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Jesus Christus, wahrer Gott und Mensch.

1, 14. 18.), und daher beginnt auch in dem apostolischen Symbolum der zweite Artikel mit den Worten:

"Ich glaube an Jesum Christum, Gottes eingeborenen Sohn.“

Wie aber, fragte man nun auf dem Standpunkt der Sophistik, wie kann Ebenderselbe, der von Aposteln als Mensch dargestellt wird, auch Gott sein? Schließt nicht das Eine das Andere aus?,,Allerdings," meinten die Gnostiker,,,und da wir auf dem Standpunkt des Christenthums an der Gottheit Christi nicht zweifeln dürfen, fo müssen wir annehmen, daß er nicht in Wahrheit Mensch gewesen ist.",,Es war," lehrten die Doceten, nur ein Scheinkörper, den er annahm, um den Menschen sichtbar zu werden, und den er nach Gefallen ablegen konnte, und (wie aus einigen Andeutungen der Evangelisten z. B. Luf. 4, 30.; Joh. 8, 59. hervorgehe) wirklich ablegte, wenn er, seiner Feinde wegen, es für nothwendig hielt, sich unsichtbar zu machen.“

,,Man mache," erinnerten andere Gnostiker, wie Cerinth (90) und Karpokrates (128) „einen Unterschied zwischen dem „Menschen" Jesus und Christus, dem seligsten Aeon, der, von dem guten Gott zum Heil gesendet, bei der Taufe im Jordan sich mit dem Sohne der Maria und des Joseph vereinigte, und vor der Kreuzigung wieder entschwebte, so daß nicht er, sondern der Mensch Jesus, oder (wie Basilides, das Haupt der ägyptischen Gnostiker, lehrte), jener Simeon von Cyrene, der das Kreuz tragen half, gekreuzigt wurde.“

Diese Erklärungsversuche konnte die christliche Kirche natürlich nicht gelten lassen; sie mußte vielmehr entschieden behaupten, daß Je= sus Christus wirklich wahrer Mensch gewesen, als solcher gefreuzigt, gestorben, begraben, und seiner Vorhersage gemäß am dritten Tage wieder auferstanden sei; und daher sind auch schon in den Bekenntnißformeln des Frenäus und Tertullian die Hauptmomente des Erdenlebens Jesu Chrifti aufgezählt, ganz so, wie es in dem apostolischen Symbolum heißt: der empfangen ist von dem heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontio Pilato, gekreuzigt, gestorben, zc.

,,Wie aber," fragte man wiederum,,,ist es möglich, Christum, wenn er wahrer Mensch war, als wahren Gott anzuerkennen, da der Christ doch nur an Einen wahren Gott glauben kann und soll? Wie kann nur Ein wahrer Gott, und doch zugleich auch Christus Gott sein?"

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,,Eben dasselbe göttliche Wesen," antworteten Prareas (192) und Noetus (230) auf diesen Einwurf,,,das als Vater verehrt wird, ist in Christus als Mensch erschienen." ,,Ueberhaupt," meinte Sabellius (269), „hat man sich unter dem Vater, Sohn und Geist nur das Eine, aber auf dreifach verschiedene Art sich offenbarende, göttliche Wesen zu denken."

„Wenn dem also wäre," entgegneten hierauf die Kirchenlehrer, „so würde daraus folgen, daß Gott, der Vater, selbst von den Juden gekreuzigt worden sei;" und um der Grrlehre dieser mit dem Spottnamen,,Patripassianer" belegten sabellianischen Secte, die sich späterhin hauptsächlich in der Gegend von Aquileja verbreitet

Wesensgleichheit mit dem Vater.

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hatte, jeden Eingang in die Kirche abzuschneiden, hieß es in dem Aquilejischen Symbolum gleich im ersten Artikel:

"Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, den Unsichtbaren

und Leidensunfähigen" (invisibilem et impassibilem). Einen anderen Versuch, die Lehre von der Gottheit Christi mit dem Glauben an Einen Gott zu vereinigen, machte Arius (318). ,,Der Christ," meinte er,,,erkennt nur Einen, allein wahren Gott an, und von diesem kann er unmöglich glauben, daß er von den Juden ans Kreuz geheftet und gestorben sei. Daher muß der Ausdruck ,,Gott," wenn er von Christus, dem Gekreuzigten, gebraucht wird, in einem anderen Sinne genommen werden. Gott, der Vater, ist ewig und anfangslos; der Sohn aber nicht: denn ehe der Vater den Sohn werden ließ, war dieser nicht, und da er nur durch den Schöpferwillen Gottes geworden ist, muß er als ein Geschöpf des Vaters betrachtet werden, und ist demnach nicht gleiches Wesens mit ihm. Wobl aber hat der Vater, da er von Ewigkeit her die erhabene Wirksamkeit des Sohnes wußte und kannte, ihn zu göttlicher Ehre erhoben und zum Gotte gemacht, nur nicht in dem Sinne, in welchem er selbst Gott ist."

