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Der Armenische Gottesdienst.

ihr an dem Empfang der heiligen Sacramente nicht Theil nehmen könnt, begebt euch zu den Thüren und betet daselbst.

Die Gläubigen geben einander den Friedenskuß, der Priester füst den Kelch, legt die Hände kreuzweise auf den Altar und betrachtet in stiller Andacht die Opfergaben, während der Chor singt:

,,Zeige dich uns, Jesu Chrifte, wahrer Gott, und tritt in unsere Mitte! Dein Friedenswort ertöne uns, Feindschaft verschwinde und Liebe sei ausgegossen in Aller Herzen! Auf, ihr Diener des Herrn! finget mit lauter Stimme wie mit Einem Munde das Lob_des unsicht. baren Gottes, dem die Seraphim das Dreimalheilig zurufen."

Diakon (zur Gemeine): „Richtet sorgfältig euer Augenmerk auf die heiligen Thüren, und erhebet eure Herzen voll Gottesfurcht zum Herrn."

Chor: Wir haben sie erhoben zu dir, o Gott und Herr der Herren.
Diakon: Danket dem Herrn aus vollem Herzen.

Chor: Das ist recht und billig.

Priester: Wahrhaft billig und recht ist es, dir zu danken und deinen großen Namen zu preisen 2c., worauf das vom Chor gesungene Sanctus und Benedictus folgt, ganz ebenso, wie in der griechischen und römischen Kirche, nur daß es statt,,Gelobt sei, der da kommt“ im Armenischen Meßtert heißt: „Gelobt sei, der gekommen ist, Hosianna in der Höhe."

Hierauf folgt der eigentliche Meßkanon, in welchem sich an das einleitende, an die Liebe Jesu Christi erinnernde Einleitungsgebet unmittelbar die Consecrationsworte anschließen. Alsdann betet, während der Chor einen Hymnus anstimmt, der Priester, daß der heilige Geift auf die Opfergaben herabkommen und sie in den Leib und das Blut des Herrn verwandeln möge; worauf er das allgemeine Kirchengebet recitirt, welches die Bitten um den Frieden und die Eintracht der Kirche, für die Bischöfe, Priester, Diakonen, Regenten, um gesunde Witterung, Fruchtbarkeit der Erde, Genesung der Kranken und die Ruhe der Verstorbenen enthält. „Wir wollen," fährt er darauf fort, „ferner eingedenk sein der Gottgebärerin, der heiligen Jungfrau Maria, des heiligen Johannes des Täufers, des Protomartyrs Stephanus und aller Heiligen Gottes."

Chor: Herr, sei unser eingedenk und erbarme dich unser.

Hierauf stellt sich der Diakon auf die rechte Seite des Altars, wendet das Antlig gegen das heilige Sacrament und spricht: „Wir bitten, daß dieses Opfer dargebracht werde zum Andenken der heiligen Apostel (wobei er insbesondere die Apostel Armeniens: Thaddäus, Bartholomäus, Gregorius, Aristarchus, Vertanis und Dschan nennt), der heiligen Einsiedler (Paulus, Antonius, Makarius, Dnuphrius und Serapion), der heiligen Könige (Abgarus, Konstantin und Tiridates) und aller Gläubigen, die im Ruf der Heiligkeit gestorben sind; und auf jede dieser Bitten respondirt der

Chor: Herr, sei unser eingedenk und erbarme dich unser!

Hieran schließt sich der Gesang des Vater unser, worauf der Priester die Hoftie ergreift und mit den Worten: Das Heilige den Heiligen" emporhebt.

Der Armenische Gottesdienst.

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Chor: Einer ist heilig, Einer ist der Herr, Jesus Christus, in der Herrlichkeit des Vaters. Amen.

Priester: Gepriesen sei der heilige Vater, der wahre Gott.
Chor: Amen.

Priester: Gepriesen sei der heilige Sohn, der wahre Gott.
Chor: Amen.

Priester: Gepriesen sei der heilige Geist, der wahre Gott.
Chor: Amen.

Priester (mit der Hoftie über den Kelch das Zeichen des Kreuzes machend): Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem heiligen Geiste jegt und immerðar.

Chor: Amen.

