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werden, durch den Zusatz ich wünsche, dass es dir gut geht und du gesund bist wie es deiner Seele gut geht. Denn ich habe mich sehr gefreut, wenn Brüder kamen und für deinen Wandel in der Wahrheit Zeugniss ablegten; ich habe keine grössere Freude, als wenn ich das von meinen Kindern höre. Wir sehen, der Alte sitzt zu Hause und lässt sich von den Besuchern über ihre Erfahrungen in fremden Gemeinden berichten: die perfectischen Participia zeigen, dass das regelmässig geschah.

Nun kommen wir zur Sache. Das weswegen der Brief geschrieben wird, wird sehr oft schon im 3. Jahrhundert mit xalos Tonσes eingeleitet: daran erkennen wir hier die Hauptsache, ,du wirst gut thun die Brüder, wie du es Gott schuldig bist, zu geleiten. Er hat das sonst gethan, denn es heisst,sie haben es dir vor der Gemeinde (d. h. ihrer Heimatgemeinde) bezeugt. Aber er wird wieder in den Fall kommen, sich ihrer anzunehmen, und Johannes sieht sich veranlasst, ihn dazu durch diesen Brief zu mahnen. Weiter lehrt der nächste Satz,ich habe an die Gemeinde. (der Gaius angehört) geschrieben, aber Diotrephes hat den Brief nicht angenommen. Dem will ich sein Betragen verweisen, wenn ich komme; du, lieber Sohn, halte dich an das gute Vorbild." Vers 11 ist dem Gedanken nach ganz eng an das Vorige zu schliessen; er ist keine öde Allgemeinheit, sondern ganz concret gemeint. Gaius steht vor dem Conflicte, zu handeln wie seine Gemeinde oder wie sein geistlicher Vater. Ihn in dem Sinne zu bestimmen, dazu ist der Brief geschrieben, als Empfehlungsbrief für die Brüder. Aber ein Empfehlungsbrief verlangt die Nennung des Empfohlenen; wir kennen ja diese Gattung ganz genau, und es liegt in ihrem Wesen, zumal wenn der Ueberbringer selbst empfohlen wird, dass die Person genau bezeichnet wird. Dazu genügen,die Brüder' nicht. Daher folgt,für Demetrios zeugen alle und die Wahrheit und ich, der sie verkündet. Darin soll návτes nicht gepresst werden; das ist griechische Floskel, wie in tά 'ähha zaì u. dgl. Was eigentlich dem Demetrios bezeugt wird, steht nicht hier, muss aber doch in dem Briefe stehn: es ist gesagt, aber nur dann gesagt, wenn Demetrios identisch ist mit ,den Brüdern', von denen vorher gehandelt ist, also Gaius ihm Geleit geben soll, also der Brief für ihn geschrieben ist. Es ist ja auch kein andrer Name genannt.

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Ich hätte dir noch viel zu sagen, aber das soll mündlich geschehen. So schreiben wir auch. eiervn ooi, das ist christlicher

Ersatz für eggwoo. Die Freunde grüssen, grüsse die Freunde namentlich. Das ist sehr kurz, wie die Kinder schliessen,Grüsse alle, alle grüssen. Die ägyptischen Briefe geben auch dazu viele Parallelen. Etwas besonderes denkt sich dabei Niemand und hat sich Johannes auch nicht gedacht. Der zweite Brief zeigt, dass er sich solcher etwas feierlich stilisirter Formeln für das conventionelle bediente wie der alte Goethe.

Es war ein durchaus privates Billet, das nur um des Schreibers willen das Aufheben verlohnte; aus dem Nachlasse des Gaius muss. es als Reliquie des grossen Presbyters erhalten worden sein, als religiöse Urkunde nimmt es sich freilich sonderbar aus. Dagegen war der zweite Brief an eine Gemeinde gerichtet; er hat einen minder privaten Inhalt: er ist das Gegentheil eines Empfehlungsbriefes, und darum nennt er, antiker Polemik gemäss, nicht denjenigen den er discreditiren soll, sondern gebraucht Umschreibungen; dann kann er getrost die Kraftworte πλάνος und ἀντίχριστος brauchen.

Ganz kann der Philologe die Textkritik nicht lassen. Es ist eine Bagatelle, aber dem Johannes den orthographischen Schnitzer ¿áv (3, 5) für άv zuzuschreiben, weil er an dieser einzigen Stelle seines Nachlasses (nach Blass) zufällig übereinstimmend überliefert ist, tritt seiner Bildung zu nahe. Wozu die Mühsal der Statistik dieser Quisquilien, wenn sie nicht dazu dient, die Schriftsteller zu unterscheiden? Was der Apokalypse recht ist, ist dem Presbyter unbillig.

