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Damit ist wohl bewiesen, dass Aristoteles durchgehends, wenngleich nicht ausschliesslich, aus einer von Diodor oder dem Autor Diodor's benutzten Quelle schöpfte, und dass diese die Grundlage für seine zusammenhängende Erzählung bildete.

Bemerkenswerth ist noch folgender Umstand. Die '497. sagt 35, 3: κατ ̓ ἀρχὰς μὲν οὖν ταῦτ ̓ ἐποίουν, καὶ τοὺς συκοφάντας καὶ τοὺς τῷ δήμῳ πρὸς χάριν ὁμιλοῦντας παρὰ τὸ βέλτιστον [καὶ] κακοπράγμονας ὄντας καὶ πονηροὺς ἀνῄρουν, ἐφ ̓ οἷς ἔχαιρεν ἡ πόλις γιγνομένοις, ἡγούμενοι τοῦ βελτίστου χάριν ποιεῖν αὐτούς. Von allen Quellen, die Aehnliches berichten (Xen. Hell. II 3, 12; Lys. XII 5; XXIV 19; Plut. de soll. an. 2 p. 959 d; de esu carn. II 4 p. 998 b), steht der '97. noch näher als Diod. XIV 4, 2 eine Aeusserung Sallust's Cat. 51, 29, wo es von den Dreissig heisst: Ei primo (Diod. τò μèv noŵtov) coepere pessumum quemque (Diod. roùs novηpotátovs) et omnibus invisum indemnatum necare; ea populus laetari et merito dicere fieri: post ubi paulatim licentia crevit, iuxta bonos et malos lubidinose interficere, ceteros metu terrere. Аn.: èneì dè tỷv πόλιν ἐγκρατέστερον ἔσχον, οὐδενὸς ἀπείχοντο τῶν πολιτῶν, ἀλλ' ἀπέκτεινον τοὺς καὶ ταῖς οὐσίαις καὶ τῷ γένει καὶ τοῖς ἀξιώμασιν προέχοντας, ὑπεξαιρούμενοί τε τὸν φόβον κτλ.

Man sieht, Aristoteles hat sich an dieser Stelle enger an den Wortlaut der gemeinsamen Quelle angeschlossen als Diodor oder dessen Quelle. Sallust hat natürlich nicht die Д97. benutzt. Er giebt im 8. Capitel deutlich zu verstehen, dass er Historiker gelesen hatte und zwar solche, die Athen verherrlichten. Atheniensium res gestae, sicuti ego aestumo, satis amplae magnificaeque fuere, verum aliquanto minores tamen quam fama feruntur. sed quia provenere ibi scriptorum magna ingenia, per terrarum orbem Atheniensium facta pro maxumis celebrantur. Dazu gehörte Ephoros, den Cicero de orat. II 13, 57 zu den praestantes ingenio zählt.

In der That hat Diodoros für seine Erzählung der Geschichte der Dreissig den Ephoros ausgeschrieben. Das ergiebt sich erstens daraus, dass die Art, wie zwei Hauptquellen zusammengearbeitet sind, der Arbeitsweise des Ephoros und der Zusammensetzung des Stoffes in denjenigen Theilen seiner Bibliothek entspricht, denen Ephoros zu Grunde liegt. Vgl. meine Gr. Gesch. III 1 S. 15 ff. Zweitens stimmt Diodor vielfach bis auf den Wortlaut mit Iustin. V 8-10 und Nepos Thrasyb. 1-3 überein, was nur auf gemeinsame

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Benutzung des Ephoros zurückgeführt werden kann, dessen Darstellung, wie in andern Abschnitten der Hist. Phil., bezw. Viten des Nepos, mit Stücken aus Parallelquellen, in diesem Falle namentlich aus Xenophon, versetzt ist. Vgl. meine Gr. Gesch. III 1 S. 24 ff.

