Immagini della pagina
PDF
ePub

rigidi Getae

immetata quibus jugera liberas

fruges et Cererem ferunt;

nec cultura placet longior annua
defunctumque laboribus

aequali recreat sorte vicarius.

Ganz dasselbe sagt Caesar von den Sueven, B. G. IV, 1. Aber gerade dass Caesar ganz dasselbe sagt, so dass der Dichter fast nur die Prosa in Poesie verwandelte, lässt fast mit Sicherheit vermuthen, dass Horaz seine Nachricht nirgends anders gefunden hat, als im bellum gallicum, wie auch Orelli zu der Stelle bemerkt. Auf historische Zuverlässigkeit kam es dem Dichter bei einer Nachricht über ein barbarisches Volk nicht an, es war für seinen Zweck ganz gleichgültig, ob von den Geten oder von den Sueven die Rede war; und so sezte er unbedenklich Getae, weil Suevi nicht in seinen Vers passte. Die Geten und Daken hatten seit Jahrhunderten feste Wohnsitze in zahlreichen Städten und Dörfern; die Lebensweise, die ihnen der Dichter mit allzugrosser poetischer Freiheit zuschreibt, war bei ihnen ein Ding der Unmöglichkeit. Man muss vorsichtig sein, wenn man mit Dichtern zu thun hat, und darf ihre poetischen Ergüsse nicht wie baare Prosa aufnehmen. Diess sind etwa die Gründe Grimms für die Gleichstellung der Geten und Gothen.

Sollte das thrakische Volk, nach Herodot das volkreichste nach dem indischen, ganz verschwunden sein, ohne in einem der noch lebenden Völker fortzudauern? Manches spricht dafür, dass die Litthauer und die zu ihnen gehörigen Letten und Preussen, mit ihrer wunderbar alterthümlichen Sprache ein nach Norden gedrängter Rest des alten grossen thrakischen Volkes sind. Ihr ältester Gesammtname bei polnischen Chronisten ist Gethae, und derselbe Name ist enthalten in Samogita, wie ein Zweig der Litthauer heisst. Ihre Sprache nannten sie selbst die guddische, das ist die getische. Sehr auffallend ist das erwähnte Kregzdyne gleich dakisch κρουστάνη, χελι8óvior. Die Erde heisst litthauisch mit einem fast reinen Zendwort zem, ziam, dasselbe scheint enthalten in dem thrakischen Namen Holtzmann, Kelten und Germanen.

3

des Gottes Zamolxis; ja ich finde erwähnt, dass sowohl Ziamolux als Güveleisis noch jetzt in der litthauischen Sprache erhalten seien, also Herodots Ζάμολξις für Ζάλμοξις und Γεβελέϊζις.

Gewiss sind diese Spuren deutlich genug, um eine Untersuchung zu veranlassen, die eine der interessantesten und lohnendsten werden könnte. Wenn dadurch die Vermuthung, dass die Litthauer die Nachkommen der Geten, und also die lebenden Repräsentanten des thrakischen Volksstammes sind, Bestätigung erhält, so ist damit über allen Zweifel erhoben, dass die Germanen zwar den Thrakern nahe verwandt, aber doch von denselben als Volk geschieden waren, und nicht mit denselben verwechselt oder zu ihnen gerechnet werden konnten.

Wir sehen also, dass Mitteleuropa auf der einen Seite von Kelten, auf der andern von thrakischen und skythischen Völkern besetzt war; ein Zwischenraum war nicht vorhanden, auf dem noch eine andere grössere Nation sich bewegen konnte; von Norden her, aus Skandinavien, sind die Germanen nicht gekommen; unter den skythischen und den thrakischen Stämmen sind sie nicht versteckt; woher nun sollen sie kommen, wie ist ihre Existenz möglich, wenn sie nicht zu den Kelten gehören? Es bleibt keine andere Möglichkeit; die seit Ariovists Zeiten in so grossen Heerhaufen und so zahlreichen Bevölkerungen auftretenden germanischen Völker müssen zu den Kelten gerechnet werden, und früher unter diesem Namen mit eingeschlossen gewesen sein.

