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treffende Analogien dafür noch nicht vorgebracht; denn was man anführt od. I 3, 15 Noti quo non arbiter Hadriae maior1) und Plin. n. h. I 27, 97 Taurus mons. . inmensus ipse et innumerarum gentium arbiter 2) kann nur beweisen, dass das Wort zu bildlicher Ausdrucksweise Verwendung fand. Aber die Anschauung, die jenem Bild zu Grunde liegt, lässt sich doch nachweisen: Plinius epp. I 3 quid agit Comum? .. quid subiectus et serviens lacus? I 6, 23 ante piscinam, quae fenestris servit ac subiacet. Man sieht, wie die Vorstellung vom Darunterliegen zu der des Unterworfenseins überführt; von da ist aber nur ein Schritt zu der anderen, sich das Höhere als das Besitzende oder Beherrschende zu denken; Ausonius Mos. 324 illa (villa) tenens collem qui plurimus inminet amni usurpat faciles per culta per aspera visus ut que suis fruitur felix speculatio terris, und wenn prospicit u. a. von Häusern oder Städten3) statt von ihren Bewohnern gesagt wird, so kann wohl statt der speculatio auch der Ort selbst als der besitzende, beherrschende bezeichnet werden. Fast noch schlagender ist mir, dass umgekehrt der Begriff des Beherrschens durch den des Ausblickens ersetzt wird: Ov. trist. III 7, 51 dumque suis septem victrix de montibus orbem prospiciet domitam Martia Roma legar. Dass nun H. arbiter statt dominus o. ä. sagt, hat nichts Auffallendes, wenn man sich erinnert, wie häufig arbiter und arbitrium steht, gerade um das unbeschränkte Verfügungsrecht zu bezeichnen mit gutem Grund: Seneca benef. III 7, 5 illum (iudicem) formula includit et certos quos non excedat terminos ponit, huius (arbitri) libera et nullis adstricta vinculis religio et detrahere aliquid potest et adicere et sententiam suam non prout lex aut iustitia suadet, sed prout humanitas aut misericordia inpulit regere.

I 12.

Fructibus Agrippae Siculis, quos colligis, Icci,

si recte frueris, non est ut copia maior
ab love donari possit tibi. tolle querellas:

pauper enim non est, cui rerum suppetit usus.

Wie K. das fructibus frui wenn du die Erträge . . zu ge1) Sofort erklärt durch tollere seu ponere volt freta; das arbitrium ventorum auch Quintil. decl. IX.

2) Erklärt 99 plurimis se gentium nominibus hinc et illinc inplet. 3) Von Häusern sehr häufig; von der Stadt z. B. Claudian. 28, 515 celsa dehinc palulum prospectans Narnia campum.

niessen verstehst' übersetzt er verstanden wissen will, hat er nicht deutlich gesagt; nur gegen die Auffassung wendet er sich, dass v. 4 rerum suppetit usus,den Iccius zustehenden (?) Niessbrauch der von ihm verwalteten Güter' meine, wie z. B. Krüger erklärte. Noch letzthin hat L. Müller das Ueberlieferte für unhaltbar erklärt und auf Horkels auch von Ribbeck aufgenommene Coniectur Acrillae zurückgegriffen. Stellen wir zunächst fest, was m. E. in die. Augen springt dass die Pointe des Satzes eben in der Zusammenstellung fructibus frui liegt: die fructus gehören einem anderen, du hast nur wieder von ihnen den fructus; das sollte dir aber genügen. K. scheint nun anzunehmen, das beziehe sich auf Tantiemen, die Agrippa seinem procurator gewähre und die dieser nur recht zu verwenden brauche, um sich ein behagliches Leben zu schaffen. Dabei geht aber die eben gezeigte Pointe grossentheils verloren, und es kommt in den einheitlichen Ton des Briefes ein Fremdes hinein. Denn man beachte, dass in ihm ganz offenbar mit Absicht alles auf die Landwirthschaft und ihren unmittelbaren Ertrag, von dem man isst und trinkt, gestellt ist: 5 si ventri bene est, 7 si .. herbis vivis et urtica, 12 Democriti pecus edit agellos, 21 seu piscis seu porrum et caepe trucidas, 24 vilis amicorum est annona, 28 fruges.. defudit Copia. So wird man doch wohl auch bei fructus colligere1) zunächst an solchen Ertrag denken, und dem entspricht auch non est ut copia maior etc. aufs beste 2). Behält

1) Denn colligere steht hier nicht für cogere,einziehen' (K.), die Thätigkeit des procurator als Stellvertreters bezeichnend; es heisst in Verbindung mit fructus einfach einernten, wie man vindemias colligere sagt (Plin. epp. IX 20, 2; 28, 2); vgl. Cod. Iust. VI 38, 2 (es handelt sich um einen fundus) ea etiam quae tam fructuum colligendorum quam servandorum, und, ohne speciellen Bezug auf Landwirthschaft, Paullus p. 450 Hu. hi fructus (hereditatis) in restitutione praestandi sunt petitori, quos unusquisque diligens pater familias et honestus colligere potuisset.

