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Abendmahlsfeier der reformirten Niederländer.

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über und auch zunächst an seiner Seite sihen, mit heller Stimme sprechend also:

,,Nehmet, effet, gedenket und glaubet, daß der Leib unseres Herrn Jesu Christi in den Tod am Stamm des Kreuzes gegeben sei zur Vergebung aller unserer Sünden.“

Darauf nimmt der Diener auch ein Stücklein aus der Schüffel für sich und ißt es. Dann werden die zwei Schüsseln auf beiden Seiten bis zum Ende des Tisches von ihm und den anderen ansißenden Brüdern ordentlich fortgeschoben, auf daß ein Jeder ein Stück für sich selbst daraus nehme und effe zum Gedächtniß des Leibes Christi, so für ihn in den Tod gegeben ist. Wenn der Diener vermerkt hat, daß alle Ansigende das Brot genommen, so nimmt er ein Trinkgeschirr in die Hand, und spricht mit heller Stimme also:

Der Kelch der Danksagung, mit welchem wir Gott danken, ist die Gemeinschaft des Blutes Christi."

Und dann giebt er die beiden Trinkgeschirre den Brüdern, so zu beiden Seiten fißen, und spricht also:

,,Nehmet, trinket Alle daraus, gedenket und glaubet, daß das Blut unseres Herrn Jesu Chrifti vergoffen ist am Stamme des Kreuzes zur Vergebung aller unserer Sünden."

Und danach nimmt der Diener das Trinkgeschirr aus der Hand seines Nächsten und trinkt; und also alle, die an dem Tisch sigen (denn Einer reichet dem Anderen das Geschirr), trinken, zum Gedächtniß des Blutes Chrifti, für ihre Sünden vergossen, und nachdem sie Alle aus dem Kelch des Herrn getrunken haben, so stehen sie Alle auf, ausgenommen den Diener, welcher an seinem Ort, nämlich in der Mitte des Tisches mit dem Angesicht allezeit gegen das Volk sigen bleibt.

Etliche aus den Aeltesten, sonderlich dazu geordnet, segen bald die kleinen Schüsseln mit dem gebrochenen Brot, und auch die Gläser voll Weins wiederum in die Mitte des Tisches zu dem Diener, welcher wiederum so viel Brot in die zwo Schüsseln bricht, als von Nöthen. Und die anderen Aeltesten und Diakonen haben Acht auf diejenigen, so zum Tisch des Herrn kommen. Und einer aus den Dienern, auf daß die Action des Nachtmahles keinesweges stumm sei, geht auf die Kanzel und fähet an mit heller und verständlicher Stimme zu lesen das VI. Kap. Johannis, in welchem vollkommlich von dem geistlichen Essen und Trinken des Fleisches und Blutes Christi gehandelt wird.

Und indem, daß dies also gelesen wird, kommt die Gemeine zum Tisch des Herrn, bis daß der Tisch voll ist, und wenn sie Alle fich gefeßt haben, so höret der Leser auf mit dem Lesen, auf daß der Diener das Brot und den Kelch wiederum austheile, welches, wenn es, wie vor gemeldet, gethan ist, so fährt der Leser in seinem Text fort.

Also folget Einer dem Anderen zu dem Tisch des Herrn in großer Stille und Zucht, auf daß in dem Lesen keine Confusion oder Unordnung werde. Wenn nun alle Männer zum Tisch des Herrn ge= gangen sind, dann gehen auch die Weiber, gleichwie sie in der Kirche figen, ohne einige Ausnahme oder Unterschied der Personen. Wenn

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Reformation in England.

aber das VI. Kap. Johannis gelesen ist, so fährt der Leser fort in dem XIII., XIV. und XV. Rap. deffelbigen Evangelisten, bis daß endlich die ganze Handlung des Nachtmahls geendet ist. Es wird aber auch unterweilen etwas Anderes gelesen aus der heiligen Schrift, dar= nach es die Diener der Gemeine dienstlich und befferlich erkennen.

