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Wenn es die Aufgabe des Gymnasiums ist, seinen Zöglingen ein möglichst treues Bild des Alterthums in Geschichte, Staatsverfassung und Litteratur zu geben, so ist der Versuch wohl gerechtfertigt, der sprachlichen Lectüre, welche immer nur den Blick für das Einzelne in Geschichte und Litteratur schärfen kann, eine Ergänzung zu verschaffen durch den Geschichtsunterricht, um Sinn und Verständniss zu erwecken für die Gesammtentwicklung des griechischen und römischen Volkes. Dieser Grundsatz ist nun allerdings anerkannt. Auch der Versuch, das Verständniss der alten Geschichte dadurch zu erwecken, dass man unmittelbar auf die Volksstimmen der Dichter und Historiker lauscht, ist nicht neu. Hieher gehören die Arheiten von Schwab oder C. L. Roth, welche in ihrer Behandlung der Sage und Geschichte das Alterthum selbst sprechen und empfinden lassen; hieher gehört die Behandlung der biblischen Geschichten, welche aufs jugendliche Gemüth einen um so grösseren Zauber üben, je treuer die Darstellung den alterthümlichen Quellen entspricht; hieher gehören endlich Bücher wie das von Löbell über Gregor von Tours, welche uns in den Geist der Vergangenheit einführen durch Reproduction des Zeitgeistes, wie er sich in der Litteratur ausgebildet hat. Alle diese Versuche verdienen unsere volle und aufrichtige Anerkennung. Aber es wird Jedermann leicht zugeben, dass Geist und Form schwer zu trennen sind; dass wir auch in die alte Form uns hineinleben müssen, wollen wir den Geist des Alterthums erfassen. Es ist also immer vorzuziehen, unmittelbar an der Quelle zu schöpfen. Und sollte es denn für ein Gymnasium, welches seine Schüler so lange Jahre mit der griechisch-römischen Sprache und Litteratur beschäftigt, unmöglich sein, sie auch an die Quellen der Geschichte dieser beiden Völker zu führen? Ich fürchte, unsere Gymnasialbildung erreicht ihren Zweck nicht, wenn sie dieses Ziel entweder ausser Acht lässt oder als zu schwer

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