2) Horaz denkt, wo er vom Horn der Copia spricht, immer in erster Linie an den Ertrag des Landes, unten v. 29; od. I 17, 14; CS. 60; die vilica Catos (r. r. 143) Lari familiari pro copia supplicet. Anders H. sat. I 1, 57 (wo K.,Vermögen' erklärt); od. III 29, 9 ist die fastidiosa copia der Stadt dem ländlichen lar parvus gegenübergestellt. Vgl. epp. I 15, 14 frumenti copia, 18, 110 provisae frugis in annum copia. Uebrigens liegt schon im Ausdruck selbst, dass es dem Iccius gar nicht besser gehen kann: denn die ,überströmende Fülle' (divitiarum est fructus in copia, copiam autem declarat satietas rerum atque abundantia Cic. parad. 6, 47) kann kaum als minor oder maior gedacht werden.

man also das im Auge, so wird man gar nicht auf den Gedanken an Tantiemen kommen; es versteht sich ja von selbst, dass der procurator auf den von ihm verwalteten Gütern freie Station 1) hat; er hat also reichlich zu essen und trinken was brauchts mehr zum Wohlergehen? Die querellae des Iccius freilich werden sich auf seine pecuniäre Stellung bezogen haben, das geht aus dem pauper enim non est für mich unzweifelhaft hervor (er hat ja schon früher bewiesen, dass er zwar Philosoph, aber nicht Bettel philosoph sein will, als er den abenteuerlichen Beutezug nach Arabien mitmachte, oder mitmachen wollte); aber eben darauf will sich H. gar nicht einlassen und schiebt es mit dem Theogniscitat v. 5 f. bei Seite: durch welches übrigens jeder Leser des Horaz, und der Philosoph Iccius insbesondere, nothwendig an Epikurs (und Metrodors) άexỳ καὶ ῥίζα παντὸς ἀγαθοῦ ἡ τῆς γαστρὸς ἡδονή (fr. 409) erinnert, aber auch eben nur erinnert werden musste. Was nun aber den Iccius besonders verdross (oder nach H. verdriessen konnte), ist vielleicht auch noch im ersten Satze angedeutet. Ich stimme K.s Zweifel,,ob ein römischer Leser fructus Agrippae ohne Weiteres als,die Einkünfte Agrippas' verstanden haben wird', durchaus zu. Eben weil fructus nicht wie reditus,Einkünfte', sondern ,Ertrag heisst, findet man es nur selten mit einem Genetivus possessivus oder dem entsprechenden Pronomen verbunden; und dann ist betont, dass die Erträge dem Betreffenden, keinem anderen gehören 2). Mag man also Agrippae als Genitiv oder als Dativ fassen, der Sinn bleibt derselbe: ,du sammelst für einen anderen'. Und eben dies,

1) Das ist noch etwas ganz anderes als,Niessbrauch' (,wenn Iccius die Erträgnisse der grossen Güter des A. für sich verwenden kann, resp. gar lange Finger macht als ungetreuer Verwalter, so passt das folg. tolle querellas, ferner der 4. v., wie die Faust aufs Auge' L. Müller). Sen. de ben. VI 3, 1 quid tamquam tuo parcis? procurator es.

2) Cic. Verr. III 13, 32 cum tuos omnes fructus publicano tradidisses; 86, 198 cum fructus diripiebantur aratorum . . videbatur id perdere arator, quod aratro ipse quaesisset, in quo elaborasset, quod agri segetesque extulissent; 98, 227 quid. . est, quod aut liberum possit habere ille arator ac dominus in potestate suorum fructuum (obwohl sie ihm gehören); IV 6, 11 hominem video . . vendidisse praeter fructus suos nihil umquam (hat keinen Handel getrieben); de lege agr. II 7, 17 cum omnes. . curationes ab universo pop. R. proficisci conveniat, tum eas profecto maxime, quae constituuntur ad populi fructum aliquem; 33, 89 effusis ac dissipatis fructibus vestris (die doch euch gehören); Phaedr. III 13, 15 quapropter apibus fructum restituo suum (der ihnen streitig gemacht worden war).

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ein sic nos non nobis, ich habe die Arbeit, ein anderer den Gewinn', könnte wohl die Klage des Iccius gewesen sein. Den Trost des Dichters pauper enim non est cui rerum suppetit usus fasse ich dann ganz wie K., also etwa ὅστις δύναται τοῖς παροῦσι χρῆ σθαι.

