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Ikonostasis.

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Königliche Thüren.

wenn er, um die Wuth zu schildern, mit der die Arianer eine Kirche zerstörten, sagt:,,Die Bänke wurden niedergeriffen, der Bischofsstuhl, der hölzerne Altartisch, die Vorhänge der Kirche und alles Andere, was nur irgend fortgeschafft werden konnte, herausgebracht und ver brannt." Selbst die an diesen Vorhängen angebrachten Bilder waren schon zur Zeit des Epiphanius) (starb 403) bekannt, und die griechische Kirche kann sich, um das hohe Alter ihrer Bilderwand (εixovóσrasis) zu beweisen, auf sein Zeugniß berufen. Indessen äuBert er sich ziemlich mißbilligend. Als er nämlich zu Anablatha, einem Dorfe Palästina's, in der Kirche auf dem Vorhange vor den heiligen Thüren das Bild Christi oder irgend eines Heiligen erblickte, sagte er, unwillig darüber, daß in der Kirche, der heiligen Schrift zuwider, das Bild eines Menschen aufgehängt worden sei, zu den Vorstehern des Ortes, fie sollten den Vorhang zerreißen, oder die Leiche eines verstorbenen Armen darein hüllen. Jene äußerten murrend, wenn er diesen Vorhang zerreißen wolle, so müsse er billigerweise einen anderen schenken, und das versprach er auch.

Diese Gitterwand oder das „Ikonostas“ ist es denn auch, welche dem in eine russische Kirche eintretenden Fremden noch heut vor allem auffällt. Sie ist, wie bereits oben (S. 40.) angegeben worden, von drei Thüren durchbrochen, von denen die mittlere »dweri zarskija,« die königliche oder czaarische Pforte, heißt, weil außer dem Oberpriefter, der sie auch nur bei gewissen, weiter unten zu erwähnenden gottesdienstlichen Handlungen passiren darf, nur noch der Kaiser, aber auch er nur beim Genuß des Abendmahls durch sie eintreten darf, und sie sonst für Jedermann geschlossen sind, die Osterwoche ausge nommen, während welcher sie sieben Tage und sieben Nächte lang offen stehen. Die beiden Seitenthüren dagegen stehen nicht nur für die Priester allezeit offen, sondern es ist auch jedem Mann, zu welcher Religion er sich bekennen mag, der Eingang durch sie in das Allerheiligste gestattet, nur den Frauen nicht, die einem alten Kirchengeset zufolge 2), von welchem nur die Nonnen eine Ausnahme machen, das Allerheiligste nicht betreten dürfen.

Natürlich ist, während die beiden Seitenthüren in der Regel sehr einfach sind, die königliche Pforte mit desto größerer Pracht ausgestattet. Bisweilen stellt sie eine große goldene Sonne mit tausend Strahlen dar, die sich dann während des Gottesdienstes auf einmal auseinander thut und den Altar erscheinen läßt, oder sie veranschaulicht den mit zahlreichen Tempeln und Zinnen beseßten Berg Zion, der sich

1) Epiphan. ep. ad Ioann. Hierosolym. (nach der lat. Ueberseßung_des Hieronymus). „Inveni ibi (Anablathae) velum pendens in foribus ejusdem ecclesiae tinctum atque depictum et habens imaginem quasi Christi vel sancti cujusdam. Quum ergo hoc vidissem, in ecclesia contra auctoritatem scripturarum hominis pendere imaginem, scidi illud et magis dedi consilium custodibus ejus loci, ut pauperem mortuum eo ob

volverent et efferrent."

2) Bergl. Concil. Laodic. c, 44. őtɩ où deĩ yvraïnas ty dusiaστηρίῳ εἰςέρχεσθαι.

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dann plöglich spaltet, um den Altar sichtbar werden zu lassen. Am gewöhnlichsten aber stellt sie ein buntes Gitterwerk von goldenen Blumen- und Fruchtguirlanden dar, wobei besonders die Trauben häufig vorkommen, was J. G. Kohl zu der Bemerkung veranlaßte, daß manches Zkonostas geradezu wie eine für Bacchus errichtete Triumphpforte aussehe. Wenn ihm jedoch ein Priester auf seine Frage nach dem Grunde davon antwortete, die Traube wäre die reichste Frucht und besonders geeignet, die Fülle der Gnade, an der die Kirche so reich sei, zu repräsentiren, so ist dies schwerlich der eigentliche Grund. Die Traube soll vielmehr an den Abendmahlswein erinnern, und der Kelch ist in der griechischen Kirche von um so größerer Wichtigkeit, je mehr bei der hier üblichen Art zu communiciren, der Genuß des Brotes, von dem nur ganz kleine Krümchen den Communicanten mit dem Wein zugleich in einem Löffel dargereicht werden, wenigstens äußerlich hinter dem des Kelches zurücktritt.