Nun kann freilich, wie Wilamowitz, Aristoteles I 306 kurz, aber überzeugend ausgeführt hat, weder Ephoros aus der 49π., noch Aristoteles für die Aл. aus jenem geschöpft haben.1) Zu den von Wilamowitz geltend gemachten Gründen ist in Bezug auf die Geschichte der Dreissig noch der Umstand hinzuzufügen, dass, wenn Aristoteles den Ephoros benutzt hätte, sich bei ihm mehr Xenophontisches Gut finden müsste, denn es würde doch höchst unwahrscheinlich sein, dass er sich gerade nur die Stücke aus Ephoros herausgesucht haben sollte, wo dieser den Xenophon bei Seite gelegt hatte.

Es hat sich also ergeben, dass Ephoros und Aristoteles aus derselben Quelle schöpften. Diese Quelle war ohne Frage eine Atthis und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach die Atthis Androtions, in der eingehend die Ereignisse zur Zeit der Dreissig behandelt waren (Harpokr. s. v. δέκα καὶ δεκαδοῦχος und Μόλ πις Frgm. 10 und 11), und die Aristoteles für die vorhergehenden Abschnitte der 49. jedenfalls in umfassender Weise benutzt hatte (vgl. meine Gr. Gesch. II2 S. 33 A. 1). Eine Atthis gehörte auch zu den Quellen des Ephoros (vgl. meine Gr. Gesch. III 1 S. 24 A. 2), die Chronik Androtion's lag ihm schon deshalb besonders nahe, weil sie zu seiner Zeit die letzte Bearbeitung und ihr Verfasser sein älterer Mitschüler war. Bei Aristoteles weisen auf die Chronik auch die wiederholten Angaben der Archontenjahre und der nüchterne Grundton der Darstellung hin. Seine Erzählung beginnt 34, 2 gleich mit den Worten: vw yào votegov ἔτει ἐπ' Αλεξίου ἄρχοντος, dann weiter 35, 1: οἱ μὲν οὖν τριάκοντα τοῦτον τὸν τρόπον κατέστησαν ἐπὶ Πυθοδώρου ἄρχοντος, 39, 1: ἐγένοντο δ ̓ αἱ διαλύσεις ἐπ ̓ Ευκλείδου ἄρχοντος, 40, 4: διελύθησαν δὲ καὶ πρὸς τοὺς ἐν Ἐλευσῖνι κατοι κήσαντας κτλ. ἐπὶ Ξεναινέτου ἄρχοντος, endlich 41, 1 die nach

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1) Das Gegentheil hat freilich Ad. Bauer, Litter. und hist. Forschungen zu Aristoteles S. 151 angenommen und nach ihm Herschensohn in zwei russisch geschriebenen Abhandlungen nachzuweisen versucht. Vgl. jedoch gegen Herschensohn die Bemerkungen Val. v. Schöffers, Bursian's Jahresb. 1895 I S. 218 ff.

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trägliche Bemerkung über den Sieg des Volkes ἐπὶ Πυθοδώρου ἄρχοντος.

Wenn nun Aristoteles und Xenophon in Bezug auf die Folge der Ereignisse stark von einander abweichen, so stehen sich also die Atthis, nicht Aristoteles, und der Verfasser der Hellenika gegenüber, und das verschiebt bereits den Schwerpunkt wesentlich zu Gunsten der 49. Gewiss stand Xenophon den Ereignissen nahe, und höchst wahrscheinlich diente er sogar unter den Dreissig als Ritter. (Vgl. Ed. Schwartz, Rhein. Mus. XLIV, 165). Andrerseits hat er aber diesen Abschnitt seines Werkes nach 394, mindestens 10 Jahre nach den von ihm erzählten Ereignissen geschrieben. In dieser Zwischenzeit mussten bei ihm die Ereignisse um so mehr in der lebendigen Erinnerung zurücktreten und sich vielfach verdunkeln, als er ein höchst bewegtes, thatenreiches Leben geführt hatte. Leicht konnte er daher bei der Niederschrift die Folge der Ereignisse verschieben, zumal er sich ganz von dem Gegensatze zwischen Kritias und Theramenes und dem tragischen Ende des Letzteren erfüllt zeigt, und das Uebrige mit Ausnahme der Gefechte für ihn geringeres Interesse hatte. Die militärischen Ereignisse schildert er allerdings mit anschaulicher Lebendigkeit. Offenbar hatte er an ihnen persönlich Theil genommen, sie waren ihm frisch im Gedächtnisse geblieben. Seine Erzählung gliedert sich deutlich in zwei Abschnitte. Die erste enthält im Wesentlichen eine persönlich zugespitzte Darstellung des Conflictes zwischen Theramenes und Kritias mit Zwiegesprächen, Rede und Gegenrede, im zweiten tritt neben den militärischen Ereignissen die Persönlichkeit des Thrasybulos und zwar ebenfalls mit Reden in den Vordergrund. Diese Composition und die ganze rhetorische Art der Behandlung des Stoffes ist nicht geeignet grosses Zutrauen in Bezug auf das Streben nach sachlicher und chronologischer Genauigkeit einzuflössen. Niemand hat denn auch bezweifelt, dass in der A497. das Verfahren gegen Theramenes korrekter dargestellt ist, als bei Xenophon.

