Immagini della pagina
PDF
ePub
[graphic][subsumed][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small]

τᾶκεν') δὲ Διὸς υἱὸς ἔνδοθεν

κέαρ κέλευσέ τε κατ οὐρον ἴσχεν εὐδαίδαλον

νᾶα (μοῖρα δ ̓ ἑτέραν ἐπόρσυν ̓ ὁδὸν)·

ἵετο δ ̓ ὠκύπομπον δόρυ ̇ σόει νιν Βορεὰς ἐξόπιν πνέουσ

ἀήτα.)

τρέσσαν δ ̓ ̓Αθαναίων ἠιθέων [πᾶν] γένος, ἐπεὶ

ἥρως θόρεν πόντονδε, κατὰ λειρίων τ ̓ ὀμμάτων δάκρυ χέον βαρεῖαν ἐπιδέγμενοι ἀνάγκαν.

Ich habe auch die Schilderung der klagenden athenischen Kinder hergesetzt, weil auch sie sich für die Reconstruction des Mikonischen Bildes im Theseion verwerthen lässt. Schreiber hat kürzlich (Wandbilder des Polygnotos in den Abh. d. Sächs. Ges. XVII S. 132) gegen die Zurückführung des Bologneser Kraters auf jenes Wandgemälde einen Haupttrumpf auszuspielen geglaubt, wenn er behauptete, das Vasenbild enthalte eher zuviel Figuren als zu wenige und mache keineswegs den Eindruck eines Ausschnitts aus einem grösseren Ganzen. In der That war die Frage, welche weiteren Figuren das Wandgemälde enthalten konnte, bisher nicht ganz leicht zu beantworten. Höchstens durfte man annehmen und muss es auch jetzt noch, dass Mikon eine grössere Anzahl von Nereiden angebracht hatte, als die vier auf der Vase copirten. Jetzt dürfen wir weitergehen. Wenn das Schiff nicht nur zur Andeutung der Küste dient, sondern ganz wesentlich zum Verständniss der Situation beiträgt, so wird es Mikon nicht, wie ich früher nach Analogie ähnlicher der Polygnotischen Schule geläufiger Abbreviaturen annahm,) nur zum Theil, sondern er wird es in seiner ganzen Gestalt mitsammt den Insassen gezeigt haben. Der Maler wird sich die Schilderung der klagenden Knaben und Mädchen und des triumphirenden Minos so wenig haben entgehen lassen, wie der Dichter. Auf diese Weise kam die Hauptgruppe, Amphitrite und der von Triton emporgehobene Theseus, gerade in das Centrum der Composition und somit würde, was uns auf der Bologneser Vase vorliegt, ungefähr der Mitte und der rechten Hälfte des Gemäldes entsprechen. Dass der antike Künstler auch bei solcher abkürzenden Nachbildung nach einer gewissen Symmetrie strebt, ist natürlich: thun es doch selbst. die späten mosaikartig componirenden Nachbildner des Parthenos1) Blass, Litt. Centralbl. 1897, 51. 52 S. 1688 ff,

2) ergänzt von Kenyon.

3) A. d. I. 1882, 284; Nekyia 42. 63; Marathonschlacht 95 f.

schildes; aber dadurch bleibt die Abhängigkeit von einem umfangreichen Vorbild doch immer möglich, wie das eben angeführte Beispiel beweist, und in unserem Fall ist die sog. Eurhythmie nicht einmal sonderlich geglückt. In dem von Schreiber S. 137 entworfenen Schema von grossen und kleinen Buchstaben mit und ohne Accent, Bogenlinien, Halbmonden und Kreuzen nimmt sie sich auf dem Papier zwar sehr mystagogisch aus, aber vor der Vase wird ein unbefangener Beschauer von solcher Art der Eurhythmie schwerlich etwas empfinden.

