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VII. Cod. Amplonianus' p. 351, 123: Minaxiaratus, munifex qui muni facit id est aliquod officium. Es sind zwei Glossen zu einer verschmolzen:

Minax: iratus

Munifex: qui munus facit, id est aliquod officium Die Uebergänge waren munus = тип;

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=

muni.

VIII. Cod. Amplonianus3 p. 279, 4: Babilonicum: sine aspiratione. Das nur fragmentarisch erhaltene dritte Glossar1 des Codex Amplonianus ist ebenso interessant wie an Räthseln reich. Für viele Corruptelen gewährt uns Abhülfe eine anderweitige, ebenfalls trümmerhafte Ueberlieferung dieses Glossars, das von Ferd. Deycks aus einem codex Werthinensis ad Ruram s. XI edirte Bruchstück 2. Für die oben ausgeschriebene Glosse bietet es aber nur das y für die zweite Silbe des Lemma, die Erklärung ist dagegen die nämliche. 342 Was in aller Welt soll aber heissen Babylonicum: sine aspiratione? Denn weder kann Babylonicum ein sine aspiratione selbst bedeuten, noch auch kann man eine orthoëpische oder orthographische Vorschrift, babylonicum sei ohne Aspiration zu sprechen oder zu schreiben, darin finden. Es ist diese Glosse ein lehrreiches Beispiel für die sonderbaren Missverständnisse, die unsere Glossare nicht selten enthalten. Die Glosse lautete nämlich ursprünglich: Babylonicum: psile. [vielmehr wiń: vergl. Acta IV praef. p. IV und oben S. 21]. Babylonicum und psile sind Namen für Decken: dass psile auch sine aspiratione bedeutet, war dem Glossensammler geläufiger als das seltene Substantiv psile, welches nur bei Lucilius I, 28 (Frgm. XXIII S. 4 Müller) vorkommt: Psilae atque amphitapae vellis ingentibu' molles.

IX. Isidori Glossae p. 698, 34 ed. Vulcanius: Venilia: maris exaestuatio, quae ad litus venit. Varro: Venilia, unda quae ad litus venit. Salacia, quae ad mare redit. Diese durch das Varronische Citat interessante Glosse, die ich anderswo nicht gefunden habe, ist offenbar nicht correct überliefert:

1) Ueber seine Besonderheiten wird im VII. Bande der Acta [= Prodr. S. 126 ff.] des Weitern gehandelt werden.

2) Glossarii Fragmentum edidit Ferd. Deycks' im Index lectionum acad. Monaster. Westphalorum 1854/5. 8 Bl. 4o.

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denn während in den Worten Varro's, welche venilia erklären als unda quae ad litus venit, das etymologische Element offen zu Tage tritt, vermissen wir dasselbe in der entsprechenden Erklärung von salacia. Es ist zu schreiben Salacia, quae in salum redit, wie dies ein Citat derselben Stelle des Varro bei Augustinus de civ. dei. VII, 22 (I S. 264, 34 ff. Dom.) lehrt: Sed proferatur interpretatio praeclara theologiae, quae nos ab ista reprehensione reddita ratione compescat. venilia' inquit 'unda est, quae ad litus venit; salacia, quae in salum redit'.1

X. Ebenda S. 680, 36: Finctus fuerit: apicem obtinuit dignitatis et dicitur Fluminalis. Dass in dieser Glosse manches corrupt ist, erkennt man auf den ersten Blick. Was zunächst den Schluss anlangt, so vermuthete Scaliger (denn die von B. Vulcanius in seinen Noten S. 96, 32 vorgetragene Vermuthung gehört Scaliger an), es sei für fluminalis flamen dialis zu schreiben und wies damit richtig auf das Gebiet hin, in welches die Glosse gehört, obwohl er, wie wir unten sehen werden, das dem Wortlaute nach Richtige nicht traf. Um aber das Lemma finctus fuerit mit der Erklärung apicem obtinuit in Einklang zu bringen und es einigermassen ver- 343 ständlich zu machen, vermuthete Janus Gebhardus, es sei zu schreiben: Vinctus fuit: apicem obtinuit. . ., wobei er freilich von der durch Versehen des Vulcanius entstandenen Lesart obtinuit ausging, während das Richtige obtinet in der Excerptensammlung Scaligers (welche Vulcanius als 'Glossae Isidori' herausgegeben hat) und in den 'Excerpta Pithoeana' sich vorfindet; auch musste er den Anfangsbuchstaben F ändern, wodurch er seiner Conjectur, die Oehler im XIII. Supplementbande zu Jahns Jahrbüchern (1847) S. 243 unbegreiflicherweise billigt, allen festen Boden entzog. Doch alles Herumconjiciren an der verderbten Glosse konnte nichts

