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in die Welt Kommen, ein Sein vor Abraham, ein Einssein mit dem Vater in Ansehung der Macht, die Seinigen zu bewahren, ein Sein des Vaters in ihm und ein Sein seiner im Vater, eine Herrlichkeit beim Vater vor dem Sein der Welt, ein Haben alles dessen, was der Vater hat, und sich und dem Vater ein ausschließliches einander Kennen beilegt. Alle diese Stellen sind von der Art, daß man sagen muß: Wenn Jesus sein Insichhaben des Wesens der Gott heit zugleich mit seiner persönlichen Verschiedenheit vom Va ter aussprechen sollte: so konnte er es nicht auf eine klas rere, einfachere, mehr von lebendigem Selbstbewußtsein zeus gende Weise thun als so; besonders wenn man den Zusam menhang und den Unterschied dieser Stellen von und mit denen beachtet, in welchen er, sich mehr an die jüdische Christologie anschließend, die Herrlichkeit des Auferweckers und Weltrichters sich beilegt (Joh. 5, 21–30. Matth. 24, 30 u. f. w.). Da nun jene Stellen offenbar Erklärungen über den Sinn sind, welchen Jesus mit der sich in den feierlichsten Augenblicken beigelegten Benennung Sohn Got tes verband: so erscheint die Behauptung der Gegner unhalt, bar, Sohn Gottes bezeichne nicht das Gott- gleiche Wesen, sondern die sittliche Aehnlichkeit, die Tugend *). Wenn aber angedeutet wird, es sei unsicher, ob Jesus die von Johannes aufgezeichneten Aussprüche gethan habe **: so ist das so

*) Wegscheider, §. 83: „I. Chr. appellatur Dei filius, ita ut hoc nomen non tam ad naturam referendum sit, quam ad virtutem, qua excellebat et ad amorem, quo Deus illum propter eximiam virtutem amplectitur." De Wette Bibl. Th. §. 281 sagt, daß mit dem Ausdrucke Sohn Gottes mehr seine erhabene sittliche und geistige Würde, als seine gött, liche Natur bezeichnet ist." Aber kann die göttliche Natur, wenn sie überhaupt damit bezeichnet ist, nur etwas angedeutet sein?

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et

**) Wegscheider §. 83: „Quin attributa divinis simillima dignitatem divinae proximam Christus et ipse sibi, ut Dei

lange eine willkührliche Verdächtigung, als sie nicht in die Behauptung und den Beweis der Unåchtheit des Evangeliums Johannes übergeht, wovon der Razionalismus als solcher sich fern hält.

Der Stellen, in welchen die Apostel und der Verfasser des Briefs an die Hebråer Jesus das Wesen und die Ehre der Gottheit beilegen, sind zu viele und zu klare, als daß der entwickeltere Razionalismus sich nicht des größten Theils der socinianischen Erklärungsversuche dieser Stellen, wonach die Gottheit hierin nicht anzuerkennen sei, entschlagen has ben sollte. Hichin gehört Joh. 1, 1-3. 14. *), Lukas 1, 16, 17, Joh. 20, 28. Róm. 9, 5. Kol. 1, 15-17, Phil. 2,6**), 1 Joh. 5, 20***), Hebr. 1, 7-12. Der neuere

filio, in dictis nonnullis ei adscriptis, et apostoli Christo vindicaverint, dubitari nequit."

*) Zwar Wegscheider §. 84 bemerkt, nomen ɛou hic minime Iesu Christo, sed λόγῳ οὔπω σαρκὶ γενομένῳ tribui. aber wenn dieser Logos Fleisch geworden ist und so als der eingeborne Sohn gesehen worden: konnte er aufhören, Logos zu sein und als Logos Gott zu sein?

**) Θα δαβ οὐχ ἀρπαγμὸν ἡγεῖσθαι τὸ εἶναι ἴσα θεῷ Chriftus als eine freiwillige Selbstentäußerung angerechnet wird: so muβ δαδ ἐν μορφῇ θεοῦ ὑπάρχειν, was ilm, um feine Des muth in's Licht zu stellen, beigelegt wird, auch das Wesen der Gottheit bezeichnen.

