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unmittelbar die Volksgunst immer mehr erwarb und zugleich das Volk gegen die Senatspartei in Aufregung erhielt. So erneuerte er als Quästor des Jahres 68 in der Leichenrede, die er seiner Tante Julia, der Wittwe des Marius, hielt, das Andenken dieses vom Volke so gefeierten Mannes und liess sogar dessen Bild, trotzdem derselbe geächtet war, bei der Bestattung unter den Ehrenbildern voraustragen; so stellte er als Aedil (im J. 65) die Statue des Marius und dessen Trophäen aus den Kriegen gegen Jugurtha und die Cimbern, die Sulla hatte zerstören lassen, auf dem Capitole wieder her. Beim Volke erregte dies die grösste Begeisterung, und Cäsar stieg um so mehr in dessen Gunst, als er zugleich eine grossartige Freigebigkeit entfaltete und namentlich für die Spiele, die er als Aedil veranstalten musste, ungeheuere Summen aufwendete. Im Jahr 62 wurde er Prätor, und nach Ablauf seines Amtsjahres begab er sich in das jenseitige Spanien, welches ihm als Provinz zugetheilt worden war. Auf der Reise dahin soll er die bekannten Worte zu seinen Begleitern gesprochen haben: ,,Ich will lieber in einem Alpendorfe der Erste, als in Rom der Zweite sein". In seiner Provinz führte er einige glückliche Kriege, und als er im J. 60 nach Rom zurückgekehrt war, wurde er, durch Pompejus und Crassus in seiner Bewerbung unterstützt, zum Consul für das folgende Jahr gewählt, nicht nach dem Wunsche der Senatspartei, die nun sein entschiedenes Auftreten fürchtete. Um ein Gegengewicht gegen ihn zu haben, setzte sie, freilich nur mit grosser Mühe und durch ungeheuere Bestechungen, es durch, dass zum zweiten Consul einer der Ihrigen, Bibulus, ernannt wurde, von dem sie die Meinung hegte, er werde sie mit Nachdruck vertreten, der aber so unbedeutend war, dass er sehr bald von Cäsar bei Seite geschoben wurde. Als designirter Consul schloss Cäsar mit Pompejus und Crassus das unter dem Namen des ersten Triumvirats bekannte Bündniss, durch welches jeder der Verbündeten seine besondern Zwecke zu erreichen hoffte und wodurch verhütet werden sollte, dass im Staate irgend etwas geschähe, was einem von ihnen nicht genehm wäre. Dieses Bündniss war namentlich Pompejus um so lieber eingegangen, weil er jetzt des Cäsar und seines bedeutenden Ansehens beim Volke bedurfte, um dem gegen ihn nicht mehr so gefügigen Senat gegenüber eine Stütze zu haben. Aber auch Cäsar konnte für seine Zwecke des noch immer einflussreichen Pompejus noch nicht entbehren. Zur Befestigung der Verbindung trug bei, dass Pompejus Cäsars Tochter Julia heirathete. Das geschlossene Bündniss, anfangs geheim gehalten, trat bald in dem zu Tage, was im J. 59 von den Triumvirn in Rom durchgesetzt wurde. Dem Pompejus verschaffte Cäsar die von demselben gewünschte, ihm aber vom Senat abgeschlagene Bestätigung der von ihm nach dem Mithri

datischen Kriege getroffenen Einrichtungen in Asien: 20000 Veteranen desselben und armen Bürgern wies er durch seine lex Julia agraria, die er gegen den Willen des Senats beim Volke durchsetzte, das campanische Staatsland an, und den Rittern wirkte er Erlass eines Theils der Pachtsumme aus, die sie für die Einkünfte in der Provinz Asien zu zahlen hatten. So befestigte sich Cäsar in der Gunst des Volkes, erhielt sich die für ihn noch so nützliche Freundschaft des Pompejus, gewann sich den Ritterstand und schwächte immer mehr das Ansehen des Senats, indem er auch gegen dessen Willen was er wollte beim Volke durchsetzte. Nur unmittelbar für sich schien er nichts zu wollen; ja er hatte sogar öffentlich erklärt, dass er keinen Antrag zu seinen eigenen Gunsten einbringen würde. Aber er erhielt doch was er wünschte. Auf den Vorschlag des Tribunen Vatinius bestimmte das Volk, dass Cäsar nach Ablauf seines Consulats das diesseitige Gallien (Oberitalien) nebst Illyricum mit drei Legionen auf 5 Jahre als Provinz erhalten sollte. Im Senat beantragte Pompejus, auch noch das jenseitige Gallien nebst einer 4. Legion auf eben so lange Zeit hinzuzufügen, und dies ging durch, weil der Senat wohl wusste, dass, wenn er den Antrag auch ablehnte, das Volk ihn doch genehmigen würde.

