Immagini della pagina
PDF
ePub

ἡμεῖς ἔχομεν; πολλοῦ γε δεῖ, ἔφη, ἀλλ', οἶμαι, ὑπὲρ ἀρετῆς ἀθανάτου καὶ τοιαύτης δόξης εὐκλεους πάντες πάντα ποιοῦσι u. s. w. Überhaupt ist der Ton sehr gehoben, wie z. B. in der letzten Stelle aus ἀποθανεῖν, ἐπαποθανεῖν, προαποθανεῖν und aus πάντες πάντα ποιοῦσι hervorgeht und wie gleich durch die kühne Wortstellung beim Beginn der Rede: εὖ ἴσθι, ἐπεὶ καὶ τῶν ἀνθρώπων εἰ ἐθέλεις εἰς τὴν φιλοτιμίαν βλέψαι, θαυμάζοις ἄν κτλ. angezeigt wird. Alles Einzelne geben hier die Kommentare von G. F. Rettig (Halle 1876) 291 ff. und von A. Hug. Liegt nun auch hier Ironie vor? Das lässt sich nicht behaupten. Aber wie wird diese Rede der Diotima von Platon eingeführt? Καὶ ἐγὼ ἀκούσας τὸν λόγον ἐθαύμασά τε καὶ εἶπον, Εἶεν, ἦν δ ̓ ἐγώ, ὦ σοφωτάτη Διοτίμα, ταῦτα ὡς ἀληθῶς οὕτως ἔχει; καὶ ἥ, ὥσπερ οἱ τέλεοι σοφισταί, Εὖ ἴσθι, ἔφη, ὦ Σώ κρατες· ἐπεὶ καὶ τῶν ἀνθρώπων εἰ ἐθέλεις εἰς τὴν φιλοτιμίαν βλέψαι, θαυμάζοις ἄν κτλ. Also auch hier wird der Übergang in jene andere, nämlich die sophistische Stilart deutlich gekennzeichnet.

Kunst.

Ich fasse zusammen. Die Frage: wie stellt sich Platon zur Platons sophistischen Kunstprosa seiner Zeit (dem ξυγγραφικῶς λέγειν, wie er es Phaedon 102 C nennt, s. o. S. 106), ist, meine ich, so zu beantworten. Erstens: ihre puerilen Auswüchse sind ihm antipathisch, er greift zu ihnen nur, wo es ihm darauf ankommt, entweder offen zu parodieren (Agathonrede, Lysiasrede) oder am geeigneten Orte seinen vielen Gegnern zu zeigen, dass, wenn er nur wollte, er es ebenso gut oder besser könne als sie (Menexenos), oder endlich zu scherzen. Zweitens: der hochpoetischen Diktion der sophistischen Prosa steht er nicht so ablehnend gegenüber: sie war seinem Naturell gemäfs. Aber sie wird von ihm doch nur ganz oder halb spielerisch, und nur bei verhältnismäfsig niederen Stoffen, verwendet: der πρότερος λόγος des Sokrates im Phaedrus ist in ihr geschrieben, aber im dɛúTεoos lóyos tritt sie ganz zurück1), und doch ist dieser der

1) Ich verstehe nicht, wie R. Hirzel, Der Dialog I 383 behaupten kann, dafs die beiden Verse im deutɛgos lóyos des Sokrates 252 B von Platon selbst gemacht seien. „Die Schilderung des Eros gipfelt in zwei Hexametern, die zwar auf Homer zurückgeführt werden, als deren wahrer Verfasser aber unter dieser (welcher denn?) durchsichtigen Ironie sich der Redner selbst zu erkennen giebt." Sind denn aber die ἀπόθετα ἔπη τῶν Ὁμηριδῶν die homerischen Gedichte? Ist denn nicht längst erkannt, dafs diese Verse von

denkbar grofsartigste Prosahymnus: das wird nicht durch äufserliche Mittel, wie Verse oder poetische Worte erreicht, sondern der lyrische Schwung der Gedanken rafft alles mit sich in die Sphäre, wo das Geschlecht der Götter und das selige Schauen ist. Ebenso im Symposion: Diotima redet ooqiotix@S nur solange sie bei den noch nicht höchsten oorinά verweilt (208 C bis 209 E), aber bei den télɛα xal έñontinά (210 A ff.) schlägt sie einen anderen Ton an: der Hymnus auf die Idee des Schönen verschmäht niedere Mittel äufserlicher Art. So vereinigen sich die Kulminationspunkte des Phaedrus und des Symposion und zeigen uns, worin die höchste Kunst Platons als Schriftsteller beschlossen ist.1)

