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nicht gleich mixtus nymphis sein, und es ist nur das inter choros dies festos agentium neben dem mixtis nymphis weggelassen. Die Anwesenheit der Nymphen zeichnet die Scharen als heilige und bestimmt so ihren Charakter; aber wenn Vols von hoher Begeisterung spricht, zu der sich Gallus von dem niedrigen Hirtenspiel erheben wolle, so hat er doch den Ton der Stelle verkannt. Es ist nur die Abwendung vom Irdischen und von irdischer Freude, in der sich Gallus gefällt. Die Stelle ist nach einer Seite sehr merkwürdig. Man hat sich oft gewundert, dafs den Alten die sentimentale Betrachtung der Natur abgehe, welche uns Neuern und ganz besonders uns Deutschen so geläufig ist, in der wir die Natur als Freundin an die Brust drücken und nicht müde werden, ihre Schönheit zu schildern. Hier in Gallus' Entschlufs als Jäger oder Bacchant eine Freundschaft mit Feld und Wald einzugehen, haben wir sie leibhaft vor uns, aber freilich mit scharfer Verurteilung dieser Tendenz als einer ungesunden, wir möchten fast sagen als einer Geisteskrankheit.

(b) Mit Vers 58 wechselt Ton, Inhalt, alles; natürlich: wir sind in einen andern Teil der Dichtung eingetreten, die Mesodus. Was soeben für Gallus Zukunft war, ist ihm im Geiste Gegenwart geworden, ein Traum, ein Spiel seiner Phantasie. Diese fieberhaften Zuckungen schaffen ihm eine Ahnung von Lust: der Trübsinn weicht, er sieht sich in Felsenklüften, im wilden Wald, seine Hand umklammert den Bogen, hascht nach dem Pfeil. Aber es ist der Traum des Erwachenden, der sich sagt, dass doch alles nur ein Traum ist; er beginnt das Gebilde als täuschenden Wahn, als ein Gaukelspiel seiner Phantasie zu erkennen: tamquam haec sit nostri medicina furoris.

(B2) Das kann nicht lange dauern; schon Vers 62 stellt uns wieder auf den Standpunkt der Wirklichkeit: der Traum ist verschwunden, Gallus steht wieder den Vorsätzen der Strophe gegenüber; aber er ist gewandelt: es läfst ihm die Antistrophe Vers 62 mit den gleichen Unterabteilungen wie die Strophe alles im entgegengesetzten Lichte erscheinen: er sagt Wald und Waldgesang Lebewohl. Es dringt die Erkenntnis durch, der Gott sei unzugänglich für Rührung durch menschliche Leiden: es hilft nur Unterwerfung unter seine Gewalt und seinen Willen. Hatte er sich vorhin vielleicht von Vergils Wort noch einen Eindruck auf Lycoris, eine mögliche Sinnesänderung der Dirne versprochen, so hat ihn der taktvolle Sinn und die gewandte Hand des Freundes vor den reellen Sachverhalt gestellt, so dafs er sich selbst das Resultat zieht: omnia vincit Amor: et nos cedamus Amori.

