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Antwort des Königs auf die Magdeb. Petition. 365

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fie verlangten innerhalb der Kirche die Entbindung von dem apo. stolischen Glaubensbekenntniß, das sie zwar beim Gottesdienst noch allenfalls dulden wollten, nicht aber bei zwei der wichtigsten Handlungen, der Taufe und der Confirmation, wobei sie nicht einmal selbst unmittelbar betheiligt seien, sondern wo es sich um die Aufnahme Unmündiger in den Kirchenbund bandele. Das apostolische Glaubensbekenntniß sei das gemeinsame Band, welches die ganze Christenheit im Orient und Decident seit mindestens funfzehn Jahrhunderten vereinigt habe. Dieses gemeinsame Band solle nun zerrissen werden, und zwar unter Seiner, des Königs, Mitwirkung und Autorisation. Er habe mehrfach die Absicht ausgesprochen, daß die Kirche sich selbst wieder aufbauen möge, um ihr dann in ihren eigenen Angelegenheiten die größte Freiheit zu geben, und eine sehr freie Verfassung der Kirche werde bereits vorbereitet. Er habe durch Wiederbelebung der, unter dem vorigen Ministerium verbotenen Kreissynoden, durch Constituirung der Provinzialsynoden, endlich durch die Generalsynode den Anfang ge= macht; die Vollendung sei zu erwarten, lasse sich aber der Natur der Sache nach nicht so schnell herbeiführen. Bis dahin sei es Seine Pflicht, als oberster Vorsteher der evangelischen Kirche des Landes, dieselbe unangetastet zu erhalten. Seiner Seits könne und dürfe er daher zu einem solchen Riß innerhalb der Kirche die Hand nicht bieten. Erinnere die Bittschrift an die Erbschaft der Vorfahren, so sei wohl zu beachten, daß die Bürger Magdeburgs Gut, Blut und Leben nicht für einen verneinenden Glauben hingegeben hätten. Was sie verfochten, sei der alte Kirchenglaube gewesen; nur dieser, nicht die bloße Verneinung habe von jeher Großes gewirkt, und auch die Reformation habe ihre Macht darin gefunden, aufzubauen, nicht aufzulösen. — Meine man durch die Masse von vielleicht zwanzigtausend Unterschriften zu imponiren, so lehre die Geschichte der Kirche, daß die Wahrheit nie in den Massen gewesen sei, vielmehr in diese erst eindringen müsse. Die seit einem Jahrhundert, nicht durch Seine Schuld, desorganisirte Kirche erwache zu neuem Leben. Vor vierzig Jahren sei das Häuflein der Gläubigen klein gewesen; jest sei es mächtig angewachsen, und der beabsichtigte Schritt würde für viele Tausende, ja Millionen eins der größten Aergernisse herbeiführen. Aus allen diesen Gründen wolle Er für jest die Bittschrift nicht annehmen, um den Bittstellern Gelegenheit zu geben, die Sache nochmals in reiflichste Erwägung zu nehmen. Blieben sie dann bei ihrer Ansicht stehen, wollten sie die Eingabe erneuern, so hätten sie dann seine Antwort zu gewärtigen. Er hoffe, diese Erneuerung werde nicht erfolgen.

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Daß hiermit zugleich allen übrigen freien Gemeinen" in ebenso. überzeugender, als Herz gewinnender Weise in Betreff ihrer Reformbestrebungen geantwortet ist, bedarf keiner Erinnerung, und es bleibt, nachdem wir die Entwickelungsgeschichte der gottesdienstlichen Verhältnisse bis zu diesem Punkt verfolgt haben, nur noch übrig, die verschiedenen Formen des christlichen Gottesdienstes, so weit sie gegenwärtig im Bereich der gesammten christlichen Kirche in den verschiedenen Theilen der Erde gebräuchlich sind, in einem Totalbild zu veranschaulichen.

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366 Uebersicht d. gegenwärtig üblichen Formen d. Gottesdienstes.

