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aufser den beiden Wettkämpfern keinem dritten zuerkannt werden, was das relative et quisquis ohne Frage besagen würde.

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Betrachten wir einmal so den Satz mit dem Gedanken, dafs quisquis Neuerung und eins mit quisque sei, so fängt alles ăn sich zu lösen. Palämon spricht über die amores, die er als Hauptinhalt des obigen Gesanges hinstellt, zieht also ein Resultat aus dem Gesagten und zwar, wie es scheint, mit einem Dilemma aut aut. Aber auch da giebt es Schwierigkeiten: zunächst schon das aut metuet dulces; das dulce pflegt doch sonst nicht gefürchtet zu werden. Ribbeck findet das metuere überall so wenig am Platze, dafs er schreibt temnet. Ich dächte, es stünden metuet und dulces

im Verhältnis des Gegensatzes, er wird sie mit Ängstlichkeit betrachten, obgleich sie süfs sind, oder so lange sie süfs sind er braucht sich ihrer nicht ganz zu enthalten, aber er wird entweder einen furchtsam vorsichtigen Blick auf sie werfen, oder er wird sie als bitter erproben. Ribbeck hat dieser Sinn nicht genügt: er substituiert dem doppelten aut ein doppeltes haut; ich verstehe aber wohl quisquis amores haut metuet dulces, experietur amaros, verstehe auch quisquis amores metuet dulces, haut experietur amaros, was aber doppeltes haut heifsen soll, ist mir unerfindlich.

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Vierte Ekloge (Pollio).

Sicelides musae, paulo maiora canamus!
non omnis arbusta iuvant humilesque myricae;
si canimus silvas, silvae sint consule dignae.

Ultima Cumaei venit iam carminis aetasi
magnus ab integro saeclorum nascitur ordo.
iam redit et virgo, redeunt Saturnia regna;
iam nova progenies caelo demittitur alto.
tu modo nascenti puero, quo ferrea primum
desinet ac toto surget gens aurea mundo,
casta fave Lucina: tuus iam regnat Apollo.

A2 Teque adeo decus hoc aevi, te consule inibit,
Polio, et incipient magni procedere menses;
te duce, siqua manent sceleris vestigia nostri,
inrita perpetua solvent formidine terras.
ille deum vitam accipiet, divisque videbit

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permixtos heroas, et ipse videbitur illis, pacatumque reget patriis virtutibus orbem. B1 At tibi prima, puer, nullo munuscula cultu errantis hederas passim cum baccare tellus mixtaque ridenti colocasia fundet acantho.

B2 ipsae lacte domum referent distenta capellae
ubera, nec magnos metuent armenta lcones.
ipsa tibi blandos fundent cunabula flores.

occidet et serpens, et fallax herba veneni
occidet; Assyrium volgo nascetur amomum.

At simul heroum laudes et facta parentis
iam legere et quae sit poteris cognoscere virtus:
I molli paulatim flavescet campus arista,
incultisque rubens pendebit sentibus uva,

et durae quercus sudabunt roscida mella.

4 pauca tamen suberunt priscae vestigia fraudis,
ΔΙ
quae temptare Thetim ratibus, quae cingere muris.
oppida, quae iubeant telluri infindere sulcos.

4 alter erit tum Tiphys, et altera quae vehat Argo
delectos heroas; erunt etiam altera bella,
atque iterum ad Troiam magnus mittetur Achilles.
E1 Hinc, ubi iam firmata virum te fecerit aetas,
cedet et ipse mari vector, nec nautica pinus
mutabit merces: omnis feret omnia tellus.

E non rastros patietur humus, non vinea falcem;
robustus quoque iam tauris iuga solvet arator;
nec varios discet mentiri lana colores,

ipse sed in pratis aries iam suave rubenti
murice, iam croceo mutabit vellera luto;
sponte sua sandyx pascentis vestiet agnos.

Z1 'Talia saecla' suis dixerunt 'currite' fusis
concordes stabili fatorum numine parcae.

Z2 Adgredere o magnos (aderit iam tempus) honores cara deum suboles, magnum Iovis incrementum!

H1 Aspice convexo nutantem pondere mundum,

terrasque tractusque maris caelumque profundum, aspice, venturo laetentur ut omnia saeclo! o mihi tum longae maneat pars ultima vitae, spiritus et quantum sat erit tua dicere facta: H2 non me carminibus vincat nec Thracius Orpheus,

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nec Linus, huic mater quamvis atque huic pater adsit,
Orphei Caliopea, Lino formosus Apollo.

