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hole es, nur als möglich gelten, aber gerade weil sie für Plinius, nicht aber für einen Kunstautor möglich ist, spricht sie für unsere Annahme einer einzigen Liste.

Für eine Scheidung des Plinius, nicht für die eines Kunstschriftstellers spricht ausserdem eine Reihe von Merkmalen, welche die Aufnahme der Künstler des II. Rangs gerade in diesen Rang veranlasst zu haben scheinen. So werden zunächst Götter- und Heroenbildner in diesen Rang verwiesen, von denen in den folgenden Rubriken immer abgesehen von den Zusätzen keiner erwähnt wird. So Bryaxis, Hegias, Naucydes, Pyrrhus, Silanion, Strongylion und wohl auch Chaereas (mit Alexander und Philipp). Gerade die oben schon erwähnten Zusätze, Baton, Cephisodot, Canachus, Hagesias, Niceratus, lassen uns erkennen, dass derartige Werke den Plinius veranlasst haben. ihre Verfertiger in den zweiten Rang zu setzen, da ja gerade in diesen Zusätzen nur Götterbilder erwähnt werden. Ein anderer Grund für die Aufnahme in den II. Rang scheint die Schulbezeichnung gewesen zu sein. Einen Schüler eines Meisters I. Ranges finden wir nur in der zweiten, nicht in den übrigen Rubriken. So Alcamenes Phidiae d., Aristides Polycliti d., Lycius Myronis d, Phanis Lysippi d., Xenocrates Tisicratis d. [Tisikrates konnte dem Plinius ebenfalls als Meister I. Ranges erscheinen, da mehrere Werke von ihm kaum von denen des Lysipp zu unterscheiden waren (§. 67)]. Diesen Grund zur Aufnahme in den II. Rang wird man möglicherweise nicht gelten lassen wollen. Allein das Folgende wird zeigen, dass wir Recht haben. Unter den Künstlern 3. Klasse finden wir Diodorus Critiae d. und Scymnus Critiae d. Critios kann aber dem Plinius als ein Meister I. Ranges nicht erschienen sein, wenn er ihn auch im chronologischen Index nennt, denn sonst hätte er doch gesucht ihm in der spätern Darstellung einen Platz anzuweisen. Er nennt ihn aber nicht wieder. Völlig überzeugend muss die Bemerkung über Daipp sein. §. 66 sagt Plinius: (Lysippus) filios et discipulos reliquit laudatos Laippum, Boedan, sed ante omnes Euthycraten. Von Letzterem spricht Plinius nun genauer gleich im Folgenden, jedenfalls wegen der Worte ante omnes. Den Boedas führt er §. 72 im II. Rang auf. Laipp dagegen unter dem Namen Daippus erst

Oehmichen, Plinianische Studien.

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unter den Genre- und Portraitbildnern (§. 87). Das ist doch ein offenbarer Widerspruch. Wenn Boedas im II. Rang Aufnahme fand, musste es Daipp doch auch, da er §. 66 das gleiche Lob erhält. Aus diesem Widerspruch dürfen wir schliessen, dass Plinius bei dem Namen Daipp nicht das Schülerverhältniss angegeben fand und dass er, da ausserdem noch ein Versehen im Anfangsbuchstaben hinzu kam, nicht an den Schüler des Lysipp dachte. Es lag also für ihn kein Grund vor ihn in den II. Rang zu setzen. Im andern Falle, d. h. wenn das Schülerverhältniss angegeben gewesen wäre, würde er ihn gewiss in die Rubrik gesetzt haben, wo Phanis und Xenocrates sich fanden. Daran dürfen wir um so weniger zweifeln, als Daipp, freilich mit falschem Anfangsbuchstaben, im chronologischen Index genannt war, also als bedeutender anzusehn sein dürfte als Phanis und Xenocrates, die dort fehlen. Hieraus geht aber doch deutlich eine etwas flüchtige Scheidung nach Aeusserlichkeiten hervor.

Einen dritten Grund zur Einfügung in den 2. Rang scheint die ausgedehntere Behandlung eines Künstlers abgegeben zu haben, die sich zum Theil an Epigramme anlehnte. So Amphicrates, Cresilas, Demetrius, Euphranor, Eutychides, Leochares, Stypax, Silanion, Theodorus. Eine derartige epigrammatische oder anekdotenhafte Ausführlichkeit findet sich in den späteren Paragraphen nicht. Perillus kann, wie oben bemerkt, nicht als Ausnahme gelten, weil bei ihm das persönliche Gefühl des Plinius ausschlaggebend gewesen ist.

