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sondern vielmehr Zeichnung Christi als des Ewigseienden und Ewigbleibenden, nicht sowohl zur Wirklichkeit des Glaubens an ihn, als zur Lebendigkeit des Verständnissses seiner, zur Geistesfreude der Gläubigen im Erforschen des Worts, endlich zur Unterhaltung und Ausbildung der Hoffnung auf die zweite Ankunft Christi. Das profetische Wort ist nicht ein Wunder in historischen Thatsachen, wie die Wunder, werke Christi, es ist auch nicht vorzugsweise dazu gegeben, um das Wunder des Eintreffens einzelner Züge vorzubereiten (obwohl dies mit Nothwendigkeit als ein Einzelnes aus dem Ganzen sich hervorhebt) *), sondern es ist das Wunder des sich in seiner Beziehung zu Christus wissenden und bezeugenden göttlichen Geisteslebens in der Menschheit, es ist

*) Deshalb muß der relative Werth der Erfüllung frezieller Züge der Weissagung in dem Leben Christi anerkannt werden. Eben weil hier das Einzelne in Beziehung steht zu dem Ganzen des Selbstzeugnisses des Geistes Gottes von sich und seinem Verhältnisse zu Christus, hat es religiösen Werth. Dieser Werth steigt in demselben Maaße, als in dem Einzelnen sich die ganze Bedeutung des Erlösungswerkes Christi gewissermaaßen psychologisch zusammendrängt. Dies ist der Fall bei den menschlichen Leidensempfindungen, die das Tiefste der göttlichen Herablassung Christi aussprechen. Deshalb haben Erfüllungen von Stellen, wie in Pf. 22, Jes. 53, Sach. 11, 12 einen von den Aposteln bezeichneten, in der Kirche unvergänglichen Werth. Sie sind merkwürdig nicht vorzüglich als Erfüllungen des Vorausgesagten (und dieser Geschichtspunkt, der auch bei dem Unbedeutendsten gefaßt werden könnte, hat die meisten Mißverständnisse veranlaßt), sondern als Zeichnungen von Empfindungen, deren Erfüllung in dem Mittler sich mit dem Höchsten und Tiefsten berührt, was Gegenstand unseres Glaubens, unserer Bewunderung und Dankbarkeit ist. (Vgl. S. 146, Schluß der Note). So vereinigt sich Abneigung gegen willkührliche Typologie sehr wohl mit gedankenreicher Freude an diesen Hindeutungen des Geistes Gottes (1 Petr. 1, 11. vgl. Hebr. 9, 8).

das Bezeugen Christi als des ewigen Ausgangs- und Mit*elpunktes alles Geisteslebens, es ist das Hinweisen aller für das Geistesleben im Worte Empfänglichen zu Christus, dem Herrn und Inhaber dieses Lebens.

Diese Auffassung ist die aus dem Wesen der Sache, aus dem Verhältnisse des Geistes zu Christus dem ewigen Worte, und zu dem Worte der menschlichen Sprache, hervorgehende; und solange der Gnostizismus sie nicht widerlegt hat, vermag er auch die seinige von dem durch spekulative Begriffe zu verdrängenden Werthe des profetischen Worts nicht festzustellen.

Es ist bisher mit Absicht vorzugsweise von dem profetischen Worte des Alten Testaments gesprochen worden, nicht allein weil gegen dieses und seine stark orientalische und hebräische Form die heftigsten Angriffe des älteren und neueren Gnostizismus gerichtet sind, sondern auch, weil ähnliche Angriffe gegen das Ganze der Bibel und namentlich gegen das Neue Testament als göttliches Geisteswort dadurch im Wesentlichen schon mit widerlegt sind. Denn das Neue Testament, entstanden aus derjenigen Geistesökonomie, in welcher der heilige Geist, durch den Glauben an Christus, bleibend den Gemüthern einwohnt, nimmt, seiner ganzen Bestimmung nach, die natürlichmenschlichen Elemente, ruhiger mit dem Geistesleben geeinigt, in sich auf, es macht das her, seiner Form nach, als Schrift, als Sammlung göttlicher Aussprüche, wenigstens keinen höheren Anspruch, ein Werk des heiligen Geistes zu sein, als das Alte Testament, namentlich die eigentlich profetischen Theile desselben. Indem es dem Inhalte des Worts nach weit höher ist als das Alte Testament, da es die Worte des Sohnes Gottes selbst enthält, ist es der Form und der formellen Göttlichkeit nach eher weniger. Während es seine Bedeutung als göttliches Schriftwort allerdings durch die Anschließung an das Alte Testament unter dem Begriffe des einen heiligen Geistes, der die Verfasser beider Lestamente erleuchtete,

erhält: so bleibt doch gewiß, daß das wider das bleibende göttliche Ansehn des Alten Testaments Gesagte das Neue noch viel weniger trifft, da es vermöge der absoluten Göttlichkeit des Worts Christi, die es enthält, seine Form schon blos durch seinen Inhalt bewährt, und durch das Einwohnen des heiligen Geistes in den von dem Herrn eingeseßten Aposteln die Schriften dieser und das darin enthaltene Geisteswort weit über jede wechselnde und geschichtlich sich entwickelnde reinmenschliche Geistesform hinausstellt. In Ansehung des Neuen Testaments als der Form des Worts Jesu ist in der Widerlegung des Razionalismus (vgl. S. 182) schon das Hinreichende gesagt worden. Der Gnostizismus sucht seine Stärke auch immer vorzüglich im Angriffe auf das Alte, weil er wohl begreift, daß erst dann, wenn dieses untergraben sei, die Annahme einer Schrift, die den heiligen Geist zum Urheber hat, auch nicht mehr folgerichtig auf das Neue Testament angewandt werden könne. Deshalb wird auch, indem man die. Behauptungen des Gnostizismus zurückschlägt, dem Razionalismus seine ultima ratio abge= schnitten.