K. Uebersicht der gegenwärtig üblichen verschiedenen Formen des christlichen Gottesdienstes.

Laffen sich gleich alle Formen des christlichen Gottesdienstes, so viele ihrer bis auf den heutigen Tag bei den verschiedenen Völkern im Gebrauch sind, auf die vier Hauptformen zurückführen, die sich uns in dem orientalischen, römisch-katholischen, evangelisch lutherischen und reformirten Gottesdienst darstellen, ja selbst diese sich auf jene zwei Haupt- und Grundformen reduciren, von denen die eine, den orientalischen und römisch - katholischen Cultus umfassend, die Feier des Altarsacramentes und das dadurch bedingte liturgische Element zur Hauptsache macht, während die andere, den lutherischen und reformirten Cultus umfassend, mehr das didaktische Element in den Vordergrund treten läßt, so haben doch die verschiedenen, obwohl im Wesentlichen zu einer und derselben Hauptkirche gehörigen Kirchengemeinschaften in liturgischer, wie in dogmatischer Hinsicht manche Eigenthümlichkeiten, die hier wenigstens in der Kürze angedeutet werden sollen. Beginnen wir auch bei dieser Uebersicht

1. mit der Orientalischen Kirche, so ist bereits oben bemerkt worden, daß sie eine dreifache Liturgie besigt:

1. Die Liturgie des heiligen Jakobus oder die Liturgie von Jerusalem, die ungefähr im V. Jahrhundert und zwar zuerst griechisch verfaßt, späterhin auch ins Syrische übersezt wurde und in Jerusalem noch jezt einmal im Jahre, am Fest des heiligen Jakobus, gebraucht wird.

2. Die Liturgie des heiligen Basilius, Bischof von Cäsarea, gleichfalls ursprünglich griechisch verfaßt, aber auch ins Syrische und in die Landessprachen der übrigen, zur morgenländischen Kirche gehörenden Völker überseßt, nach welcher an den Vigilien vor Weihnachten und dem Epiphaniasfest, an den Fastensonntagen, mit Ausnahme des Palmsonntags, am Gründonnerstage, am Ostersonnabend und am Gedächtnißtag des heiligen Basilius der Gottesdienst abgehalten wird.

3. Die Liturgie des heiligen Chryfoftomus oder die Liturgie von Konstantinopel, welche von den unirten, wie den nicht-unirten Griechen gebraucht wird, ganz so, wie dies oben S. 202 ff. angegeben ist. Zu diesen drei Liturgien kommt nun

4. Die Armenische Liturgie, welche dem heiligen Gregorius Illuminator, dem Apostel der Armenier, zugeschrieben wird, und unter allen Liturgien des Orientes und Occidentes eine der schönften ist, wie dies eine kurze Darstellung des Armenischen Gottesdienstes alsbald darthun wird.

Was das Innere betrifft, so find die Armenischen Kirchen fast ebenso eingerichtet, wie alle übrigen Kirchen des Orientes. Wie diese, haben auch sie nur Einen Altar, der in der Mitte des, durch eine Gitterwand von dem Schiff der Kirche getrennten Sanctuariums steht. Mitten auf dem Altar steht ein einfaches Kreuz, rechts und links davon eine brennende Kerze, und neben dieser wiederum auf jeder Seite ein anderes Kreuz. Die Wände des Sanctuariums sind, namentlich in

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der prächtig ausgestatteten Kathedrale zu Ezmiazim, ringsum mit carmoisinrothem Sammet ausgeschlagen, der Fußboden mit reichen Teppichen bedeckt, und die Altargefäße, Lampen und Leuchter von Gold oder Silber.

Die Messe wird nur am Sonntag, Donnerstag und Sonnabend gelesen, weil dies die Tage sind, an denen nicht gefastet werden darf. Uebrigens ist der Gottesdienst auch hier nicht allgemein verständlich, sondern nur denen, welche die alt-armenische Kirchensprache besonders studirt haben.

Er beginnt, nachdem der Meßpriester und seine Affiftenten_fich_angekleidet haben und die Vorbereitungen zum Meßopfer getroffen sind, damit, daß der erstere an den Stufen des Altars in dem ihm dargereichten Becken seine Hände wäscht, wobei er zuerst das "Lavabo<< (Pf. 26, 6.: „Ich wasche meine Hände in Unschuld, und halte mich, o Herr, zu deinem Altar") und darauf den ganzen Psalm recitirt. Alsdann bittet er die Jungfrau Maria in einem Gebet, das der Diakon zuvor dem Volk angekündigt hat, um ihre Fürsprache bei Gott, nach dessen Beendigung er das allgemeine Sündenbekenntniß ab= legt, das sich nur wenig von dem Confiteor der römischen Kirche unterscheidet, und wie in dieser unmittelbar darauf von dem Assistenten in gleicher Weise gesprochen wird.