Nachdem nun die ganze Handlung des Nachtmahles verrichtet ist, so höret auch der Leser auf. Und der Diener, so das Nachtmahl ausgetheilt, steht auf von dem Tisch und stellet sich in die Mitte der anderen Diener und Aeltesten vor den Tisch und redet zu der ganzen Gemeine mit diesen oder dergleichen Worten:

Ihr Alle, die ihr hier das Nachtmahl des Herrn zum Gedächtniß seines Todes empfangen habt, mit der Betrachtung seines Geheimniffes, sollet glauben und durch das Zeugniß des Nachtmahls versichert sein, daß ihr eine gewisse und selig machende Gemeinschaft mit ihm habt in seinem Leib und Blut zum ewigen Leben. Amen."

Den Schluß bildet ein Danksagungsgebet, ein Psalmengesang und der Segen.

F. Der Gottesdienst der englisch-bischöflichen Kirche.

Auch nach England, wo schon lange vor Luther der klare und muthige Wicliff, dem sein Vaterland die erste vollständige Uebersegung der heiligen Schrift verdankt, kühn und frei die römische Hierarchie bekämpft und durch seine Schriften den edlen Johann Huß zu seinen reformatorischen Bestrebungen angeregt hatte, war die Stimme des deutschen Reformators gedrungen, und man hätte erwarten sollen, daß der König Heinrich VIII. sich schon darum für die Reformation erklären würde, weil sie ihm eine günstige Gelegenheit darbot, die reiHen Klostergüter, nach deren Befig er lüstern war, an sich zu bringen.

Allein Heinrich war viel zu stolz, die Ideen eines Anderen zu seinem Vortheil zu benußen, und viel zu eingenommen von seiner eigenen Gelehrsamkeit, als daß er sich von einem deutschen Mönche hätte belehren lassen mögen. Als der zweite Sohn seines Vaters war er ursprünglich für die Kirche bestimmt und erzogen worden, und hatte demgemäß mit Vorliebe die scholastische Theologie studirt. Chomas von Aquino, der hochgefeierte Meister in der Theologie, war sein Lieblingsschriftsteller, und wie oft er ihn auch gelesen hatte, nie waren ihm Irrthümer in demselben aufgestoßen. Und nun trat ein armseliger Klosterbruder aus dem Dunkel seiner Zelle hervor und eiferte nicht bloß darüber, daß man das arme Volk so lange mit eitlen Menschensaßungen getäuscht habe, sondern warf sogar die ganze fcholastische Theologie mit all' ihren spizfündigen Räthselfragen und Argumentationen als unnügen Plunder bei Seite. Dazu hatten die Streitschriften dieses Mönches gar nicht jenen herkömmlichen Zuschnitt ; es war in ihnen Alles so klar und bündig dargethan, daß man es auch

Heinrich VIII. gegen Luther.

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ohne sonderlich gelehrte Kenntnisse in der Theologie verstehen konnte. Statt durch gewandte Dialektik zu glänzen, verwies er immer auf das einfältige Bibelwort, und statt durch eine Menge von gelehrten Citaten Belesenheit in den Kirchenvätern und Profanscribenten zu zeigen, führte er wiederum faft nur Bibelsprüche an.

Was war natürlicher, als daß der gelehrte König ihn für einen unwissenden und vorlauten Wortführer des Pöbels ansah, der unfähig zu einer gelehrten Erörterung streitiger Punkte auf dem Gebiete der Wissenschaft, herumschwärme auf der Gaffe und Zwietracht und Aufruhr beim Pöbel errege." Je mehr er aber die „lutherische Keßerei“ um sich greifen sah, desto weniger glaubte er fäumen zu dürfen, selbst als Streiter für die Kirche aufzutreten, um entweder durch das Imponirende seiner königlichen Majestät den ungestümen Eiferer einzuschüchtern, oder, was seine Eitelkeit noch mehr wünschte, durch eine fiegreiche Beweisführung ihn für immer zu widerlegen und zum Schweigen zu bringen.

Luther hatte 1520 seine Schrift de captivitate Babylonica herausgegeben, und in ihr gezeigt, daß die christliche Kirche unter dem Druck der papistischen Hierarchie sich gleichsam in einer zweiten babylonischen Gefangenschaft befinde. Zum Beweise hatte er die fieben Sacramente der Kirche: die Taufe, das Abendmahl, die Buße, die Confirmation, die Ehe, die Priesterweihe und die legte Delung einer Kritik unterworfen, überall dem Dogma der Kirche die Lehre der Schrift entgegenstellt, und klar darzuthun versucht, daß man höchstens die drei ersten Sacramente, ja, wollte man es mit dem Begriff Sacrament" streng nehmen, eigentlich nur Taufe und Abendmahl als solche gelten lassen könne.