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Einiges einzelne will hier hervorgehoben sein. Gar passend knüpft sich die Antistrophe mit einem rursus (av) an das Vorhergehende. Es bringt die Rückkehr zum Vorhergehenden, die nochmalige Betrachtung des Gesagten, aber unter einem andern Gesichtspunkte aufgefafst. So kann es auch für e contrario stehen: vgl. Curtius IX, 2, 9 rursus avaritia gloriae et insatiabilis cupido famae nihil invium, nihil remotum videri sinebat. Allerdings ist dies Betrachten unter einem neuen Gesichtspunkte nichts der Partikel Inhärierendes: vgl. Tac. Agr. 28 quem casum neque, ut plerique fortium virorum, ambitiose neque per lamenta rursus ac maerorem muliebriter tulit. Ter. eun. 251 quidquid dicunt, laudo: id rursum si negant, laudo id quoque. So folgt für Gallus die Erkenntnis, dafs weder Naturschwärmerei noch Dichtung helfen könne. Vols fafst das concedite silvae als ein 'fort mit euch'; aber es ist viel feiner: ipsae concedite (5, 63 ipsae iam carmina rupes, ipsa sonant arbusta): zieht euch willig, aus eigner Erkenntnis, Einsicht und Unterwerfung unter die Umstände zurück, gebt meiner Empfindung Raum'. So mufs denn freilich das so nahe bei einander stehende ipsa und ipsae verschieden gefafst werden: ipsa carmina, selbst die Dichtung, steigernd; ipsae silvae concedite, räumt freiwillig das Feld, ihr Wälder, wie das griech. avtaí. Er entläfst die so hoffnungsvoll Begrüfsten: der Gott kennt kein Erbarmen, und sähe er die Menschen zermalmt von Leiden. Mit grellen Farben zeichnet er sich noch einmal die Leiden der Menschen, die mediis frigoribus Hebrum bibunt, Sithonias nives subeunt, oder die in einer Glut, die selbst den Bast des Baumes vertrocknen macht, cum liber moriens aret in ulmo, sub sidere cancri Aethiopum oves versant, um dann als Schlufs des Ganzen mit dem Ausruf zu enden: omnia vincit Amor: et nos cedamus Amori.

(a) Die Dichtung ist am Ende. Sie ist bunt schillernd, so voll von neuen Wendungen, dafs darin zusammengenommen mit den Lücken die Hauptschwierigkeit des Verständnisses liegt, so dafs sie mehr der Auseinanderlegung des Gedankens und seiner Wendungen bedarf als der Hebung sprachlicher Schwierigkeiten. Noch bleibt dem Dichter die Aufgabe, sie als Mensch und Freund dem Freunde zu überreichen. Je weniger Vergil eine Wendung der äufsern Umstände und eine Änderung der Situation des von der Unwürdigen verlassenen Freundes erwarten, ja auch nur wünschen darf, desto dringender ist das wärmste Schlufswort, die Versicherung seiner Liebe und Anhänglichkeit, geboten, als könnte und sollte die Freundschaft ersetzen, was die Liebe ihm geraubt und versagt hat. Das

spricht Vergil in den letzten acht Versen aus, die den ersten acht entsprechen und das Ganze zum Abschlufs bringen. Er spricht es aus in Form eines Gebetes an die Musen, dafs sie den Wert seiner Gabe in Gallus' Augen möglichst erhöhen möchten: Pierides, vos haec facietis maxima Gallo, Gallo, cuius amor tantum mihi crescit in horas, quantum vere novo viridis se subicit alnus. Er überreicht seine Gabe in Form eines Körbchens, dergleichen der weidende Hirt manchmal zur Ausfüllung müfsiger Augenblicke für den häuslichem Gebrauch aus hibiscus, den Zweigen der gemeinen Althee, zu fertigen pflegte, vgl. Ecl. 2, 30. Tib. II, 3, 25.

Der letzte der obigen Verse aber, scheint mir, bereitet uns noch eine Schwierigkeit durch das subicit. Man hat geglaubt, dies subicere unter dem Zwang des Zusammenhanges so weit beugen zu dürfen, dafs Vofs übersetzt: als die Erle sich aufschwingt'; aber wie niemand se submittere auf eine gehobene Haltung deuten wird, und wie subire ein Beugen von Haupt und Schultern bezeichnet, so wird es schwer fallen für subicere den Beweis einer entgegengesetzten Bedeutung zu führen. Freilich scheint die Annahme allgemein, und Gesner im Thesaurus sagt rund heraus: 'ut in aliis compositis v. g. submitto, subveho, subvolo, subvolvo, ita etiam in hoc verbo praepositio motum versus superiora significat', und Forcellini widerspricht nicht ('item sursum iacio'), geht aber rasch darüber hinweg. Wäre es nur nicht so schwer zu glauben, dafs derselbe Ausdruck hinauf' und hinab' bezeichnen könne! Die Beweisführung ist aber mehr als mangelhaft. Bei Gesner kann man in dessen Nummer 3 drei Teile unterscheiden: zuerst die Berufung auf andere Verba der Bewegung: subveho, subvolo, subvolvo. Sie ist unzutreffend: denn sie führt zu dem Verhältnis vehendo, volando, volvendo aliquam rem aliis rebus suppono, wahrt also streng dem sub seine Bedeutung. Das ist aber hier ausgeschlossen durch se: was hiefse alnus iaciendo se supponit?*) Es folgt die Berufung auf Nonius s. 387, 15 subicere, susum iacere, excrescere, et utitur exemplis tribus Virgilianis, quae statim ponemus: Ecl. 10, 74. Georg. IV, 385. Aen. XII, 287'. Zeigt nicht Gesner durch sein et utitur' u. s. w., dafs er die Sache als ihm unglaublich auf sich beruhen lasse? Sehen wir uns die Stellen Vergils selbst prüfend an, die unsrige zuletzt. Georg. II, 19 spricht Vergil von den durch Wurzelschöfslinge fortgepflanzten Bäumen,

