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archismus mit dem Katholizismus und dem römischen Tridentinismus zu warnen. Der Begriff des Katholizismus oder (wofern die Form des Worts schon auf ein parteiisches Streben deuten möchte) der Katholizität ist der einer an sich reinen und christlichen Sache, welche ein wesentliches Merks mal der wahren Kirche ausmacht und deshalb auch in jeder größeren oder kleineren Abtheilung derselben, die den Karakter der Kirche an sich trägt, sich wiederfinden muß: nåmlich des Strebens, das Allgemeingültige des Glaubens als solches darzustellen und vermittelst desselben sich in geisteseiniger Wechselwirkung mit allen Gemeinen Gottes auf Erden zu erhalten. Dies und nichts Anderes ist åchte Katholizität, und hieraus folgt, daß keine Gemeine oder Vereinigung von Gemeinen auf Erden sich, mit Ausschluß anderer, die auch das Wesentliche des christlichen Glaubens in sich haben und darstellen, die katholische Kirche zu nennen. berechtigt ist, da diese Benennung nur der ganzen Kirche Christi selbst, insofern sie den allgemeinen christlichen Glauben hat und bekennt, im Gegensaße gegen die Verleugner eines Fundamentalartikels, zukommt. Aus diesem Grunde ist es nicht zu billigen, daß Kirchen und Theologen augsburgischer und helvetischer Konfession in neueren Zeiten den Namen, katholische Kirche“ zuweilen schlechthin den an die römische Kirche angeschlossenen Gemeinen beilegen, ein Sprachgebranch, den der gemeine Verkehr enschuldigt, der aber in eigentlich - kirchlicher und amtlicher Beziehung eine Verkennung der Würde der protestantischen Christenheit und ihres wahren Verhältnisses zur Kirche selbst theils anzeigen theils herbeiführen würde *).

*) Deshalb unsere älteren Theologen immer von der ecclesia romana sprechen. Der Ausdruck römisch-katholisch scheint deshalb auch protestantischer Seits zulässig, weil er den Sinn in sich schließt: die Kirche, welche nur durch Unterordnung unter die römische katholisch sein zu können glaubt.

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Eben so unrichtig wäre es, Hierarchismus und das Eystem der durch das tridentinische Concil konsolidirten römischen Kirche für einerlei zu halten. Die römisch - tridenrömisch-triden

tinische Kirche ist eine große, merkwürdige Entwickelungsform des kirchlichen Lebens des Okzidents, welche vorzüglich deshalb, weil sie die biblisch-kirchliche Dreieinigkeitslehre als den Inbegriff der christlichen Fundamentalartikel mit ehrwürdiger Treue festhålt *), als innerhalb der Kirche seiend sich zu erkennen giebt, so daß ihre Bezeichnung mit dem Namen eines Grundirrthums schon deshalb ungerecht wäre. Daß der römische Bischof den Namen Papst führt, und daß ihm ein großer Theil der okzidentalischen Kirchen in strengerer Weise untergeordnet ist, darin liegt nicht das Wesen des Hierarchismus, nicht einmal der besonderen Gestalt desselben, die man Papismus nennt, auch kann dieser und jener vorkommen in Kirchen, welche den Supremat des rómischen Bischofs ausdrücklich verwerfen. Durch diese Bemerkungen gewinnen wir vorderhand theologisch-polemischen Boden, so daß die Erwartung, daß in diesem Abschnitte von dem römisch-tridentinischen Lehrbegriffe als solchem die Rede sein solle, von vorn herein unberechtigt erscheint. Das innere Verhältniß der Sache legt uns aber auch um so dringender die Pflicht auf, nichts von dem Wesen des Hierarchismus deshalb zu verschweigen oder zu verkleinern, weil die römische Kirche etwa gewisse Züge von demselben an fich trüge. Dies ist um so unerlaßlicher, weil vorzüglich der Hierarchismus es ist, der die gegenseitige liebende Anerkennung der protestantischen und der römisch verbundenen Gemeinen hindert, weil jedes wahre Glied der Kirche in

*) Luther Auslegung der leßten Worte David's: „Man hat hievon (von der Trinität) köstliche Bücher, St. Augustini, Hilarii, Cyrilli, und ist solcher Artikel im Papstthum und bei den Schultheologen rein blieben, daß wir mit ihnen darüber keinen Zank haben."

allen Gemeinen der Christen, jeder gute Mensch in der rös misch - tridentinischen Kirche (gut im Sinne des christlichen Glaubens) dem Hierarchismus, bewußt oder unbewußt, wesentlich entgegen ist, und weil nur der Mangel an Klarheit über den Unterschied des Hierarchismus und des Katholis zismus Viele hindert, zu der Stufe von Freiheit und Weits herzigkeit in Christus sich zu erheben, zu welcher sie berus fen sind.

