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Deutsch-katholische Liturgie.

345 unter ihnen. Jesus Christus ist mitten unter uns mit seinem göttlichen Lebensgeist. Er heilt den Kranken, tröstet den Betrübten, speist mit Himmelsbrot den Hungrigen, erweckt vom Todesschlaf den Sünder, und hat in seines Vaters Hause allen seinen Frommen eine Wohnung bereitet. Droben ist er unser Fürsprecher, durch ihn haben wir Gnade vor Gott und finden Erhörung unserer Bitte. In seinem Namen lasset uns beten:

Laß ewiger himmlischer Vater dein Reich, das Reich deines Sohnes, das Reich deiner Erkenntniß, der Tugend und Glückseligkeit immer tiefere Wurzel in uns faffen. Stehe bei den Verkündigern deines Wortes und uns allen, damit wir dich recht erkennen, dich und unseren Heiland preisen in frommem Wandel und würdig werden deiner selige= ren Nähe im Himmel.

Gemeine: Zu uns komme dein Reich; dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden.

Geistlicher: Gott, der du der König der Könige, der Herr der Herren bist, erhalte und schüße den König, den du über uns gestellt haft, die Königin, seine Gemahlin, und das ganze königliche Haus. Erleuchte und stärke unseren König und seine Diener, die Obrigkeiten, daß sie Alles befördern, was zu deiner Ehre, zu unserem Heil und zur Wohlfahrt der Christenheit gedeihen mag. Laß sein Heer die unbezwingliche Schußwehr des Thrones und des Vaterlandes sein. Segne alle Stände des Vaterlandes.

Gemeine: Wir bitten dich, erhöre uns!

Geistlicher: Segne die zarten Kinder, daß sie gedeihen und verbleiben in ihrem unschuldigen, kindlichen Sinn. Beschüße die Jüng linge und Jungfrauen, daß bei den Versuchungen der Welt ihre Seele rein, ihr Leib unbefleckt und ein Tempel des heiligen Geistes bleibe. Halte das Gift der Verführung fern von ihnen, und bewahre uns, daß wir nichts reden, noch thun, was ihnen zum Aerger und zum Fall gereiche.

Gemeine: Wir bitten dich, erhöre uns!

Geistlicher: Gieb Gnade den Eheleuten, den Vätern und Müttern und allen Gliedern der Familien, daß sie in aller Furcht und Ehrbarkeit dir dienen und ihre Pflichten in Freudigkeit wechselseitig erfüllen.

Gemeine: Wir bitten dich, erhöre uns!

Geistlicher: Erbarme dich aller Nothleidenden, aller Verlassenen, aller Wittwen und Waisen, aller Betrübten und aller Kranken. Sende ihnen gute Menschen zum Trost und Schuß. Sei ihnen nahe mit deiner Hülfe, mit deinem Beistand in den Bedrängnissen des Lebens. Dein heiliger Geist erhalte sie auf der Bahn des Rechten, daß sie irdisches Gut nicht mit dem Schaden ihrer Seele suchen. Erquicke die Kranken und befreie sie von ihren Leiden, wenn es zu ihrem Heile dient. Gieb Allen Standhaftigkeit in Trübsal, damit sie in der Zuversicht auf dich das Heil ihrer Seele gewinnen. Sei der Sterbenden Trost und feste Hoffnung.

Gemeine: Wir bitten dich, erhöre uns!

Geistlicher: 3u dir, o Gott, flehen wir für alle Irrenden, für

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alle Sünder, für Alle, die in Gefahr sind, zu fallen. Führe sie zur Erkenntniß des Rechten und Wahren, auf den Weg der Befferung, auf die Pfade der Tugend und des Heils. Erbarme dich ihrer Aller. Gemeine: Wir bitten dich, erhöre uns!

Geistlicher: Wir danken dir für alle Wohlthäter und Freunde, die deine Liebe uns zugeführt hat. Vergelte ihnen, erhalte und segne fie durch deine Gnade.

Gemeine: Wir bitten dich, erhöre uns!

Geistlicher: Vergieb, o Herr, unseren Feinden, denen, die uns Unrecht thuen, und führe sie auf den Weg deiner Wahrheit. Uns aber verleihe die Kraft, daß auch wir ihnen von Herzen verzeihen, und allen Haß, alle feindliche Gesinnung von uns fern halten.