[1) Dazu ist zu vergleichen der Nachtrag auf S. V der Vorrede des 4. Bandes: dort wird gezeigt, dass die Glosse aus Osberns Panormia stammt. Osbern oder seine Quelle schöpfte aus Augustinus. In der Glosse ist ad mare dem Excerptor zu belassen.]

2) Iani Gebhardi Crepundiorum seu iuvenilium curarum libri tres, Hanoviae 1615, Buch II cap. 12 (S. 87-89: Glossae Isidori infinitis coniecturis attentatae').

LOEWII OPUSCULA GLOSS.

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fruchten, da sie unvollständig ist, wie sich bei näherem Zusehen aus der Gestalt finctus fuerit, apicem obtinet schon vermuthen liess, unzweifelhaft aber bewiesen wird durch 'Codex Latinus Bibliothecae Leidensis Publicae Nr. 67 E', der auf fol. 27'a folgendes hat:

Flamonium: ponteficales aput gentiles honor, quo qui functus fuerit, apicem obtenit dignitatis et dicitur fluminalis.

Fluminalis wird nicht mit Scaliger in flamen Dialis zu verändern sein; man wird einfach flaminalis, was ein Codex Vossianus bei Oehler a. a. O. hat, aufzunehmen haben: flaminalis bedeutet gewesener Flamen', wie consularis 'gewesener Consul'. Das Suffix lautet bei consularis -ari, nicht -ali nach bekanntem Gesetze wegen des unmittelbar voraufgehenden 1. Unsere Glosse, in folgender Weise hergestellt:

Flamonium pontificalis apud gentiles honor, quo qui

functus fuerit, apicem obtinet dignitatis et dicitur flaminalis.

ist sachlich wie sprachlich gleich interessant, indem sie sich auf eine nicht lebenslängliche Flamenwürde bezieht und den Begriff wie das Wort flaminalis (bisher nur inschriftlich überliefert), sowie die Form flamonium (sonst immer flaminium) aufweist.1

1) Dazu der Nachtrag Acta IV praef. S. V f: Ausser in Glossen (zu der a. a. O. behandelten Isidorusglosse lässt sich z. B. noch folgende hinzufügen: Flamonium: honor qui datur flaminibus, für die ich die Belege anderswo geben werde) findet sich die Form flamonium auch inschriftlich, z. B. auf dem titulus Cirtensis n. 1824 p. 221 bei Renier [mehr Beispiele giebt Mommsen im Index zum 8. Bande des Corpus], ja sogar in den besten Ueberlieferungen der Schriftstellertexte, wo unsere Ausgaben fast immer flaminium bieten. Diesen letzteren Punkt verdanke ich Mommsens zehnter observatio epigraphica' über 'flamonium, flaminium' in der Ephem. epigr. I S. 221 f., auf die ich leider erst jetzt von anderer Seite aufmerksam gemacht werde. Auch Mommsen bringt nach Mittheilung von Haupt Glossenmaterial bei: wenn er es aber einem scholasticus non antiquior saeculo octavo nonove' zuweist, so setzt er die Entstehung dieser Glossen doch wohl zu jung an; denn nicht nur der 'liber glossarum', dessen Zusammenstellung spätestens in den Anfang des achten Jahrhunderts fällt, sondern auch das Glossar des in Uncialen geschriebenen codex Sangallensis 912 aus s. VII-VIII bietet die Glosse Flamonium : honor pontificalis apud gentiles. [Dazu die Anmerkung: Der cod. Sangall. 912 hat

Wie sich übrigens hier ein Theil einer Glosse abge- 344 spalten hat und zu einer selbständigen Glosse geworden ist, gerade so ist in der Leidener Handschrift 'Bibliotheca Publica XVIII Nr. 67 F' f. 25'd aus dem Schlusse der Glosse: Flagrantes: olentes uel ardentes uel refulgentes ein neues Lemma Frefulgentes gebildet worden (frefulgentes trefulgentes = uel refulgentes).