Das Wesen des Hierarchismus besteht, gemäß dem oben Ausgesprochenen, darin, daß das amtlich - körperschaftliche Dasein des Klerus als so wichtig und unentbehrlich für das Heil der Seelen und das Leben der Kirche angesehen wird, daß das Wort Gottes, nur insofern es idens tisch ist mit dem Ausspruche des Klerus, geachtet und anerkannt wird. Das wahre Verhältniß des Lehr- und Hirtenamts, oder des Klerus, zum Worte Gottes und zur Kirche ergiebt sich aus der apostolischen Lehre von den Gaben, Aemtern und Kräften (1 Kor. 12, Eph. 4, 11-16). Die Kirche ist da und zwar als Gemeinschaft der Gläubigen. Innerhalb der Kirche erweckt der Herr, Christus, durch Austheilung von Gaben des Geistes Aemter, und wird sie erhalten, bis die Kirche den Stand der Vollkommenheit ers Langt haben wird. Diese Aemter und die sie innehaben werden nicht nur geistig genährt und mitgetragen durch das Ganze der kirchlichen Gemeinschaft, welches sein Leben nur in der immer volleren Erkenntniß des Wortes Gottes, vermittelst der Schrift, haben kann, sondern sie selbst wissen sich in dem Grade abhängig von der Schrift, und fühlen sich durch ihre Geistesgaben selbst getrieben, um der Schrift willen Glauben zu fordern für ihre Lehre, daß sie die Ersehung der Schrift durch ihr Wort oder die Gleichachtung ihres Worts mit der Schrift weit von sich weisen. Gehülfen der Freude den Gemeinen zu sein berufen (2 Kor. 1, 24) dürfen sie zwar sagen,,,An uns, die Begabten, hat der Herr euch gewiesen, auf daß durch unseren lebendigen

Dienst euch der Inhalt des Glaubens, den ihr schon in euch tragt, und das Wort der Schrift, in dem ihr nach Vermögen selbst forschen sollt (Apostelgesch. 17, 11) um so klarer im Herzen aufgehe" aber sie dürfen nie sagen, „Unser Wort ist eben so Gottes Wort wie die Schrift, unserem Worte euch zu unterwerfen, ist darum christlich, weil dieser Gehorsam Gottes Wille ist", denn in diesem Falle würden sie nicht nur das fehlbare Wort der Inhaber des Lehramts dem unfehlbaren profetischen und apostolischen Worte gleichsehen, sondern sie würden auch einen Gehorsam gegen ein menschliches Wort, der eben so gut ohne den lebendigen Glauben als, nach Beschaffenheit des Subjekts, mit demselben geleistet werden kann, gleichstellen dem Glauben, der ein von Gott durch das Wort gewirktes Leben ist. Die Hirten und Lehrer sind Vermittler des in der Kirche durch den Glauben vorhandenen Geisteslebens, zum Zwecke eines Lebendigeren Verkehrs der natürlichen und geistlichen Gaben der gesammten Kirche; sie sind aber keine Vermittler zwischen Gott und Menschen, welches allein Christus ist.

Der Hierarchismus verläßt diesen schriftmäßigen Standpunkt, indem er den Klerus mit seinen Gaben nicht innerhalb der gläubigen Gemeinschaft der Kirche, mit Abhängigkeit von dem Worte Gottes in der Schrift, wirken läßt, sondern ihn einerseits der Kirche gegenüberstellt, als einer mehr äußeren Stiftung zur Erhaltung der christlichen Religion, zu welcher Fromme und Gottlose gleichmäßig gehören, andererseits ihn als den alleinigen Inhaber des Inhalts des Glaubens, als die eigentliche Kirche ansieht. Indem der Hierarchismus zwar die göttliche Eingebung der Schrift behauptet, aber die göttliche Bestimmung der Schrift, unter dem Einflusse des der ganzen Kirche geschenkten heiligen Geistes, einzig-reine und hinlänglich-klare Quelle der Glaubenslehre zu sein, leugnet: so sest er ihr die Tradizion in gleicher Dignität zur Seite, die von den Aposteln her münd lich fortgepflanzte, dann aber von dem Klerus zu rechter

Zeit firirte Ueberlieferung. Indem auf diese Weise die heilige Schrift nicht höher als das nothwendig Schwankende der Tradizion geachtet wird, wird die vom Klerus firirte Tradizion zu einer Art heiliger Schrift, und die Zulånglichkeit von Beidem, wahre Quelle der Glaubenserkenntniß zu sein, beruht nur auf dem Begriffe eines Klerus, der, in seinem Unterschiede von der übrigen Kirche oder den Laien, den Sinn der Schrift sowohl als den der Tradizion, in ihrer Uebereinstimmung, untrüglich erkennt und unfehlbar lehrt. Wie Nichtanerkennung der Schrift in ihrer eigenthümlichen und ausschließlichen Göttlichkeit und Achtung vor der Tradizion als Quelle der Glaubenslehre einander bedingen: so bedingt sich wieder die Gleichstellung beider mit dem Begriffe eines unfehlbaren Lehramts, d. h. einer solchen Bedeutung des Lehramts, wodurch die Inhaber desselben zu absoluten Fortseßern des Lehramts Christi und der Apostel werden, welches dem göttlich-menschlichen Vorzuge des ersten und dem eigenthümlichen Auftrage dieser Abbruch thut. Hieraus folgt eine Abhängigkeit der Kirche vom Lehrstande, welche deshalb noch über die Abhängigkeit der ersten Gemeinen von den Aposteln hinausgeht, weil diese, nachdem sie die Gemeinen gepflanzt durch ihr vom Herrn bestätigtes Wort, die weitere Entwickelung ihrer Glaubenserkenntniß, unter Hinweisung auf die Schrift des Alten Testaments und ihre eigenen Briefe, dem Wirken des heiligen Geistes im Gesammtleben der Kirche überließen, nach hierarchistischem Prinzipe aber dieses Gesammtleben, selbst von dem Worte des Klerus geseßlich abhängig ist *).

*) Bellarmin t. 1. 1. 4. c. 16. Dices, habent christiani legem evangelicam, quam sequantur. Respondeo, habent quidem, sed illa nimis est universalis, nec sufficit dirigere omnes actiones nostras, nisi per determinationes principum ecclesiasticorum fiat aliquo modo particularis. Sicut etiam politicae respublicae habent legem naturalem, et tamen, quia

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