Diess wird auch zugegeben, aber man sagt: die Germanen seien irrthümlich unter dem Namen der Kelten befasst worden, so lange man die nordischen Völker nicht kannte; sobald man sie näher habe kennen lernen, habe man auch die wesentliche Verschiedenheit von den Kelten erkannt, und sie nun auch im Namen getrennt. Diess führt uns auf den zweiten Theil unserer Untersuchung.

Zweiter Theil.

DIE ANSICHTEN DER ALTEN.

Zuerst werde ich das Verhältniss der Germanen zu den Kelten ins Auge fassen, und am Schluss erst das Keltenthum der Britten untersuchen. Dabei versteht es sich, dass ich nicht um Worte streiten will. Die Alten nennen den ganzen Volksstamm, um den es sich hier handelt, bald Kelten, bald Galaten, und davon unterschieden ist der Name der römischen Provinz Gallia bald Galatia bald Celtice. Wer nun sophistisch verfahren will, kann die Stellen hervorheben, wo ein scheinbarer Gegensatz zwischen Galaten und Kelten oder auch zwischen Kelten und Germanen entsteht, wenn man geographische Namen ethnographisch auffasst. Wir verstehen unter Kelten natürlich nicht die Bewohner eines bestimmten Landes, sondern den ganzen Volksstamm, den die Alten bald den keltischen, bald den galatischen nennen.

Es wäre höchst wunderbar, wenn die Zeugnisse der Alten über das Verhältniss der Germanen zu den Kelten auf einem Irrthum beruhten. Wenn es wahr ist, wie behauptet wird, dass die Alten, je genauer sie diese Völker kennen lernten, um so sicherer sie als stammverschiedene trennten, so gebe ich mich geschlagen und trete der herrschenden Ansicht bei, dass die Germanen keine Kelten seien. Wenn im Gegentheil aus den Zeugnissen der Alten sich ergiebt, dass die Germanen als Kelten erkannt wurden, so halte ich schon durch diese Zeugnisse meinen Satz für hinreichend erwiesen. Es kommt hier vor allem darauf an, welche Zeugnisse man zu Grunde legt. Rhetoren und Dichter können nur zur Bestätigung in untergeordneter Weise beigezogen werden. Geschichtschreiber werden von grösserem Gewicht sein, wobei aber zu unterscheiden ist, ob

sie aus eigner Kenntniss, oder nach ältern vielleicht unklaren Schriftstellern berichten. Am genausten und zuverlässigsten müssen die Nachrichten der Geographen sein. Es wird ferner auf die Zeit des Schriftstellers ankommen. Er soll nicht früher geschrieben haben, als die Germanen näher bekannt geworden waren; aber früher, als die Gallier in Italien und dem eigentlichen Gallien völlig romanisirt waren, denn später war es nicht mehr möglich, über das Verhältniss der Germanen zu den Kelten anders als nach den überlieferten oder neu entstandenen Meinungen zu urtheilen.