Diese Schrift war es nun, durch deren gründliche Widerlegung Heinrich das Betrügerische der lutherischen Keßerei aufdecken und ihrem weiteren Umsichgreifen steuern wollte. Der Papst ertheilte, sobald er von dem Vorhaben des Königs erfuhr, in einem besonderen Breve ihm die Erlaubniß, zu diesem Endzwecke die Schriften des Kezers lesen zu dürfen, und im Jahre 1522 erschien Heinrich's "Adsertio septem Sacramentorum adversus Martinum Lutherum«, eine Rechtfertigung der sieben Sacramente, in der es natürlich nicht an Schimpfreden fehlte über den,,teuflischen Lästerer, der gleich der alten Schlange die Gläubigen aus dem Kirchenparadies, aus dem er selbst vertrieben sei, herauslügen möchte."

Das Buch wurde von Luther's Gegnern, wie sich von selbft versteht, mit Jubel empfangen; die englische Geistlichkeit wußte dem gelehrten Könige höchstens den weisen König Salomo an die Seite zu stellen; und da Heinrich den Wunsch geäußert hatte, vom Papst einen Ehrentitel zu erhalten, so ward in Rom eine eigene Congregation der Kardinale zusammenberufen, und nach einer langen Berathung, ob ihm der Titel "Orthodoxus«, oder Fidelissimus«, oder "Gloriosus<< zu ertheilen sei, einigte man sich endlich dahin, daß er den Ehrenna= men »Defensor fidei« erhalten sollte. Der Papst ließ das Diplom darüber ausfertigen, und ertheilte außerdem Allen, die das Buch lesen würden, Ablaß.

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Heinrich VIII. Gegner des Papstes.

Wer hätte es geahnet, daß der treue und gehorsame Sohn des römischen Stuhles zehn Jahre später, ganz ebenso wie Luther, durch den päpstlichen Bannfluch von der Kirche ausgeschlossen, dem Papste ebenso feindlich gegenüber stehen würde?

Ein Hoffräulein der Gemahlin Heinrich's, Anna Boleyn, machte durch seine Reize einen so tiefen Eindruck auf den König, daß er, da sich Anna unter keiner anderen Bedingung dazu verstand, die Seine zu werden, sie zu ehelichen und auf den Thron zu erheben ent= schlossen war. Allerdings lebte noch seine Gemahlin, Katharine von Aragonien, seines verstorbenen Brüders Wittwe, mit der er seit seinem zwölften Jahre verlobt, und bald nach seiner Thronbesteigung ehelich verbunden war. Indeß, der Payst hatte ja für Alles Dispensation, und Heinrich hoffte um so eher, von Katharina dispenfirt zu wer= den, da die Ehe mit der Schwägerin" nach dem Kirchenrechte eine verbotene war.

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Aber Katharina war die Tochter Ferdinand's des Katholischen, und als Schwester der Johanna, der Mutter Karl's V., die Tante des deutschen Kaisers, der ihr versprochen hatte, fie in allen ihren Rechten zu schüßen, und Papst Clemens VII. saß gerade, als die englischen Gesandten mit dem Dispensationsgesuch nach Rom kamen, in der Engelsburg gefangen, während die deutschen Kriegsleute in den Straßen der eroberten Stadt siegestrunken herumschwärmten und schrieen: ,,Vivat Doctor Luther! Doctor Luther soll Papst sein! Ihm schenken wir das Papstthum."

Unter solchen Umständen konnte der Papst nichts weiter thun, als daß er (1528) einen Legaten nach London schickte, welcher die Heirathsangelegenheit des Königs untersuchen sollte, zugleich aber die geheime Weisung hatte, die Untersuchung möglichst in die Länge zu ziehen.

Je ungeduldiger nun der König von einer Zeit zur anderen vergeblich auf die Entscheidung wartete, desto erwünschter kam ihm der Rath des bald darauf zum Erzbischof von Canterbury ernannten Dr. Cranmer, von den berühmtesten Universitäten ein Gutachten über die Rechtmäßigkeit seiner zweiten Ehe einzuholen, und falls es günstig ausfiele, es dem Papste zur Bestätigung vorzulegen.