***) Ich kann, ungeachtet der scharfsinnigen Auslegung dieser Stelle durch Lücke (Kommentar 2te Ausg. S. 318), immer nod nist anders als die Borte: οὗτος ἐστιν ὁ ἀληθινὸς θεὸς καὶ ἡ ζωὴ ἀιώνως wenigftens mit auf Ἰησοῦς Χριστός beziehen. Meine Gründe sind: 1. daß das kurz vorher be hauptete εἶναι ἐν τῷ υἱῷ ἀυτοῦ Ἰησοῦ Χριστῷ fe gleid) ftebt mit dem εἶναι ἐν τῷ ἀληθινῷ (mo diefes Bort obne 3weifel Gott schlechthin bedeutet), daß diese Gleichstellung vom Sein in Christus mit dem Sein in Gott schon einen Uebergang bildet zu dem Sahe: Ja er ist selbst der wahre Gott, welcher Gedanke natürlich wird, wenn man hinzudenkt: in sei

Razionalismus leugnet nicht, daß die meisten dieser Stellen für die Gottheit Christi zeugen, aber er leugnet, daß sie Autorität haben. Denn er sieht diese Lehren der Apostel als jüdische und alexandrinische Philosopheme, Phantasiebilder und Meinungen an, wie sie jeder, nach dem Maaße seines Verstandes, seiner Wissenschaft und Phantasie, gerade am zweckmäßigsten gefunden habe*). Diese dreisten Behaup tungen gestattet sich der Razionalismus, weil er das Wort Jesu, in welchem er seinen Aposteln den Geist der Wahr. heit verheißt, der sie alles dessen erinnern werde, was er ihnen gesagt (Joh. 14, v. 16, 17, 26), gering achtet, und er achtet dieses Wort gering, weil er sich gegen die eigentliche Göttlichkeit des von Jesus ausgehenden Wortes unempfånglich macht. Ohne ein Vorurtheil gegen die Worte der Apo

nem Einssein mit dem Vater. Diesen Grund wenigstens hat Dr. Lücke nicht berücksichtigt. 2. Daß ń swǹ alúvios, oder auch ohne Artikel, viel gewisser niemals als Prädikat Gottes vorkommt und Twǹ (warum also nicht auch diúvios?) wirklich als Prädikat Christi, als es gewiß ist, daß ó åîndiròs Jeds nicht von Christus gesagt sein könnte. 3. Daß das ouros auf eine fast beispiellose Weise das zuleßt genannte Nomen umgehen würde, wenn es auf Gott zu beziehen wäre; wozu noch kommt, daß es eine Tautologie wäre: ó dhydivòs ἐστιν ὁ ἀληθινὸς θεὸς. Vielleicht am richtigsten so: der (nämlich der Vater und der Sohn, wo wir sagen würden: das) ist der wahre Gott und das ewige Leben; so daß das erste mehr auf den Vater, das zweite mehr auf den Sohn gehet; aber doch zugleich beides auf beide. Hiezu scheint mir 2 Joh. 9 eine bedeutende Analogie, indem hier das Gott, Haben ganz identisch steht mit dem Haben des Vaters und des Sohnes.

*) Wegscheider §. 83:,,Joannes magistri virtutem

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doceret, in

mioribus phantasiae imaginibus exornavit, ut
Jesu homine humanam formam sibi induisse ròv hóyov. Si-
milem imaginandi formam secuti Paulus et epistolae ad He-
braeos auctor." cf. §. 85. Ex hac significarent.

