbelebung Jesu für etwas nie klar zu Beweisendes hält“ (d. h. ohne Zweifel, etwas deutlicher gesagt, der Jesus für nicht wirklich auferstanden hält), behauptet wird, „er könne doch vollkommen gewiß sein, daß Jesus von den Todten erweckt sei durch die Herrlichkeit des Vaters." Welch eine unerquickliche Verbindung des Zweifels und des Nichtglaubens mit der Behauptung und dem Ausdrucke des Glaubens! Und wie viel konsequenter der neuere spekulative Deismus, der dreisthin sagt: Es ist erdichtet.

folgende zwei reduziren: 1. Es ist wahrscheinlich, daß Jesus am Kreuze nicht gestorben sei. 2. Es ist wahrscheinlich, daß Jesus nach seiner Wiederbelebung wieder gestorben sei. Es ist genügend hierauf Folgendes zu antworten: 1.Das Erste würde mit den Worten Jesu streiten, welcher wiederholt versichert hat, er würde getödtet werden, und eine Uns wahrheit in dieser Aussage stimmt nicht mit dem Karakter der Wahrhaftigkeit, den der Razionalismus selbst Jesu beilegt. Eine Läuschung in Ansehung seines Lodes, von welchem Jesus doch behauptet, daß er zum Heile der Welt nothwendig sei, würde ihm den Karakter der Schwärmerei aufprågen, wiederum gegen die Vorausseßung des Razionalismus, welcher Jesus für den Vernünftigsten aller Menschen erklärt. Die Annahme, daß die angeführten Voraussagungen nicht von Jesus herrühren, ist willkührlich. 2. Die Wahrscheinlichkeit, daß Jesus nicht in verklärter Leiblichkeit die Erde verlassen habe, wird vorzüglich darauf gegründet, daß Matthäus und Johannes die Himmelfahrt nicht erzählen *). In Ansehung des zweiten ist dieser Umstand ganz gleichgültig, da dieser Evangelist von Jesus ausdrücklich erzählt, daß er gesagt habe, er werde auffahren (Joh. 20,17),

*) So v. Ammon a. a. D. S. 15:

Matthäus und Johannes ziehen also über dieses große Ereigniß vorsäßlich einen Schleier. Aber kurze Zeit nach der Bekanntmachung der ersten Lebensbeschreibung Jesu, welche Matthäus_in_der Landessprache entworfen hatte, muß sich in der Muttergemeine zu Jerusalem und namentlich unter den Hellenisten dersels ben, mit welchen in der Folge Lukas in Verbindung trat, eine andere Ansicht gebildet haben. S. 17. Zwei seiner mittelbaren Schüler hingegen, und namentlich Lukas, weisen die den pharisäischen Rigoristen verhaßte Nachricht (?) von der Zurückgezogenheit Jesu in Galiläa stillschweigend zurück, und lassen ihn auf dem Delberge, der neuen Deutung einer alten Weissagung gemäß (Zachar. 14, 4) (?) in den Himmel entrückt werden "

und es völlig undenkbar ist, daß der Evangelist Jesus eine Vorhersagung aussprechen lasse, deren Erfüllung er seinen Lesern hätte zweifelhaft lassen wollen. Was Matthäus betrifft: so deutet schon das von ihm angeführte Wort Jesu: Ich bin bei euch bis an der Welt Ende, auf ein Nahesein von einem himmlischen Zustande aus, dagegen nur mit der äußersten Gezwungenheit dies von dem Wirken Jesu von einem verborgenen Orte auf der Erde aus zu verstehen ist.

Ist nun auf diese Weise klar, daß die Thatsache der Auferstehung sich auf das Innigste an den Inhalt der Worte Jesu anschließt, und von demselben gar nicht zu trennen ist: so beleuchten sich beide gegenseitig in Bezug auf den Karakter des Wunders, der beiden schon für sich einwohnt. Denn daß Jesus sich, in voller Uebereinstimmung mit seiner sittlichen Vollkommenheit und belebenden Einwirkung auf das Innere der Menschen, als den sündlosen Mittler zwischen Gott und Menschen bezeichnet, seßt an sich schon das Wunder seines vollen und wesentlichen Einsseins mit Gott voraus. Daß er auferstanden ist, nachdem er gestorben war, ist nichts Anderes als die äußere Seite eben dieses Wunders, und dadurch steht der ganze historische Christus als Ein wahres göttliches Wunder da, nur nicht als ein absolutes, da er von einem Weibe geboren ist. Dieses Wunder nun ist der Hauptgegenstand des christlichen Glaubens, und die Kirche hat dieses Wunder früher als die Erzählungen der Evangelisten von den Wunderwerken Christi. Denn die Auferstehung wurde gepredigt, ehe die Evangelien geschrieben waren. An die Auferstehung konnte man glauben, ehe man von den Wunderwerken Christi Kunde bekam. Man mußte schon an sie glauben, auch ohne diese schon in ihrem vollen Lichte sehen zu können. Denn selbst die, welche sie mit ihren Augen gesehen hatten, und die, laut der Geschichte, dadurch nur auf sehr unvollkommene Weise zum Glauben an den Heiland gekommen waren, fahen sie nach seiner Auferstehung und der sich an sie anschließenden Geistesmittheilung nun erst in ihrem wahren