Ferner aber Vers 4 μειζοτέραν τούτων οὐκ ἔχω χαράν (schlechte Variante χάριν) ἵνα ἀκούω. Das geht über das Denkbare in dem Missbrauchen der Allerweltspartikel va hinaus. Wie in aller Welt kommt da die Comparation hinein? Ich kann nicht anders glauben, als dass <> iva άxovo zu ergänzen ist.

XXII. Das Testament des Aristoteles verfügt gleich am Eingange επίτροπον εἶναι ̓Αντίπατρον πάντων καὶ διὰ παντός. Wir haben daraus geschlossen, dass Aristoteles dem makedonischen Generale einen Freundschaftsdienst zugemuthet hat. Aber in den makedonischen Testamenten aus dem Faijum steht regelmässig έπíτροπον αἱροῦμαι βασιλέα Πτολεμαῖον . . καὶ βασίλισσαν Begɛvízny (Flind. Petr. p. I 43, 11 u. ö.). Es ist das also die Form, in der nach makedonischem Rechte die Vollstreckung des Testamentes unter den Schutz des Staates gelegt wird, eine wahrlich

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merkwürdige Thatsache. Sie ist dem Testiren vor der Gemeinde im ältesten Rom analog. Für Aristoteles folgt daraus zunächst das negative, dass er von Antipatros persönlich gar nichts verlangte, was nicht jeder makedonische Bürger thun durfte.

Zweitens folgt, dass er makedonischer Bürger war. Ob er das durch Privileg geworden war, oder die auf sein Betreiben neugegründete Stadt Stagira, in der er heimathberechtigt war, makedonischen Bürgern gehörte, lässt sich zur Zeit nicht entscheiden. Aristoteles hatte bis wenige Monate vor seinem Tode in Athen gelebt und machte in Chalkis sein Testament, das rechtlich autonom war, wenn es auch eine makedonische Besatzung hatte. Ich halte es für undenkbar, dass Aristoteles in Athen nach einem andern Rechte testirt und auf sein makedonisches Bürgerrecht verzichtet haben würde, zumal ein Theil seines Vermögens in Stagira lag. Aber der Metöke hat in Athen athenisches Familienrecht, und der Polemarch ist für ihn was in Makedonien der König ist. Noch entschiedener als früher trete ich dafür ein, das Aristoteles in Athen als Makedone gelebt hat.

Für Antipatros folgt schliesslich, dass er wirklich Vicekönig gewesen ist, so dass nicht einmal formell der Name des auch von ihm anerkannten Königs geführt ward. Schwerlich ist das erst nach Alexanders Tod geschehen, wo die Aenderung der Formel den Eindruck der Auflehung machen musste, sondern Alexander hat bei seinem Abzuge einen vollberechtigten Stellvertreter eingesetzt. Man begreift die Verstimmung der Olympias, zumal wenn man in den ägyptischen Testamenten die Königin neben dem Könige genannt findet. Denn dass die Berücksichtigung der Königin seit Arsinoe makedonisch, nicht ägyptisch ist, zeigt die Rolle, die Olympias Kleopatra Eurydike gespielt haben.

XXIII. In der pseudoplutarchischen Trostschrift an Apollonios 19, p. 111f steht: φασί τινα τῶν ἀρχαίων φιλοσόφων εἰσιόντα πρὸς Αρσινόην τὴν βασίλισσαν πενθοῦσαν τὸν υἱὸν τοιούτωι χρήσασθαι λόγων, folgt ein Apolog, den der wirkliche Plutarch (an seine Frau 6) auf Aesop zurückführt. Die Quellenanalyse hilft in der confusen Schrift nichts, aber ein ,alter Philosoph kann für den Verfasser wenigstens nicht aus der Zeit Caesars stammen, und wer bloss von der Königin Arsinoe' redet, meint die einzige berühmte, die Philadelphos, wenn er überhaupt denkt, was bei diesem Compilator nicht sicher ist. Man versteht nun