Es giebt keinen Schriftsteller des Altertums, der über eine so reiche Skala von Tönen verfügt hat wie Platon, keinen, der überall so in der Seele seines Lesers den Wiederhall zu wecken verstanden hat, gleich grofs, mag er in seinem sonnigen Wesen über die kleine Erdenwelt und die vielen kleinen seine grofsen Kreise störenden Geschöpfe gutmütig scherzen, oder mag er im Jenseits bei den daíuoves der Höhe und Tiefe weilen, oder mag er noch höher fliegen in das Reich des Überhimmlischen, wo die Sprache ringen mufs, sich mit dem Gedanken zu vereinigen. Er ist auch einer der wenigen Prosaschriftsteller des Altertums gewesen, die ein grofses Ganze gut zu komponieren verstanden haben, wie es vor allem das Symposion zeigt (der Phaedrus ist darin verfehlt): dafs er es konnte, verdankte er seiner poetischen Natur. Nur ein Redner war er nicht: dazu war er zu sehr Dichter, zu sehr Idealist und daher zu sehr ἐχθαίρων πάντα τὰ Snuóбia. Er ist unter den Prosaikern wie Homer unter den Dichtern derjenige Schriftsteller gewesen, der mehr als alle anderen die Richtung der Gedanken und die Form kunstvoller Darstellung für Jahrtausende bestimmt hat. Wer zählt die Platon einem orphischen Gedicht entnommen sind? Cf. Passow zu Musaeus p. 55, Welcker zu Philostr. imagg. p. 266 Jacobs (vgl. auch Aristoph. Vög. 695 ff.).

1) Als Greis hat wie Goethe auch Platon anders geschrieben (worin sich gerade die Individualität ihres Stils zeigt). Der Verf. nɛol vvovs, ein begeisterter Verehrer Platons als Schriftstellers, führt, wie bemerkt, 4, 6; 32, 7 f. drei Stellen der Gesetze (V 741 C; VI 773 C; 778 D) an, in denen er und andere (pací 32, 7) manieriert-schwülstige Diktion fanden, worin man ihnen völlig beistimmen mufs.

Stellen, an denen direkt oder indirekt von Heiden und Christen die Worte citiert werden, die er im Ton eines Hierophanten gesprochen hat: τὸν μὲν οὖν ποιητὴν καὶ πατέρα τοῦδε τοῦ λόγου εὑρεῖν τε ἔργον καὶ εὑρόντα εἰς πάντας ἀδύνατον λέγειν (Tim. 28 C)? Die Worte der Lachesis altía Eloμévov, Deòs avaitios (Rep. X 617 E) wurden massgebend in der christlichen Lehre vom Ursprung der Sünde. Das litterarische Gebet der Christen wurde geformt nach den eine Welt von Schönheit und Frömmigkeit umfassenden Schlufsworten des Phaedrus (cf. Aeneas Gaz., Theophr. i. f.; Zacharias Mytil. de op. mundi i. f.). Wollte man alle Stellen, an denen die Platane, der Quell, die Cikaden, die in der Sommerhitze schlafende Natur vorkommen, ausschreiben, so erhielte man ein Buch, gröfser als der ganze Phaedrus. Und doch wäre ein Werk, in dem der unermessliche Einfluss der platonischen Schriften auf die ästhetische, sittliche und religiöse Läuterung aller folgenden Geschlechter zur Darstellung gelangte, die würdigste Spende, mit der wir diesem daíuov für seine Epiphanie danken könnten.

person

licher

Charakter.

