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und eine Annäherung zum endlichen Siege in sich schließt. Alles, was äußerlich Schmerzliches für die Kirche sich mit einem kürzeren oder långeren Herrschen des Irrthums verbindet, übt außerdem ihre Geduld, ihr Aufsehen auf Gott, und ihre vergebende Liebe *).

Zweites Kapitel.

Von der Vestreitung des kirchlichen Frrthums.

Hier kommen die drei Punkte zur Sprache: 1) Daß es überhaupt eine Bestreitung des kirchlichen Irrthums geben müsse. 2) Welchen Gliedern der Kirche sie obliege, und 3) In welchen Formen sie Statt finden könne.

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*) Hierüber spricht schön Augustinus de civ. Dei 1. 18, c 51. Etiam sic quippe veris illis catholicis membris Christi malo suo prosunt (haeretici), dum Deus utitur et malis bene et diligentibus eum omnia cooperantur in bonum. Inimici enim omnes ecclesiae, quolibet errore coeccntur vel malitia depraventur, si accipiunt potestatem corporaliter affligendi, exercent eius patientiam; si tantummodo male sentiendo adversantur, exercent eius sapientiam; ut autem etiam inimici diligantur, exercent eius benevolentiam. Ac per hoc diabolus princeps impiae civitatis adversus peregrinantem in hoc mundo civitatem Dei vasa propria commovendo nihil ei nocere permittitur. Chrysost. hom. 54: Kadánɛg, οὖν τὰ δένδρα αἱ τῶν ἀνέμων προσβολαὶ πάντοθεν ῥιπίζουσαι ισχυρότερα ποιοῦσιν, ἂν ἦ καλῶς ἐρριζωμένα καὶ μετὰ ἀκριβείας· οὕτω δὴ καὶ τὰς ψυχὰς τὰς πεπηγυίας ἐν τῷ θεμελίῳ τῆς ὀρθῆς πίστεως, ὅσαι ἂν προσβάλλωσιν αἱρέσεις, οὐ περιτρέπουσιν, ἀλλὰ καὶ ἰσχυροτέρας ποιοῦσιν. Cf. hom. 46 in Acta.

Tertull. lib. de praescr. cap. 1. ad hoc enim sunt (haereses), ut fides, habendo tentationem, haberet etiam probationem.

S. 1.

Die Nothwendigkeit der Bestreitung des kirchlichen Irrthums geht hervor aus der Pflicht der Kirche, sich in der Wahrheit zu erhalten und zur Reinigung ihrer Glieder vom Irrthume thätig zu sein.

Die Kirche, indem sie vor ihren Augen und in ihrer Mitte den Irrthum sein Haupt erheben sieht, muß besorgen, daß er noch tiefer zerstörend in ihr innerstes Leben eindringen könne, als er bis jetzt schon da sein mußte, um sich so auszusprechen, wie er thut, und so fühlt sie die Pflicht, dieser Gefahr entgegenzutreten durch die Widerles gung des Irrthums oder durch die geistige Vernichtung dies ses geistigen Uebels in derselben Weise, wie es sich entwikkelt hat, durch wörtliche Gedankenerzeugung; denn wie Gedanken die Form sind, in welchen allein der Irrthum sich der Wahrheit entgegensehen kann: so kann er auch nur durch die Gedanken der Wahrheit, vor denen jene nichtigen vergehen, widerlegt oder überwunden werden. Außer diesem Bestreben der Selbstbewahrung, in welchem der gesundere Theil der Kirche begriffen sein muß, fühlt die Kirche aber auch ein liebevolles Mitleiden mit denen, die dem Irrthum huldigen, und da sie sie um deswillen keineswegs schon als unrettbar betrachten darf, nicht einmal sie als von der Kirche ausgeschlossen ansehen kann: so fühlt sie sich getrieben, um dieser willen so förmlich und sorgfältig, als die Sache es fordert und verträgt, den Irrthum zu widerlegen, in der gegründeten Hoffnung, wenigstens Einige von den Irrenden von ihrem Irrthume zu überzeugen und zurückzubringen. Sie weiß voraus, daß für Einige die Hegung eines bestimmten Irrthums nichts Anderes als der Uebergang zu einem völligeren Abirren von der Wahrheit und zum endlichen gänzlichen Austritte aus der Kirche ist, und weiß zugleich, daß unter den Verbreitern des Irrthums auch solche sind,

welche nur vorgeben, Interesse für die christliche Lehre zu haben, und eigentlich diese durchaus zu untergraben beabsichtigen. Auf beide Klassen von Menschen geht ihre eigentliche Absicht nicht, und sie hat nicht die Hoffnung, diese zu überzeugen. Da sie aber auch in Ansehung dieser ein Gericht sich nicht anmaaßt; da es möglich ist, daß die kirchliche Widerlegung des Irrthums solche Feinde die Reinheit der Kirche als eines Ganzen und die Heiligkeit der Wahrheit wenigstens soweit fühlen lassen kann, daß dies wieder ein Anknüpfungspunkt für die Wirkungen der bekehrenden Gnade an ihrem Inneren werden kann: so ist die Unempfånglichkeit dieser Gegner für kirchliche Streitgründe wenigstens gar kein Grund für die Kirche, sie nicht öffentlich geltend zu machen.

