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C. IULII CAESARIS

COMMENTARII

DE BELLO GALLICO

ERKLÄRT

VON

FRIEDRICH KRANER.

SECHZEHNTE VERBESSERTE AUFLAGE

VON

W. DITTENBERGER.

MIT EINER KARTE VON GALLIEN VON H. KIEPERT.

BERLIN,

WEIDMANNSCHE BUCHHANDLUNG.

1898.

EINLEITUNG.

1. Gallien und Rom bis zum Kriege Caesars.

Cicero bezeichnet in der Rede über die Konsularprovinzen 13, 32 treffend die Verschiedenheit der Beziehungen, in denen Jahrhunderte lang Rom dem stets gefürchteten Gallien gegenüber stand, indem er sagt: Bellum Gallicum C. Caesare imperatore gestum est, antea tantummodo repulsum. Semper illas nationes nostri imperatores refutandas potius bello quam lacessendas putaverunt. Vgl. ebendas. § 33. Sall. Jug. 114, 2. Die Völker nördlich der Alpen kamen mit den Römern in einer Zeit in Berührung, als diese noch damit beschäftigt waren, ihre Nachbarn ringsherum zu unterwerfen, und keine Gefahr von jener Seite ahnten, von der später noch so oft Angriffe erfolgen und endlich das Verderben über das römische Reich hereinbrechen sollte. (Quoties Romam Fortuna lacessit, Hac iter est bellis. Lucan. Pharsal. I, 256). Nach der Sage bei Livius V, 34 sandte schon unter Tarquinius Priscus der Keltenkönig Ambigatus eine aus verschiedenen Stämmen gemischte Schar unter seinem Neffen Bellovesus nach dem Süden, welche die graischen Alpen (den kleinen St. Bernhard) überstieg und die erste keltische Ansiedlung in der heutigen Lombardei, den Gau der Insubrer mit der Hauptstadt Mediolanum (Mailand), gründete (s. Mommsen Röm. Gesch. 1, 327). Bald folgten andere Völker, die Cenomanen, Boier, Lingonen, und besetzten das ganze Land zwischen den Alpen und dem Apennin. Endlich drangen die Senonen bis nach Mittelitalien vor. Ihnen gelang, was während der Republik keinem anderen Volke gelungen ist sie legten Rom in Asche. Auch nachher kam es zu wiederholten Kämpfen (361-346 v. Chr.); die ritterlichen Thaten beider Völker sind in zahlreichen Sagen überliefert. Nach einem fünfzigjährigen fast ununterbrochenen Frieden sehen wir im dritten samnitischen Kriege gallische Völker in Verbindung mit den Samniten, Etruskern und Umbrern in der Schlacht bei Sentinum (295 v. Chr.), die durch die Todesweihe des jüngeren Decius

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Mus von den Römern gewonnen wurde. Die Gallier zogen wieder nordwärts. Ein im Bunde mit den Etruskern erneuter Krieg keltischer Stämme gegen Rom endete ebenfalls mit schweren Niederlagen und mit der Vernichtung der Senonen, die einst Rom zerstört hatten (283 v. Chr. Mommsen I, 390). An die Unterwerfung des eigentlichen Oberitalien aber konnten die Römer sich erst nach Beendigung des Pyrrhischen und ersten punischen Krieges wagen; und auch dann noch gelang dieselbe erst nach mehrjährigen blutigen Kämpfen gegen die keltischen Stämme, namentlich die Insubrer und Boier (Sieg bei Clastidium 222, M. Claudius Marcellus tötet den Fürsten der Insubrer Viridomarus). Die Anlegung der Kolonien Placentia und Cremona sicherte die Herrschaft der Römer über das cisalpinische Gallien, welche auch durch Hannibals Erscheinen in jenen Gegenden (218 v. Chr.) und den Anschlufs der Gallier an ihn nur vorübergehend erschüttert wurde.