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auch die Philadelphos seit Wyttenbach, und da Straton an sie geschrieben hat, (Diogen. Laert. 5, 60), ist für sie Verkehr mit Philosophen bezeugt, nichts gewöhnliches bei den Königen von Aegypten. Den λόγος Αρσινοιτικός (-νοητικός ist kein Griechisch) περὶ Αρσινόης θανούσης, den für einen gleichnamigen Verwandten des Xenokrates Diogenes im Homonymencatalog 4, 15 bezeugt, könnte man nur hierherziehen, wenn man einen groben Irrthum annehmen wollte der Titel zeigt, dass die Rede für eine der vielen Arsinoe genannten Städte bestimmt war, Trauerrede auf den Tod der Gründerin. Bei welcher Gelegenheit Arsinoe um den Tod eines Sohnes zu klagen hatte, kümmerte Wyttenbach nicht: mir hatte es die Deutung unglaubhaft gemacht, denn als Keraunos ihre Kinder von Lysimachos umbrachte, war ihr eignes Leben so schwer bedroht, und der Tod des ältesten derselben, Ptolemaios, in der fürchterlichen Keltennoth fällt auch noch in die Zeit, wo Arsinoe machtund heimathlos war: die Trostrede ist an eine Fürstin gerichtet, die um nichts als den Verlust des Kindes zu sorgen hatte. Also war mit den bisherigen Kenntnissen die Stelle nicht zu deuten. Nun figurirt aber bekanntlich auf den einheimischen Urkunden ein Mitregent des Ptolemaios II von 267-262, in dem man den späteren Euergetes unmöglich verstehen kann, der also von Wilcken (in Wissowas Realencycl. I 1286) für ein frühverstorbenes Kind dieser Arsinoe gehalten worden ist. Das passt und datirt die Trostrede. Eine schwächliche Frucht der Geschwisterehe, schleunigst zur Erbfolge designirt durch den Ehrgeiz der Mutter, die sich später durch diesen Todesfall genöthigt sah, den Stiefsohn, den sie so lange zurückgehalten hatte, zu adoptiren, also mehr trauerte als einst um die kräftigen Söhne ihrer Jugend, das ist ein guter Hintergrund für die Trostrede des höfischen Philosophen. Es ist gar nicht wunderbar, dass die höfischen Dichter das Kind nicht erwähnen; es war eben noch nicht geboren, als ihre erhaltenen Gedichte entstanden. Bei der Correctur trage ich nach, dass Wilhelm, Gött. Gel. Anz. 98, 210 nachweist, dass Ptolemaios, der Sohn Arsinoes von Lysimachos, den Keltensturm überlebt hat: er kann also in der Plutarchstelle gemeint sein. Wilhelm sieht in ihm auch den Mitregenten des Philadelphos. Das glaube ich zunächst noch nicht; aber es zeigt sich, dass wir neues Material brauchen, das wir ja noch erhoffen dürfen.

Westend.

U. v. WILAMOWITZ-MOELLENDORFF.

RÖMISCHE FLURKARTEN.

Wenn die Beantwortung der Frage: ,wie war es?' das erste Ziel der Untersuchung vergangener Zeiten ist, so darf es zu den schönsten Freuden des Forschers gerechnet werden, wenn er auf seinen Pfaden unterwegs findet, dass vieles noch so besteht wie es war. Der Glaube an die Continuität der Vergangenheit in die. Gegenwart hinein, die Intuition, dass im Heute das Damals in hundert oft seltsam veränderten und doch erkennbaren Formen fortlebt, sie geben Niebuhrs Werken ihren wunderbaren Reiz. In den Campagnen Italiens lernte er die Schriften Varros und Columellas verstehen; unverändert sah er uralten Brauch fortbestehen im Wirken des italischen Bauern, ob dieser nun die Rebe mit der Ulme,vermählte', wie Horaz gesungen hat, oder mit der primitiven Pflugschar, dem römischen aratrum, den dünnen Boden des agro Romano ritzte. Ein noch beredteres Zeugniss als die von Niebuhr bemerkten Dinge legt die weite von tausend Canälen und Wegen durchschnittene Ebene der Lombardei von der eminenten Continuität agrarischer Einrichtungen ab: man muss es bedauern, dass zu Niebuhrs Zeiten noch nicht erkannt war, dass das schachbrettförmige Wegesystem der Emilia nichts anderes ist als die römische Centuriation, dass in der Stadtflur von Parma und Padua noch heute die römischen Centurien so zu sehen sind wie sie die Feldmesser bei der divisio et assignatio jener Territorien abgesteckt haben.

Neben dieser objectiven Continuität, der der Dinge selbst, giebt es noch eine andere: die Continuität der antiken Ueberlieferung über antike Institutionen. Für sie bildet das Corpus der römischen Agrimensoren eine einzig dastehende Urkunde.

In den Lehrbüchern der römischen Feldmesser standen nebeneinander uralte Satzungen der Auguraldisciplin und kaiserliche Constitutionen, in denen von den templa paganorum als veralteten. Dingen gesprochen wird; in ihnen wurde das Mass, nach dem

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