Gemeine: Vergieb uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben. unseren Schuldigern.

Geistlicher: Wir beten Einer für den Anderen zu dir und empfehlen gegenseitig dir unsere geheimen Anliegen. Du kennst alle unsere Bedürfnisse und unsere Wünsche. Du hörest unsere Seufzer und bist nahe denen, die dich anrufen. Dir übergeben wir uns und unsere Schicksale mit kindlicher Zuversicht. Du weißt am besten, was zu unserem Heile dient. Dein Wille sei unser Wille. Führe uns an deiner Hand und laß uns im Glauben und in der Tugend verharren bis ans Ende.

Gemeine: Herr, erbarme dich unser!

Geistlicher: Wir gedenken, o Herr, deiner Heiligen im Himmel, die mit deiner Hülfe auf Erden im Segen gewandelt, gewirkt, gekämpft, glorreich gesiegt und zuletzt durch deine Gnade den Lohn des Himmels erworben haben. Schenke uns deine Gnade, damit auch wir einst des Lohnes deiner Seligen theilhaftig werden.

Gemeine: Hilf uns zu deinem himmlischen Reich, zu deiner ewigen Seligkeit!

Geistlicher: Wir gedenken auch unserer Verstorbenen. Deine Gnade und dein Friede werde ihnen Allen zu Theil.

Gemeine: Gieb ihnen, o Herr, die ewige Ruhe, und dein ewiges Licht leuchte ihnen!

Geistlicher: Ja, Herr, zu dir flehen wir. Nimm dich unser Aller an, verlaß uns nicht, bleibe unser Vater in Zeit und in Ewigkeit. Darum bitten wir dich in dem Gebet, das dein Sohn uns gelehrt.

Geistlicher und Gemeine: Vater unser, der du bist im Himmel sondern erlöse uns von dem Uebel. Amen.

Geistlicher: Geliebteste! Bereitet euch nun mit mir, die innige, unsichtbare und geistige Gemeinschaft mit Jesu, dem heiligen Haupt seiner Gemeine, dem Führer unserer Seelen zu erneuern, auf die er uns durch die Einsegung seines heiligen Abendmahls hingewiesen hat, und deren wir in dem gesegneten Brot und in dem gesegneten Kelch, seinem Leib und Blut, theilhaftig werden sollen. Komm zu uns, Geist des Vaters, Geist Jesu Chrifti, lebe in uns. Erleuchte, läutere, stärke uns. Die Gemeinschaft Gottes und Jesu sei mit uns.

Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende, ist die Verheißung des Herrn. -Wer an mich glaubt, spricht Er, der hat das

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ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens; wer von diesem Brot ißt, der wird leben in Ewigkeit. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt. Wer mein Fleisch iffet und trinket mein Blut, der bleibet in mir und ich in ihm. Wer mich liebt, wird meine Gebote halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden kommen zu ihm und Wohnung bei ihm machen. Tretet, Geliebte im Geist, in selige Gemeinschaft mit Jesu, damit ihr das Leben gewinnet. Vergegenwär= tiget euch Jesum Christum, den Abglanz der Herrlichkeit des Vaters, den Lehrer himmlischer Weisheit, das heilige Vorbild himmlischen Wandels.

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Gemeine: Herr, wir schauen deine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater. Du hast Worte des ewigen Lebens. Jeglicher von uns sei gesinnet, wie du gefinnet warst.

Ein

Geistlicher: Gedenket Jesu Chrifti, des Gekreuzigten. Er war ohne Sünde, aber um unserer Sünde willen ward er dahin gegeben. Er hat unsere Schmerzen auf sich genommen, und durch seine Wunden find wir geheilt worden. Seinen Lod, den Tod der Versöhnung für das Heil der Welt verkündigen wir hier bei dem heiligen Mahl.

Gemeine: Wir gedenken deines Todes für uns, o Herr! Wir entsagen der Sünde; reinige unser Herz durch deinen heiligen Geift.

