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gut nachgewiesen., Plinius hat wie so oft den Tadel, der nach seiner Meinung gegen Polyklet ausgesprochen wird, nicht auf sich nehmen wollen, sondern durch Nennung seines Gewährsmannes die Verantwortung auf diesen gewälzt. An einer andern Stelle freilich 35, 64 spricht er gegen Zeuxis einen ähnlichen Tadel aus (reprehenditur tamen ceu grandior in capitibus etc.), ohne seinen Gewährsmann namhaft zu machen, wahrscheinlich weil er ihn für gerechtfertigt hielt. Wenn nun aber das ganze Urtheil über Polyklet aus Varro entlehnt ist, so sind es auch die übrigen über Phidias, Myron u. s. w., da sie in einem engen Zusammenhange stehen. Diese Urtheile stammen aber, wie oben gezeigt ist, zunächst aus dem Künstlerlexikon ; deshalb muss Varro der Verfasser oder genauer der römische Herausgeber desselben sein.

Damit sind wir eigentlich mit unserer Aufgabe zu Ende. Denn etwa noch nachweisen zu wollen, welchen Titel das varronische Werk gehabt habe, ist nach Ritschls richtiger Bemerkung (Rh. Mus. N. F. VI, 514 Anm.) eine vergebliche Mühe. Nur das Eine darf man wohl behaupten, dass das Lexikon eine speciell kunsthistorische Schrift war, womit nicht gesagt sein soll, dass es nicht ein Theil eines grösseren Werkes gewesen sein kann. Wir dürfen ferner sagen, dass Varro zwar einzelne Zusätze zu seiner griechischen Vorlage gemacht hat (so die meisten oben unter D. aufgeführten fr.), dass diese Zusätze aber nur die schon in seiner Quelle genannten Künstler betrafen. Selbständig scheint er dort übergangene oder spätere Künstler nicht hinzugefügt zu haben (über Pasiteles vgl. oben). Denn seine Zeitgenossen hat er offenbar in einer andern Schrift behandelt (cf. Furtw. 56 ff., gegen den nur zu erinnern ist, dass 34, 154 (Mentor), cf. fr. 42, u. 35, 113 schon im Lexikon hinzugefügt sein können) und ebenso den Ursprung der Plastik, Marmorbildhauerei und Malerei oder was sonst noch auf ihn zurückgeht. Ueber die letzterwähnten Punkte hat zwar schon Furtwängler gehandelt, jedoch nicht so, dass man durchweg seiner Ansicht beipflichten könnte. Deshalb will ich zum Schluss noch ganz kurz diejenigen Stellen bezeichnen, welche nach meiner Ansicht varronischen Ursprungs sind.

Vorausgeschickt sei, dass die plinianischen Angaben über

den Ursprung und die Hauptvertreter der Enkaustik (Furtw. 61 ff.) möglicherweise aus Varro stammen, ihre Entlehnung aber bis jetzt nicht erwiesen ist. §. 125 stammt allerdings wahrscheinlich aus Varro, aber die Stelle ist ein Zusatz (cf. fr. 55), wenigstens aus einer andern Schrift dieses Autors. Demnach ist nicht ganz sicher, ob die Umgebung demselben Schriftsteller entnommen ist. Ich erkenne zum Theil nepotischen Ursprung, doch soll das unentschieden bleiben. Die Kombinationen also, die Furtwängler p. 64 an §. 125 knüpft, sind nicht gerechtfertigt.