Dies geschah, und da der Papst auch jezt noch aus Furcht vor dem deutschen Kaiser mit seiner Einwilligung zögerte, so feierte Heinrich, ohne sich weiter um ihn zu kümmern, am 14. November 1532 seine Vermählung, erklärte sich selbst für das Oberhaupt der Kirche, und ließ alle Sonntage in der Paulskirche öffentlich lehren: der Papst sei nur ein Bischof, wie jeder andere, und habe nur innerhalb seines Kirchensprengels zu befehlen.

Somit war er, freilich auf einem anderen Wege, zu demselben Punkte gekommen, auf dem Luther stand, und doch war es ihm unerträglich, mit dem öffentlich bekämpften Kezer nunmehr ganz einver= standen zu scheinen. In seinem Grimm wüthete er daher ebenso sehr gegen die Anhänger der lutherischen Lehre, als gegen die Päpstlichge= sinnten, und obwohl seine Grausamkeiten gegen die Lehteren endlich den Papst Paul III. bewogen, über den ehemaligen Defensor fidei

Elisabeth's Sorge für die kirchl. Angelegenheiten. 289

(1538) den Bann auszusprechen, und ihn für einen Keßer, Schismatiker, Ehebrecher und Mörder zu erklären, so wollte er doch zeigen, daß er, ungeachtet seines Abfalls vom Papste, an der von ihm vertheidigten Kirchenlehre unwandelbar festhalte. Daher verpflichtete er im Jahre 1539 seine Unterthanen zur Annahme folgender 6 Artikel: 1. Beim Abendmahl findet die wirkliche Verwandelung des Brotes in den Leib Christi statt.

2.

Den Laien darf der Kelch nicht gereicht werden.

3. Einmal abgelegte Keuschheitsgelübde sind für immer verbindlich.

4. Die Privatmesse ist beizubehalten.

5. Ebenso die Ohrenbeichte.

6. Geistliche dürfen nicht verheirathet sein. 1)

Wer den 1. Artikel leugnen würde, sollte sofort verbrannt werden, und wer einen von den übrigen bestritte, sollte, selbst wenn er widerriefe, mit Gefängniß und dem Verluste seines Vermögens, beharrte er aber im Irrthum, mit dem Tode bestraft werden.

Diese furchtbare Glaubens- und Gewissenstyrannei endete erst mit Heinrich's Tode (1547), und unter der Regierung seines Sohnes Eduard VI. (1547-1553), der ein eifriger Freund der protestan= tischen Lehre war, konnte der Erzbischof Cranmer wenigstens das Verbot der Priesterehe abschaffen, in Betreff des Abendmahls die Lehre der Reformirten zur Geltung bringen, und außerdem den Genuß des Kelches für die Laien einführen.

Unter Eduard's Nachfolgerin jedoch, der finsteren katholischen Maria (1553-1558), kehrten nur zu bald die fürchterlichen Gräuel der Keßergerichte wieder, und erst nach fünf langen und blutigen Jahren erfreute sich die englische Nation wieder einer toleranten Regierung unter Elisabeth (1558-1603), die, sobald sie den Thron bestieg, es ihre erste und angelegentlichste Sorge sein ließ, die verwirrten Religionsverhältnisse des Landes zu ordnen. Sie selbst war in den Grundsägen des protestantischen Glaubens erzogen worden. Daher suchte sie durch die 1562 festgestellten, und noch jezt in symbolischem Ansehen stehenden 39 Glaubensartikel der englischen Episcopalkirche" den Lehrbegriff der reformirten Kirche möglichst rein und fest zu erhalten; und da in diesen Artikeln alle charakteristischen Formen des Katholicismus entschieden verworfen waren, so verstand es sich von selbst, daß die Katholischgesinnten in entschiedene Opposition zu den Bischöflichgesinnten traten.

Befremdender erscheint es auf den ersten Anblick, daß sich auch unter den Reformirten eine bedeutende Oppositionspartei gegen die bischöfliche Kirche bildete, nämlich die, in der Geschichte England's und Schottland's auch politisch wichtig gewordene Partei der Puritaner (so genannt, weil sie das bischöfliche Kirchenregiment nebst vielem An

1) Außerdem verbot er in einem Statut dem Volke (den Acker- und Arbeitsleuten, Handwerkern und Tagelöhnern) das Privatlesen der Bibel, während er es den Vornehmeren, da sie zugleich für die Gebildeteren galten, gestattete.

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