Die Kirchenlehrer folgerten hieraus, daß Arius somit zwei Götter, einen höheren und einen niederen lehre, was dem christlichen Glauben an Einen Gott geradezu widerspreche, und mußten daher, um die Lehre von der Einheit des göttlichen Wesens nicht zu gefährden, die We= sensgleichheit des Sohnes mit dem Vater behaupten, und erklären, daß er, wenn er Gott zu nennen sei, in keinem anderen Sinne so heißen könne, als der Vater. Demgemäß suchten sie die, von Arius hervorgehobenen Differenzen zwischen Vater und Sohn dahin zu bestimmen, daß das entscheidende Prädicat der Wesensgleichheit nicht zweifelhaft wurde. So ward denn auf dem Concil zu Nicää (352) den Arianern entgegnet:,,Der Sohn hat zwar den Grund seines Seins in dem Vater, aber er ist darum nicht von ihm geschaffen, sondern, wie der, von Christo selbst gebrauchte, bildliche Ausdruck,,Sohn" andeutet, erzeugt, d. h. als ein vollkommen gleichartiges Wesen aus dem göttlichen Wesen des Vaters hervorgegangen, und zwar von Ewigkeit her, indem der Vater nie ohne den Sohn gewesen sei. Denn (und dies hatte schon Alerander, Bischof von Alexandria (318), dem Arius entgegnet) der Sohn wird als das göttliche Vernunftwort (2óyos) dargestellt, durch welches alle Dinge geschaffen sind; wer also die Ewigkeit des Logos leugnet, der behauptet, daß Gott von der Erzeugung des Sohnes ohne Vernunft" (aλoyos) gewesen fei." Um übrigens das, alle menschliche Fassungskraft allerdings weit übersteigende Verhältniß des Sohnes zum Vater wenigstens einigermaßen zu veranschaulichen, brauchte man das Bild von einem Lichte, welches seinen leuchtenden Stoff einem anderen mittheilt, so daß das zweite eben so leuchtet, ohne daß das erstere durch die Mittheilung etwas verliert, und demgemäß lautete der zweite Artikel im Nicänischen Symbolum 1):

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1) Καὶ εἰς ἕνα Κύριον Ἰησοῦν Χριστὸν, τὸν υἱὸν τοῦ θεοῦ,

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Wesensgleichheit mit dem Vater.

„Ich glaube an Einen Herrn, Jesum Christum, den Sohn Gottes, vom Vater, das heißt, aus dem Wesen des Vaters, von Ewigkeit her erzeugt; Gott von Gott; Licht vom Lichte; wahrer Gott vom wahren Gott; erzeugt, nicht geschaffen; gleiches Wesens mit dem Vater; durch welchen Alles im Himmel und auf Erden geschaffen ist; der für uns Menschen und zu unserem Heil hernieder kam, Fleisch ward, und Mensch geworden ist, und gelitten hat, am dritten Tage wieder auferstanden ist, aufgefahren gen Himmel, und wiederkommen wird, zu richten die Lebendigen und die Todten."

Uebereinstimmend damit, und nur hin und wieder mit einigen. Zusäßen versehen, lautete er in dem (381), auf dem Concil zu Konstantinopel festgestellten Symbolum:

,,Wir glauben an Einen Herrn, Jesum Christum, den eingeborenen Sohn Gottes, vom Vater von Ewigkeit her geboren, Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott; erzeugt, nicht geschaffen; gleiches Wesens mit dem Vater; durch welchen Alles geschaffen ist; der für uns Menschen und zu unserem Heile hernieder kam vom Himmel, Fleisch ward vom heiligen Geist und der Jungfrau Maria; Mensch geworden ist, und gekreuzigt für uns, unter Pontius Pilatus, gelitten, begraben, und am dritten Tage wieder auferstanden, nach der Schrift, aufgefahren gen Himmel, und fizet zur Rechten des Vaters, und wiederkommen wird mit Herrlichkeit, zu richten die Lebendigen und die Todten."

Die darauf folgenden Worte,,dessen Herrschaft kein Ende haben wird," mit denen dieser Artikel schließt, waren gegen Marcellus, Bischof von Ancyra, und Photinus, Bischof von Sirmium gerichtet, welche (um 370) behauptet hatten, daß die persönliche Eristenz des Sohnes erst mit der Menschwerdung des Logos begonnen habe, und mit dem Weltgericht wieder aufhören werde, wofür sie 1. Kor. 15, 27. 28. als Beweis anführten.