Daß bei keinem Zkonostas rechts das Bild Christi, links das der Jungfrau Maria fehlen darf, ist bereits erwähnt worden. Außerdem aber prangt es noch mit einer großen Menge anderer, die in den reicheren Kirchen über und über mit Gold und Edelsteinen geschmückt sind. Dazu kommt noch, daß die hier üblichen Heiligenbilder nur dem kleineren Theile nach Delgemälde sind, weil, die Gesichter und Hände ausgenommen, alles Uebrige mit Silberblech überzogen ist, das die Kleider, Helme, Mügen, Kreuze, Schwerter, Bäume, Häuser 2c. durch halberhabene Arbeit darstellt, und das hellpolirte Silber verbreitet in der That, wenn sich die Menge brennender Kerzen und Lampen, welche vor der Bilderwand angebracht sind, darin spiegeln, einen blendenden Glanz.

Vor dem Jkonostas befindet sich nämlich, durch ein niedriges Bruftgeländer vom Schiff der Kirche abgegrenzt, eine kleine Vorbühne, welche der eigentliche Schauplah des gottesdienstlichen Drama's ist, indem hier die fungirenden Priester und Diakonen beständig hin und her wandeln, bestrahlt von dem Licht der zahlreichen Wachskerzen, die von den Gläubigen auf die zur Seite stehenden mächtigen Leuchter gesteckt werden, und der vielen filbernen Lampen, die hier aufgehängt sind. Hier hatte im Alterthum auch der Kaiser seinen Sig, und wer von dem,,whɛior" der altchriftlichen Kirchen, über welches unter den Archäologen so viel gestritten worden ist 1), eine deutliche

1) Bingham (III. 204.) fährt, nachdem er das Zwλɛtov als einen Ort bezeichnet hat,,,de quo tamen inter viros eruditos non convenit, quisnam aut ubinam fuerit et quem usum in ecclesia habuerit" fort:,,Jacobus Gretserus pavimentum fuisse putat ad introitum in sanctuarium, vel locum ejusmodi bemati sive tabernaculo contiguum. Joh. Morinus et Leo Allatius locum dicunt fuisse intermedium inter bema et ambonem. Eman. Schelstratus paulo specialius locum designat, quod fuerit ante cancellos Sanctuarii, ubi solium imperatoris ex dextera parte, ex sinistra vero parte sedilia diaconorum et lectorum constituta erant. Suicerus et Meursius adhuc confidentius statuunt, fuisse modo thronum imperatoris, owλstov, a latino vocabulo solium nuncu

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Vorstellung haben will, sehe sich in einer russischen Kirche die Vorbühne vor der Bilderwand an, welche zugleich der Ort ist, wo die beiden Sängerchöre rechts und links in der Ecke ihre Pläße haben. Außerdem sei hier noch erwähnt, daß vor der königlichen Pforte auf der Vorbühne ein Teppich liegt, auf welchem, oft höchst kunstreich ge= stickt, mitten in Wolken eine Taube als Symbol des heiligen Geistes erscheint, der somit allerdings von den fungirenden Priestern vielfach mit Füßen getreten wird.

2. Der Hochaltar mit seinem Schmuck. · Die Nebenaltäre.

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Mitten in dem Altarraum hatte im christlichen Alterthum der Altartisch seine Stelle, der noch zu den Zeiten Konstantins von Holz war, wie dies unter anderen aus einem Briefe des Augufti. nus 1) hervorgeht, in welchem er von den Donatisten Folgendes erzählt: Der Bischof einer Kirche war eben an den Altar getreten, um die Abendmahlsfeier zu beginnen. Sogleich stürzten die Donatisten, die sich in der Kirche eingefunden, und nur auf diesen Zeitpunkt ge= wartet hatten, mit Knütteln auf ihn los. Ebenso schnell aber eilten auch die Rechtgläubigen zur Vertheidigung ihres Bischofs herbei, und bald entstand ein harter Kampf, in welchem die Donatisten, da es ihnen an Waffen zu fehlen anfing, wüthend Stücke von dem hölzernen Altare losriffen, um die Schlägerei fortzusehen, die nicht eher aufhörte, als bis der Bischof getödtet war."