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stel würde auch niemand darauf fallen, daß die Apostel sich Phantasien hingegeben håtten, darum nicht, weil in Johannes Evangelium die allerdings ohne Phantasiethätigkeit nicht mögliche Kontemplazion von dem ruhigsten, klarsten und gehaltensten Verstande durchweg begleitet ist; darum nicht, weil Paulus Element ganz der vom Glauben getragene, streng sondernde Verstand ist, welcher die Phantasieverirrungen des in Kleinasien beginnenden Gnostizismus mit bes stimmter und verständigster Beziehung auf Christus als das Haupt zurückweiset. Daß die Begriffe der Apostel, besonders des Johannes, Berührungspunkte haben mit Philosophemen, die nicht auf dem Boden der christlichen Offenbarung entstanden sind, beweiset nicht gegen das Hervorgegangensein der apostolischen Lehren aus dem zwiefachen Quelle des Wortes Jesu und der erleuchtenden Wirksamkeit des Geistes Gottes, da es selbst zum Wesen der göttlichen Offenbarung gehört, das relativ Wahre in menschlicher Philosophie und Theosophie mit dem Lichte der absoluten Wahrheit gleichsam anzuscheinen und es auf feste und klare religiöse Begriffe zurückzuführen.

c. Sehr richtig hat der Razionalismus gesehen, daß die Ueberlieferung von Jesu übernatürlicher Erzeugung ein entscheidend bestätigendes Moment habe für diejenige Auffassung des Begriffs Sohn Gottes, wonach die Wesensgleich, heit mit Gott darin enthalten ist. Hierauf beruht das Wort δες Engels fut. 1, 35: διὸ καὶ τὸ γεννώμενον ἅγιον κλη θήσεται ὑιὸς θεοῦ. Und wenn der Begriff Sohn Gottes schon in der israelitischen Christologie mit dem des verheiBenen Christus identisch scheint gefaßt worden zu sein, auch ohne die Annahme einer übernatürlichen Erzeugung: so liegt doch in diesem Umstande kein Grund, zu bestreiten, daß die göttliche Realisirung der israelitischen Vorstellung von Christus und Sohn Gottes die übernatürliche Erzeugung der Menschheit Jesu erfordert håtte; man müßte denn etwa das ganz Widersprechende zu behaupten sich erlauben, die

jüdischen Vorstellungen über die zum Theil unvollständig aufgefaßten Verheißungen zum Geseße der göttlichen Erfüllung zu machen. Deshalb richtet auch der neuere Razionalismus *) seine Angriffe auf diese Ueberlieferung, und nennt sie einen Mythus oder eine dogmatische Sage, welches hier wenigstens gar nichts Anderes bedeuten soll, als Jesus sei auf die natürliche Weise von Vater und Mutter erzeugt **).

Die ehemals geltend gemachten kritischen Gründe für diese Behauptung, als wären die ersten Kapitel des Matthaus nicht zu diesem Evangelium gehörig, sind so gut wie allgemein aufgegeben. Der Grund aus dem Stillschweigen des Johannes über diese Thatsache beweiset nichts, da Johannes zu einer Zeit schrieb, wo er die Kunde von Jesu übernatürlicher Erzeugung als allgemein verbreitet und angenommen in der Kirche ansehen durfte, auch durch den Eingang seines Evangeliums von dem fleischgewordenen Logos die übernatüliche Erzeugung schon mitzusagen sich bewußt war. Der Grund von dem Stillschweigen Jesu über diese Thatsache ist eben so schwach, da sie, wie

*) Nicht der ältere, denn der Socinianismus hält streng darüber, daß Jesus ohne Zuthun eines Mannes geboren sei. Da er dies, bei seiner Leugnung der Erbsünde, gar nicht nöthig hatte zur Behauptung der Sündlosigkeit Jesu: so war es seine ehrliche supernaturalistische Verehrung vor der heiligen Echrift, die die Entwickelung des razionalistischen Prinzips hier hemmte.

**) Wegscheidèr §. 123:,,eorum sententia maxime probabilis fit, qui evangelistarum de natalibus Iesu Christi insolitis narrationem pro mytho sacro ex ludaeorum opinionibus quibusdam et prophetarum oraculis, aetate posteriore demum composito, aut ex eventis quibusdam miraculorum specie indutis exorto, habendam esse existimant." De Wette §. 281: ,,Dieser dogmatischen Sage, welche die höchste sittliche Reinheit Jesu physikalisch erklärt, steht inkonsequent die andere von der Mittheilung des Geistes bei der Taufe zur Seite."

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