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aber Hand's Lehrbuch betrifft, so glaube ich darin vor allen der Zustimmung insbesondere meiner verehrten Amtsgenossen gewiss sein zu dürfen, dass es zu wenig auf die Bedürfnisse der Gymnasien und der Schule überhaupt berechnet sei. Denn es ist im Ganzen in einer zu wissenschaftlichen Sprache gehalten, als dass es vorzugsweise zum Schulgebrauch sich eignete, und namentlich erscheint zu letzterm Zwecke auch eine übersichtlichere Darstellung, eine noch sorgfältigere Scheidung des Wichtigsten und minder Wichtigen, eine reichere Sammlung von Beispielen und zwar nicht ein eigentlicher Antibarbarus, aber doch eine grössere Zahl antibarbaristischer und überhaupt practischer Bemerkungen wünschenswerth und nothwendig *). Ebenso dürften sich, abgesehen von manchen andern Puncten, die eine richtigere Auffassung und genauere Darstellung zu erfordern scheinen, die Grenzen zwischen grammatischer und lexicalischer Correctheit des latei

*) Vgl. die Recension des Hand'schen Lehrbuchs von Klotz in den Jahrbüchern für Philologie Bd. 32. H. 3. S. 243 ff. J. 1841., wo S. 244. auch eine Erweiterung des beispielsweise beigebrachten Materials gewünscht wird,,, da nach allgemeiner Erfahrung der jüngere Leser allezeit durch das Letztere mehr unterstützt wird, als durch den Vortrag selbst, zumal wenn er in erweiterter und ausführlicher Darstellung dastebt."

nischen Stils, während sie in Grysar's Buche ganz vermischt sind (vgl. Geist a. a. O. S. 7.) und Matthiä dem Grammatischen zu wenig Raum in der Theorie des Stils gestatten wollte *), noch mehr bestimmen und in der Ausführung festhalten lassen, als es von Hand geschehen ist. Nicht minder ist nach meinem Dafürhalten in einem Lehrbuche des lateinischen Stils, das besonders zum Schulgebrauche dienen soll, auch eine grössere Zahl von Citaten, sobald dieselben auf sorgfältiger, planmässiger Auswahl beruhen, als zweckmässig zu erachten, indem der Lehrer dadurch in den Stand gesetzt wird, einzelne Puncte besser zu beurtheilen, so wie leichter auszuführen und zu erörtern, der Schüler aber, wie sehr richtig Weber in der Vorrede zur Uebungsschule S. XX. erinnert, durch fleissige Citationen des Gangbarsten hauptsächlich angeregt werden soll, sich

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*) Vgl. Matthiä Theorie des lat. Stils S. 2.: Die grammatische Richtigkeit lehrt die Grammatik, und liegt also ausser den Gränzen dieser Anweisung.“ Dessen vermischte Schriften S. 185. Hand's Lehrb. Vorrede S. VII.: brieflicher Mittheilung tadelte mein verstorbener Freund. Ma tthiä die Aufnahme des Grammatischen, was ein Recensent in der allg. Litt. Zeitung bei dem Werke von Grysar für nothwendig erklärte." Vielleicht hatte indessen Matthiä doch mehr das rein Grammatische als solches, ohne alle Anwendung in stilistischer Hinsicht, im Sinne, was allerdings nur der Grammatik angehört. Vgl. Hand S. 186 ff. S. 208 ff.

auch ausserhalb seines nächsten Kreises umsehen

zu lernen.

Hieraus nun wird man von selbst auf den Plan schliessen können, der mir bei Abfassung dieser Schrift vorschwebte. Ich wollte nämlich ein Lehrbuch der Theorie des lateinischen Stils abfassen, das den Bedürfnissen der Schule ebensowohl als den Forderungen der Wissenschaft entspräche und dem Schüler oberer Gymnasialclassen, sei es bei dem Privatstudium oder bei dem Vortrage des Lehrers, ebenso von Nutzen, sein könnte, als dem Lehrer bei der Erläuterung und weitern Ausführung der wichtigsten Lehren des lateinischen Stils und bei Leitung der lateinischen Stilübungen. Und so habe ich denn, wie ich mir bewusst bin, eifrig und anhaltend nach wissenschaftlicher Anordnung und Darstellung ohne Beeinträchtigung der klaren Uebersichtlichkeit des Stoffs und der practischen Momente, nach Gründlichkeit und möglichster Vollständigkeit in allen wesentlichen und wichtigsten Puncten der Theorie des Stils ohne Ausführlichkeit und genauere Darlegung aller Einzelnheiten, nach Freiheit und Selbständigkeit des Urtheils ohne vornehmes Ignoriren des bereits geleisteten Guten und Besten gestrebt. Ob und inwieweit dieses Streben mir

gelungen ist, unterliegt fremder Beurtheilung, und ich habe nur noch im Voraus meinen aufrichtigsten Dank Jedem zu versichern, der durch eine gründliche und humane Beurtheilung zur Vervollkommnung dieser Schrift ebensowohl als zur Berichtigung und Erweiterung meiner Kenntnisse und Einsichten beiträgt, so wie es mir namentlich um so erwünschter sein wird, zu erfahren, ob nach §. 6. vgl. §. 24. die Grenzen zwischen grammatischer und lexicalischer Correctheit angemessen bestimmt und in der Ausführung festgehalten sind, je grössere Schwierigkeiten gerade bei diesem Puncte die Theorie des lateinischen Stils zu überwinden hat.

Geschrieben zu Annaberg am 26. Dec. 1841.

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