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traordinarii betrachtet (Zonar. VII, 19.), was sie verfassungsmässig nicht waren.

Ganz eigenthümlich war der Charakter dieser Magistratur hinsichtlich ihrer Geltung und ihres Rangs. Die Gewalt der Censoren beruht nicht auf einem ihnen ertheilten Imperium, das ihnen ganz abgeht, daher sie auch keine Lictoren haben 477). Nicht von den Curien, sondern durch eine Lex centuriata wird ihnen das ius censurae ertheilt 78), und in sofern stehen sie allerdings an Gewalt den Consuln und Praetoren nach. Nichtsdestoweniger aber ist die Censur, wenn man von der Dictatur absieht 79), die höchste Würde, welche die bürgerliche Verfassung kennt 80); sie gilt als eine iɛgà dex, ein sanctus magistratus, dem die tiefste Ehrfurcht ge

477) Zonar. VII, 19. καὶ τῷ μὲν τῶν μειζόνων ἀρχῶν κόσμῳ πλὴν ῥαβδούχων ἐχρῶντο.

78) Cic. de leg. agr. II, 11. cum centuriata lex censoribus ferebatur, cum curiata ceteris patriciis magistratibus, tum iterum de eisdem iudicabatur. Eine seltsame Anomalie, wie Niebuhr, II. S. 446., finde ich darin nicht. Wie ehedem die Curien den König wählten und dieselben Curien die Lex de imperio ertheilten, so ist es auch hier. Warum es so geschehen musste, ist Th. II, 1. S. 330. auseinandergesetzt. Was Göttling, Staatsverf. S. 330. behauptet:,,durch die erste Wahl in den Centurien ward ihnen die Censio, durch die Bestätigung nachher in denselben Comitien die Censura übergeben, das lässt sich weder historisch rechtfertigen, noch ist überhaupt eine so strenge Distinction statthaft. Die censura morum ist ein nothwendiges, gar nicht davon zu trennendes Adhaerens der censio; denn aus der uranfänglichen Befugniss oder vielmehr Pflicht des Censors, Unwürdige vom Senate, von den Rittern, von den Tribus auszuschliessen (vgl. Th. II, 1. S. 123.), hat sich allmählig und consequent jenes gewaltige Sittenregiment entwickelt.

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79) Zonaras, der die Censur als magistratus extraordinarius betrachtet, sagt a. a. Ο. Τῶν δὲ προσκαίρως ἀρχόντων πρεσβεῖα μὲν ἐδίδοτο τοῖς δικτάτορσι, δευτερεῖα δέ γε τοῖς τιμηταῖς, ἡ δὲ τρίτη τάξις τοῖς ἱππάρχοις νενέμητο.

80) Plutarch. Cato mai. 16. Τῆς δ ̓ ὑπατείας κατόπιν ἔτεσι δέκα τιμητείαν ὁ Κάτων παρήγγειλε. Κορυφὴ δέ τίς ἐστι τιμῆς ἁπά σης ἡ ἀρχὴ καὶ τρόπον τινὰ τῆς πολιτείας ἐπιτελείωσις, ἄλλην τε πολλὴν ἐξουσίαν ἔχουσα καὶ τὴν περὶ τὰ ἤθη καὶ τοὺς βίους ἐξέτασιν. Flamin. 18. ἀπεδείχθη τιμητής· ἥτις ἐστὶν ἀρχὴ μεγίστη καὶ τρόπον Twvà Tйs TOMITεias ETITELεiwos. vgl. Camill. 2. Zonar. VII, 19. καὶ ἐγένοντο τῶν ὑπάτων μείζους, καίτοι μέρος τῆς ἐκείνων λαβόντες ἀρχῆς. Suid. p. 3569 Gaisf. Αρχὴ μεγίστη καὶ πασῶν ἐντιμοτάτη παρὰ Ρωμαίοις κέκριται τοῖς διὰ πάσης γεγονόσιν ἐνδόξου πολιτείας ἀμωμήτῳ τε βίῳ χρησαμένοις κληρουμένη. vgl. p. 2088. Cic. ad fam. III, 10.