Pan etiam, Arcadia mecum si iudice certet,
Pan etiam Arcadia dicat se iudice victum.
incipe, parve puer, risu cognoscere matrem;
matri longa decem tulerunt fastidia menses.
incipe, parve puer: cui non risere parentes,
nec deus hunc mensa, dea nec dignata cubilist.

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Die vierte unter den Eklogen hat einen gewissen Ruf; nur ist es kein gar erfreulicher: wer hätte nicht von viel Zweifeln und Bedenklichkeiten gehört, zu denen sie Veranlassung gegeben? Denselben gegenübertreten mit der Erklärung, dafs sie nur aus den unbegründeten Vorurteilen stammen, mit welchen man an die Dichtung herangetreten sei, heifst bald den allgemeinen Widerspruch herausfordern und doch liegt die Sache so: weil man in ihr suchte, was sie nicht bietet und Resultate forderte, die sie nicht verheifst, geriet man in Zweifel und Bedenken. Wer die Dichtung unbefangen in die Hand nimmt, stöfst weder auf Schwierigkeiten noch Dunkelheiten von eigentümlicher Art.

Die Dichtung teilt mit der sechsten und zehnten Ekloge die Eigentümlichkeit, dafs alle drei sich nicht streng innerhalb der Grenzen der bukolischen Dichtung halten. Sie ist älter als die beiden letztgenannten und nennt uns Vers 11 bestimmt das Jahr ihrer Entstehung: teque adeo decus hoc aevi te consule inibit, Pollio; also 714 d. St. (40 v. Chr.), Cn. Domitio M. f. C. Asinio Pollione Cn. f. cos. mufs sie abgefafst sein. Schapers Versuch, den Pollio zu beseitigen, hat Ribbeck Prol. s. 11 f. genügend zurückgewiesen. Wenn man die Ekloge als dunkel tadelt, so könnte man fast meinen, sie hätte ein Recht es zu sein: enthält sie doch ein Orakel, und welches Orakel wäre nicht dunkel? Ja sie hat ein doppeltes Recht dazu: denn es ist ein nicht erfülltes Orakel von dem Nahen einer goldenen Zeit: oder wann wäre die gekommen? Vergil verheifst sie unter der Form der Geburt eines Kindes; stellt mithin die Frage: wer ist dieses Kind? Man ist rasch bei der Hand gewesen mit der Antwort: aber sie lautet verschieden. Servius nennt das Gedicht ein genethliacon auf Pollios Sohn C. Asinius Gallus, oder einen früh verstorbenen Bruder desselben, Saloninus. Unmöglich, rufen die andern: an der Spitze eines goldenen Zeitalters kann ja nur ein Herrscher stehen; es muss Octavian sein (Servius zu Vers 13, Wagner Bd. I S. 124, Vofs Ekl. S. 177). Aber

der war ja unter Pollios Konsulat schon 23 Jahre alt, wie konnte er denn damals geboren werden? Und wenn es damit nicht so genau genommen werden soll, warum soll es dann nicht M. Antonius sein, als dessen festen und treuen Anhänger sich eben damals Pollio bewährte? Andere meinen, es sei Octavians Schwestersohn, entweder Marcellus, auf den 20 Jahre später Italien seine Hoffnung setzte, oder ein früh verstorbener jüngerer Bruder desselben. Noch andere denken an Octavians Tochter Julia, statt deren man einen Sohn erhofft habe. Alle diese Annahmen fallen durch die Erwägung, dafs Octavian um das Jahr 40 v. Chr. noch gar nicht die Stellung einnahm, dafs man ihn als Weltherrscher, als Führer einer goldenen Zeit hätte feiern können. In solchem Gewirre der Meinungen kann man es dem christlichen Mittelalter nicht verargen, wenn es auch einmal an den Heiland und Maria gedacht hat. Aber, erwidern die ersten, wie kann man zweifeln? Bezeugt es uns doch Servius nach Asconius Pedianus, dafs Asinius Gallus selbst die Ekloge als ihm zu Ehren. gedichtet anerkannt hat: Servius zu Vers 11 inibit: inchoabit, exordium accipiet: aureum sc. saeculum, et ideo inibit, non iniit, quia consul designatus erat. quidam Saloninum, Pollionis filium, accipiunt. alii Asinium Gallum, fratrem Salonini, qui prius natus est, Pollione consule designato. Asconius Pedianus a Gallo audisse se refert hanc eclogam in honorem eius factam. Ich stimme Schaper bei, der in den Jahrb. für klass. Phil. 1864 S. 645 sagt: 'der Himmel bewahre jeden Vater vor einem solchen Gratulationsschreiben eines verehrten Freundes: denn wenn ihn die Freude nicht des Verstandes beraubt hat, so wird er an dem Verstande seines Freundes zweifeln müssen'. Aber ich gehe noch einen Schritt weiter und sage: angenommen selbst, dafs Asinius Gallus Tropf*) genug war, das im Ernst zu glauben: wer darf Vergil für den Schmeichler ansehen, der da sagen, oder für den Pinsel, der glauben konnte, mit und durch Gallus' Geburt beginne die goldene Zeit? Die goldene Zeit konnte sich nicht an die Geburt eines irdischen Knaben knüpfen, Vergil mufs bei seiner Dichtung einen unsterblichen im Auge gehabt haben. - Wohl denn: welcher Unsterbliche ist unter Pollios Konsulat geboren? Das ist nur einer, der