Wie sorgfältig aber auch die Kirche auf diese Weise einerseits die göttliche und die menschliche Natur Christi klar und bestimmt darzustel= len versucht, andererseits vor allem vorwißigen Eindringenwollen in die göttlichen Geheimnisse gewarnt hatte der, den Griechen von jeher eigenthümliche und angeborene Hang zur sophistischen Speculation begnügte sich weder mit der positiv gegebenen Lehre der Kirche, noch ließ er sich durch ihre Warnungen und Anathematismen von dem unfruchtbaren Grübeln über das Wechselverhältniß der beiden Naturen in Christo abschrecken.

γεννηθέντα ἐκ τοῦ Πατρὸς μονογενῆ, τουτέστιν ἐκ τῆς οὐσίας τοῦ Πατρὸς, θεὸν ἐκ θεοῦ καὶ φῶς ἐκ φωντὸς, θεὸν ἀληθινὸν ἐκ θεοῖ ἀληθινοῦ, γεννηθέντα, οὐ ποιηθέντα, ὁμοούσιον τῷ Πατρὶ· δὲ οὗ τά πάντα ἐγένετο, τά τε ἐν τῷ οὐρανῷ καὶ τὰ ἐπὶ τῆς γῆς· τὸν δὲ ἡμᾶς τοὺς ἀνθρώπους καὶ διὰ τὴν ἡμετέραν σωτηρίαν κατελθόντα καὶ σαρκωθέντα καὶ ἐνανθρωπήσαντα, παθόντα καὶ ἀναστόντα τῇ τρίτῃ ἡμέρᾳ, ἀνελθόντα εἰς τοὺς οὐρανοὺς, ἐρχόμενον κρῖναι ζῶντας καὶ νεκρούς.

Göttliche u. menschliche Natur in Christo.

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"Wie," fragte man immer wieder, wie ist es denkbar, daß der Sohn, wenn er gleiches Wesens mit Gott, dem Vater, ist, auch gleiches Wesens mit uns sein konnte? Wie können zwei so entschiedene Gegensäge, als die göttliche und die menschliche Natur, in Einer Person vereinigt gewesen sein?"

,,Es ist denkbar," meinte Apollinaris (ft. vor 392). „So wie nämlich die Philosophen am Menschen drei Theile: den Leib, die den Leib belebende Seele und den vernünftigen Geist unterscheiden, hat man es auch bei Christo zu thun. Den Leib und die Seele hatte er mit den übrigen Menschen gemein, und darin bestand seine menschliche Natur; statt der beschränkten Menschenvernunft aber hatte er den Logos (die göttliche Schöpferweisheit), und darin bestand seine göttliche Natur."

Mit dieser Erklärungsweise aber war Athanasius, der ,,Vater der Orthodoxie" wenig zufrieden. Hätte," entgegnete er,,,Christus nicht auch den vernünftigen Geist mit den übrigen Menschen gemein gehabt, so wäre er 1) nicht wahrer Mensch gewesen; 2) hätte er auch sein Erlösungswerk nicht vollständig ausführen können; denn dazu gehörte auch die Errettung derer, die vor seiner Menschwerdung bereits gestorben waren; und um diese zu erlösen, mußte ihnen an ihrem Aufenthaltsort (in der Hölle) das Evangelium verkündigt werden. Das Niederfahren zur Hölle aber wäre unmöglich gewesen, wenn Christus nicht die vernünftige Menschenseele gehabt hätte. Denn der Körper lag als Leichnam im Grabe; der Logos hatte, seiner göttlichen Natur nach, mit der Hölle nichts gemein; und jene nur den Körper belebende Seele war entweder mit dem irdischen Leben erloschen, oder nichts anderes, als das, durch den Tod zerrissene Band, durch das vorher der Logos mit dem irdischen Körper verbunden gewesen war." Demnach, folgerte Athanasius, konnte Christus nur vermittelst der vernünftigen Menschenseele in der Unterwelt erscheinen; und da dieser Darstellungsweise zufolge die „Höllenfahrt" ganz besonders dazu diente, die wahre menschliche Natur Christi zu beweisen, so wurde sie seitdem als besonderer Glaubensartikel festgehalten und in den Predigten am Sonnabend vor Ostern (den man als Denktag derselben feierte), ausführlich behandelt. Erwähnt wird dieselbe bereits in dem Symbolum der Kirche zu Jerusalem, und in einigen, von Sokrates mitgetheilten, semi-arianischen Bekenntnißformeln; in der occidentalisch- orthodoren Kirche jedoch findet sie sich zuerst in dem Formular der Kirche zu Aquileja, und erst später scheint sie in das sogenannte Apostolische Symbolum aufgenommen worden zu sein.