Zum Schlussabschnitt des Briefs leitet der Vers über (25)

ne tamen ignores quo sit Romana loco res. K.:,und damit du über der Beschäftigung mit dem Himmel nicht ganz vergissest, wie es auf Erden aussieht, so höre'. Er scheint also um des tamen willen das Folgende in einen innerlichen Gegensatz zum Vorhergehenden (wobei aber über v. 12-24 zurückgesprungen wird) bringen zu wollen; L. Müller geht darin noch weiter und nimmt eine Lücke vor 25 an: ,tamen ist ganz unverständlich, wenn nicht vorher etwas ausgefallen ist, wahrscheinlich eine Mittheilung über Horaz selbst, und zwar unerfreulichen Inhalts'. Weder ist das erforderlich, noch darf man nach irgendwelchem Zusammenhang mit dem Früheren suchen, der durch tamen hier gerade abgelehnt wird; denn das ist nichts weiter als eine abbrechende Uebergangspartikel. Wann und wo dieser Gebrauch zuerst auftritt, ist noch nicht festgestellt: Hand ist eben nicht bis zu t gekommen. Bei Horaz ist sehr ähnlich od. IV 11, 13 (wo K. auch auf unsere Stelle verweist): der Phyllis ist bisher ausführlich geschildert, welch festliche Zurüstungen er getroffen hat; nun bricht er ab: ut tamen noris quibus advoceris gaudiis, idus tibi sunt agendae etc. Ferner Ovid fast. I 45, nachdem von den Monaten gesprochen ist: ne tamen ignores variorum iura dierum. .'); epist. Cydipp. 231 (sie hat ihre Krankheit geschildert) ne tamen ignores: ope qua revalescere possim, quaeritur a Delphis fata canente deo; Mart. I 2, 5 (kaufe mein Buch, es ist so klein und bequem zur Reiselectüre,) ne tamen ignores ubi sim venalis etc. Besonders häufig als Uebergangspartikel ist tamen, um von noch Späteren abzusehen, bei Iuvenal: 1, 19; 5, 137; 6, 285 u. ö. Dass nun H. dem Freund die folgenden Nachrichten wirklich schreiben müsse, ne ignoret quo sit Romana loco res, ist natürlich Fiction: man beachte, dass es die einzigen nicht auf ihn selbst bezügliche Mittheilungen sind, die H. seinen Correspondenten macht. Aber bei der Stellung,

1) Vgl. auch z. B. trist. I 1, 91; 105; V 5, 61. ignores.

fast. VI 25 ne tamen

die H. zu den leitenden Kreisen einnahm, ziemte es sich, dass er wenigstens einmal der Grossthaten des augusteischen Hauses gedachte (vgl. auch I 3, 7); es ist kein Zufall, dass unmittelbar darauf die indirect an Augustus selbst gerichtete Epistel folgt. Er gedenkt jener Thaten mit dem Tone freudigen Stolzes, der sich in der Erhebung des Stils deutlich kundthut: im ersten Satz der Chiasmus in den asyndetischen Gliedern Cantaber Agrippae - Claudi Neronis Armenius, im zweiten Phraates Caesaris nebeneinander, schliesslich mit ganz poetischer Wendung aurea fruges Italiae pleno defudit Copia cornu wieder asyndetisch angefügt; es ist, als ob die virtus, die nach aussen den Ruhm des Reiches trägt, den Segen im Lande zur Folge hätte, wie ja Beides auch im Carmen saeculare 53-56 und 57-60 so auf einander folgt. Ueber eine Wendung, die gleichfalls aus der gehobenen Stimmung des Dichters, nicht mehr Sermonenschreibers, geflossen ist, sind die Erklärer noch uneins: das genibus minor. Man verbindet entweder Caesaris genibus (so schon Porphyrio und die Neueren zumeist), oder fasst genibus minor für sich als kniefällig': so mit Bentley Kiessling. Ich halte jenes für das einzig Richtige. Für eine Erklärung von genibus minor im Sinne von genu flexo, genibus positis sehe ich nur die Möglichkeit, genibus als durch seine Knie, indem er sich nämlich auf sie niederlässt zu fassen; aber wie geschraubt wäre das gesagt; und dann fragt man immer noch nach der Beziehung von minor: quam antea? oder quam Caesar? Dagegen Caesaris genibus minor ist ganz verständlich und schön: er unterwirft sich 1) Cäsars Knien, indem er ad genua provolutus naht, sie zu umfassen sucht; ja man kann sogar minor ganz sinnnlich fassen: er wagt nicht einmal die Knie zu berühren, sondern fällt dem Caesar ganz eigentlich zu Füssen', wie es die äusserste Demuth thut: procidit ad pedes Achillei ep. 17, 14; summissaque terra ad non mortalis brachia tende pedes sagt Ovid ex. P. III 1, 149, vix tangendos praebuit illa pedes Prop. IV 8, 71, nunc pudet ad teneros procubuisse pedes Tib. I, 9, 30; Caesar Pompeio Penno.. porrexit osculandum sinistrum pedem; entrüstet sagt dazu Seneca (benef. II 12) homo natus in hoc, ut mores liberae civitatis Persica servitute mutaret, parum iudicavit si senator senex supplex sibi eo more iacuisset, quo hostes victi

1) minor wie sat. II 7, 76 rerum imperiis hominumque tot tantisque minor, epp. I 17, 23 dante minor.

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