Mit dieser Statthalterschaft über die beiden Gallien war eine grosse Aufgabe in Cäsars Hände gelegt. Aber er fühlte sich ihr gewachsen und unterzog sich ihr um so lieber, als er durch die Lösung derselben sowohl dem Interesse des Staates, als auch seinem eigenen dienen konnte. Es galt, dem Staate eine seiner schönsten Provinzen zu erhalten, dem wieder drohenden Andringen der nordischen Völker gegen Italien rechtzeitig zu begegnen und Roms Macht durch neue Eroberungen zu vermehren. Für Cäsar selbst und für seine persönlichen Zwecke war es von grossem Vortheil, eine Provinz zu haben, von der aus er ohne besondere Schwierigkeit die Ereignisse in Rom überwachen konnte, den Kampf mit einem Feinde aufnehmen zu müssen, den besiegt zu haben für einen grossen Ruhm galt, und dessen Ueberwindung um so mehr Dank in Rom eintragen musste, je grösser die Furcht war, die man vor demselben hegte. Vor allen Dingen aber war es für Cäsar von Wichtigkeit, dass ihm der gallische Krieg Gelegenheit gab, sich ein ergebenes und kriegstüchtiges Heer zu bilden, von dem er hoffen konnte, dass es, durch Beute, Sieg und Ruhm an ihn gekettet und für ihn begeistert, Alles für ihn wagen würde. Ohne Heer aber konnte er, das wusste er wohl, trotz aller Volksgunst in Rom nicht der Erste werden.

Wie dankbar aber und lohnend auch die Aufgabe war, die Cäsar auf sich nahm, leicht war sie nicht, und es gehörte ein Feldherrntalent, wie das seinige, und kriegstüchtige Soldaten, wie die römischen, dazu, um die Schwierigkeiten derselben zu