Ursprung der Plastik. 35, 15 ff. handelt über Butades. Zu Anfang von §. 152 macht Plinius, wie wir oben gesehen haben, einen Zusatz aus Nepos über die Künstler Rhoecus und Theodorus. Wie kommt Plinius dazu, seine Darstellung zu unterbrechen? Offenbar ist er dazu veranlasst worden durch widersprechenden Bericht seiner Quellen. Eine andere Erklärung halte ich für unmöglich. Wenn nun der eine Bericht der sunt qui i. e. des Nepos dem Rhoecus und Theodorus die Erfindung der plastice zuschreibt, so muss vorher von demselben Gegenstande gesprochen sein, das heisst, der andere Gewährsmann muss dem Butades jene Erfindung zugeschrieben haben. Ich begreife nicht, wie Furtwängler dazu kommt, das zu leugnen. Allerdings drückt sich Plinius an der ersten Stelle nicht mit denselben Worten aus, aber der Inhalt seiner Worte ist derselbe. Er sagt: fingere ex argilla similitudines Butades Sicyonius figulus primus invenit. Nach Furtwängler 59 ist hier nicht gesagt, dass Butades die Plastik erfunden habe, vielmehr die Portraitkunst, denn die Töpferei hätten Andere vor ihm erfunden, da er ausdrücklich schon als figulus bezeichnet werde. Hier ist offenbar Töpferei und Plastik als ein Begriff gefasst. Ein Blick in Silligs Indices hätte vor dieser Verwechslung schützen können. Dort war zu finden 1) figlinas fabricas Coroebus Atheniensis invenit 7, 198 und 2) durant ibi plastica opera etiamnum plerisque in locis talia simulacra. fastigia templorum 35, 158. Diese zwei Stellen genügen doch wohl, um einzusehen, dass Plastik mehr bedeutete als blosse Töpferei. Demnach haben wir die plinianische Angabe genau so zu interpretiren, wie es der Ge

gensatz im §. 152 verlangt, nämlich: Butades erfand die Plastik, indem er ein Portrait aus Thon bildete. Wenn es bei Plin. 34, 35 heisst: Similitudines exprimendi quae prima fuerit origo, in ea quam plasticen Graeci vocant dici convenientius erit, etenim prior quam statuaria fuit, so besagt das weiter Nichts, als dass die Portraitkunst zugleich mit der Plastik erfunden worden ist.

Im §. 153 haben wir einen zweiten Zusatz zu den Nachrichten über Butades, der aber von Plinius gewiss nicht vor idem et de signis beabsichtigt gewesen ist, vielmehr nach diesem Satze. So nimmt auch Furtwängler an, nur hat er übersehen, dass diese Umstellung schon von Brunn KrG. I, 403 vorgenommen und richtig begründet worden ist. Das Fragment über Lysistratus ist wohl sicher aus dem Lexikon nachgetragen. Denn dieser wird schon im Erzgiesserverzeichniss genannt, wird also auch wahrscheinlich im Lexikon seine Stelle gehabt haben. (Das Gleiche gilt wohl auch von Chalkosthenes §. 155, cf. fr. 88.)

Diese Nachrichten über Butades gehen gewiss auf einen Römer zurück wegen der Bemerkung 151 donec Mummius Corinthum everterit. Nepos ist dieser Gewährsmann nicht, weil aus ihm die Kontroverse mitgetheilt wird, folglich darf man vermuthen, dass es Varro ist. Mehr lässt sich nicht sagen. Denn dass dieser im folgenden §. 154 citirt wird, beweist für das Vorhergehende Nichts. Dort ist von Rom die Rede, hier von Korinth. Beide Nachrichten können zwar aus Varro stammen, müssen aber bei ihm nicht nothwendig im Zusammenhang gestanden haben. Es ist dies um so weniger wahrscheinlich, als gleich darauf von Zeitgenossen des Varro gesprochen wird, über die Plinius sicher ein anderes Werk Varros konsultirt hat. Man vgl. 36, 39 f., wo von Plinius dieselben Künstler aufgezählt werden, augenscheinlich unter Benützung derselben Schrift wie die an unserer Stelle verwerthete, cf. Furtw. 56. Ich meine demnach, dass Plinius von §. 151 an ausser Nepos und dem Lexikon drei verschiedene Berichte Varros zu seiner Darstellung verwendet, 1) über Korinth, 2) über Rom, 3) über seine Zeitgenossen.

Der Schluss dieses Abschnittes §. 157 praeterea elaboOehmichen, Plinianische Studien.

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ratam hanc artem Italiae etc. steht wieder ausser Zusammenhang mit dem Vorhergehenden. Er schliesst sich an das nepotische Fragment §. 152 ab iis Italiae traditam plasticen und zwar so eng an, dass wir denselben Gewährsmann vorauszusetzen gezwungen sein dürften. Mit Sicherheit also, das ist unser Resultat, können wir Varro den Bericht über den Ursprung der Plastik nicht zuweisen, sondern nur vermuthungsweise.

