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eine arianische Formel unterschrieb *), an Zosimus, der aufangs das Bekenntniß des Caelesius billigte **), an Honorius, der von der sechsten ökumenischen Synode wegen seiner Billigung des Monotheletismus verdammt wurde ***), um diesen leeren Schein wie einen Nebel zerfließen zu sehen †).

Es ist eine natürliche Folge des Begriffs eines zum Befehlen in einer äußeren Gesellschaft von Bekennenden bez rufenen unfehlbaren Klerus, daß dieser auch die äußeren und bürgerlichen Dinge in gewissem Maaße zu beherrschen bestimmt erscheint. Denn das eine Aeußere hångt mit dem anderen zusammen; wer auch nur das eine Aeußere im eigentlichen Sinne unbeschränkt befehlen kann, muß sich wenigstens Mitwirkung in allem anderen vorbehalten; und sofern auch alle bürgerlichen Handlungen aus dem religiös. sittlichen Gesichtspunkte betrachtet werden können: so muß auch eine Macht, welche in Ansehung des Religiössittlichen der Menschen im eigentlichen Sinne strafen zu dürfen glaubt, so wie der Staat die Verbrechen straft, auf diesem Wege strafend, befehlend, hindernd in alle Lebensgebiete eingreifen wollen. Dies waren die Prinzipien Gregor's VII. und bes sonders Innocenz III., und es ist sehr denkbar, daß die bloße Macht der Konsequenz Gemüther, welche einmal jene falsche Grundansicht vom Klerus aufgefaßt hatten, ohne klares Bewußtsein ihres Unrechts, bis zu diesen Eingriffen in die Rechte der Fürsten und Völker bringen konnte. Diese Eingriffe sind jedoch nicht das Acußerste, bis zu welchem der Hierarchismus sich entwickeln kann. Vielmehr scheint es in seinem Wesen zu liegen, daß, nachdem nicht nur die Zeit mittelalterlicher Ansprüche auf Beherrschung der Staaten vorüber ist, sondern auch die weiter entwickelte

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*) Schröckh Th. 6. S. 136. **) Schröckh Th. 15. S. 20. ***) Schröckh Th. 20. S. 401. 402. 442.

†) Vgl. von Meyer Recension der Stolbergischen Schrift über den Vorrang des Apostels Petrus. Kritische Kränze, 1830. S. 255.

Kultur der Völker die ausschließlich - klerikalische Auslegung der heiligen Schrift unmöglich macht, der Hierarchismus die in der Natur liegenden magischen Kräfte, indem er sie durch den Mißbrauch der Wissenschaft und durch die böse Energie eines herrschsüchtigen Willens theils fcheinbar, theils wirks lich in seine Gewalt bekommt, dazu anwendet, um einen überwältigenden Eindruck auf die dem einfachen Vertrauen auf das Wort Christi nicht geöffneten Seelen zu machen, und dadurch, alte Ansprüche in neuer Form hervorziehend und durcheinander steigernd, die erschreckten Völker zurblinden Unterwerfung unter den Willen einer verderbten Körperschaft zwingt. Auf Unternehmungen solcher Art deuten vielleicht einige Stellen der Schrift (2 Thess. 2, 8-12).

Die Hervorhebung bedeutenderer kirchlicher Einheitspunkte vermittelst des bischöflichen Amtes in der alten Kirche hat an sich nichts Hierarchistisches, da es sich wohl erkennen läßt, daß die Zusammenhaltung der Gemeinen gegen die doppelte Macht der Verfolgung und der Håresie solchem Uebergewichte der Vorsteher über die Presbyterien Recht und Wer h gab. Sobald aber das bischöfliche Amt als das allein göttlich gestiftete angesehen wird, und die Vorsteher der kleineren Sprengel nur als Diener und Gehülfen der Bischöfe, oder sobald seine Hervorragung vor dem Amte der Presbyter als eine göttlich gestiftete angesehen wird, deren Nichtanerkennung ein Ungehorsam gegen Christus sei, und sobald man den Bischöfen den Besitz gewisser Geistesgaben und die Macht, sie zu ertheilen, zuerkennt, als welche den anderen geistlichen Aemtern nicht einwohne, so stellt man sich in Widerspruch mit der Schrift, die die ursprüngliche Gleichheit der Bischöfe und der Presbyter lehrt, und bringt unvermeidlich eine Annahme von rein äußerlicher Tradirung der göttlichen Gnadengaben in die Auffassung des Lehramts, deren nachtheilige Wirkung auch die sonstige Reinheit der Lehre nicht abwehren kann. Und von etwas Hierarchistischem

diefer Art kann man cben deshalb die anglikanische Kirche nicht ganz frei sprechen, sie, welche bei der historisch gesellschaftlichen Würde ihrer Verfassung (seit ihrer edelsten Entwickelung unter Eduard VI.) gar nicht nöthig gehabt hätte, sich mit der Sukzessionstheorie einigermaaßen römisch zu befassen, wie sie denn auch dadurch nicht im mindesten die unvermeidliche Entwickelung der Dissenterparteien im protestantischen England verhindert hat.

Weniger auffallend ist es, daß in der griechischen Kirche dieselbe Theorie von den Bischöfen, obwohl auf eine nicht so entwickelte Weise als in der römischen, gefunden wird; während diese Kirche der entscheidenden Konsequenz des Papismus immer widerstanden hat.

S. 2.

Der Hierarchismus lehrt die Wiederholung eines wirklichen Opfers durch einen Priesterstand und thut dadurch dem Opfer Jesu Christi am Kreuz Eintrag.