Das Dritte, wodurch der Gnostizismus den wahren Begriff vom Geistesleben alterirt, besteht darin, daß er die Strenge desselben gegen Lüge und Sünde nicht hinlänglich würdigt. Diese Strenge druckt sich besonders in der Form des Gefeßes aus, und da vor der höchsten Mittheilung des Geistes durch die Vermittelung Jesu die Heiligkeit des Geistes sich vorzugsweise in der Abwehr der in den volksthümlichen Religionen und Sitten befindlichen Elemente der Lüge und Sünde zeigen mußte: so entstand auch dadurch die Nothwendigkeit, daß das Geisteswort sich, in Verbindung mit seinem verheißenden Elemente, in der Form des Gesezes aussprach. Und diese Form mußte die ganze Strenge, das ganze Glutfeuer der göttlichen Heiligkeit als Zorn gegen die Sünde, in den Empfindungs- und Gedankenbeziehungen der hebräischen, von den Greucln der Abgötterei umgebenen, mit

orientalischer Zusammenschauung des Inneren und Aeußeren ausgestatteten, Nazionalität ausdrucken. Dies war nicht Einseitigkeit, Hårte, Uebertreibung, es war die Wahrhaftigkeit und Heiligkeit des Geistes Gottes selbst in seiner Theilnahme an der durch die Sünde sich elend machenden Menschheit, und konnte, der Natur der Sache nach, nur durch die mild-heilige Erscheinung des Menschensohnes mit dem Ausdrucke der anderen Elemente des Geisteslebens, im Neuen Testamente, sich in volles Gleichgewicht sehen; womit das nicht im Widerspruche steht, daß die richterliche Seite des Geisteswortes im lehten Buche des Neuen Testaments noch einmal, in einer eigenthümlichen Verbindung mit der verheißenden, stark hervortritt. Indem nun der Gnostizismus diese Strenge und diesen Eifer des Geisteslebens überwiegend aus blos menschlichen Ursachen, den Unterschied zwischen dem Menschengeiste und dem Geiste Gottes aufhebend, ableitet, sei es als leidenschaftlichen Eifergeist, oder als Hierarchismus, oder als gesetzgeberische Klugheit, oder gar als Rest des noch nicht überwundenen Heidenthums : so schwächt er das Gefühl für die Nothwendigkeit der Ausscheidung aller Lüge und Sünde aus dem Geistesleben, er ermuntert die Inhaber von diesem selbst, auch das Schlechte in den falschen polytheistischen Religionen nicht so schlecht zu finden, als es ist, und nåhert sich der Vorstellung von der Unvermeidlichkeit und relativen Sittlichkeit der polytheistischen Unsittlichkeiten. Das Ertrem dieser Ansicht stellen mehre Gnostiker des zweiten Jahrhunderts dar, welche, wie Karpokrates, das Gesch schon darum, weil es Beschränkung ist, für unsittlich erklären und es von schlechten Dämonen ableiten. Doch enthält auch der neuere Gnostizismus ein starkes antinomistisches Element, dessen er auch, bei seiner Art, Natur und Gnade zu identifiziren, durchaus nicht los werden kann; wie dies der folgende Paragraph noch in Kurzem zeigen wird.

S. 3.

Der Gnostizismus, weil er die Sünde nicht als freien Ungehorsam erkennt, begreift die Erlösung auch nur als Selbstentwickelung der Welt.

Da nach dem Gnostizismus das Geistige in der Welt, namentlich der endliche Menschengeist, die Selbstentwicke lung Gottes zur Welt ist: so kann dieser endliche Menschengeist auch nie in einer solchen Entgegenseßung gegen Gott gedacht werden, welche, der Schrift gemäß, als ein freier Ungehorsam erschiene. Denn der Gnostizismus sieht den endlichen Geist in solchem Sinne aus Gott stammend an und mit Gott Eins seiend, daß das Böse unmöglich aus dem Willen des Geistes kommen kann. Deshalb sicht er das Böse nur als die dem Geiste entgegengeseßte, niedere Seite des Daseins an, welche blos als Uebergang und eigentlich nur insofern besteht, als der Geist an ihr ein Organ und einen Stoff seiner Selbstentwickelung findet. Diese Vorstellung kann zweierlei Formen annehmen, entweder die, daß die Materie an sich als todte Hyle betrachtet wird, die jedoch dem Geiste als Gegenstand der Bekämpfung zu seiner Entwickelung dienlich ist, oder daß die Materie als ursprünglich selbst Geist und nur deshalb zur Körperlichkeit erstarrt angesehen wird, damit die ewige, sich so in Materie und Geist spaltende Idee sich zur absoluten Geistigs keit einer Gott-welt entwickele. Jene dualistische und diese monistische Anschauungsweise mag, metaphysisch - logisch bes trachtet, sehr verschieden sein: gnostisch, d. h. in Bezug auf die Alterazion der christlichen Lehre, ist sie gleich. Denn da in beiden Fällen der Menschengeist, als durch innere Nothwendigkeit behaftet mit einem Aeußeren, Anderen, Na türlichen erscheint, und nur dies ihm das Böse ist: so kann er die Sünde auch nie als freien Abfall von Gott erkennen, nie als geistigen Gegensaß der Kreatur gegen den Schöpfer,

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