Hatten die Römer bisher nur gegen die in Italien eingedrungenen gallischen Völkerschaften gekämpft und sie unschädlich gemacht, so drangen sie später selbst erobernd über die Alpen. Die Erfahrung hatte gelehrt, welch gefährliche Nachbarschaft die transalpinischen Gallier waren; der Umstand, dafs ihr Land die Verbindung mit Spanien unterbrach, musste die Römer noch mehr auffordern, jenseits der Alpen festen Fufs zu fassen. Eine günstige Gelegenheit dazu fand sich kurz vor dem Ausbruche des dritten punischen Krieges. Das frühzeitig mit Rom verbündete Massilia hatte, als seine Kolonien Nicaea (Nizza) und Antipolis (Antibes) von räuberischen Oxybiern und Deceaten bedrängt wurden, die Römer zu Hilfe gerufen und durch ihren Beistand unter dem Konsul Q. Opimius die Feinde besiegt (154), ohne dafs die Römer auf einen Teil des eroberten Landes Anspruch machten. Als später (125) die Sallyer (Salluvier) diese Angriffe erneuerten, bekämpfte sie der Konsul M. Fulvius Flaccus (Liv. Perioch. 60. Flor. III, 2 [I, 36 Jahn]), und im J. 123 schlug der Prokonsul C. Sextius Calvinus die Allobroger in der Gegend, wo nachher das erste römische Kastell jenseits der Alpen, Aquae Sextiae (Aix), entstand. Zwei Jahre darauf (121 v. Chr.) besiegte Q. Fabius Maximus (Allobrogicus) die Allobroger und die ihnen zu Hilfe gekommenen Arverner unter ihrem König Betuitus am Zusammenflusse der Isara (Isère) und des Rhodanus. Darauf unterwarfen sich die Allobroger; die Arverner setzten zwar den Widerstand fort, wurden aber bei Vindalium (an der Rhone oberhalb Avignon) von Cn. Domitius Ahenobarbus über

wunden 1).

Durch Unterwerfung der Allobroger wurde die Grenze der Provinz bis an den Genfersee und die mittlere Rhone vorgerückt (Caes. I, 6, 2. 10, 5), wogegen die Arverner und Rutener unabhängig blieben. Endlich gab im J. 118 der Konsul Q. Marcius Rex durch einige Eroberungen im Westen der Rhone der jenseitigen Provinz den Umfang, den sie bis auf Caesar hatte. Zum Schutze der Küstenstrafse nach Spanien wurde in demselben Jahr die Kolonie Narbo Martius angelegt, von der die Provinz später den Namen Gallia Narbonensis erhielt.

Kaum hatten die Römer sich in Gallien festgesetzt, als der cimbrische Völkerschwarm sich plündernd und verheerend über das Land ergófs, die Verhältnisse der Völker und Staaten vielfach zerrüttete und ihren Wohlstand auf lange Zeit zerstörte, aber eben dadurch den Siegen Caesars den Weg bereitete. Denn mit Ausnahme der Belgier, welche den Cimbern glücklich standhielten, wurden beinahe alle Völker Galliens besiegt und ihre Kraft gebrochen. Die Römer sahen sich genötigt, auf dieser Seite dem Vordringen der Barbaren Einhalt zu thun, aber vergebens. Diese fanden in Gallien selbst Verstärkung an dem helvetischen Gau der Tiguriner, die im J. 107 das Heer des Konsul Lucius Cassius Longinus aufrieben und ihn selbst mit seinem Legaten L. Piso töteten (Caes. I, 7, 4. 12, 5). Die Kämpfe wurden zum Teil in der Provinz ausgekämpft, bis Marius die Teutonen bei Aquae Sextiae (102) und mit Q. Catulus die Cimbern bei Vercellae (101) vernichtete. Nun genofs das römische Gallien, wenn auch die Völker geheimen Groll bewahrten, längere Zeit der Ruhe. Zur Zeit der Catilinarischen Verschwörung (63) erschienen zu Rom Gesandte der Allobroger, um Abhilfe den Druck der Beamten und die Habsucht der Wucherer zu erbitten (Sall. Cat. 40. 44). Die Catilinarische Partei suchte die Unzufriedenen in ihre Verschwörung hineinzuziehen; sie widerstanden der Lockung. Als man aber in Rom trotz ihrer bewährten Treue den Beschwerden nicht abhalf, brach der Aufstand aus (61 v. Chr.), sie bemächtigten sich der Stadt Vienna, drangen mit ihrem Führer Catugnatus bis über die Isara und konnten nur mit grofser Mühe durch den Prätor Pomptinus zur Ruhe gebracht werden (Caes. I, 6, 2. 44, 9. Cic. de prov. consul. 13,

gegen

1) S. Mommsen R. Gesch. II p. 163 Anm., der mit Anschlufs an die Berichte des Florus I, 37 (III, 2) und des Strabo IV, 2, 3 p. 191 Cas. die Chronologie dieser Ereignisse hergestellt hat, während Livius Perioch. 61 und Plin. N. h. VII, 50 die Schlacht bei Vindalium vor die an der Isara setzen.

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