Priester (die Hoftie in den Kelch eintauchend): Diesen heiligen Leib und dieses heilige Blut unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi wollen wir würdig genießen. Er stieg hernieder vom Himmel und wird unter uns vertheilt. Er ist das Leben, die Hoffnung, die Auferstehung, die Sühnung und Vergebung unserer Sünden. Darum ftimmet an einen Lobgesang unserem Gott, dem himmlischen und unsterblichen König, der hier gegenwärtig ist, dem Gott, der auf dem Wagen der Cherubim sist.

Chor: Christus wird geopfert und unter uns vertheilt. Hallelu= jah! Nahet euch mit erleuchtetem Geiste dem Herrn! Hallelujah! Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Hallelujah! Preiset den Herrn in den Himmeln. Hallelujah! Ihr Mächte des Himmels, preiset ihn. Hallelujah!

Hierauf folgt das dreimalige Agnus Dei, alsdann ein längeres Gebet des Priesters, worauf er mit den Worten: „Ich genieße gläubig deinen heiligen und lebendigen Leib, mein Gott und Herr, Jesus Christus, zur Vergebung meiner Sünden," ein Theilchen von dem Einen, für Alle bestimmten Brot genießt, sodann mit den Worten: „Ich trinke gläubig dein kostbares Blut, mein Gott und Herr, Jesus Christus, zur Vergebung meiner Sünden," aus dem Kelch trinkt, und nach dem Genuß den Mund mit dem Zeichen des Kreuzes bezeichnet, indem er spricht: „Dein Leib sei für mich das Leben und dein Blut die Sühnung und Tilgung meiner Sünden."

Sind noch andere Communicanten außer der Geistlichkeit vorhanden, so wendet sich der Diakon zu ihnen mit den Worten: „Nahet euch mit Gottesfurcht und Glauben und nehmet Theil an dem Heiligen. Wir glauben an den Vater als den wahren Gott, an den Sohn als den wahren Gott, und an den heiligen Geist als den wahren Gott. Wir glauben, daß dies der wahre Leib und das wahre Blut Jesu Chrifti fei."

Hierauf legt der Priester jedem Einzelnen der Communicanten ein in den Kelch getauchtes Theilchen von dem Abendmahlsbrot auf die Zunge, wobei er in deffen Namen spricht: „Ich glaube, daß dies der Leib und das Blut des Sohnes Gottes ist, der die Sünden der Welt hinwegnimmt, und nicht bloß unser Heil, sondern das Heil der ganzen Welt ist."

Nach beendigter Communion macht der Priester das Zeichen des

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372 Die Liturgie der Thomaschristen in Indien.

Kreuzes über die Gemeine mit den Worten: Bewahre, o Herr, dein Volk, und segne dein Erbtheil, leite und erhalte es immerdar!" worauf das Gebet der Postcommunion folgt, nach welchem der Chor dreimal: „Der Name des Herrn sei gepriesen jezt und immerdar" fingt.

Priester: Christus, du bist die Erfüllung des Gesetzes und der Propheten; du hast den Willen des himmlischen Vaters ganz erfüllt. Erfülle auch uns mit deinem Geiste.

Hierauf wird der 34. Psalm: „Ich will den Herrn loben allezeit“ :. angestimmt, und nach Beendigung desselben entläßt der Priester die Gemeine mit den Worten:

„Es segne euch die Gnade des heiligen Geistes, gehet in Frieden und der Herr sei mit euch."

Zu den von der Liturgie der griechischen Kirche hin und wieder abweichenden gehört ferner

5. die Nestorianische, welche je nach den verschiedenen Ländern, in denen sie eingeführt ist, in syrischer, arabischer, türkischer, perfischer und indischer Sprache abgehalten wird und namentlich auch die Grundlage zu der Malabarischen Liturgie oder zu der,,Messe der alten Thomaschristen in den Gebirgen von Malabar im östlichen Indien“ bildet, welche verbessert und von den Irrthümern und Gotteslästerungen der Nestorianer gereinigt, aus dem Syrischen ins Lateinische überfest" 1599 in Portugal im Druck erschienen und neuerdings in dem IV. Bande des großen Werkes von Lebrün unter dem Titel: Sacrificium beatorum Apostolorum wieder abgedruckt ist.