=

XI. In des Vincentius Bellovacensis Speculum 367 doctrinale enthalten Kapitel 46 bis 79 des zweiten Buches ein rein lateinisches Glossar, über dessen Stellung zu den übrigen Glossaren in Band VII2 dieser Acta gehandelt werwird. Unter dem Buchstaben K findet sich dort die mir anderswoher nicht bekannte Glosse Kanti: acuti. Bei der Emendation des offenbar corrupten Lemma kann es sich nur um die Buchstaben nt handeln, da k und a sich gegenseitig stützen, und -i durch die Erklärung acuti gestützt wird. Man schreibe Kati: acuti und vergleiche Varro de lingua latina VII, 46: apud Ennium iam cata signa fera sonitum dare voce parabant' cata acuta; hoc enim verbo dicunt Sabini; quare catus Aelius Sextus' non ut aiunt sapiens' sed acutus'.

XII. Placidus III S. 433 [= 8, 13 ed. Deuerl.]: Apluda, furfurina alii panici: quasi ductum a рotu пηǹ dictam. Ich kann mich mit der Behandlung dieser greulich verderbten Glosse durch Hermann Kettner im Hermes VI (1872) S. 175 nicht ganz einverstanden erklären. Richtig ist allerdings, dass die in der Redaction des 'liber glossarum' etwa so überlieferten zwei Glossen Apluda: furfuribus alii panniciique und A pax te: Ductu aput ua page dictu (so bietet sie der Bernensis 16; das von Fickert herausgegebene fragmentum Portense hat: Apaxte ductu a piutiua page dictum) bei Mai in eine verschmolzen sind; richtig ist auch, dass in dem Schluss der

p. 106: Flammonius : honor pontificales aput gentiles, die Incunabel des Gloss. Sal.: Flammonium : honorem pontificalem apud gentiles qui datur flaminibus. Die letztere Glosse ist wahrscheinlich aus 2 Glossen contaminirt.]

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Glosse steckt: άпò тоû άпαтe dictum, aber falsch ist, wenn Kettner das Lemma so schreibt: Aparte in dierectum; denn wir vermissen doch dann eine eigentliche Glossirung des Lemma, auf die das anò Tоû áпare dictum' erst folgt wie es Sitte der Glossographen ist. Ich glaube keinem Widerspruch zu begegnen, wenn ich so schreibe:

Aparte: duc tе; àпò тоû апare dictum.

Vgl. Plautus Bacchides V. 593 (IV 2, 11) Alium illa amat, non illum. duc te ab aédibus. Philoxenus p. 80, 56 ed. Vulc.: 368 Duc te vпaye. Durch diese Gestaltung der Glosse wird auch Kettners völlig haltlose Bemerkung aparte mag für apagite gesagt sein' widerlegt: ich möchte diese merkwürdige Form aus einer Verschmelzung von apage sis te erklären.

361

XIII. Schwer verderbt ist die Glosse im zweiten Glossar des Amplonianus cluamentia: stultitia S. 288, 143 der Oehler'schen Ausgabe. Da der mit diesem Glossar verwandte cod. Vossianus Fol. 24 die Ueberlieferung cliuentia: stultitia hat, so möchte ich mir

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erklären, also herstellen amentia: stultitia. Diese Verbesserung scheint schon in ziemlich alter Zeit gemacht worden zu sein. Jenes zweite Erfurter Glossar hat nämlich die Eigenthümlichkeit, an manchen Stellen ausser den Corruptelen auch die von irgendwem gemachten, fast ausnahmslos das Richtige treffenden Emendationen fortzupflanzen. Danach erkläre ich die monströse Ueberlieferung cluamentia aus

am

cluentia

XIV. Placidus p. 8, 11 ed. Deuerling: abiteres: abires. bitere enim ambulare significat. Abiteres schreibt Deuerling nach einer Vermuthung von Klotz: die Ueberlieferung der beiden Hauptquellen ist abstiteres, die Verderbniss also schon sehr alt. Die Aenderung abiteres ist freilich sehr einfach, erklärt aber die sonderbare Corruptel abstiteres keineswegs.

[1) Acta VI S. 361 ff.].

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