Dass,im Vasenbilde die Begegnung unter freiem Himmel beim Lichte des Helios an der Meeresküste vor sich gehe', wie Schreiber im Anschluss an Ghirardini behauptet, lässt sich gegenüber der eben erwiesenen Uebereinstimmung der Vasendarstellung mit Bakchylides schwerlich aufrecht erhalten. Lediglich die in der Mitte und auf der rechten Seite des Bildes eingestreuten Sträucher und Bäumchen lassen diesen seltsamen Irrthum einigermaassen verständlich erscheinen; nicht die Terrainlinien, denn das sind die Felsen des Meeres, nicht der Helios, denn wie öfter bei Polygnot (Arch. Anz. 1889, 151; in dies. Ztschr. XXV 428) ist die Bildfläche als ein Durchschnitt gewissermaassen durch die ganze Landschaft gedacht. Also es bleiben nur die Bäumchen und Sträucher. Aber so gut, wie sich Bakchylides und der Dichter des N auf dem Meeresgrund einen goldenen Palast des Poseidon denken, kann man sich doch auch unten in der Tiefe einen Garten des Meergottes vorstellen. Etwas mehr sollte doch auch in modernen archäologischen Untersuchungen mit der dichterischen und künstlerischen Phantasie der Alten gerechnet werden. Mit demselben Rechte, wie an jenen unschuldigen Gewächsen, könnte man auch an dem Stuhl der Amphitrite auf der Euphroniosschale, an der Kline und dem Krater auf unserer Vase Anstoss nehmen. Und wenn Schreiber zur Andeutung des Meeres die Delphine vermisst, so fehlen diese auch auf dem Pariser Krater und der Amphora Tricase; auf dem Bologneser Krater werden sie überdies durch die gewaltige Gestalt des Triton reichlich ersetzt. Diesen sich auf dem Lande zu denken, ist nicht nur eine,den ganzen Sinn der Sage verschiebende', sondern eine ungeheuerliche Vorstellung. Warum lieber pompeianischen Malern, römischen Sarkophagarbeitern und attischen Vasenmalern allen möglichen Unsinn zutrauen, statt ihre Darstellungen aus dem antiken Vorstellungskreis heraus zu interpretiren?

So liegt denn auch weiter nicht der geringste Grund vor, die Nereiden als sinnlose Zuthaten aus anderen Compositionen zu betrachten. Dass die Typen auch sonst wiederkehren, haben sie mit vielen Schöpfungen der Polygnotischen Schule gemein; wie sehr sie aber zu dem dargestellten Vorgang gehören, lehrt nicht nur der Vergleich mit dem Pariser Krater und der Amphora Tricase, wo sie hier zu beiden Seiten der Mittelgruppe, dort auf der Rückseite gleichfalls erscheinen, sondern vor Allem wieder Bakchylides, der die Ankunft des Theseus auf dem Meeresgrund folgendermaassen schildert 100 ff.:

ἔμολέν τε θεῶν μέγαρον· τόθι κλυτὰς ἰδὼν ἔδεισεν Νηρῆος ὀλβίου κόρας. ἀπὸ γὰρ ἀγλαῶν λάμπε γυίων

σέλας

ὥστε πυρός, ἀμφὶ χαίταις δὲ χρυσεόπλοκοι

δινῆντο) ταινίαι, χορῶι δὲ τέρπον κέαρ ὑγροῖσι ποσσίν. Die tanzenden Nereiden sieht Theseus, auf der Vase tanzen sie zwar nicht, aber eine spielt das Tamburin, wesshalb sie sich eine ungeschickte, ja sinnlose Zusatzfigur schelten lassen musste. Und als Theseus die Nereiden in ihrer ewigen Schönheit erblickt, fasst ihn Furcht. Auch dieser Zug, das Grauen des Sterblichen in Gegenwart der göttlichen Wesen, ist auf der Vase in dem sich sträubenden Haar des Theseus sehr glücklich zum Ausdruck gebracht. Meine von Ghirardini (Rendiconti dell' Acc. d. Lincei IV 1895 S. 96 n. 1) bestrittene Auffassung dieses auch auf dem Atalantekrater wiederkehrenden Motivs wird nun durch Bakchylides bestätigt (in dies. Ztschr. XXII 1887 S. 446. Arch. Anz. 1889 S. 142).