Schliesslich mögen auch einzelne Attribute zur Aufnahme in den zweiten Rang Mitveranlassung gewesen sein, da sich solche in den späteren Rubriken nicht wieder finden (denn nobiles §. 86 geht auf den Stand, nicht auf das Kunstwerk), z. B. Alcamenes (encrinomenos), Polycles (Hermaphroditus nobilis), Strongylion (Amazone eucnemon).

Das sind eine ganze Reihe von Indicien, die nur an eine selbständige, freilich höchst willkürliche Thätigkeit des Plinius denken lassen. Mit dieser unserer Bemerkung wollen wir aber durchaus nicht gesagt haben, dass die Angaben des Plinius unrichtig seien. Im Gegentheil, im Grossen und Ganzen werden sie der Wirklichkeit entsprechen; nur wird man nicht mehr auf

die plinianische Rangeintheilung so unbedingt sich berufen dürfen. Denn dass sie das Eigenthum des Plinius ist, darf wohl jetzt als erwiesen angesehn werden. Einen weiteren Grund wird man übrigens auch in dem sogleich folgenden Nachweis finden können, dass in gleicher Weise die Künstler ersten Ranges von Plinius aus dem gemeinsamen Lexikon herausgehoben und chronologisch geordnet worden sind.

Selbstverständlich werden in dem oben eruirten Künstlerlexikon auch die Meister ersten Ranges nicht gefehlt haben. Hier fragt sich nur, ob Plinius gerade das Lexikon oder vielleicht eine andere Quelle benutzt hat. Für die Hauptmeister konnten ja sehr leicht mehrere Quellen fliessen und bei den Malern ist ganz sicher neben dem Lexikon eine andere Hauptquelle benutzt worden. Doch für die Erzgiesser, die wir hier vorzüglich im Auge haben, ist nur eine Hauptquelle anzunehmen; mögen auch noch Spuren einer andern Quelle zu finden sein, hauptsächlich ist sie nicht verwerthet. Diese eine Hauptquelle, das wollen wir jetzt zeigen, ist lexikalisch geordnet gewesen und mit dem oben gefundenen Lexikon zu identificiren, aus dem auch die Künstler des II. und III. Ranges herrühren.

Für den ersten Theil dieser Behauptung ist eine Stelle des Plinius von ganz besonderer Beweiskraft, nämlich §. 65: non habet latinum nomen symmetria quam diligentissime custodit (Lysippus) etc. Es muss im höchsten Grade auffallen, dass Plinius diese Bemerkung über symmetria erst bei Lysipp macht, nachdem er schon vorher §. 58 (bei Myron) über symmetria gesprochen hat. Irgend eine genügende Erklärung dieser auffallenden Thatsache ist meines Wissens bis jetzt noch nicht gegeben worden. Als einzig mögliche erscheint mir die, dass auch die ursprüngliche Anordnung der Künstler I. Ranges eine alphabetische war, dass also nach der Ordnung des Alphabets erst von Lysipp und seiner Symmetrie gesprochen worden ist und später erst von der myronischen. Auf den gleichen Schluss werden wir geführt durch den Umstand, dass bei Lysipp, bei dem die Quelle nach der alphabetischen Ordnung zuerst von toreutice zu sprechen hatte, die lateinische Uebersetzung des Wortes angegeben wird (vgl. unten). Mit dieser Erklärung haben wir zu gleicher Zeit den Nachweis gewonnen, dass