Unter diesen Umständen muss namentlich in Bezug auf die Folge der Ereignisse die trocken-sachliche, annalistische Chronik als eine mindestens gleichwerthige Quelle gelten. Die Detailkenntniss Androtion's, der doch höchst wahrscheinlich die gemeinsame Quelle des Diodor und Aristoteles war, zeigt sich in dem bei Harpokr. s. v. Móλnis erhaltenen Bruchstücke.

Die Hauptdifferenzen zwischen der '49. und Xenophon be

stehen in Folgendem. Nach Aristoteles (37, 2) erfolgte die Entwaffnung der ἔξω τοῦ καταλόγου und die Besetzung der Akropolis durch eine lakonische Besatzung unter Kallibios nach der Hinrichtung des Theramenes und diese wiederum nach der Einnahme Phyles durch Thrasybulos. Xenophon erzählt dagegen die Aufnahme der lakonischen Besatzung am Anfang der Regierung der Dreissig, sie bildet bei ihm die Voraussetzung des Ueberganges zu einem tyrannischen Regiment. Dann folgen bei ihm nach einander die Entwaffnung (Hell. II 3, 14; 20; 41; 42), die Hinrichtung des Theramenes, die Ausschliessung der ἔξω τοῦ καταλόγου aus der Stadt, die Einnahme Phyles.

Da Xenophon und die 49π., d. h. die Chronik, bei einer für jenen günstigen Schätzung die gleiche Autorität haben, so müssen zur Entscheidung sachliche Erwägungen und etwaige unabhängige Zeugnisse herangezogen werden. Börner bemerkt p. 58, obwohl die Erzählung des Aristoteles, dass die Besetzung Phyles durch Thrasybulos die Ursache der Beseitigung des Theramenes gewesen wäre, valde placet, tamen negligi non potest, omnes ceteros scriptores non cum eo consentire. Diese ceteri scriptores sind Diodor und Iustin. Jener folgte dem Ephoros, der gerade für die Hinrichtung des Theramenes Xenophon's Darstellung benutzte (Diod. XIV 4, 3 ff.), und dieser (V 9) hielt sich ebenfalls an Ephoros. Es bleiben also die 49π. und Xenophon übrig. Dasselbe gilt von der Aufnahme der lakonischen Besatzung, denn auch diese hatte Ephoros in demselben aus Xenophon entlehnten Stücke erzählt. Börner p. 61 zieht dann zur Bestätigung der xenophontischen Darstellung Plut. Lys. 15 heran: ὁ δ ̓ οὖν Λύσανδρος ἐνδόντων τῶν ̓Αθηναίων πρὸς ἅπαντα, πολλὰς μὲν ἐξ ἄστεως μεταπεμψάμενος αυλητρίδας, πάσας δὲ τὰς ἐν τῷ στρατοπέδῳ συναγαγών, τὰ τείχη κατέσκαπτε καὶ τὰς τριήρεις κατέφλεγε πρὸς τὸν αὐλόν, ἐστεφανωμένων καὶ παιζόντων ἅμα τῶν συμμάχων, ὡς ἐκείνην τὴν ἡμέραν ἄρχουσαν τῆς ἐλευθερίας. Das ist Xen. Hell. II 2, 23 versetzt mit einer falschen Notiz über die Verbrennung der Trieren (vgl. Xen. Hell. II 3, 8; Lys. XIII 34). Nun heisst es weiter: εὐθὺς δὲ καὶ περὶ τὴν πολιτείαν ἐκίνησε, τριάκοντα μὲν ἄστει, δέκα δὲ ἐν Πειραιεῖ καταστήσας ἄρχοντας, ἐμβαλὼν δὲ φρουρὰν εἰς τὴν ἀκρόπολιν καὶ Καλλίβιον ἁρμοστήν, ἄνδρα Σπαρτιάτην, ἐπιστήσας. Dass die Einsetzung der Dreissig gleich nach der Niederreissung der Mauern erfolgte, sagt