Ihr zufolge beginnt der Gottesdienst damit, daß der Priester, von einem Diafon begleitet, der fortwährend das Rauchfaß schwingt, am Fuß des Altars die Hände erhebt und die Worte spricht:

"Ehre sei Gott in der Höhe des Himmels."

Diakon: Amen.

Priester und Diakon (gemeinschaftlich): Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Vater unser, der du bist im Himmel, geheiliget werde dein Name. Heilig, heilig, heilig bist du, unser Vater, der du bist im Himmel. Himmel und Erde sind voll von der Herrlichkeit deines Ruhms. Engel und Menschen rufen vereint dir zu: Heilig, heilig, heilig bist du, unser Vater im Himmel. Erlöse uns von dem Uebel! Denn dein ist das Reich und die Macht und die Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Hierauf folgt eine lange Reihe von Fürbitten, nach deren Beendigung die Gemeine dreimal

"Heiliger Gott, heiliger Starker, heiliger Unsterblicher, erbarme dich unser!"

singt. Inzwischen beräuchert der Priester unter Gebet die Patene, den Kelch und das Velum, gießt unter Anrufung der heiligen Dreieinigkeit Wein, Wasser und nochmals Wein in den Kelch, bedeckt diesen mit der Patene und bringt die Opfergaben unter Gebet Gott dar.

Alsdann findet die Epistel- und Evangelienlection statt, worauf der Diakon mit den Worten: „Sehet euch und seid aufmerksam,“ die Predigt ankündigt. Nach Beendigung derselben und der Gebete für die Katechumenen entläßt der Diakon dieselben mit den Worten:

Malabarische und Koptische Liturgie.

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,,Wer ungläubig ist, ziehe sich zurück."

Chor: Er thue es.

Diakon: Wer nicht mit dem Zeichen des Lebens bezeichnet ist, entferne sich.

Chor: Er thue es.

Diakon: Wer noch nicht die Taufe empfangen hat, gehe hinaus. Priester: Habt Acht auf die Thüren (d. h. sorget dafür, daß fie verschloffen bleiben).

Nunmehr recitiren der Priester und der Diakon das Symbolum, worauf einige andere Gebete folgen, nach deren Schluß der Priester das Volk auffordert, sich gegenseitig den Friedenskuß zu geben. Darauf nimmt der Priester die Patene von dem Kelch ab, recitirt das Präfationsgebet, wie es S. 194 mitgetheilt ist, worauf das vom Chor an= gestimmte Sanctus, drei stille Gebete und eine sehr umfangreiche Invocation folgt, die der Priester knieend spricht. Sich wieder erhebend recitirt er sodann das allgemeine Kirchengebet, das mit den Worten beginnt:,, Herr, der du der Friede im Himmel und die Ruhe auf Erden bist, verleihe diesen deinen Frieden der ganzen Welt, vorzüglich deiner heiligen Kirche. Mache den Kriegen ein Ende" 20.

Hierauf folgt die Consecration und auf diese ein Lobgesang, dessen lezte Strophe so lautet: „Der Prophet Jesajas küßte die feurige Koble; seine Lippen verbrannten nicht und seine Sünden wurden ihm vergeben. Auch mit diesem Brote empfangen die Sterblichen ein Feuer, das ihren Körper bewahrt und sie reiniget von ihren Sünden."

Priester (die Hostie zerbrechend): Der Altar ist ein Feuer, ein Feuer im Feuer, das Feuer umringt ihn. Die Priester sollen sich hüten vor diesem schrecklichen Feuer, daß sie nicht darein stürzen und ewiglich verbrennen.

Mit dem Theil der Hoftie, den er in der rechten Hand hält, macht er sodann über den Kelch das Zeichen des Kreuzes, taucht ihn in den Kelch und macht damit alsdann über die zweite Hälfte der Hoftie das Kreuzeszeichen, worauf er beide neben einander legt und ein längeres Gebet recitirt.

Bei der Communion selbst spricht der Priester: „Mein Herr und mein Gott! ich bin nicht würdig, und in der That ist es unrecht, daß ich deinen Leib und das Blut der Versöhnung empfange. Indessen ungeachtet dieser meiner großen Unwürdigkeit wird dein Wort meine Seele heiligen und meinen Körper heilen."