*) Damit soll nicht in Abrede gestellt sein, dafs Gallus das nicht hätte mit dem nötigen Quantum Humor sagen können. Über die bisherigen Deutungen, besonders die von Plüss, noch ein Wort mehr zu sagen wird sich weiter unten Gelegenheit bieten; unnütze Polemik liegt mir fern. Die Lösung von Rätseln sucht man, bis einer das Glück hat sie zu finden. Aber das ist eben Glück.

Friede zu Brundisium, der freilich des Dichters Hoffnungen auch nicht wahr gemacht hat. Aber der Besungene ist er doch, und der Dichter ist wenigstens nicht schuld an den seltsamen Träumen und Hypothesen der Gelehrten: er hat es jedem deutlich genug gesagt, der es verstehen will: Vers 5 magnus ab integro saeclorum nascitur ordo. Auf die Zeit der perturbatio omnium rerum folgt, meint er, endlich einmal eine Zeit der Ordnung. Diese Ordnung selbst ist der erwartete Knabe: eine neue Menschengeneration, nova progenies, wird ins Dasein treten, die nicht mehr in sich zerrissen, in blinder Parteiwut sich leidenschaftlich hafst, verfolgt und brudermörderisch zerfleischt. Freilich in natürlicher Weise aus der gegenwärtigen hervorgehen kann sie nicht, sie wird von oben gesandt, caelo demittitur alto (ut videantur, sagt Servius, homines non ex mortalibus nati sed ex numinibus, et quasi caelo lapsi). Es erscheint die neue Phase der Weltordnung dem Dichter nicht unter dem Bilde einer Neuschöpfung, sondern unter dem der Geburt eines Knaben; aber schon Heyne hat es (I, 126) als eine durchaus unberechtigte Annahme bezeichnet, dafs dieser Knabe Urheber und Unterpfand des Kommenden sei. Der Irrtum freilich (oder soll man lieber sagen das Mifsverstehen des Dichters?) geht bereits auf Vergils Zeiten zurück, wie uns die von Asconius berichtete Äufserung des Asinius Gallus) zeigt. So dürfen wir uns nicht über die Hypothesen wundern, die wir bei Servius finden.

Zu richtigerer Auffassung der Dichtung erinnert Wagner I, 125 daran, wie gewaltig sich in den entsetzlichen Bürgerkämpfen der Zeit auch der römische Aberglaube kundgab, so dafs man sich überall mit Orakelsprüchen trug; Horatius carm. I 2 legt genugsam Zeugnis davon ab, wie fieberhaft sich in jenen Tagen die Blicke auf dergleichen richteten; es war kein Spiel, sondern ein Krankheitssymptom der Zeit, so dafs sich Octavian veranlafst sah, alles, was an Prophezeiungen zu finden war, über 2000 Schriften, einziehen und verbrennen zu lassen (Suet. Octav. 31). Eine solche ging auch unter dem Namen der kumäischen Sibylle, welche den Abschlufs des Zeitalters verhiefs. Ähnlich jener etruskische Glaube, infolge dessen die etruskischen Priester zu Sullas Zeit das Ende des neunten und den Anfang des zehnten und letzten Weltalters verkündigten. Servius hat uns einige weitere Winke darüber aus einer Schrift des Nigidius Figulus erhalten. Jedes Zeitalter

*) Gallus' Äufserung selbst setzt ein Publikum voraus, das sich über die Meinung des Dichters verblendete.

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