bührt 481). Diese hohe Geltung der Censur hat sich allmählich aus ihren immer mehr erweiterten Befugnissen, namentlich dem regimen morum entwickelt, das ja mit allem davon Abhängigen ganz der Gewissenhaftigkeit der beiden Collegen anheim gegeben war. Man darf mit Sicherheit annehmen, dass sie in dieser Beziehung unverantwortlich waren 82); und wenn gleichwohl Beispiele vorkommen, dass Censoren, selbst während ihrer Magistratur von Tribunen in Anklage versetzt, oder gar mit Gefängniss und Tod bedroht werden, so hatte entweder die Anklage ganz andere, nicht mit der Amtsführung der Censoren zusammenhängende Gründe, oder sie wurde als unverträglich mit der censorischen Freiheit verhindert, oder es war Missbrauch der tribunicischen Gewalt 83). Ueber die

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481) Plutarch. Camill. 14. μάλιστα γὰρ δὴ Ῥωμαῖοι σέβονται καὶ νομίζουσιν ἱερὰν τὴν τῶν τιμητῶν ἀρχήν. Aemil. Pauil. 38. (τιμητεία) ἥτις ἐστὶν ἀρχὴ πασῶν ἱερωτάτη.

82) Dionys. fr. Mai. Nov. Coll. II. p. 516. oí týv úvvæεúðvvov ἔχοντες ἀρχὴν, οὓς ἡμεῖς τιμητὰς καλοῦμεν. Bei Liv. IV, 24. spricht Mam. Aemilius: Maximam autem eius (libertatis) custodiam esse, si magna imperia diuturna non essent, et temporis modus imponeretur, quibus iuris imponi non posset. Ausdrücklich wird die Unverantwortlichkeit anerkannt in dem Falle, wo nach der merkwürdigen Censur der unversöhnlichen Feinde, C. Claudius Nero und M. Livius Salinator, beide von einem Tribun angeklagt werden. Liv. XXIX, 37. Ea res consensu patrum discussa est, ne postea obnoxia populari aura e censura esset. Entschiedener sagt Valer. Max. VII, 2, 6. Eosdem senatus, cum ob nimis aspere actam censuram a Cn. Baebio tr. pl. pro rostris agerentur rei, causae dictione decreto suo liberavit; vacuum omnis iudicii metu eum honorem reddendo, qui exigere debet rationem, non reddere. Aehnlich war vielleicht ein früherer Fall, Liv. XXIV, 43.

83) Der ersten Art ist die von Sempronius an App. Claudius, der nicht abdanken will, gerichtete Drohung: nisi Aemiliae legi parueris, in vincula duci iubebo. Liv. IX, 34. Aber vorher sagt der Tribun selbst: Ego te, Ap. Claudi, pro istius magistratus maiestate ac verecundia, quem gessisti, non modo manu violatum, sed ne verbo quidem inclementiori a me appellatum vellem. Ferner die Anklage der Censoren Claudius und Sempronius, Liv. XLIII, 16. Wenn hier auch Amtshandlungen der Censoren die Veranlassung gaben, so war doch der Klagegrund Verletzung der tribunicischen Gewalt. Und der Tribun konnte nicht verhindern, dass er darauf von den Freigesprochenen zum Aerarier gemacht wurde. XLIV, 16. Die Fälle der zweiten Art sind in der vorigen Anm. behandelt; grober Missbrauch der potestas tribunicia war es aber, was an Metellus Macedonicus verübt wurde. Liv. Epit. LIX. C. Atinius Labeo tribunus plebis Q. Metellum censorem, a quo in senatu legendo praeteritus erat,