Späterhin war der Altar in den occidentalischen Kirchen in der Regel von Stein, und meist mit großer Pracht ausgestattet. Zur Verschönerung deffelben gehörte namentlich eine ziemlich hoch sich erhebende Hinterwand mit einem den Altar beschattenden Baldachin, und diese, gewöhnlich mit einem oft meisterhaften Bilde geziert, hat sich in den katholischen wie in den evangelisch-lutherischen Kirchen bis auf unsere Zeit erhalten.

In der griechischen Kirche dagegen ist, wie in der reformirten, der ursprüngliche Altartisch beibehalten worden, nur mit dem Unterschiede, daß er in der legteren immer nur der gewöhnliche Kirchentisch ist, während er in der ersteren durch die Ausbreitung des Antimenfium (welches ein seidenes Tuch mit der Darstellung des Begräbniffes Christi ist) zum wirklichen Opferaltar wird. Daher liegt es auch nicht für immer auf dem Altartische, sondern wird jedesmal vor dem Beginn des Meßopfers über denselben ausgebreitet, und am Schluß wieder weggenommen. Da nämlich, der kirchlichen Praris zufolge, das Meßopfer nur an einem vom Bischof geweihten Altar

patum. Et Beveregius in eandem propendet sententiam. Carol. du Fresnius hoc tanquam probabile similiter admittit, sed putat, posse quoque significare limina cancellorum, sive inferius fundamentum, cui cancelli sanctuarii insistant, et ita dici a vocabulo solum, ut nomen gallicum seuil et anglicanum sill.

1) August. ep. 50. ad Bonifac.

Altardecken. Altarkreuz.

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stattfinden kann, so würde weder auf Feldzügen und im Lager, noch auch in fleineren, von dem Bischofssis weit entlegenen Kirchen eine Meßhandlung haben stattfinden können, in den legteren wenigstens so lange nicht, als bis der Altar von dem persönlich anwesenden Bischof geweiht worden wäre, wenn man nicht im Orient durch jenes Tuch und im Occident durch Marmortafeln, die sich leichter transportiren ließen, dem Uebelstande abgeholfen hätte. Das Antimensium hat übrigens, außerdem, daß es die bischöfliche Weihe erhalten hat, auch dadurch noch besonderen Werth, daß es wenigstens in einem Zipfel etwas von der Asche eines Heiligen enthält, und noch jest ist die Einweihung einer griechischen Kirche erst mit der Ausbreitung desselben über den Altartisch vollendet.

Die farbigen Altardecken betreffend, mit denen man die Altäre der katholischen Kirche bekleidet findet, ordnete das römische Miffale Folgendes an: Weiß soll die Altarbekleidung sein von der Vesper der Weihnachtsvigilie an bis zum 8. Tage nach Epiphanias; außerdem am Fest der Trinität, am St. Johannnistage, an den Marienfesten, und von dem Sonnabend vor Ostern bis zum Sonnabend vor Pfingsten; roth vom Pfingstfest an bis zum nächstfolgenden Sonnabend, an den Festtagen der Märtyrer und bei der Messe vor der Papstwahl; grün von dem 8. Tage nach Epiphanias an bis zum Sonntag Septuages., und von dem Sonntage nach Pfingsten bis zum 1. Advent; violett vom 1. Advent bis zur Weihnachtsvigilie und vom Sonntag Septuages. bis zum Ostersonnabend; außerdem an den Quatembertagen und bei allen Proceffionen, die des Sacraments und die festtäglichen ausgenommen; schwarz am Charfreitage und bei jedem Todtenamte.

Zum Schmucke des Altars gehört ferner das Kreuz, freilich erst seit den Zeiten nach Konstantin. Denn da Eusebius von denjeni= gen Kreuzen, die Konstantin an anderen Orten, z. B. mitten auf dem Forum zu Rom, errichten ließ, genaue Nachricht giebt, so muß, wie d'Ailly 1) richtig bemerkt, sein gänzliches Schweigen über die Errichtung von Kreuzen in den Kirchen als Beweis gelten, daß zu seiner Zeit (d. h. ungefähr bis zum Jahre 336) die Kreuze in den Kirchen noch nicht gebräuchlich waren. Auch Chrysostomus und Augustinus meinen, wo sie von Kreuzen sprechen, nur die das Kreuz bezeich nende Handbewegung, und erst Sozomenus (440) erwähnt materielle Kreuze auf dem Altar. In der russisch - griechischen Kirche liegt daffelbe platt auf dem Altartisch, da stehende Kreuze hier überhaupt nicht gebräuchlich sind, und noch weniger Crucifire oder Kreuze mit dem Bilde des Heilands, die auch in der abendländischen Kirche erst nach den Zeiten Gregor's des Großen üblich wurden.

