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zur Rechtfertigung ihrer Wahl entgegenseßen

können.

Aus dem leichten Entwurfe, den wir eben jekt betrachtet haben, ist es klar und deutlich, daß ihnen das griechische Theater keine Idee, die mit dem weinerlich Komischen analogisch wåre, geben konnte. Die Stücke des Aristophanes sind eigentlich fast nichts, als satyrische Gespräche; und aus den Fragmenten des Menanders erhellet, daß auch dieser Dichter bloß die Farben des Lächerlichen, oder derjenigen allgemeinen Critik gebraucht habe, welche mehr den Wiß erfreuet, als das Gemüthe angreift.

ters ist eben so wenig für sie. *

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Die Art und Weise des lateinischen Thea Es ist ganz und gar nicht die Weichmachung der Herzen, die Plautus zum Gegenstand seiner Lustspiele gewählt hat. Keine einzige von seinen Fabeln, kein einziger von seinen Zwischenfällen, kein einziger von seinen Charaktern ist dazu bestimmt, daß wir Thränen darüber vergiessen sollen. Es ist wahr, daß man bey dem Terenz einige rüh rende Scenen findet; zum Erempel diejenigen, wo Pamphilus seine zärtliche Unruhe für die Glycerium, die er verführt hatte, ausdrückt: allein die Stellung eines jungen verliebten Menschen

Man redet hier von dem lateinischen Theater bloß hach Beziehung auf die zwey Schriftsteller, die ans davon übrig sind.

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schen, der von der Ehre und von der Leidenschaft gleich stark getrieben wird, hat ganz und gar keine Aehnlichkeit mit den Stellungen unfrer neuen Originale. Terenz findet unter der Hand bewegliche Stellungen, dergleichen die Liebe beständig hervorbringt; und er drückt sie auch mit demjenigen Feuer und mit derjenigen. ungefünftelten Einfalt aus, welche die Natur so wohl treffen, und auf einen gewissen Punkt fest stellen. Ist aber dieses der Geschmack der neuen Schauspielschreiber? Sie wählen, mit allem Bedacht, eine traurige Handlung, und durch eine natürliche Folge sind sie hernach verbunden, ihren vornehmsten Personen einen klagenden Ton zu geben, und das Komische für: die Nebenrollen aufzubehalten. Die Zwischenfålle entstehen blos um neue Thränen vergiessen zu lassen, und man geht endlich aus dem komiş schen Schauspiele mit einem von Schmerz eben so beklemmten Herze, als ob man die Medea oder den Thyest hätte aufführen sehen.

Bey den Alten also können die Urheber der neuen Gattung ihre klägliche Weise nicht gelernt haben; und ihr Sieg würde nicht lange ungewiß bleiben, wenn er von ihren Beyspielen abhinge, oder auch nur von den Beyspielen der französischen Dichter, welche bis zu Anfange dieses Jahrhunderts auf unserm Theater ge= glänzt haben. Der Zusammenfluß so vieler wichtigen Erempel könnte ohne Zweifel eine sie

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gende Lieberzeugung verursachen; gleichwohl aber will ich diesem Vertheile auf einen Augenblick entsagen, und untersuchen, ob diese neue mit komischen und kläglichen Zügen vermischten Uçcente genau aus der Natur hergehohlet find. Ich räume es ein, daß der widrige Gebrauch, dem man zwanzig Jahrhunderte hindurch gefolgt ist, die Vernunft nicht aus ihrem Rechte verdringen kann, und daß ein von ihm geheiligter Irrthum, deswegen nicht aufhöre ein Jrr thum zu feyn. Ich gebe meinen Gegnern folglich alle mögliche Bequemlichkeit, und sie kön nen, ohne ungerecht zu seyn, mehr Höflichkeit und Uneigennüßigkeit von mir nicht fordern.