Diese inneren Gründe für die Bestreitung des kirchlichen Irrthums von Seiten der Kirche bestätigt denn auch die Schrift, theils indem sie die bedeutendsten Diener Gottes und den Erlöser selbst auch im Kampfe gegen den Irrthum vorführt, wie Moses, die Profeten, Christus, Petrus, Stephanus, Paulus, Johannes, Judas, den Verfasser des Bries fes, theils indem sie es als die Aufgabe eines Bischofs darstellt, die Widersacher der Wahrheit zurechtzuweisen (2 Tim. 2, 25), die Widersprechenden zu widerlegen und zum Schweigen zu bringen (Tit. 1, 9. 11).

Diese Nothwendigkeit, den kirchlichen Irrthum zu bes streiten, könnte nur auf zweierlei Art selbst bestritten werden, entweder so, daß man solchen Streit als gegen die friedliche und sanfte Gesinnung der Liebe streitend ansåhe, als welche nur von dem Beispiele reinen und liebevollen Wandels das Aufhören des Irrthums erwarten müsse, oder so, daß man einen Streit um Lehren als etwas zu Gerins ges anfähe für die, welche, im Geiste lebend, auch im Geiste, ohne bestimmte Begriffsentwickelung, sich einigen könnten mit Allen, die den Geist Christi nicht verleugnen. Was den ersten Grund betrifft: so würde er gültig sein den Ungläubigen

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gegenüber, welche gar nicht Willens find, über Gegenstände des Glaubens zu streiten, welche einem solchen geistig - verständigen Kampfe Gewalt und Hohn entgegenfeßen. Bei diesen bleibt freilich nichts übrig, als durch den bloßen Wandel und die in ihm unvermeidlich liegende Aeußerungsweise sich in ein gewisses Verhältniß zu ihnen zu stellen. Allein Irrgläubige sind nicht solche, sie lassen sich ausdrücklich auf Aufstellung von Lehren ein, und da sie nun falsche Lehre aufstellen: so ist der Grundsah, diese nicht zu bestreiten, theils ein Verzweifeln daran, daß sie durch die wahre zu widerlegen sei, theils Trägheit, welche, unter dem Scheine der Milde, die Mitglieder der Kirche nicht von verderblichen Grundirrthümern befreien will. Der zweite Grund beruht auf dem irrigen Gedanken, als wenn das geistige Leben des Christen durch die Auffassung der Wahrheit in Begriffen und Urtheilen leiden müsse, als wenn das durch den Geist Christi angeregte Geistesleben des Christen ein solches wåre, das, ohne gleichsam den Leib bestimmter Gedanken, Begriffe und Urtheile gewinnen zu können, gespensterartig über Allem schwebe, ohne sich irgendwie in positiver und konkreter Bestimmtheit aussprechen zu dürfen. Diese vom stolzen Vers schmähen des Bestimmten und Positiven im Denken und Urtheilen ausgehende Richtung ist zugleich eine höchst dürftige, da sie von dem årmlichen Gefühle, eigentlich nichts Tüchtiges sagen zu können, begleitet ist, und den Mangel einer solchen Liebe zur Wahrheit, welche einen reinen Haß des Irrthums in sich schließt, verbirgt unter dem Vorgeben, der Irrthum sei nur ein solcher Gegensaß, der in der bloßen Anerkennung des Geistes, ohne die Energie des Denkens, schon aufgehoben sei; wobei zugleich eine große Verachtung der Gegner Statt findet, als welche beschränkte Geister und Naturen seien, denen durch Belehrung und Zurechtweisung doch nicht zu der Höhe einer unterschiedlosen Betrachtungsweise hinauf zu helfen sei. Sind nun beide Denkungsarten für sich verwerflich: so haben sie auch das Gemeinsame,

daß sie einen Zweifel enthalten, ob das Bewußtsein der Kirche von der christlichen Wahrheit ein so objektives sei, daß irgend ein Irrthum als ein fundamentaler, weil anstoBend gegen einen Fundamentalartikel des Glaubens, aufgezeigt werden könne. Der volle Beweis der Nothwendigkeit der Bestreitung der kirchlichen Irrthümer wurzelt also in dem oben entwickelten Saße, daß die Kirche immer im Bewußtsein einer objektiven Lehre sei, vermöge deren sie jeden Fundamentalirrthum als solchen erkennen und bestreiten kann.

S. 2.

Zu Bestreitern des kirchlichen Irrthums sind diejenigen berufen, deren Erkenntniß- und Gemüthskräfte einen der Kirche ersprießlichen Erfolg dieser Thätigkeit versprechen.

Die Bestreitung in dem allgemein christlichen Sinne, in welchem jedes Wort der Wahrheit, jedes Beispiel der Liebe auch eine stille oder ausdrückliche Bestreitung eines religiösen Irrthums ist, kommt hier nicht in Erwägung. Die Gesinnung, woraus eine solche hervorgeht, ist zwar die Grundgesinnung auch aller wahren Bestreitung des kirchlichen Irr thums, allein zu dieser müssen Gaben und Kräfte hinzukommen, ohne welche auch die reinste Gesinnung unfähig bleibt, den kirchlich gewordenen Irrthum als solchen mit Erfolg zu bekämpfen. Es würde ein Irrthum sein, wenn man diese Gaben vorzugsweise bei denjenigen vorausseßen wollte, die durch das ihnen zu Theil gewordene objektive und wissenschaftliche Vermögen Theologen im engeren Sinne genannt werden, die Lehrer der Lehrer der Kirche. Denn von ihnen wird zunächst nur eine solche Bearbeitung der Theologie erfordert, in welcher die Polemik als Disziplin mit enthalten ist. Dieser können sie aber genügen auch ohne zur praktischen Bestreitung der Irrthümer, zu den nohéμois

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