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Insignien der Würde sind die Nachrichten widersprechend. Dass den Censoren die sella curulis zukam, versteht sich von selbst und wird ausdrücklich erwähnt (Liv. XL, 45.); über die Tracht aber giebt es keine Gewissheit. In der bekannten Stelle, worin der Gebrauch der imagines bei Leichenbegängnissen auseinandergesetzt wird, sagt Polyb. VI, 53. ἐπαν δὲ τῶν οἰκείων μεταλλάξῃ τις, ἄγουσιν εἰς τὴν ἐκφορὰν (τα πρόσωπα), περιτιθέντες ὡς ὁμοιοτάτοις εἶναι δοκοῦσι κατά τε τὸ μέγεθος καὶ τὴν ἄλλην περικοπήν. οὗτοι δὲ προςαναλαμβάνουσιν ἐσθῆτας, ἐὰν μὲν ὕπατος ἢ στρατηγὸς ᾖ γεγονώς, περιπορφύρους· ἐὰν δὲ τιμητής, πορφυρᾶς· ἐὰν δὲ καὶ τεθριαμβευκῶς ἤ τι τοιοῦτον κατειργασμένος, διαχρύσους. Wenn nun jedem der darzustellenden Verstorbenen das Gewand gegeben wird, das der Würde entspricht, die er bekleidet hat, dem Consul oder Praetor die praetexta, dem Triumphator die toga picta, und für den Censor ausdrücklich eine purpurne Toga genannt wird, so möchte man auf eine Autorität, wie Polybius, hin ohne Weiteres annehmen, dass diess die Amtstracht der Censoren gewesen sei. Dagegen sagt aber Zonar. VII, 19. bloss : τῷ τῶν μειζόνων ἀρχῶν κόσμῳ πλὴν ῥαβδούχων ἐχρῶντο. und Athen. XIV. p. 660 c. καὶ παρὰ Ῥωμαίοις δὲ οἱ τιμηταί, μεγίστη δ' αὕτη ἀρχὴ, τὴν περιπόρφυρον ἐνδεδυκότες καὶ ἐστεφανωμένοι πελέκει τὰ ἱερὰ κατέβαλ λον. Die Annahme, dass die toga purpurea nur in älterer Zeit üblich gewesen sei, genügt nicht: was konnten für Gründe obwalten, im siebenten Jahrhunderte die altherkömmliche Amtstracht zu ändern? Eher möchte man also annehmen, dass die Angaben bei Zonaras und Athenaeus ungenau seien.

Was nun den Geschäftskreis der Censoren anlangt, so lassen sich besonders drei, jedoch eng verbundene, Hauptzweige ihrer Verwaltung unterscheiden: der Census selbst, an den sich die Anfertigung der Bürgerlisten, die lectio senatus und

saxo deiici iussit. Ausführlicher bei Plin. VII, 44. Beispiele von Intercession der Tribunen geben Liv. XLIII, 16. Dio Cass. XXXVII, 9. als möglich Cic. ad Att. IV, 9.

die recognitio equitum knüpft; das regimen morum, und die Verwaltung des Staats eigenthums, wohin auch die Aufsicht über die öffentlichen Bauten und die Unternehmung neuer Anlagen gerechnet werden muss. Ob man gleich anfangs die Absicht hatte, der Censur diesen ausgedehnten Wirkungskreis anzuweisen, das ist zu bezweifeln. Die Geschichtschreiber stellen ihre Anfänge als von geringer Erheblichkeit dar, und lassen sie erst nach und nach Bedeutung gewinnen 484), und das ist ganz angemessen; denn in dem ihnen angewiesenen Geschäfte des Census lag der Keim, aus dem sich jene ausgedehnten Befugnisse nothwendig entwickeln mussten. Will man eine kurze Uebersicht derselben haben, so kann neben mehreren Stellen anderer Schriftsteller am besten Cic. de leg. III, 3. dienen: Censores populi aevitates, soboles, familias pecuniasque censento: urbis templa, vias, aquas, aerarium, vectigalia tuento: populi partes in tribus distribuunto: exin pecunias, aevitates, ordines partiunto: equitum peditumque prolem describunto: caelibes esse prohibento: mores populi regunto: probrum in senatu ne reliquunto 85).

484) Liv. IV, S. Idem hic annus censurae initium fuit, rei a parva origine ortae, quae deinde tanto incremento aucta est, ut morum disciplinaeque Romanae penes eam regimen, senatus equitumque centuriae, decoris dedecorisque discrimen sub ditione eius magistratus, publicorum ius privatorumque locorum, vectigalia populi Romani sub nutu atque arbitrio essent. Den ersten Antrag lässt Livius so stellen: Rem operosam ac minime consularem suo proprio magistratu egere, cui scribarum ministerium custodiaeque et tabularum cura cui arbitrium formulae censendi subiiceretur. Vgl. Zonar. VII, 19. Anm. 478.