Geistlicher: Gedenket Jesu Christi, der seinem Vater gehorsam war bis zum Tode, der uns geliebt hat bis zum Tode, der aber auch Sebet, das Mahl des das Gebot uns gegeben: Liebet einander! Herrn! Ein Brot ist es, von dem wir Alle effen, und so find wir viele Ein Leib, der Leib Christi, die Gemeine der Heiligen. Alle Glieder dieses Leibes haben Einen Vater, Gott, Einen Herrn und Erlöser, Jefum Christum, Einen Tröster, den heiligen Geist, Ein Gebot, das der Liebe, und Eine Hoffnung, Vergebung der Sünden und ein ewiges Leben. Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.

Gemeine: Der Geist der Liebe zu Gott, zu Jesu und zu dem Nächsten beseele uns!

Geistlicher: Wir blicken auf zu Jesu, dem Vollendeten, dem Verklärten. Er ist beim Vater und bereitet uns die Wohnungen bei ihm. Er, der Todesüberwinder, hat das Leben gebracht und giebt den Seinen das Leben.

Gemeine: Dank dir, Erlöser, für die felige Gewißheit der Unfterblichkeit. Nimm einst uns auf in dein ewiges Reich, das deinen Erlöften bereitet ist.

,,Communiciren," heißt es in Theiner's Meßfeier weiter,,,Mitglieder der Gemeine, so fordert der Priester sie auf, sich dem Altar zu nahen, richtet an sie eine zweckmäßige Ansprache und verrichtet mit ihnen knieend ein Communiongebet. 3ft jenes nicht der Fall, so communicirt nur der Priester für sich und als Repräsentant der Gemeine, die im Geist mit ihm vereint ist." 1)

1) Die „Schlesische Liturgie“ enthält für diesen Fall folgende Bestimmung: Wird die Liturgie ohne Vollziehung der Abendmahlsfeier, ohne Communiciren des

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Deutsch - katholische Liturgie.

Geistlicher (das Brot in die Hand nehmend): Christus, das Lamm Gottes, welches hinwegnimmt die Sünden der Welt. Der Herr spricht: Kommet her zu mir Alle, die ihr mühselig und beladen. seid, ich will euch erquicken. Herr, wir sind. nicht würdig, daß du eingehst in unser Herz. Gott sei uns gnädig. Herr, erbarme dich unser, heilige uns!

Hierauf genießt er das Brot mit den Worten: „Der Leib unseres Herrn Jesu Christi bewahre meine Seele zum ewigen Leben," und den Kelch mit den Worten: „Das Blut unseres Herrn Jesu Christi bewahre meine Seele zum ewigen Leben." In gleicher Weise wird beides den anwesenden Communicanten gereicht und während der Austheilung das Lied: „O Lamm Gottes unschuldig“ gesungen. Nach Beendigung der Communion betet der

Geistliche: Herr, allmächtiger Gott, Vater unseres Herrn Jesu Christi! Dir sei Lob und Dank gesagt für alle Belehrung, allen Trost, alle Stärkung und alle Hoffnung, womit du uns beseliget hast. Heilige uns mit dir ganz und gar. Kehre mit deinem göttlichen Geist ein in die gläubig - demüthigen Herzen, erfülle sie mit deiner Gegenwart und ziehe sie an dich mit der Kraft deiner Gnade. Ergreife die Lauen, befestige die Wankelmüthigen, erweiche die Herzen der verhärteten Sünder, erfülle uns Alle mit Reue über unsere Sünden und entflamme unsere Seelen zum ernsten heiligen Eifer für das Gute. Gieb Ruhe und Frieden der Seele, die die Welt und ihre vergänglichen Güter uns nicht geben können. Hilf uns, daß wir unser Herz losreißen von dem Zeitlichen und erheben zum Himmlischen. Laß uns empfinden das Glück des Glaubens, die Seligkeit der Liebe, die in dir lebt, so wie die Ruhe der christlichen Hoffnung. Den Geist Christi laß leben in uns. Leite durch deinen Geist uns alle auf ebener Bahn. Wir bitten dich durch Jesum Chriftum.

Gemeine: Amen.