Mit der Zurückweisung des Apollinaristischen Erklärungsversuches war aber die Frage, wie die göttliche und die menschliche Natur in Einer Person vereinigt sein konnte, immer noch nicht beantwortet.

Daher versuchte Nestorius (seit 428 Patriarch von Konstantinopel) einen neuen, indem er erinnerte:,,Es sei hierbei ja nicht an eine physische Vereinigung der beiden Naturen zu denken, sondern an ein Nebeneinanderstehen in vollkommenster Eintracht. Was in der heiligen Schrift von Christo in Betreff seiner Göttlichkeit gesagt sei, gelte auch nur von seiner göttlichen, und was

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Nestorianer. Eutychianer.

von seinen menschlichen Verhältnissen gesagt sei, nur von seiner menschlichen Natur. Beides habe man sorgfältig zu unterscheiden, und demnach auch die María nicht „Gottgebärerin" oder „Mutter Gottes," sondern nur,,Mutter Christi" zu nennen, indem er nicht als Gott, sondern als Mensch von ihr geboren worden sei.

Auch diese Erklärung wurde als unstatthaft verworfen, und Cyrillus, der Bischof von Alexandria, von Anfang an darüber eifersüchtig, daß Nestorius, ein fyrischer Fremdling, Hofbischof in Konstanti nopel geworden war, feindete denselben mit großer Erbitterung an. Zu Statten kam ihm dabei, daß Pulcheria, die Schwester des Kaisers, die den Nestorius haßte, weil er der Verräther ihrer heimlichen Liebeshändel gewesen war, ihn unterstüßte, und bei Hofe größeren Einfluß hatte, als Eudoria, die aus Haß gegen Cyrillus sich für den Nestorius erklärt hatte; so daß die diplomatisirenden Historiker nicht ganz Unrecht haben, wenn sie meinen, die dogmatischen Streitigkeiten der damaligen Zeit seien nur der äußere Vorwand für Weiber- und Eunuchenintriguen am kaiserlichen Hofe gewesen. Wie dem aber auch sein mag-genug, die auf dem Concil zu Ephesus (431) versammelten Bischöfe erklärten unter dem Vorsiz des Cyrillus, der mit 50 Bischöfen und einer großen Schaar ägyptischer Matrosen, die für ihn stimmen mußten, nach Konstantinopel gekommen war, „daß sich die beiden Naturen in Christo durchaus nicht trennen und fondern lassen, und daß die Jungfrau Maria mit vollkommenem Rechte Gottgebärerin ge= nannt werde" 1).

Wenn nun aber die beiden Naturen in Christo angenommen, wenn nicht, wie Apollinaris meinte, die eine als Ergänzung der anderen, sondern jede als ganz und vollständig angesehen, und doch auch nicht, wie Nestorius lehrte, als unabhängig und für sich bestehend, sondern in unzertrennlicher Einheit mit der anderen verbunden, gedacht werden sollte - wie sollte man sich da diese Vereinigung denken?

Der 70jährige Eutyches, Archimandrit zu Konstantinopel, ließ fich durch die Verdammungsurtheile, welche über die früheren Erklärungsversuche ergangen waren, nicht abschrecken, einen neuen zu wagen. ,,Die Kirche," meinte er,,,tadelt mit Recht die Nestorianische Sonderung beider Naturen, und behauptet eine unzertrennliche Einheit derselben. In Christus hat sich nämlich die göttliche Natur so mit der menschlichen vereinigt, daß er zu gleicher Zeit als Gott und als

1) Auch über diesen Punkt spricht sich der, in neuerer Zeit für den Religionsunterricht vorgeschriebene Katechismus der griechischen Kirche mit Würde und Vorsicht aus. In welchem Einne," heißt es S. 42,,,wird die hochheilige Jungfrau Gottgebärerin genant?" Antwort: Obwohl Jesus Christus nicht seiner Gottheit nach (denn diese ist ewig), sondern seiner Menschheit nach von ihr geboren wurde, so ist sie doch würdiger Weise Gottesgebärerin genannt, weil der von ihr Geborene selbst in der Empfängniß und Geburt von ihr, wahrer Gott war, wie er es denn immer ist. „Was muß man von der hohen Würde der Jungfrau Maria_halten?“

Antwort: Als Mutter des Herrn übertrifft sie an Gnade und Nähe bei Gott, folglich auch an Würde, jedes erschaffene Wesen, und deswegen wird sie auch von der orthodoxen Kirche höher, als die Cherubim und Seraphim verehrt.

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