In allen diesen Beziehungen kann kein Gewährsmann dem Strabo vorgezogen werden. Dieser Geograph schrieb sein grosses Werk unter August und Tiberius, also zu einer Zeit, als man die Germanen bereits hinlänglich kennen gelernt hatte, und als man sie noch mit den Galliern, die ihre Nationalität noch nicht völlig abgelegt hatten, vergleichen konnte; er ist ein sorgfältiger Kritiker, dem es überall ernstlich um die Wahrheit zu thun ist, und der sich auf Reisen durch eigene Anschauung zu belehren suchte. Es muss uns also vor allem wichtig sein, wie er sich über unsere Frage ausspricht. Auf ihn beruft man sich gerade für die herrschende Ansicht, und allerdings trennt er dem Namen nach die Kelten von den Germanen. Ihm ist nämlich Keλtian ein geographischer Namen, womit er das lateinische Gallia übersetzt. Die Grenzen der Gallia transalpina, ἡ ὑπὲρ τῶν Αλπεων Κελτικὴ sind die Pyrenäen, der Rein von seinen Quellen bis zu seiner Mündung, die Alpen von den Quellen des Reins bis Ligurien, und die beiden Meere p. 310. Gallia cisalpina ist Keλunǹ ǹ ¿vròs "Alnewv. In diesem Sinn gehört ihm also natürlich das Land der Germanen nicht zur Keλtinn, und in diesem Sinn scheidet er genau zwischen Kelten und Germanen. So sagt er S. 290: jenseits des Reins neben den Kelten wohnen die Germanen. Hiemit ist aber im mindesten nicht gesagt, dass er die Germanen für ein ganz anderes Volk als die Gallier hielt. Vielmehr drückt er sich in dieser Beziehung aufs bestimmteste aus. Zuerst sagt er S. 176, dass von den drei Theilen, in welche früher, nämlich nach Caesar, Gallien, Keλrinn eingetheilt worden sei, die Aquitaner, in Sprache und Körperbildung gänzlich abweichend, keine Galaten seien; die Kelten aber und die Belgen,

zwar in der Sprache und Lebensweise einander nicht ganz gleich, aber doch alle von galatischer Bildung seien. Neben den geographischen Grenzen unterscheidet er also die Völkerverwandtschaft. Der Name des Volks nach der Abstammung ist ihm Galaten; und er fügt weiter hinzu S. 189, dass derjenige Theil der Galaten, welche in der Narbonitis wohnten, eigentlich Kelten hiessen, und dass von ihnen durch die benachbarten Massalioten der Name Kelten auf alle Galaten übertragen wurde. So braucht er denn auch selbst von den östlichen Völkern, den Tauriskern und Skordiskern, wo an jenen geographischen Gebrauch von Keλtinn nicht gedacht werden konnte, ohne Unterschied die Bezeichnung Kelten und Galaten, z. B. S. 313 heissen sie Kelten, S. 315 Galaten. Wenn er also die Germanen von den Kelten scheidet, so ist damit nur gesagt, dass sie nicht geographisch der Gallia cisalpina oder transalpina angehören, so wie er von den Aquitanern nicht sagen will, dass sie keltischen Stammes seien, obgleich er sie ebenfalls geographisch Kelten nennt. Es fragt sich nun, ob er die Germanen dem grossen Volksstamm der Galaten zuzählt, zu welchem er die Kelten im engern Sinn, die Belgen, die Bojer, die Skordisker u. s. w. rechnet, oder ob er sie, ebenso wie er es von den Aquitanern ausdrücklich bemerkt, diesem abspricht. Ausdrücklich sagt er S. 290, dass die Germanen mit Recht die ächten Galaten genannt werden, denn sie seien den Kelten, also den keltischen oder galatischen Bewohnern von Gallien, in Leibesbeschaffenheit, Sitte und Lebensweise gleich (napanλýσioi καὶ μορφαῖς καὶ ἤθεσι καὶ βίοις ὄντες) und übertreffen sie nur an Grösse, Wildheit und blonder Farbe der Haare. Und fast noch schlagender sagt er S. 195, wo er die Sitten der Gallier schildern will, er nehme die Schilderung nicht von den Kelten, wie sie jetzt unter der römischen Herrschaft seien, sondern von den alten Kelten, und von den Germanen; denn von Natur und Verfassung seien beide einander gleich und verwandt: καὶ γὰρ τῇ φύσει καὶ τοῖς πολιτεύμασι ἐμφερεῖς εἰσὶν οὗτοι καὶ συγγενεῖς ἀλλήλοις. Kann man nach solchen Aeusserungen noch den geringsten Zweifel haben über Strabo's Ansicht von dem Keltenthum der Germanen? Wenn er die Sitten der Kelten schildern will, sieht er sich nicht in Gallien oder Italien

« IndietroContinua »