Immagini della pagina
PDF
ePub
[ocr errors]

Conrad Schlüsselburg's, eines Stralsundischen Superintendenten, haereticorum catalogus, 1597—99, ist zwar wegen Kenntniß mancher Meinungen seiner Zeit noch jezt nicht unbrauchbar, an sich aber ohne wissenschaftliche Klarheit, und ohne theologische Würde.

Des Abraham Calov synopsis controversiarum, 1652, hat zwar in Ansehung der Gelehrsamkeit und Methode einen viel höheren Werth, als der vorher Genannte, beschränkt sich aber fast lediglich auf die Bestreitung dessen, was den lutherischen Symbolen nicht gemäß ist.

3. Eine gewisse Aehnlichkeit mit dem, was Chemnitz zunächst der lutherischen Kirche gab, hat des Daniel Chamier, eines reformirten Theologen zu Montauban, panstratia catholica (1626), eine ausführliche polemische Apologie des reformirten Lehrbegriffs gegen den römischen.

Des Johannes Hoornbeek, eines holländischen Theolo gent, summa controversiarum religionis cum infidelibus, haereticis, schismaticis etc. 1 ed. 1653, 2 ed. 1658, enthält zwar zum Theil apologetischen Stoff, hat aber durch Methode, historischen Sinn und Mäßigung entschiedenen polemischen Werth.

Franz Turretin, ein genfischer Theolog, schrieb eine institutio theologiae elenchticae 1680-85 in drei 4., ein umfassendes Werk nach loci, z. B. de theologia, de scriptura sacra, de Deo uno et trino, de praedestinatione etc., welche in Unterabtheilungen und quaestiones eingetheilt sind, die in weitschweifiger scholastischer Methode abgehandelt werden.

Gedrängter, interessanter, mehr die Hauptsache mit innerem kirchlichem Interesse herausstellend ist des Friedrich Spanheim controversiarum de religione elenchus historico - theologicus, 1 ed. 1687. editio, quae novum opus videri possit 1701. Hier findet sich vor jeder Kontrovers eine lehrreiche historische Protheorie. Ein appendix controversiarum cum rationalistis *) et cum antiscripturariis

*) So heißt es in der series praecipuarum maleriarum. Aber

hodiernis ist in mehrfacher Hinsicht, sachlich und literårhistorisch, merkwürdig.

Neben diesen können die reformirten Polemiker Alsted (1620), Maresins (1648), Alting (1654) und Hulsius (1668) nur als weniger bedeutend für die Fortbildung der Wissens schaft genannt werden.

Zweite Periode.

Als der Anfänger derselben muß Georg Calirtus anerkannt werden, denn ob er gleich schon ein halbes Jahrhundert vor der Epoche wirkte, mit welcher wir die erste Periode geschlossen haben, und wiewohl er kein Werk über das Ganze der Polemik geschrieben hat: so ist er es doch, der zuerst in der lutherischen Kirche den parteiischen und fehlerhaften Einfluß des kirchlich - symbolischen Interesse auf theologische Untersuchungen brach. Wofern große und liberale Gelehrsamkeit, ein edler Sinn und christliche Wahrheitsliebe, ohne Vermittelung eines strengeren spekulativen Elements, die protestantische Theologie aus der neuen Scholas stik, in die sie verfallen, vollständig glücklich hätten herüberführen können in eine gereinigte Bahn: so würde dieser Mann dies ausgeführt haben, und der bloße Mangel dessen, was die hallische Schule nachher karakterisirte, würde ihn nicht gehindert haben, den Razionalismus zu umschiffen, so wie der Besitz davon die Spenerianer nicht befähigte, ihn zu verhindern. Da aber Calirtus gerade ein solcher war, als wir ihn bezeichnet: so blieb seine Wirksamkeit auf die Weckung eines entschieden reineren Geschmacks in Hervors hebung des christlich - schriftmäßigen über das kirchlich - pars teiische Interesse stehen, welche Wirksamkeit durch seine Schrift iudicium de controversiis theologicis (1650), durch die Art, wie er tridentinische Lehren åchthistorisch bestritt, und durch seine consultatio de tolerantia reformatorum circa quae

[ocr errors]

auch in der Abhandlung selbst ist von der communis. hypothesis rationalistarum die Rede. ed. Basil. 1719. p. 742.

stiones inter ipsos et augustanam confessionem professos controversas (1697 von seinem Sohne zum zweiten Male herausgegeben) vermittelt wurde. (Calirtus starb 1656).

Unter diesen Umstånden, und nachdem die Spenerischen Prinzipien die Theologie von einer anderen, reinpraktischen Seite her in Bewegung gesetzt hatten, erhielt die Polemik von Seiten der den Spenerianern mehr oder minder entge gengeseßten Theologen zunächst den Karakter größerer Måßigung und sorgfältigerer Ausbildung in Bezug auf dogmatische Begründung ihrer Säße. Dadurch wurde sie eigentlich mehr Modifikazion und Anhang der Dogmatik, und so stellt sie sich im Wesentlichen dar bei Musäus (collegium controversiarum, Becano, Wendelino, Crellio aliisque Socinianis oppositum 1701), Bechmann (theol. polem. 1702, 2 ed. 1710 mit einer Vorrede von Buddeus), Schomer (collegium novissimarum controversiarum, 1711), Grape (theologia recens controversa, zuerst 1706, dann vermehrt 1719) und Olearius (synopsis controversiarum selectiorum cum hodiernis pontificiis, Calvinianis, Socinistis - antiscripturariis sive rationalistis, 1710). und einigen Anderen.

