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Einsegnungsgebet (Consecration).

und Schuldigkeit, daß wir dir, o Herr, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, zu allen Zeiten und an allen Orten danken.

Darum loben und rühmen wir deinen heiligen Namen mit allen Engeln und Erzengeln und mit allen himmlischen Schaaren; wir preisen dich immerdar, und sprechen: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Gott der Heerschaaren! Himmel und Erde sind deines Ruhmes voll! Ehre sei dir, o Herr, du Allerhöchster! Amen."

Hierauf kniet er nieder, und spricht im Namen aller Communicanten, folgendes Gebet:

,,Barmherziger Gott! wir vermessen uns nicht im Vertrauen auf unsere eigene Gerechtigkeit, sondern nur im Vertrauen auf deine man= nigfache und große Gnade, zu diesem deinem Tische zu kommen. Wir sind nicht würdig, auch nur die Brosamen zu sammeln, die von deinem Tische fallen; aber du, Herr, bist stets geneigt, Barmherzigkeit zu beweisen. Darum verleihe, o gnädigster Gott, daß wir den Leib deines Sohnes Jesu Chrifti so effen, und sein Blut so trinken, daß unsere sündhaften Leiber durch seinen Leib gereinigt, und unsere Seelen durch sein allertheuerstes Blut abgewaschen werden, und daß wir unaufhörlich in ihm wohnen mögen, und er in uns. Amen."

Hierauf ordnet der Prediger das vor ihm liegende Abendmahlsbrot und den Wein so, daß er beides leichter zur Hand hat, und spricht dann das Einsegnungsgebet:

,,Allmächtiger Gott, himmlischer Vater! der du nach deiner groBen Barmherzigkeit deinen eigenen Sohn dahingabst, den Tod am Kreuze zu unserer Erlösung zu erdulden, wo er durch die einmal ge= schehene Aufopferung seiner selbst ein völliges, vollkommenes und genügendes Opfer für die Sünden der ganzen Welt darbrachte, nachdem er ein bleibendes Denkmal seines theuren Todes eingefeßt, und in seinem heiligen Evangelio befohlen hatte, es beizubehalten, bis er komme; wir bitten dich demüthig, o barmherziger Vater, erhöre uns, und verleihe, daß wir, die wir, der heiligen Vorschrift deines Sohnes, unseres Heilandes Jesu Christi, gemäß, diese deine Gaben, Brot und Wein, zum Gedächtniß seiner Leiden und seines Todes empfangen, auch seines gesegneten Leibes und Blutes theilhaftig werden mögen, der in derselben Nacht, da er verrathen ward, das Brot nahm (hier nimmt der Prediger den Teller mit dem Brot in die Hand), dankte, und es brach (hier bricht er das Brot), und es seinen Jüngern gab, und sprach: Nehmet, effet! das ist mein Leib (bei diesen Worten legt er segnend die Hand auf das Brot), welcher für euch gegeben wird; sol= ches thut zu meinem Gedächtniß. Deffelbigengleichen nach dem Abendmahl nahm er den Kelch (hier nimmt der Prediger den Kelch in die Hand), dankte und gab ihnen den, und sprach: Trinket Alle daraus; denn das ist mein Blut des Neuen Testamentes (hierbei legt er die Hand segnend auf jedes Gefäß, Kelch oder Flasche, in welchem der für die Communion zu verwendende Wein ist), das für euch vergoffen wird, und für Viele, zur Vergebung der Sünden. Solches thut, so oft ihr es trinket, zu meinem Gedächtniß. Amen."

Hierauf genießt der Prediger zuerst selbst Brot und Wein, und reicht alsdann beides den knieenden Communicanten in die Hand.

Austheilung des Brotes und Weins.

Schluß der Feier. 301

Bei der Darreichung des Brotes spricht er:

,,Der Leib unseres Herrn Jesu Christi, der für dich dahin gege= ben ist, erhalte deinen Leib und deine Seele zum ewigen Leben. Nimm und iß dies zum Gedächtniß, daß Christus für dich gestorben. ist, und genieße seiner, durch den Glauben in deinem Herzen, mit Danksagung."

Bei der Darreichung des Kelches sind seine Worte:

,,Das Blut unseres Herrn Jesu Christi, welches für dich vergossen ist, erhalte deinen Leib und deine Seele zum ewigen Leben. Trink dieses zum Gedächtniß, daß Christi Blut für dich vergossen wurde, und sei dankbar."