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85) Zur Vergleichung setze ich auch statt einzelner Anführungen die Hauptstelle aus Zonaras her: Ἐξῆν δὲ αὐτοῖς τάς τε προσόδους τὰς κοινὰς ἐκμισθοῦν, καὶ τῶν ὁδῶν, καὶ τῶν δημοσίων οικοδομημά των ἐπιμελεῖσθαι, καὶ τὰς ἀπογραφὰς τῆς ἑκάστου εὐπορίας διατελεῖν, καὶ τὸν βίον τῶν πολιτῶν ἐπισκοπεῖν τε καὶ ἐξετάζειν, καὶ τοὺς μὲν ἀξίους ἐπαίνου ἐς τὰς φυλὰς καὶ ἐς τὴν ἱππάδα καὶ τὴν γερουσίαν ἐγε γράφειν, καθὼς ἑκάστοις προςήκειν ἐνομίζετο· τοὺς δ ̓ οὐκ εὐ βιοῦντας anavazódev opoios analɛiqew. Dazu Liv. a. a. O. Plutarch. Cat. mai. 16. Τιμητὰς δὲ τούτους προςηγόρευον, ἐξουσίαν ἔχοντας ἀφες λέσθαι μὲν ἵππον, ἐκβαλεῖν δὲ συγκλήτου τὸν ἀκολάστως βιοῦντα καὶ ἀτάκτως. Οὗτοι δὲ καὶ τὰ τιμήματα τῶν οὐσιῶν λαμβάνοντες ἐπεσκόπουν, καὶ ταῖς ἀπογραφαῖς τὰ γένη καὶ τὰς πολιτείας διέκρινον. Αλλας Tε μɛɣálas exei dvváμsis y agý. Vgl. A emil. Paull. 38. Ioann. Lyd. de mag. I, 43.

Der Census, das erste und hauptsächlichste Geschäft der Censoren, wofür der eigentliche Ausdruck ist censum agere 486), ist jedenfalls von jeher, auch von den Consuln, im Campus Martius gehalten worden. Schon die zweiten Censoren baueten in dem Theile, wo die Centurien versammelt zu werden pflegten, für den Zweck der Schätzung ein besonderes Gebäude, die Villa publica 87), die seitdem regelmässig dazu gedient haben wird. Aus dem Fragmente der tabulae censoriae, welches Varro erhalten hat, lernen wir kennen, mit welchen Förmlichkeiten der Census eröffnet wurde: VI, 9. p. 263. Ubi noctu in templum censurae auspicaverit atque de coelo nuntium erit, praeconi sic imperato, ut viros vocet: Quod bonum fortunatum felixque salutareque siet populo Romano Quiritium reique publicae populi Romani Quiritium, mihique collegaeque meo, fidei magistratuique nostro : omnes Quirites, pedites, armatos privatosque, curatores omnium tribuum, si quis pro se sive pro altero rationem dari volet, voca inlicium huc ad me. Praeco in templo primum vocat; postea de moeris item vocat. Ubi lucet, censor, scribae magistratus murrha unguentisque unguentur. Ubi praetores tribunique plebei, quique in consilium vocati sunt, venerunt, censores inter se sortiuntur, uter lustrum faciat. Ubi templum factum est, post tum conventionem habet, qui lustrum conditurus est 88).

486) Liv. III, 3. 22. IV, 8. Epit. XI. XXIX, 15. 37. XL, 46. Monum. Ancyr. Tab. Heracl. s. Anm. 492. Tacit. Ann. I, 31. Etwas Anderes ist censuram agere. Liv. Epit. XCVIII. Ovid. Fast. VI, 647. Damit ist bloss die censura morum gemeint.

87) S. Th. I. S. 624 ff. mit Th. II, 1. S. 216. Aum. 443.

88) Diese Worte, einfach und plan die Eröffnungs förmlichkeit schildernd, bedürfen weiter keiner Erklärung. Nur einige Punkte sind weniger klar. Es werden im Texte nur pedites genannt, und Göttling, Staatsverf. S. 331. glaubt mit Scioppius, dass nach Quirites equites ausgefallen sei. Das ist mir nicht glaublich, weil der census equitum ganz von dem der pedites getrennt war, und erst nach diesem gehalten wurde. Man wird vielmehr zu verbinden haben, omnes Quirites pedites. Ob unter armati die ihrem Alter nach dienstpflichtige Mannschaft oder wirklich stipendia merentes zu verstehen seien, ist mir zweifelhaft; die privati werden von Göttling als aerarii verstanden, was mir sehr unsicher scheint: als privati werden gewiss die

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