Diese Lehre, welche in einer Symbolik einer ausführlicheren Darstellung bedürfen würde, stellt sich im Zusammenhange des in §. 1. dargestellten Grundsaßes, und mit Bezug auf das bei'm Orthodorismus (S. 153) Gesagte so deutlich dar, daß es nur eines kürzeren Verweilens bei derselben bedarf. Wie sich die herkömmlich- volksmäßige Heiligenanrufung zu ihrer klerikalischen Billigung und zu der Auszeichnung besonderer Heiligen zur kirchlichen Anrufung verhält: so verhält sich die Vorstellung von absoluter Identität der Elemente im heiligen Abendmahle mit dem Leibe und Blute des Herrn zu der Feststellung einer sich in der Kirche wiederholenden Opferhandlung. Während die Kirchenlehrer des vierten, fünften und sechsten Jahrhunderts sich über das Verhältniß des Brots und Weines zum Leibe und Blute Christi verschieden ausdruckten und so daß die

Zusammenfassung der symbolischen Bedeutung der Elemente mit der der realen Gegenwart des Leibes Christi als das Resultat ihrer Anschauung der Sache angesehen werden konnte, entwickelte sich in einer absolut-supernaturalistischen, sinnlich - empirischen Weise die Lehre von der Verwandlung und Aufhebung der Substanz der Elemente, welche bekanntermaaßen seit dem neunten Jahrhunderte immer entschied ner die kirchlich-anerkannte wurde. Schon lange vorher hatte der eigentlich hierarchistische Sinn dahin gewirkt, den Lehrund Hirtenstand als einen eigentlichen Priesterstand anzusehen, und auch in dieser Beziehung wurde die Verwaltung des Sakraments des Abendmahls mehr und mehr als ein priesterlich dargebrachtes Opfer angesehen, während es anfangs als ein Opfer Aller und als ein Danksagungsopfer des Geistlichen, unter Vergegenwärtigung des Opfers Christi am Kreuze, betrachtet wurde. In dem Maaße als die Vorstellung sich befestigte, die reale Gegenwart des Leibes und Blutes Christi unter dem Brote und Weine sei unabhängig von dem gläubigen Genusse derselben durch die Kirchenglieder, sie sei als eine den gesegneten Elementen physisch-substanziell einwohnende Eigenschaft anzusehen, in demselben Maaße mußte das Wort des Klerikers, durch welches die Segnung geschah (die Aussprechung der Einseßungsworte) als magisch wirkend, als absolut gleich dem Worte Christi, und als ein wunderbarer Tråger der verwandelnden Kraft Gottes erscheinen. Wurde aber einmal vorausgesetzt, daß der Leib Christi bewirkt werde durch das Wort des Klerikers *): so erschien auch die Handlung der Darstellung dieses Leibes und Blutes Christi als ein wirkliches Opfer, welches Gott sich darbringen läßt, nachdem er vorher durch ein Wunder die Substanz des Brotes und Weins verwandelt

*) Conficere corpus Christi der gewöhnliche Ausdruck für die Handlung des konsekrirenden Klerikers.

hat *). Nun muß eine wirkliche Opferung Christi verföhnend, die Versöhnung mit Gott wirkend sein, und es ist also unvermeidlich, daß der an die Wirklichkeit und Kraft des Meßs opfers Glaubende sein Vertrauen in der Art auf die Handlung des Klerikers richte, daß er es in gewissem Maaße von dem Opfer Christi am Kreuze abzieht, und die aller anderen Opfer Nothwendigkeit ausschließende ewige Vollgültigkeit dieses Opfers aus den Augen verliert, also das vernachlässiget, was die Epistel an die Hebråer lehrt, 9, 28: οὕτως καὶ ὁ χριστὸς, ἅπαξ προσενεχθεὶς ἐἰς τὸ πολλῶν ἀνενεγκεῖν ἁμαρτίας; 10, 12 : αὐτὸς δὲ μίαν ὑπὲρ ἁμαρ τιῶν προσενέγκας θυσίαν ; 5. 14 : μιᾷ γὰρ προσφορά τε τελείωκεν εἰς τὸ διηνεκὲς τοὺς ἁγιαζομένους.

Zwar versichern die Vertheidiger des Meßopfers, daßselbe habe seine ganze Kraft allein durch die Beziehung auf das Opfer Christi am Kreuze, es sei nur gestiftet, um dieses einmalige Opfer darzustellen, und die Kraft desselben den Gläubigen anzueignen **). Allein damit vermögen sie nicht

*) Conc. Trid. Sess. 22. can. 3. 4. Bossuet exposition art. 14: Ainsi le fils de Dieu est mis sur la sainte table, en vertu de ces paroles, revétu des signes, qui représentent la mort; c'est ce qu'opère la consécration. On ne peut douter, que cette action comme distincte de la manducation, ne soit d'elle même agréable à Dieu, et ne l'oblige à nous regarder d'un oeil plus propice, parce qu'elle lui remet devant les yeux la mort volontaire, que son fils bien aimé a soufferte pour les pécheurs; ou plutôt elle lui remet devant les yeux son fils même sous les signes de cette mort, par laquelle il a été appaisé. Dieses obliger, plus propice, remettre devant les yeux ist in der That in einem solchen Grade anthropomorphisch, daß man kaum zweifeln kann, der geistreiche Bischof werde die Einwürfe seiner Gegner (der von ihm stets sogenannten Messieurs les prétendus réformés) schon beim Niederschreiben des on ne peut douter ¡u hören geglaubt haben.

**) Bossuet art. 14: ce sacrifice non seulement s'y rapporte tout

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