Sollte das consecrirte Brot und der Wein verbraucht sein, ehe Alle communicirt haben, so wiederholt der Prediger die Einseßungsworte: „Unser Herr Jesus Christus in der Nacht 2c." und consecrirt noch mehr.

Wenn Alle communicirt haben, seßt er den Teller mit dem Brot und den Kelch ehrerbietig auf den Tisch, deckt ein reines, leinenes Tuch darüber, und betet sodann: „Unser Vater, der du bist im Himmel 2c.," wobei die Gemeine jede Bitte wiederholend ihm nachspricht.

Hierauf liest er folgendes Gebet:

„Allmächtiger, ewiger Gott! Wir danken dir herzlich, daß du uns, die wir dies heilige Geheimniß gebührend empfangen haben, mit der geistigen Speise des theuren Leibes und Blutes deines Sohnes, unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi, zu nähren gewürdigt, und uns dadurch deiner Huld und Gnade versichert hast, daß wir wahre Glieder sind des geistigen und geheimnißvollen Leibes deines Sohnes, in der gesegneten Gemeine aller Gläubigen, ja auch, durch die Hoffnung, Erben deines ewigen Reiches durch das Verdienst des theuren. Leidens und Sterbens deines lieben Sohnes. Wir bitten dich demüthig, himmlischer Vater, stehe uns bei mit deiner Gnade, daß wir in dieser heiligen Gemeinschaft beharren, und alle die guten Werke vollbringen mögen, zu welchen du uns bereitet hast durch Jesum Christum, unseren Herrn, welchem sammt dir und dem heiligen Geiste Ehre sei und Preis in alle Ewigkeit. Amen."

Hierauf wird das große Gloria gesprochen oder gesungen:

,,Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Wir preisen, rühmen, verehren dich, wir be= ten dich an, und danken dir wegen deiner großen Herrlichkeit, o Herr Gott, himmlischer König! Gott, allmächtiger Vater! Herr, Jesu Christe, du eingeborener Sohn! Herr und Gott! Lamm Gottes, Sohn des Vaters, der du trägst die Sünden der Welt, erbarme dich unser! Du, der du trägst die Sünden der Welt, erbarme dich unser! Du, der du trägst die Sünden der Welt, erhöre unser Gebet! Du, der du sisest zur Rechten Gottes, des Vaters, erbarme dich unser! Denn du allein bist heilig, du allein bist der Herr, du allein, o Christe, bist, sammt dem heiligen Geiste, der Höchste in der Herrlichkeit Gottes, des Vaters. Amen."

Zum Schluß spricht der Prediger den Segen in folgender Weise:

302 Sacramentales u. facrificielles Element im Cultus.

"Der Friede Gottes, welcher höher ist, denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in der Erkenntniß und Liebe Gottes und seines Sohnes, Jesu Christi, unseres Herrn! Und der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes sei und bleibe bei euch immerdar. Amen."

Da nun von dem confecrirten Brote und Weine nichts aufbewahrt, oder aus der Kirche fortgetragen werden darf, so soll der Prediger das Uebriggebliebene unmittelbar nach dem Segen mit anderen Communicanten, die er dazu einladen will, ehrerbietig effen und trinken. Uebrigens ist jeder Eingepfarrte verpflichtet, wenigstens dreimal im Jahre, und zwar das eine Mal an Ostern, zu communiciren.

G. Der protestantische Gottesdienst seit den Beiten der Reformation.

Man kann den wesentlichen Unterschied zwischen dem lutherischen und reformirten Gottesdienst in der That nicht kürzer und treffender bezeichnen, als wenn man mit Kliefoth 1) an jenem den sa= cramentalen, an diesem des sacrificiellen Charakter als Hauptmerkmal hervorhebt. Allerdings soll damit nur ausgedrückt werden, was man sonst wohl mit den Ausdrücken „objectiv“ und „su b = jectiv" zu bezeichnen pflegt. Jene beiden Bezeichnungen indeß haben den Vorzug, daß sie zugleich von vorn herein erkennen lassen, worin der Unterschied zwischen der lutherischen Objectivität und der reformirten Subjectivität besteht. Denn sacramental" ist, wie Melanch thon in seiner Apologie der Ausburgischen Confeffion erklärt, jede Ceremonie oder Handlung im Cultus, in welcher Gott uns dasjenige gewährt, was die mit der Ceremonie verbundene Verheißung anbieter; facrificiell" dagegen jede Ceremonie oder Handlung, die wir Gott darbringen. Wird demnach im Cultus ein sacramentaler Theil von dem sacrificiellen unterschieden, so gehört dem ersteren Alles das zu, was Gott uns darreicht in seinem Wort und den Sacramenten, während der lettere alles das umfaßt, was wir Gott als Lob- und Dankopfer darbringen, unsere Gebete, Gesänge und die Predigt, sofern sie die durch das Wort Gottes angeregten Gedanken und Empfindungen genauer darlegt.