Hierauf stimmt sie den Schlußgesang an, nach dessen Beendigung der Geistliche folgendes Schlußgebet spricht:

Himmlischer Vater, zu dir steigt noch unser demüthiger Dank, unfer inbrünstiges Flehen empor. Du wandtest uns im Zeitlichen und Ewigen deine Gnade zu. Laß uns auch weiter in deiner Gnade und Liebe leben, und mit Freudigkeit dem Beruf vorstehen, der uns nach deinem heiligen Willen angewiesen ist. Zu dir richten wir unser Gebet, daß du unseren Fleiß segnen und uns väterlich mit Allem versorgen wollest, was wir bedürfen. Laß den Glauben an dich fest in uns ruhen und erleuchte uns, damit er Liebe, Hoffnung, Demuth, Sanftmuth und Geduld bringe. Erleichtere uns das Bestreben, dir unseren Willen zu opfern und alle unsere Gedanken und Werke, unsere Leiden und Freuden auf dich zu beziehen, und unser Thun und Lassen

Geistlichen und der Gemeineglieder verrichtet, so fordert der Geistliche nach Verkündigung der Einschungsworte die Gemeine auf, sich recht lebendig die Thatsache der Einfeßung zu vergegenwärtigen, sich zu inniger geistiger Gemeinschaft mit Christus zu erheben und spricht darauf das (weiter unten folgende) Schlußgebet, das Vaterunser und den Segen."

Die freien protestantischen Gemeinen.

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nach deinen heiligen Absichten einzurichten. Was du willst, soll unser Wille sein, was du über uns verhängst, wollen wir im Glauben und Vertrauen tragen. Bleibe uns ein Vater der Gnade und Barmherzigkeit. Dein wollen wir bleiben im Leben und im Tode durch Jesum Christum. Amen.

Gemeine: Amen.

Geistlicher: Die Gnade Gottes bleibe in euch! Der Geist Gottes sei mit euch! Es segne uns der allmächtige und barmherzige Gott durch Jesum Christum, unseren Herrn. Amen. Gemeine: Amen.

1. Die freien protestantischen Gemeinen.

Eine ganz ähnliche Erscheinung, wie innerhalb der katholischen Kirche die deutsch-katholischen Gemeinen, bieten innerhalb der protestantischen Kirche die freien protestantischen Gemeinen" dar, die sich in neuester Zeit in Königsberg (Januar 1846), Halle, (September 1846), Nordhausen (Januar 1847) und Magdeburg (November 1847) gebildet haben, und deren Mitglieder, ihren ausdrücklichen Erklärungen zufolge, zwar nach wie vor Glieder der evangelischen Kirche bleiben, aber nicht länger der Landeskirche angehören wollen, die in ihrer gegenwärtigen Gestalt weder in der Lehre, noch in der Verfassung und Verwaltung ihren Vorstellungen von einer wahrhaft apostolisch-christlichen Kirche entspricht.

In Betreff der Lehre war es zuvörderst der alte Nationalismus mit seiner bekannten Polemik gegen die Bekenntnißschriften der Kirche, welcher, nachdem er auf dem Gebiet der Wissenschaft seine Rolle ausgespielt hatte, und kaum noch Einen fand, der ihn einer Widerlegung würdigte, in den Kreisen des bürgerlichen Lebens Ersag suchte für das, was er eingebüßt hatte. Bereits im Frühling 1841 hatte der damalige Landprediger Uhlich in Pömmelte bei Schönebeck mehrere gleichgesinnte Freunde unter seinen Amtsgenossen zu periodischen Zusammenfünften aufgefordert. Denn immer offenbarer trete, wie er meinte, das Streben einer gewissen Partei hervor, welche die christliche Einsicht durch die Sagungen der Vergangenheit binden wolle; und da jeder von ihnen in den Fall kommen könne, daß diese Partei ihm feindlich in den Weg trete, so sei es wünschenswerth, einen Kreis von Freunden zu wissen, bei denen man sich nöthigenfalls Raths erholen, und mit denen man sich über die rechte Fassung des vernunftgemäßen Christenthums verständigen könne. Diese Aufforderung fand Beifall und am 29. Juni 1841 wurde in Gnadau die erste Zusammenkunft gehalten, bei welcher sechszehn Geistliche aus Preußen und dem Herzogthum Anhalt anwesend waren. Für Michaelis ward eine zweite Zusammenkunft in Halle verabredet, zu der sich sechs und fünfzig Mitglieder, aus Preußen, Sachsen, Altenburg und Anhalt, theils Geistliche, theils Laien einfanden. Von da an fanden jährlich zwei Versammlungen statt in

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