*) Servius z. d. St. sucht freilich in dem sub etwas anderes : latenter sicut arbores crescunt; aber warum sollte Vergils Liebe im Verborgenen wachsen? Umgekehrt, je offener, desto erwünschter für Gallus.

darunter dem Lorbeer: pullulat ab radice aliis densissima silva, ut cerasis ulmisque: etiam Parnasia laurus parva sub ingenti matris se subicit umbra. Ich sehe gar nicht, was hier Schwieriges ist; der junge Lorbeer mufs sich wohl als Wurzeltrieb dem Schatten des mütterlichen Daches unterstellen. Freilich der Prosaiker hätte geschrieben subiecta est; doch das kann man dem Dichter wohl zugestehen.*) Der ganz gleiche Fall ist bei der Stelle Georg. IV, 385 ter flamma ad summum tecti subiecta reluxit. Die unter das Reifsholz gelegte Flamme leckte dreimal zum Dach auf. Was würden wir von dem sagen, der verbinden wollte ad summum tecti subiecta? Und ganz ebenso in der consolatio ad Liviam 256 tandem ubi complexa est silvas alimentaque sumpsit (flamma), aethera subiectis lambit et astra comis. Doch gewifs aetheri subiectis. Wer den Sinn des emicare durch die Flammenzungen von unten hineinlegt in diese Worte, legt eben hinein, was nicht darin liegt. Mehr treffen scheinbar, aber auch nur scheinbar, die Stellen zu, wo subicere von dem sich aufs Pferd Schwingenden oder in den Sattel Gehobenen gebraucht wird, Aen. XII, 287 (der dritten der oben bei Nonius genannten) corpora subiciunt in equos, ganz ebenso Livius VI, 24 Camillus subiectus a circumstantibus in equum. XXXI, 37 eques pavidum regem in equum subiecit. Aber die rechte Beweiskraft fehlt ihnen doch auch: denn der sich in den Sattel Schwingende ist schon genötigt, sich so hoch zu heben, dafs er schliesslich in den Sattel hinabfällt. Von den andern Stellen verbreitet keine über die unsrige Licht: sehr natürlich, weil in derselben der Schlüssel nicht auf sprachlichem, sondern auf naturgeschichtlichem Gebiete liegt, in der Natur der Erle, alnus, welche den Wuchs der Trauerbäume teilt, dafs nur die Äste emporsteigen, die Zweige hängen, se subiciunt. So begreifen wir die Verwandlung der Heliaden, bei Vergil in Erlen, bei andern in Lärchentannen, larices, welche die Eigentümlichkeit teilen, die Zweige hängen zu lassen: sie wurden eben in Trauerbäume verwandelt. Auch Vergil will hier mit den wehmütig gesenkten Zweigen der Trauerbäume hindeuten auf den Kummer seines Herzens. So schliefst der Dichter mit einer Hinweisung auf seine bürgerliche Stellung als Hirt ab.

*) Wenn Servius es deutet crescit et surgit, so deutet er es eben falsch.

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