Da

Lichte. Statt also von den Wunderwerken Christi und ihrer unvollkommenen Wirkung aus auf die Untüchtigkeit auch der Auferstehung, den Glauben zu erwecken, zu schließen, wie der Razionalismus gegen die Geschichte und gegen die Erfahrung der Kirche thut, soll man vielmehr von der Thatsache der Auferstehung aus und der durch sie zum Glauben gebrachten Welt auf die rechte Bedeutung der Wunderwerke Christi zurückschließen. Jeßt erscheinen sie anders. Christus selbst als das wahre, persönliche, göttliche Wunder dasteht und als der Herr des Lebens erwiesen ist, erscheinen seine Wunder als natürliche Lebensäußerungen seiner Persönlichkeit, als wahre Wunder, vollbracht aus seinem Einssein mit Gott heraus, als Werke seines Vaters *). Jezt erkennen wir sie, nach dem Maaße der in ihnen sich aussprechenden göttlichen Bereitwilligkeit, auch vermittelst des Irdischen der Seele vorbereitend zu helfen, als theure Mitbeweise seiner Herrlichkeit (Joh. 2, 11) **). Hieraus läßt sich leicht beantworten, was der Razionalismus von der Unmöglichkeit, göttliche und dåmonische Wunder von einander zu unterscheiden, und von dem sein sollenden Widerspruche

*) Soh. 10, 37, 38. εἰ οὐ ποιῶ τὰ ἔργα τοῦ πατρός μου, μὴ πιστεύετέ μοι. εἰ δὲ ποιῶ, κἂν ἐμοὶ μὴ πιστεύητε, τοῖς ἐργοις πιστεύσατε· ἵνα γνῶτε καὶ πιστεύσητε, ὅτι ἐν ἐμοὶ ὁ πατὴρ κἀγὼ ἐν αὐτῷ.

**) Wizenmann, die Geschichte Jesu nach dem Matthäus als Selbstbeweis ihrer Zuverlässigkeit. Mit Vorr. v. Kleuker. 1789. S. 57: „Diese einzige Thatsache (die Erscheinung eines Christus, wie ihn das Zudenthum zeichnet und das Christenthum darstellt) ist das Wunder aller Wunder, ihre Quelle und ihr Ziel. Es ist das Grundfaktum, woraus die anderen Wunder natürlich fließen und zu natürlicher Thatsache werden; so wie die Schöpfung das Grundfaktum ist, nach dem wir nun die Dauer, Veränderung und Fortpflanzung der Dinge natürlich nennen. Vgl. meine Apologetik S. 85, Nizsch System 3te Ausg. §. 34.

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der Aussprüche Jesu über den Werth seiner Wunder geltend machen will *). Und so dürfen wir wohl aus dem Vorigen den Schluß ziehen, daß die Wunderwerke Christi zwar eine selbstständige primåre Bedeutung nicht für den Glauben der Kirche haben; aber eine hohe unvergängliche, befestigende und belebende Kraft durch ihre Beziehung zu dem Ganzen der Person Christi. Derjenige, welcher in Ansehung ihrer Zweifel hätte, könnte immer noch rechtgläubig sein, solange er den wahren Tod und die wahre Auferstehung Christi glaubt; nicht umgekehrt.

Aus diesen Auseinandersetzungen ergiebt sich nun die Göttlichkeit des Worts Christi im eigentlichen Sinne. Denn die eigenthümliche Lebendigkeit dieses Worts und die Auferstehung Christi, zusammengenommen, beweisen, daß die Worte Christi nicht aus der Vernunft, wie sie allen Mens schen gemein ist, sondern aus einem wesentlichen und schlechthin einzigen Einssein Jesu mit dem Vater allein geflossen sind, und darum sind sie Gottes Wort im eigentlichen Sinne, in einem solchen, wie das Vernünftige an sich nicht Gottes Wort ist, nämlich so daß jenem Worte als solchem zu glauben eben so vernünftig als religiös ist. Und eben damit sind sie übernatürlich entsprungen, da dieses Einssein Christi mit Gott, dieses Sein des Vaters in ihm (Joh. 19, 38) so gewiß etwas Uebernatürliches ist als Gott selbst. Und aus diesem Grunde sind sie auch Offenbarung in einem anderen Sinne als es die Natur ist, oder das Gefühl, oder gar die Vernunft selbst **J. Die Begriffe Uebernatürlich und Offenbarung bleiben aber immer die abgeleiteten Begriffe, und von geringerer Wichtigkeit als der Begriff Wort Gottes. Die Bekåmpfung dieses großen, die ganze Schrift und das christliche Leben

*) Vgl. Wegscheider §. 49.

**) Dieses in allen seinen Aussagen an Sinneswahrnehmungen und Verstandesreflerionen gebundene Vermögen kann in einem religiösen Sinne nicht mit Recht Offenbarung genannt werden.

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