Ursprung der Marmorbildhauerei 36, 9-15. Wir haben hier Nachrichten über Marmorkünstler der griechischen Inseln. Alle haben (§. 14) den parischen Marmor verwendet. Wir werden mit Furtwängler annehmen dürfen, dass hier ein einziger Bericht vorliegt und dass Varro der Gewährsmann ist, da er §. 14 genannt wird. Auszuschliessen haben wir nur §. 11 quodsi quis coepisse als plinianisches Eigenthum und §. 12 f. Ostendunt Augustus, cf. fr. 76 u. 19. Die Nachrichten sind aber entschieden periegetisch, wie auch Furtwängler 61 anerkennt. Wenn wir nun weiter erfahren §. 54, dass Plinius schon in seiner Periegese (3—6. B.) über Marmorarten gesprochen haben will (et tamen celeberrimi generis dicta sunt in ambitu terrarum cum gentibus suis, cf. 4, 67. 5, 136. 151 etc.) und wenn wir uns erinnern an das, was er 3, 2 sagt: locorum nuda nomina et quanta dabitur brevitate ponentur, claritate causisque dilatis in suas partes, so dürften wir kaum zu viel schliessen, wenn wir behaupten, dass Plinius die obigen Angaben aus dem Periplus Varros geschöpft hat, den er B. 3-6 vorzugsweise benutzte. Ebenso kann er in jenem Periplus die Erfindung des Butades bei Korinth und bei Athen die Nachrichten über Phidias und seine Schule 36, 16 f. angegeben gefunden haben. In §. 18 dagegen benutzte er wieder das Lexikon. Wie hier mag Plinius auch sonst periegetische Angaben Varros verwerthet haben. Man darf aber nicht vergessen, dass Varro selbst schon ähnliche Zusätze zu dem Künstlerlexikon gemacht haben konnte. Eine genaue Entscheidung ist nicht überall möglich, da wir nicht einmal über den Titel beider varronischer Bücher unterrichtet sind, geschweige denn über ihre Abfassungszeit. Nur das kann man als wahrscheinlich behaupten, dass die Lokalangaben

tiber die in Rom befindlichen Werke der in der alphabetischen Liste aufgezählten Künstler, soweit sie Varro bei der Abfassung seiner Schrift bekannt sein konnten, auch von ihm ins Lexikon eingetragen sein werden.

Vitruv kein auctor exquisitus des Plinius.

Die ziemlich zahlreichen Parallelstellen des Vitruv und Plinius hat Detlefsen Philol. 31, 383 ff. zusammengestellt und besprochen. Am Schlusse seiner Untersuchung vergleicht er die gefundenen Resultate mit den aus dem Brunnschen Gesetz über die Indices zu ziehenden und kommt dabei zu folgender Ansicht p. 434: "Ueberhaupt geht aber aus dieser Sachlage hervor, dass Untersuchungen über die Quellenbenutzung des Plinius auf Grundlage der Brunnschen Theorien erst dann möglicherweise bedeutende Resultate erzielen können, wenn in grösserem Umfange feste Punkte bestimmt sind, an denen Plinius seine uns noch erhaltenen Quellenschriftsteller sicher benutzt hat." Ich habe in den vorhergehenden Untersuchungen mich vielfach auf das Brunnsche Gesetz berufen. Meine Beweisführung würde des Zwingenden öfter entbehren, wenn Detlefsen Recht haben sollte. Ich war deshalb zur Prüfung seiner Hypothese, dass Plinius den Vitruv vielfach ausgeschrieben habe, genügend veranlasst. Die gewonnene Ueberzeugung ist die, dass die von Detlefsen angeführten Konkordanzen auf eine oder mehrere gemeinsame Quellen zurückzuführen sind und dass Plinius den Vitruv nicht mehr als Mela benutzt, d. h. ihn nur vergleichungsweise eingesehen hat. Dies will ich im Folgenden nachzuweisen suchen, wobei ich mich der Hoffnung hingebe, dass der verdienstvolle Herausgeber des Plinius meine nur zum Zweck der eigenen Selbsterhaltung unternommene Opposition mit billiger Rücksicht aufnehmen werde.

Die überaus sorgfältige Abhandlung Detlefsens hat nur einen Mangel, nämlich die Nichtberücksichtigung der Möglichkeit einer Quellengemeinschaft des Plinius und Vitruv. Dieser Mangel kann aber keineswegs dem Verfasser zum Vorwurf gemacht werden. Denn erst in den siebziger Jahren ist durch

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