Nach den verschiednen Rührungen des Her-, zens entweder lachen oder weinen, find, ohne Zweifel, natürliche Empfindungen: allein in eben demselben Augenblicke lachen und weinen, und jenes in der einen Scene fortsehen, wenn man in der andern dieses thun soll, das ist ganz und gar nicht nach der Natur. Dieser schleinige Uebergang von der Freude zur Betrübniß, und von der Betrübniß zur Freude, sehet die Seele in Zwang und verursacht ihr unangenehme und gewaltsame Bewegungen.

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Damit

Es ist nicht der Körper, welcher in dem Schauspie le lacht oder weinet; es ist die Seele, die von den Eindrücken, die man auf sie macht, gerühret wird. Wann sie, durch das Pathetische bewegt, und durch das Komische erfreut wird, so ist sie zu glei

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Damit man diese Wahrheit in aller seiner Stärke empfinde, so wird man-mir erlauben, ein verhaßtes Erempel anzuführen: denn wenn man nicht überreden kann, so muß man zu überzeugen suchen. In dem ungeheuren Lustspiele Samson, reißt dieser von einem muthigen Eifer erfüllte Held, nachdem er das höchste Wesen angerufen, die Thore des Gefängnisses ein, und trågt sie auf seinen Schultern fort. Den Augenblick darauf erscheint Harlequin und bringt einen Kalekutschhahn, und schüttet sich in komischen Possen aus, die eben so kriechend sind, als die Empfindungen des Helden evel und großmůthig zu seyn geschienen hatte. Ich bitte, was kann man wohl zu einer Abstechung sagen, die auf einmal zwey so widrige Stellungen zeiget, und zwey so widersprechende Bewegungen verursachet? Kann man noch zweifeln, daß Vers nunft und Unständigkeit ihr gleich sehr zuwider. find? Kann man verhindern, daß nicht eine Art von Verdruß gegen den Zusammenlauf nichtswürdiger Zuschauer, welche solche widerwärtige Ungereimtheiten bewundern können, in uns entstehen sollte?

Ueber

cher Zeit ein Raub zweyer gegenseitigen Bewegun gen Wie erstaunlich ist es für den menschlis chen Geist, so schleinig und ohne Vorbereitung, von dem Tragischen auf das Komische über zu gehen, und von einer zärtlichen Erkennung, auf die Schäs ckereyen eines Mädchens und eines Petitmaiters 26. Principes, eben daselbst.

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Ueber eine so nårrische Vermischung läßt man ohne Zweifel die Verdammung ergehen: allein es giebt eine minder merkliche, welche eine edlere Wendung hat, und diese ist es, der man wohl will, und zu deren Vertheidigung man bis zu den ersten Grundsägen zurück geht.

Derjenige, fagt man, der das Schauspiel einer Komödie zuerst aufführte, konnte nach kei nem Muster arbeiten; er machte sich einen Plan nach seiner Einsicht, und das neue Werk bekam folglich seine Natur und seine Eigenschaften aus dem Innersten feiner Begriffe. Die, welche nachfolgten, glaubten eben so wohl ein Recht zum Erfinden zu haben; unter ihren Hånden bekam die Komödie eine neue Form, welche gleichfalls, der Veränderung unterworfen war. Diese Veränderungen wurden nicht als Neuerungen ausgeschrien; man hatte es sich noch nicht in Sinn kommen lassen, daß es nicht erlaubt sen, Aenderungen zu machen, und die Hirhgeburth eines Verfassers anders zu bearbeiten, deren Natur ziemlich willkührlich seyn muß. Denn kurz, seht man hinzu, das Wesen der Komödie, es mag nun bestehen worinne es will, kann doch nimmermehr so unwandelbar festgeseht seyn, als es das Wesen der geometrischen Wahrheiten ist; und hieraus schließt man endlich, daß es unsern Neuern erlaubt seyn müsse, die alte Einrichtung des komischen Gedichts zu åndern. Das Beyspiel ihrer Vorgänger mun

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