Indeß auch diese, dem sacrificiellen Theil des Cultus angehörenden Stücke, Predigt, Gebet und Gesang, können, je nachdem sie sich mehr an das objective Wort Gottes anschließen und im Gebiet der objectiven Lehrhaftigkeit halten, einen mehr facramentalen Charakter

1) Vergl. „die ursprüngliche Gottesdienstordnung in den deutschen Kirchen lutherischen Bekenntnisses, ihre Destruction und Reformation“ (Rostock und Schwerin, 1847).

Sacrificieller Charakter des reformirten Cultus. 303

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haben, wie dies bei den Predigten, Kirchenliedern und Gebeten der lutherischen Kirche wirklich der Fall ist, die namentlich in Betreff des Kirchenliedes deutlich erkennen läßt, daß sie in den ersten Zeiten an sacramentalen, d. h. lehrhaften Liedern, wie z. B.,,Wir glauben all an Einen Gott," Dies sind die heil'gen Zehngebot," ",,Christ unser Herr zum Jordan kam,“ „Es ist das Heil uns kommen her," ungleich fruchtbarer war, als an sacrificiellen oder in der Sphäre der subjecti ven Empfindung sich haltenden. - Ebenso aber können auf der ande= ren Seite auch die ganz eigentlich zum sacramentalen Theil des Cultus gehörenden Stücke, Taufe und Abendmahl, je nachdem der Chrift sie mehr als etwas auffaßt, was er subjectiv sich anzueignen habe, als was objectiv ihm dargeboten wird, einen mehr sacrificiellen Charakter annehmen, wie dies in der reformirten Kirche von Anfang an der Fall war. Mit Recht erinnert Kliefoth in dieser Beziehung an Zwingli, der in seiner Fidei ratio, die er auf dem Reichstag zu Augsburg dem Kaiser übergab, unter anderen erklärte: „Ich glaube, ja ich weiß, daß alle Sacramente Gnade nicht nur nicht verleihen, sondern nicht einmal vermitteln. - Denn wie die Gnade lateinisch redend aber verstehe ich unter Gnade" die Versöhnung, Vergebung und verdienstlose Verleihung von dem göttlichen Geist gewirkt oder gegeben wird, so kommt diese Gabe an den menschlichen Geist allein. Eines Trägers oder Vehikels aber bedarf der Geist nicht; denn er selbst ist die tragende Kraft, durch welche Alles getragen wird, nicht aber etwas, das selbst getragen zu werden nöthig hätte. Auch lesen wir niemals in den heiligen Schriften, daß sichtbare Dinge, dergleichen die Sacramente sind, mit Gewißheit den Geist mit sich trügen; sondern wenn jemals sichtbare Dinge zusammen mit dem Geist getragen find, so war der Geist und nicht das Sichtbare der Träger. Demnach wird bei der Taufe nicht durch das Untertauchen, beim Abendmahl nicht durch den Genuß, die Gnade des Geistes herbeigeführt. Sondern der Geist ist nach Gottes gnädigem Wohlgefallen schon vor dem Sacramente da, und folglich ist die Gnade gewirkt und vorhanden, ehe das Sacrament herzugebracht wird, woraus sich ergiebt, daß die Sacramente gegeben werden zum öffentlichen Zeugniß derjenigen Gnade, welche für einen Jeden schon vorher da ist."