6. Die Koptische Liturgie oder die Liturgie von Alexandria, die, der Sage nach herstammend vom heiligen Markus, vom heiligen. Cyrillus aufgezeichnet. worden sein soll und auch bei den Aethiopiern im Gebrauch ist, hat, wenn auch im Ganzen mit der altorientalischen Liturgie des Jakobus meist übereinstimmend, doch im Einzelnen manche Eigenthümlichkeit. Am auffallendsten aber ist dem Fremden an dem Koptischen Gottesdienst, daß die Geistlichkeit dabei eine Art musikali= scher Instrumente, kleinen Trommeln ähnlich, gebraucht, welche anfangs Leise, nachher aber immer stärker geschlagen werden, wobei man taktmäBig die Erde stampft und bei dieser tanzartigen Bewegung laut und

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Liturgie der Jakobiten und Maroniten.

immer lauter fingt, so daß der Gesang oft in ein förmliches Brüllen

ausartet.

7. Die Liturgie der syrischen Jakobiten stimmt im Wesentlichen mit der Liturgie von Konstantinopel überein, und hat gleichfalls nur hin und wieder einiges Eigenthümliche; so z. B. bei der Consecration die ergreifenden Worte: Wie schrecklich ist diese Stunde und wie furchtbar dieser Augenblick, meine Brüder! Es ist der Augenblick, wo der Geist des Lebens und der Heiligkeit aus den Höhen des Himmels herniederschwebt auf das Opfer des Altars und es heiliget. Betet an mit Furcht und Zittern. Der Friede und die Gnade Gottes des Vaters sei mit uns! Lasset uns mit lauter Stimme dreimal rufen: Herr, erbarme dich!"

8. Die Liturgie der Maroniten oder der Nachkommen jener alten Monotheleten, die wegen ihrer Lehre, daß Christus, wie nur Eine gottmenschliche Natur, so auch nur Einen gottmenschlichen Willen gehabt, von der orthodoxen Kirche als Häretiker excommunicirt, sich um Johannes Maro (ft. 701) gesammelt und davon den Namen „Maroniten" erhalten hatten, stimmt im Wesentlichen mit der Koptischen Liturgie überein.

II. Die abendländisch-katholische Kirche zeigt, im Vergleich mit der orientalischen, in liturgischer Hinsicht ungleich größere Uebereinstimmung, und es sind hier außer der römischen nur drei andere Liturgien zu nennen, die Mailändische oder Ambrosianische, die Mozarabische und die Gallicanische, von denen übrigens die leste schon längst der römischen gewichen ist, und auch die zweite nur noch in einigen Kirchen der Stadt Toledo gebraucht wird, während die Ambrosianische allerdings in den Kirchen Mailands fort und fort im Gebrauch ist, wovon Landulph in seiner Geschichte der Mailändischen Bischöfe als Grund Folgendes angiebt. Die Mailän= dische Kirche hatte es aus Pietät gegen ihren großen Bischof für Pflicht gehalten, die Ambrosianische Liturgie auch nach dem Tode ihres Urhebers unverändert beizubehalten. Karl d. Gr. dagegen wünschte auch in Mailand die Einführung der römischen Liturgie, und da die Bischöfe, welche er zusammenberufen hatte, um sich gemeinschaftlich über diesen Punkt zu berathen, nichts zu entscheiden wagten, so einigte man sich dahin, Gott selbst entscheiden zu lassen, welcher von beiden Liturgien der Vorzug gebühre. Zu diesem Zwecke wurden beide liturgischen Bücher zugebunden und versiegelt auf den Altar des heiligen Petrus gelegt, und dasjenige, welches, ohne vorher berührt worden zu sein, offen gefunden würde, sollte als das vorzüglichere gelten. Nach drei Tagen begab sich die Versammlung in die Kirche, deren Thüren sich von selbst öffneten. Die beiden Bücher lagen noch ebenso auf dem Altar, wie fie waren hingelegt worden. In dem Augenblick aber, da die Anwesenden aufs neue zu beten begannen, öffneten sich beide Bücher von selbst, und hieraus schloß man, daß beide Liturgien Gott gleich ange= nehm seien, und verordnete demgemäß, daß der ganze übrige Occident die römische Missale anzunehmen habe, Mailand aber seine Ambrofianische Meßordnung behalten dürfe, was denn auch bis jest geschehen ist. Auf einzelne Eigenthümlichkeiten derselben ist bereits bei der Dar

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