ausser Lysipp und Myron auch die übrigen Meister in der Quelle des Plinius in einer alphabetischen Ordnung aufgeführt waren. Denn es ist allgemein angenommen und sicher, dass die Urtheile über Phidias, Polyklet, Myron etc. in einem engen Zusammenhange stehen und nur aus einer Quelle stammen können. Damit ist aber keineswegs gesagt, dass sie von Anfang an in dieser Ordnung gestanden haben. Die ursprüngliche griechische Quelle wird sie eben einfach so geordnet haben wie Plinius, der seinerseits mit nicht zu schwerer Mühe die erste Ordnung rekonstruiren konnte (cf. Schreiber p. 16). Schreiber schliesst aber zu viel, wenn er sagt, da nach Brieger Varro als Gewährsmann des Plinius anzunehmen ist (darüber vgl. unten), habe auch schon dieser die neue Anordnung getroffen. Woraus soll das hervorgehen? Wir haben doch öfter eine selbständige Anordnung des Plinius gefunden, kann das Gleiche nicht auch hier der Fall sein? Zudem ist eine chronologische Anordnung, nach welcher Pythagoras und Myron später als Phidias angesetzt werden, einem Varro nicht zuzutrauen, wie Furtwängler 20 richtig bemerkt, da die Unterschiede zwischen archaischer und vollendeter Kunst zu Ciceros Zeit allgemein bekannt waren. Ausserdem sollte man doch auch meinen, dass es einem Varro, dem die Chronik des Apollodor und die Berichte des Xenocrates und Antigonus zur Verfügung standen, hätte gelingen müssen eine richtige chronologische Ordnung herzustellen, wenn er überhaupt, was Schreiber vermuthet, die Absicht gehabt hätte eine KG. zu schreiben. Ganz anders steht die Sache bei Plinius, der seine Nachrichten vorzugsweise nur aus Varro, Nepos und Pasiteles schöpfen konnte. Wenn er bei diesen einen chronologischen Faden durch die KG. nicht fand, war er auf sich selbst angewiesen und musste ihn herstellen aus vereinzelten Bemerkungen seiner Hauptautoren. Hiernach dürfen wir uns für berechtigt halten zu der Annahme, dass Plinius selbst aus einer alphabetisch geordneten Liste die vornehmsten Künstler ausgeschieden und chronologisch, so gut es eben ging, geordnet hat. Dass er hin und wieder auch weniger bedeutende Künstler dazwischenschiebt, mag seinen Grund darin haben, dass er sie bei dem Hauptmeister nebenbei als Schüler oder Zeitgenossen erwähnt fand. Er schlug dann

bei einzelnen besonders gelobten im Lexikon nach und fügte ihre Werke bei. Dies Verfahren widerspricht auch nicht geradezu seiner Absicht: §. 53 insignes raptim transcurram reliqua multitudine passim dispersa. Daraus lässt sich zum Beispiel erklären, warum er Daipp einmal mit L schreibt. §. 87 fand er diesen im Lexikon unter D erwähnt, §. 66 dagegen nebenbei als Schüler des Lysipp (unter L). Ob Plinius falsch gelesen oder ob der Fehler schon in seiner Vorlage gemacht war, das geht uns hier Nichts an.

Auf eine alphabetische Liste scheint ferner ein paar Mal eine falsche Satzverbindung hinzuweisen. Zuerst 34, 69: Praxiteles quoque marmore felicior, ideo et clarior fuit. Quoque passt zum Vorausgehenden ganz und gar nicht. Denn von Marmorwerken des Telephanes oder der lysippischen Schule ist keine Rede. Eine Erklärung dieser Ungeschicklichkeit ist, scheint es, noch nicht gegeben. Wir werden es hier wie so oft mit einer Flüchtigkeit des Plinius zu thun haben. Denn der Satz Praxiteles quoque scheint ursprünglich in ganz anderer Verbindung gestanden zu haben und von Plinius, als er ihn aus dieser Verbindung herausnahm, nicht so redigirt worden zu sein, wie es seine neue Umgebung forderte. An diese Beobachtung schliesst sich nach Obigem von selbst die Vermuthung, dass Plinius seine Angabe aus einem Lexikon herausnahm, in welchem unmittelbar vor Praxiteles von einem Künstler gesprochen worden war, dessen Ruhm sich gerade so wie der des Praxiteles vorzugsweise auf seine Marmorwerke gründete. Wer dieser Künstler war, ist nicht ganz leicht zu sagen, da eine genaue alphabetische Ordnung, wie wir sie gewohnt sind, in jenem Lexikon nicht befolgt worden ist. Demnach kann man nur eine Vermuthung aussprechen. Ich meine, Phidias ist der gesuchte Künstler. Einen bedeutenden müssen wir annehmen, das verlangt schon die Vergleichung mit Praxiteles. Freilich erhebt sich sofort eine Schwierigkeit. Der aspirirte Anfangsbuchstabe spricht gegen eine Stellung des Phidias vor Praxiteles. Die Schwierigkeit hebt sich, wenn wir eine indirekte Benutzung des griechischen Lexikons annehmen, welche im folgenden Kapitel nachgewiesen werden wird. Der römische Autor, welcher die griechische Liste in eine lateinische um

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