Nur Johann Fabricius zu Helmstädt behandelte in seiner consideratio variarum controversiarum (1704, 2 ed. 1715) die kirchlichen Unterschiede in einem über die Calirtinische Irenik hinausgehenden abstumpfenden Sinne.

Die Lehrbücher von Vitringa (1702), Pictet (1711) und Gerdes (1740) erlangten in der reformirten Kirche Ansehn.

Die Spenerianer, welche sich zur Bearbeitung der Pos lemik entschlossen, hatten zwar den Vorzug eines tieferen Zurückgehens auf christliche Grundgedanken, und vermischten die Polemik weniger mit Dogmatik, aber sie fließt bei ihnen mehr oder minder mit Anfängen der Apologetik zusammen, und verliert auf diese Weise auch ihren eigenthümlichen Karakter. Hichin gehören Lange (causa Dei et religionis Iudaeis revelatae adversus sic dictum naturalismum 1726.

Causa Dei et religionis revelatae et quidem christianae adversus Iudaeos Socinianos etc. 1727). Anton (collegium antitheticum universale 1732).

Als nun die Spenerisch - Hallischen Prinzipien anfingen vermittelst gewisser philosophischer Lehren, doch mehr von der formalen Seite, sich methodischer zu entwickeln, schrieb Johann Franz Buddeus kurz vor seinem Lode eine zum Behufe von Vorlesungen bestimmte delineatio commentationis de veritate religionis evangelicae prout lutherana eam profitetur ecclesia 1729, wovon Johann Georg Walch 1750 eine deutsche Uebersehung unter dem Titel: J. F. Buddei Grundsäge der polemischen Theologie, herausgab. Als Anhang wurde eine Uebersehung der schon 1706 geschriebenen Differtazion de theologiae polemicae studio solide ac sobrie instituendo beigefügt. Wenn gleich in dieser kleinen Schrift des Buddeus auch apologetische und dogmatische Elemente vorkommen: so trågt sie doch denselben Karakter von Mäßigung, Klarheit und Sicherheit, der den übrigen Schriften dieses vorzüglichen Theologen eigen ist.

Johann Georg Walch's eigne Einleitung in die polemische Gottesgelahrheit, Jena 1752, ist ein ausführliches, gelehrtes, gründliches und ehrliches Werk, in welchem nur der Standpunkt allzu empirisch ist, um jemals tief in die Sache hineinzuführen.

Diesen beiden verwandt sind Bernhold (comp. theol. pol. Altd. 1733) und Lorenz Reinhard (theolog. polem. Vinar. 1745).

Baumgarten's nach seinem Lode, aus Vorlesungen, von Semler herausgegebene „Untersuchung theologischer Streitigkeiten, 3 4. 1762-64, ist das ausgearbeitetste polemische Werk dieser Periode, und verdient in Ansehung der dogmatischen Prinzipien Achtung, wegen der Gelehrsamkeit und des in der Ausführung bewährten Scharfsinns etwas der Bewunderung Verwandtes. Dennoch ist es durch das Ertrem der Wolfischen Methode, welche die Sache mit unzäh

ligen Definizionen und Distinkzionen meistens von außen betrachtet, entbehrlicher und weniger brauchbar für eigentlich polemische Studien, als viele der bisher genannten Werke,

Mehr einen historischen und praktischen Karakter und

insofern auf die ächten polemischen Gesichtspunkte mehr hinleitend und auch wieder sie vorausseßend, als sie selbst aufstellend, ist des Lorenz von Mosheim, Streittheologie der Christen, nach dessen Vorlesungen ausgeführt von v. Windheim 1763, 64.“

Früher als die Herausgabe der beiden leztgenannten Werke, obwohl nicht früher als die Abfassung derselben, entstanden zwei Werke, das eine in der reformirten, das andere in der lutherischen Kirche, in welchen die Polemik ohne Zweifel das Höchste erreichte, was auf diesem formellphilosophischen, dogmatisch - eregetischen Standpunkte möglich war. Es sind die Werke von Stapfer und von Schubert.

J. F. Stapfer's institutiones theologiae polemicae universae, ordine scientifico dispositae, Tigur. 1744-47, find freilich, ähnlich der Richtung der reformirten Theologen der ersten Periode, auch zu sehr kirchlich - symbolisch gefärbt, auch fehlt es nicht an Herbeiziehung von einigem Fremdartigen, dafür aber tritt die Idee von Grundirrthümern in der Behandlung des Naturalismus, Indifferentismus, Papismus, Fanaticismus, freilich neben reinhistorischen Religions- oder Parteiformen ́, schon deutlich genug hervor, um hierin den richtigsten Standpunkt, der unter dem Einflusse der symbolischen Dogmatik möglich war, zu erkennen.

Des helmstädter Theologen Johann Ernst Schubert institutiones theologiae polemicae, 4 vol. 1756-58. ed. 2. 1760. Die Eintheilung, wonach im ersten Theile die Gegner des christlichen Prinzips überhaupt, im zweiten die Håresien vor der Reformazion, im dritten die nach derselben, im vierten die einheimischen Streitigkeiten innerhalb der lus therischen Kirche behandelt werden, beweiset zwar, daß apologetisch-dogmatisches und historisches Interesse schon in der

« IndietroContinua »