Hierauf folgt nach einigen kürzeren Wechselgefängen zwischen dem Meßpriester und dem Chor der Gesang des 100. Psalm: „Jauchzet dem Herrn, alle Welt" ic., worauf nach einem stillen Gebet der Meßpriester die Stufen des Altars hinaufsteigt, und der Chor, während die Vorhänge an der Gitterwand vorgezogen werden, ein Graduale anstimmt, wie es zu dem jedesmaligen Feste paßt. Das für den Osterfonntag bestimmte z. B. lautet: „Ich verkündige die Stimme des Löwen, die vom Kreuz ertönte." Er ließ seine Stimme in der Un

terwelt ertönen."

Alsdann wird, während der Chor einen anderen Hymnus anstimmt, der Altar beräuchert und hierauf die Vorbereitung zum Meßopfer vorgenommen. Der Priester beginnt:

,,Freue dich, Tochter des Lichts, heilige gemeinsame Mutter, freue dich mit deinen Kindern! Sion, du auserwählte Braut, Altar, der du leuchtest wie das Licht des Himmels, zeige deinen Glanz. Denn Christus, der Gesalbte, ward einmal in Jerusalem als Opfer darge= bracht, um uns auszusöhnen mit dem Vater, und fortwährend wird er noch hier geopfert, und wird doch nicht verzehrt."

Am Schluß dieses Gebetes bittet der Diakon den Priester um den Segen, welchen leßterer unter Anrufung der allerheiligsten Dreieinigkeit ihm ertheilt. Der Diakon überreicht sodann dem Priester die Patene mit der Hostie und den noch leeren Kelch; und mit den Worten:,,Machet die Thore weit und die Thüren in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe" (Ps. 24, 7.), nimmt dieser das über die Hoftie gedeckte Tuch ab. Alsdann reicht der Diakon den Wein dar, den der Priester mit den Worten:,,Zum Andenken an das Blut, das aus seiner heiligen Seite floß," in den Kelch gießt, worauf er das

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Der Armenische Gottesdienst.

aus der Liturgie des heiligen Jakobus entnommene Opfergebet recitirt, welches dreimal wiederholt wird.

Alsdann werden Kelch und Patene wiederum mit dem Velum bedeckt; der Priester recitirt den 93. Psalm: „Der Herr ift König und herrlich geschmückt" 2c., worauf er den Altar beräuchert, und dann das Rauchfaß dem Diakon übergiebt, der das Schiff der Kirche entlang gehend auf der einen Seite hin den männlichen, auf der anderen den weiblichen Theil der Gemeine beräuchert. Ist dies geschehen, so ertheilt der Priester den Segen, worauf nach einem kurzen Chorgesang der Diakon beginnt:

,,Laßt uns flehen zum Herrn des Friedens!"
Chor: Herr, erbarme dich unser!

Diakon: Erbarme dich unser und errette uns!
Chor: Rette uns, o Herr!

Diakon: Ertheile uns, o Herr, deinen Segen.

Bei diesen Worten verneigt sich der Priester und erfleht in einem Gebet den göttlichen Segen. Inzwischen stellen sich die Chorsänger dem Priester gegenüber, der die Hände über sie ausbreitend folgendes Gebet recitirt:

„Herr, unser Gott, der du im Himmel die Chöre der heiligen Engel und Erzengel zu deiner Verherrlichung bestimmt hast, verleihe, daß diese höheren Geister mit uns zugleich in diesen Tempel treten und zum Preise deiner Güte ihre Stimmen vereinigen mit den unsrigen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen."