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Es bedarf kaum der Erinnerung, daß 3wingli mit solchen Erflärungen eigentlich nur der Praxis der katholischen Kirche entgegentreten wollte, welche das innerliche Werk der Heiligung nach und nach zu einem ganz äußerlichen opus operatum hatte werden lassen. Eben darum hebt er im Gegensag zu der Vorstellung, daß der Besuch der Kirche, die Theilnahme an dem Gottesdienst und besonders an dem vom Priester dargebrachten Meßopfer schon an und für sich etwas Verdienstliches und ein untrügliches Mittel zur Erlangung der göttli= chen Gnade sei, so nachdrücklich hervor, daß Gottes Wort und Sacrament nicht Gnadenmittel, nicht Träger des Geistes und der Gnadengaben des Herrn seien, indem der göttliche Geist solcher Vermitte= lungen nirgends bedürfe. Und wenn die reformirte Kirche späterhin auch, theils durch den Einfluß Calvin's und mehr noch durch lutherische Einwirkungen, von jener Schärfe Zwingli's merklich nachge

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Die Dissenters in England.'

laffen hat, so blieb sie doch namentlich in Betreff des Abendmahls fort und fort bei der Ansicht, daß der Herr in den am Altar dargereichten Gaben auf wirksame Weise nur insofern anwesend sei, als die Herzutretenden ihn innerlich aufzunehmen willig und bereit sind. Ueberhaupt hielt sie sich hier, wie in allen übrigen Stücken des Cultus, am liebsten an das, was die Gemeine dabei thut. Das Abendmahl war ihr mehr eine Eucharistie" oder ein Akt der Danksagung, welchen die Gemeine auf Befehl des Herrn „zu seinem Gedächtniß“ und zur Verkündigung seines Todes veranstaltete, als eine himmlische Speisung durch den Herrn; und ebenso hatte die Predigt und das Kirchenlied bei den Reformirten von Anfang an einen vorwiegend sacrificiellen Charakter.

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Hierin liegt zugleich der Grund, weshalb in der reformirten Kirche das liturgische Element bei Weitem nicht zu der Anerkennung und Geltung gekommen ist, wie in der lutherischen; und Kliefoth hat im Ganzen vollkommen recht, wenn er darauf hinweist, daß dort,,die Liturgischen Feststellungen der lutherischen Kirche meist ersezt worden seien durch das frei sich ergießende Gebet des Predigers," wie denn überhaupt die reformirte Kirche auch nie zu verstehen und zu würdigen gewußt habe, was die lutherische mit ihrer Liturgie wollte.

Sehr entschieden scheint hiegegen allerdings die Anglicanische Kirche zu sprechen, die gerade den liturgischen Theil ihres Gottesdien= stes mit der größten Sorgfalt ausgebildet, und sofern sie es als ihre Hauptaufgabe ansah, den katholischen Cultus aus der Kirchensprache des römischen Papismus in die Bibelsprache des evangelischen Protestantismus zu übersehen, diese in der That meisterhaft gelöst hat. Und dennoch ist dieser Widerspruch nur ein scheinbarer. Denn der, dem wandelbaren Beharren bei einer ein für allemal feststehenden Liturgie innerlich abholde Geist des Calvinismus gab gerade hier zu eben der Zeit, als die Staatskirche ihren Gottesdienst liturgisch festgestellt hatte, sich in dem Auftauchen zahlloser Secten kund, die unter einander mannigfach differirend dennoch darin einig waren, daß sie im Gegensag zu der starren Stabilität und Gleichförmigkeit der Staatskirche, die ihnen deshalb des Papismus verdächtig schien, auch in den äußeren Formen des Gottesdienstes die Rechte der Subjectivität geltend zu machen suchten, und nach vielfachen und harten Kämpfen es auch wirklich dahin brachten, daß sie als,,Dissenters" die lange ihnen verweigerte Religionsfreiheit erhielten.

a. Die Puritaner.

Diese, unter den Evangelischgesinnten die frühesten Gegner der bischöflichen Staatskirche sie hatten sich seit 1566 von derselben getrennt hielten, gleich ihr, streng fest an dem Bibelchristenthum, und auch bei ihnen machte das Lesen der heiligen Schrift einen Haupttheil der Erbauung aus, beim gemeinschaftlichen Gottesdienst, wie bei der Privatandacht des Einzelnen. Zu Cromwell's Zeiten mußte bekanntlich selbst jeder Soldat vor allen Dingen eine Bibel im Tornister haben, um darin, so oft es die Zeit erlaubte, lesen zu können, und ebenso war es bei den gottesdienstlichen Versammlungen alle

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