Nur die Begegnung mit Amphitrite, nicht die mit Poseidon schildert Bakchylides V. 109 ff.:

εἶδέν τε πατρὸς ἄλοχον φίλαν

σεμνὰν βοῶπιν ἐρατοῖσιν ̓Αμφιτρίταν δόμοις· ἅ νιν ἀμφέβαλεν ἀιόνα πορφυρέων

κόμαισί τ ̓ ἐπέθηκεν οὔλαις ἀμεμφέα πλόκον,

τόν ποτέ οἱ ἐν γάμωι δῶκε δόλιος Αφροδίτα ῥόδοις ἐρεμνόν. Auch Euphronios zeigt uns nur Amphitrite und ebenso ist sie auf dem Bologneser Krater unter den Göttern durchaus die Hauptperson. Auch dies hat man dem Vasenmaler zum Vorwurf ge

1) So Blass nach dem Papyrus.

macht. Keine Begrüssung zwischen Vater und Sohn, keine Ueberreichung des Ringes, keine Handdarreichung, vielmehr bleibt Poseidon ein unthätiger Zuschauer bei dem vor seinen Augen sich abspielenden Vorgang. Und dieser Vorgang stellt nicht dar, wie Theseus den Kranz von Amphitrite annimmt, sondern wie er mit kindlichen Gesten den Schooss der mütterlichen Gottheit umfasst, als wenn das Verhältniss beider zu einander ein ganz anderes wäre, als die Sage berichtet. Welche Pointe Schreiber in die letzten Worte legen will, verstehe ich nicht; um so besser verstehe ich den attischen Vasenmaler. Der sterbliche Bastard naht sich der Gemahlin seines göttlichen Vaters, er naht sich der Göttin, die er für seine Feindin halten muss, und wie ein Schutzflehender umfasst er ihre Kniee. Sie aber nimmt den sterblichen Stiefsohn ohne Groll gütig auf, ja sie verbürgt ihm die Rettung aus dem gefährlichen Abenteuer, in das er sich begeben will, indem sie auf sein Haupt den leuchtenden Kranz setzt κόμαισί τ ̓ ἐπέθηκεν οὔ λαις αμεμφέα πλόκον. Dass sie das auf der Vase thut, lehrt der Augenschein und dass Theseus den Kranz annimmt, was Schreiber ausdrücklich dargestellt zu sehen verlangt, versteht sich doch wirklich von selbst. Und dieser Kranz ist nichts geringeres, als ihr eigenes Brautgeschenk, ihr von Aphrodite1) gespendet, als sie sich mit Poseidon vermählte. Aehnliches ist nie einem Sterblichen, den ein irdisches Weib einem Gotte gebar, beschieden worden. Wohl hat Hera den Bastard ihres Gatten Herakles die Brust gereicht, aber nur von Hermes überlistet, und als sie das Kind erkennt, schleudert sie es empört von sich. Amphitrite aber handelt freiwillig und bewusst. Es ist klar, dass dies der Höhepunkt der Situation ist, dem gegenüber selbst die Begegnung zwischen Vater und Sohn an Bedeutung verliert. Daher konnte Bakchylides von dieser ganz schweigen, Euphronios den Poseidon auslassen und der Maler des Bologneser Kraters ihn an die zweite Stelle rücken; sie trafen

1) Der Eros als Mundschenk des Poseidon hat Vielen Kopfzerbrechen gemacht. Ich glaube nun nicht, dass es nöthig ist in ihm eine besondere Beziehung zu suchen die vorgeschlagenen sind jedesfalls sämmtlich unhaltbar will aber doch auf die Möglichkeit hinweisen, dass auf dem Mikonischen Original auch Aphrodite dargestellt war, die einstige Besitzerin des Kranzes. Die meerentstiegene Göttin kann man sich auf dem Meeresgrund unter den Göttern der See gewiss leichter vorstellen, als Athene, die Euphronios kein Bedenken getragen hat, der Begrüssung zwischen Theseus und Amphitrite beiwohnen zu lassen.

« IndietroContinua »