bewältigen. Doch fehlte es auch nicht an Momenten, welche die Eroberung Galliens begünstigten. Zunächst standen die Gallier, obwohl an Zahl überlegen, doch an kriegerischer Tüchtigkeit hinter den Römern zurück. Zwar waren sie ein tapferes Volk und kämpften zu Fuss, zu Pferd und auf Streitwagen, aber es fehlte ihnen nachhaltige Ausdauer im Kampf; und wenn sie auch eine tüchtige Reiterei hatten, die von dem Adel und seinem Gefolge gebildet wurde, so war doch ihr Fussvolk im Allgemeinen unkriegerisch und schwerfällig. Dazu kam, dass sie die Kunst regelmässiger Kriegführung, in der die Römer Meister waren, nicht verstanden. Nachtheiliger aber, als dies, war für die Gallier der Mangel staatlicher Einheit. Die drei Hauptvölker des Landes, welche Cäsar selbst (1, 1) als Aquitanier, Belgier und Kelten (Gallier im engern Sinne) unterscheidet, waren unter einander nicht verbunden, und jedes derselben zerfiel wieder in eine Anzahl kleinerer oder grösserer Völkerschaften, die weniger oder mehr selbständige Gemeinwesen bildeten. An der Spitze der einzelnen Gaue standen zum Theil Fürsten, zum Theil herrschte der Adel mit seinem Gefolge. Letzteres war nicht lange vor Cäsars Zeit namentlich bei den Arvernern, Aeduern, Sequanern und Helvetiern eingetreten. Ein freies Volk gab es nicht: dasselbe war vollständig in die Leibeigenschaft der Vornehmen gekommen und litt unter hartem Drucke. Der Adel wachte mit Eifersucht darüber, dass er nicht von seines Gleichen abhängig wurde, nur zu oft verkaufte er sich, um nur nicht einem aus seiner Mitte sich beugen zu müssen, an die Römer. Mächtig und höchst einflussreich war die keltische Priesterschaft, die Druiden. Sie war in sich festgeschlossen, mit grossen Vorrechten ausgerüstet und stand mit dem Adel oft in feindlichem Gegensatz, wodurch die Eintracht natürlich auch nicht gefördert wurde. Anfänge zur Einigung fehlten jedoch nicht. Mächtigere Gaue brachten es dahin, dass schwächere sich zu ihnen in ein Schutzverhältniss (Clientel) begaben, von denselben nach aussen mit vertreten wurden, dagegen Heeresfolge leisten und wohl auch Tribut erlegen mussten. So entstanden allerdings grössere Bündnisse, aber immer noch keine Einheit der gesammten Nation. Vielmehr da diese Bündnisse, wie z. B. im mittleren Gallien die der Aeduer und Sequaner, um den Vorrang mit einander haderten und, um diesen zu erlangen, sogar auswärtige Hülfe nicht verschmähten, so vermehrten sie noch die Entzweiung und erleichterten auf diese Art den Feinden die Eroberung. Und die Römer namentlich verstanden sich gut darauf, die Parteizwistigkeiten in den Ländern, die sie unterwerfen wollten, zu ihrem Vortheil auszubeuten.

Im Frühling des Jahres 58 v. Chr. traf Cäsar in dem narbonensischen Gallien ein. Bestimmte Aufträge waren ihm nicht gegeben worden, aber die Umstände wiesen klar auf das hin,

was er zu thun hatte. Zunächst galt es, die Provinz gegen die Helvetier zu schützen und die nach Gallien eingedrungenen Germanen wieder über den Rhein zurückzuwerfen. Wie Cäsar diese Aufgabe löste, wie er dann, weiter gehend, seine auf die Eroberung von ganz Gallien gerichteten Pläne verwirklichte und dabei die römischen Waffen bis nach Deutschland und Britannien trug, das ist es, was den Hauptinhalt seiner Commentarien über den Gallischen Krieg ausmacht.

C. IULII CAESARIS

DE

BELLO GALLICO

COMMENTARIUS PRIMUS.

Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt Belgae, aliam Aquitani, tertiam qui ipsorum lingua Celtae, nostra Galli appellantur. Hi omnes lingua, institutis, legibus inter se differunt. Gallos ab Aquitanis Garumna flumen, a Belgis Matrona et Sequana dividit. Horum omnium fortissimi sunt Belgae, propterea quod a cultu atque humanitate provinciae longissime absunt, minimeque ad eos mercatores saepe commeant atque ea, quae ad effeminandos animos pertinent, important, proximique sunt Germanis, qui trans Rhenum incolunt, quibuscum continenter bellum gerunt.

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neben einander. Vgl. weit. unten: continetur Garumna, Oceano, finibus Belgarum. Oft jedoch wird das letzte den vorhergehenden durch que beigefügt, z. B. 4, 17 propter latitudinem, rapiditatem altitudinemque fluminis. — dividit: beachte den Sing. bei mehreren Subjecten. a cultu

cum.

absunt: von der äusserlich verfeinerten (cultus) und geistig gebildeten (humanitas) Provinz am entferntesten wohnen. commeant: hin u. her gehen. Diese Adverbien hin u. her liegen oft in der mit Verben zusammengesetzten Präposition ea: Gegenstände. Oft ist ein Neutr. des Pronom. durch ein Substantiv zu übersetzen, wie auch umgekehrt deutsche Substantiva in's Lat. durch Pronomina zu übersetzen sind. pertinent: Einfluss, zur Folge haben. qui gerunt: von den zwei im Lateinischen unverbunden neben einander stehenden Relativsätzen, die wir aber verbinden müssen, ist der erstere nähere

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