Eine andere Zierde des Altars sind die brennenden Kerzen, die theils zum Andenken an die Verfolgungen, in denen die Christen sich nur zur Nachtzeit in dunkeln Orten, Kellern, Höhlen, Grabgewölben ic. zum Gottesdienst versammeln durften, theils wegen der bei

1) Dallaeus de cult. relig. V. c 8.

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Kirchlicher Gebrauch der Wachskerzen.

Heiden und Juden herrschenden, und durch den Sprachgebrauch des Neuen Testamentes sanctionirten symbolischen Bedeutung des Lichtes, auch bei dem Gottesdienst am hellen Tage beibehalten wurden; und da sich Christus selbst das Licht der Welt" genannt hatte, so schien es namentlich bei Vorlesung des Evangelii, das ihn und seinen mundlichen Vortrag gleichsam vergegenwärtigte, angemessen, durch angezündete Lichter das Licht, das er mit seiner Lehre der Welt brachte, symbolisch darzustellen. Ebenso schien es nothwendig, während der Abendmahlsfeier Lichter brennen zu lassen, schon darum, weil auch das von Jesu mit den Jüngern gehaltene Mahl bei Licht stattgefunden hatte.

Ob übrigens in der christlichen Kirche der Gebrauch von Lampen oder der von Kerzen der frühere war, läßt sich kaum entschei= den. In dem Tempel zu Jerusalem brannte (nach 2. Mose 27, 20.) fortwährend eine Lampe; ebenso waren in den Tempeln der Heiden meist Lampen im Gebrauch, und in den Verfolgungszeiten bedienten fich die Christen ohne Zweifel der für den Hausgebrauch gewöhnlichen Lampen. Zur Zeit des Chrysostomus jedoch waren auch schon die Kerzen üblich, die besonders zur Beleuchtung des Altars angewendet wurden, während man die Lampen lieber in Kapellen und vor Heiligenbildern brauchte.

Die zum kirchlichen Gebrauch bestimmten Wachskerzen wurden, wie es noch jezt der Fall ist, vorher geweiht, und zwar am 2. Februar oder am 40. Tage nach Weihnachten, an welchem Maria, dem mosaischen Geseze gemäß, nach welchem die Wöchnerin 40 Tage nach der Geburt eines Knaben, ihrer Reinigung wegen, in dem Tempel erscheinen mußte (3. Mof. 12, 2-4.), nach Jerusalem in den Tempel kam, um das Kind dem Herrn darzustellen; und weil es das erstgeborene war, das geseßliche Erstlingsopfer darzubringen. Da nun bei dieser Darstellung der greise Simeon die prophetischen Worte ausgesprochen hatte, daß dieses Kind ein Licht sein werde, zu erleuchten die Heiden, so bestimmte die Kirche diesen Tag zugleich für die Weihe der Kirchenkerzen, und der beim Volke und in den Kalendern noch jest gebräuchliche Name Maria Lichtmeß" beruht auf einer ungenauen Contraction der beiden Ausdrücke,,Mariä Reinigung" und ,,Lichtmesse."

Was die Zahl der Kerzen betrifft, so begnügt sich, während die reformirte Kirche ihren Gebrauch ganz zurückgewiesen hat, die evangelisch-lutherische Kirche, wie die katholische, für den gewöhnlichen Gottesdienst mit zweien, und nur an Festtagen werden in der legteren mehr Kerzen angezündet.

Häufiger ist der Gebrauch der Wachslichter in der russisch-griechischen Kirche, indem hier von der niederen Volksklasse fast Jeder bald nach seinem Eintritt zu dem vor oder in der Kirche sizenden Verkäufer kleiner Wachskerzen eilt 1) und das gekaufte Licht angezündet vor

1) Das auf diese Weise einkommende Geld ist zur Unterhaltung der Kirche bestimmt.

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