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ebenfalls Xenophon (Hell. II 3, 11 vgl. II 3, 2), ist aber unrichtig (vgl. Diod. XIV 3, 5 mit Lys. XII 71. Plut. Lys. 15, 1 und Adπ. 35, 1). Die Angabe vollends, dass schon damals Lysandros die Akropolis mit einer Besatzung versah, steht mit allen Quellen, auch mit Xenophon, im Widerspruch. Sie bildet aber die einleitende Voraussetzung zu der folgenden Anekdote: inεì dè ovтos (Kallibios) Αυτόλυκον τὸν ἀθλητήν, ἐφ ̓ ᾧ τὸ συμπόσιον ὁ Ξενοφῶν πεποίηκε, τὴν βακτηρίαν διαράμενος παίσειν ἔμελλεν, ὃ δὲ τῶν σκελῶν συναράμενος ἀνέτρεψεν αὐτόν, οὐ συνηγανάκτησεν ὁ Λύσανδρος, ἀλλὰ καὶ συνεπετίμησε, φήσας αὐτὸν οὐκ ἐπίστασθαι ἐλευθέρων ἄρχειν. Burner schliesst daraus, dass Lysandros im Winter 404/3 auf seiner Reise nach Thrakien und dem Hellespontos (Diod. XIV 10. Plut. Lys. 16) sich vorübergehend in Athen aufgehalten habe und damals die Akropolis bereits besetzt gewesen sei. Aber diese Anekdote steht in etwas anderer Fassung auch bei Paus. IX 32, 8, und da erscheint an Stelle des Kallibios ein Anderer, nämlich Eteonikos, der bekannte Unterbefehlshaber des Lysandros, und in Bezug auf die Zeit heisst es καὶ παρῆν ἔτι ὁ Λύσανδρος, Lysandros war nach der Einsetzung der Dreissig noch nicht von Athen abgereist. Mithin hat die mit allerlei falschen Angaben behaftete Plutarchstelle für die Feststellung des Zeitpunktes der Besetzung der Akropolis gar keinen Werth.

Was die Entwaffnung der ἔξω τοῦ καταλόγου betrifft, so meint Börner p. 57, es lasse sich zwar nicht sicher beweisen, dass Xenophon geirrt habe, wenn er dieselbe gleich nach der Auswahl der Dreitausend setze, es sei jedoch wahrscheinlich, dass diese Maassregel nach der Einnahme Phyles erfolgt sei. Diodor hat leider die Entwaffnung übergangen, aber die Entfernung der Ew Tov natalóɣov aus der Stadt erzählt er (XIV 32, 4) nicht, wie Xen. Hell. II 4, 1, vor, sondern nach der Besetzung Phyles. In der 'Adπ. fehlt wiederum die Ausschliessung aus der Stadt. Ueber beide Maassregeln berichtet jedoch in engem Zusammenhange mit einander Iustin. V 9, 11 nach dem missglückten Auszuge der Dreissig gegen Phyle und zwar in einem aus Ephoros entlehnten, nichtxenophontischen Stücke. Folglich stimmte in Bezug auf die Entwaffnung und die darauf folgende Ausschliessung der Entwaffneten die von Xenophon unabhängige Quelle des Ephoros, also die Chronik, mit der А9π. überein.

Nun erzählt Aristoteles (49π. 37, 2), dass nach der Hinrichtung

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