Nach Beendigung des Hymnus fordert der Diakon das Volk zum aufmerksamen Anhören der biblischen Lection auf. Der Priester hält das Evangelienbuch hoch in die Höhe und geht damit um den Altar herum. Inzwischen singt der Chor das Trisagion:

,,Heiliger Gott, heiliger Starker, heiliger Unsterblicher, erbarme dich unser!"

worauf ein längeres Gebet folgt, dessen Inhalt Fürbitten für den Frieden, für die Wohlfahrt der Kirche, für die Bischöfe und den ganzen Klerus, für den Regenten, für die Verstorbenen und die Lebenden bilden, auf welche der Chor jedesmal „Herr, erbarme dich!" respondirt.

Nunmehr beginnen, nachdem der Diakon den Priester um die Benediction gebeten und sie erhalten hat, die biblischen Lectionen. Den Anfang macht ein Psalm, wie er zu der jedesmaligen gottesdienstlichen Feier paßt. Darauf folgt ein Abschnitt aus den prophetischen Schriften des Alten Testamentes, auf diesen einer aus den apostolischen Schriften des Neuen Testamentes, worauf der Diakon der Versammlung zuruft:,,Stehet auf!"

Priester: Der Friede Gottes sei mit euch Allen!

Diakon: Höret an mit Furcht des Herrn.

Chor: Preis dir, o Herr!

Diakon: Höret mit Andacht!

Chor: Gott redet.

Hierauf liest der Diakon das Evangelium vor, an welches sich der Gesang des Glaubensbekenntnisses: „Wir glauben an Gott

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den Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde" 2c., anschließt, worauf der Diakon, während der Priester den Altar küßt und still für fich betet, mit lauter Stimme ruft:

,,Wir vereinigen unsere Stimmen, um den zu preisen, der von Ewigkeit her ist; wir wollen die allerheiligste Dreieinigkeit, die Gottheit des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes anbeten jezt und immerðar.“

Und wiederum schließen sich eine Menge Fürbitten an, auf welche der Chor jedesmal,,Herr, erhöre uns und erbarme dich unser" respon= dirt, und nachdem noch die Gebete für die Katechumenen und Büßenden recitirt worden sind, werden diese entlassen, womit der erste Theil des Gottesdienstes, die Katechumenenmesse, beendigt ist.

Der zweite Theil, die Messe der Gläubigen, beginnt mit dem Chorgesang: Dies ist der Leib und das Blut des Erlösers, und unaufhörlich rufen die seligen Geister: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Stärke."

Diakon (dem Chor sich zuwendend): ,,Singet unserem Gott einen Psalm und stimmet an den Lobgesang," worauf der Chor einen auf das Fest sich beziehenden Hymnus singt, während dessen der „große Gang mit dem Sacrament" stattfindet. Brot und Wein werden nämlich unter unaufhörlichem Räuchern in feierlicher Procession die ganze Kirche entlang bis zu den Thüren, und von da wieder zurück an die Gitterwand vor die heiligen Thüren getragen. Hier angelangt, recitirt der Diakon Ps. 24, 7.:

„Machet die Thore weit und die Thüren in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe."

Priester: Wer ist derselbe König der Ehren?

Diakon: Es ist der Herr stark und mächtig, der Herr mächtig im Streit.

Priester (die Patene und den Kelch in Empfang nehmend und mit beiden über das Volk das Zeichen des Kreuzes machend): Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, Hosianna in der Höhe.

Hierauf ermahnt der Diakon in einem längeren Gebet die Gemeine zur Andacht; der Chor respondirt: Rette uns, o Herr, und erbarme dich unser."

Diakon: Segne uns, o Herr!

Alsdann entblößt der Priester, der bis dahin eine mit Gold durchwirkte, spiß zu laufende und oben mit einem Kreuz geschmückte Müße (Sagavord) getragen, sein Haupt, betet dreimal den Altar an, küßt ihn, macht das Zeichen des Kreuzes über die Gemeine und recitirt, die Arme ausbreitend, still für sich ein Gebet, das er laut mit Anrufung der heiligen Dreieinigkeit beschließt.

Chor: Amen.

Priester: Der Friede Gottes sei mit euch allen.

Chor: Und mit deinem Geiste.

Diakon: Laßt uns beten zu Gott.

Chor: Zu dir, o Herr!

Diakon: Ertheilet euch den heiligen Friedenskuß, und ihr, die

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