5. Der Vollender der griechischen Kunstprosa war Iso Isokrates' krates. Ich muss bei ihm kurz verweilen, nicht in der Absicht, viel Neues über ihn zu sagen, sondern das Allgemeine zusammenzufassen und einige für die weitere Entwicklung der griechischen Prosa wesentliche Punkte hervorzuheben. Es wird uns schwer, dem Isokrates als Menschen und Stilisten gerecht zu werden und einen Standpunkt einzunehmen, von dem aus wir die grenzenlose Einwirkung dieses Mannes auf die Nachwelt ermessen können. Urteilen wir nach unserer modernen Empfindung, so sehen wir einen Menschen vor uns, dessen Eitelkeit und Selbstgefälligkeit ihresgleichen suchen, der, wo er kann, von seiner eigenen Herrlichkeit redet, was um so peinlicher wirkt, weil er das Selbstlob gern in affektierte Bescheidenheit einkleidet: wenn er z. B. im Proömium des Panegyricus sagt, er werde etwas noch nie Dagewesenes leisten, und am Schlufs, er sei doch hinter der Sache zurückgeblieben und daher hätten andere Sophisten eine würdige Aufgabe, das Fehlende zu ergänzen, so weifs, wer ihn kennt, dafs dies nichts anderes heifsen will als: versucht nur einmal, mehr und besser hierüber zu reden als ich, ihr werdet seben, dafs das ganz unmöglich ist". Sein Stil erscheint uns als ein Bild absoluter LeidenschaftsNorden, antike Kunstprosa.

8

losigkeit, marmorglatt, aber auch marmorkalt. Wie ein ruhiger Flufs gleitet er auf ebenem Terrain breit dahin: es giebt keine Berge zu durchbrechen, sondern sanfte Hügelketten begleiten ihn während der ganzen Dauer seines Laufes auf beiden Seiten. Dieser Strom hat auch nirgends Untiefen; manchmal zwar recht seicht, hat aber immerhin noch Wasser genug, nicht ganz zu versanden. Ohne Bild gesprochen: dieser Mann hat geglaubt, dafs in einer von Leidenschaften durchwühlten Zeit die Athener durch schön gedrechselte Phrasen zum Handeln veranlasst werden könnten; er hat den von vornherein aussichtslosen Versuch gemacht, die panegyrische Rede, seine eigentliche Domäne, für die Praxis, in der ihm, dem 6xolαorinós, jede Erfahrung abging, zu verwerten. Er fordert uns Moderne und De- daher unwillkürlich zum Vergleich mit Demosthenes auf. Wenn mosthenes. wir das eben gebrauchte (übrigens antike) Bild festhalten: De

Isokrates

mosthenes лolùç gɛt', wie ein reifsender Strom widerstandslos alles mit sich fortraffend. Isokrates kann es nicht über sich gewinnen, eine schöne Periode wegzulassen, auch wenn sie für den Gedanken nebensächlich ist: dem Demosthenes steht der Inhalt über allem, und ihm konform ist der Stil, jede Periode ein plastisches Abbild der Gewalt des Gedankens. Isokrates hütet sich, ein unfeines Wort zu brauchen von seinem Leiden im Alter spricht er in einer wohlabgezirkelten Periode (Panath. 266 f.), nennt es aber nicht, weil das Wort ein aлoɛnés sei (also etwa die oroayyovoía, an der auch Epikur starb, oder eine ähnliche φορτικὴ λέξις) Demosthenes scheut sich nicht, das Kind beim rechten Namen zu nennen. Der Stil des Isokrates hat, wie Hermogenes (de id. 412, 15) treffend sagt, etwas Seniles und Lehrhaftes (πρεσβυτικὸν καὶ διδασκαλικόν), an dem des Demosthenes pries man jugendliches táxos und eine durch die Wucht der Thatsachen packende energische devóτns. Kurz: bei Isokrates merkt man überall die Kunst, bei Demosthenes ist es eine lavávovбa téxvn, che tutto fà, niente dice.

So etwa würden wir vom modernen Standpunkt urteilen; aber vom antiken wäre das unerlaubt und falsch. Was den Menschen Isokrates betrifft, so findet sein selbstgefälliges Wesen darin Entschuldigung, dafs einmal das Altertum gegen Selbstlob nicht so empfindlich war wie unsere Zeit und dafs ferner der Konkurrenzneid in den damaligen Schulen sehr grofs und daher

war.

die Unart, seine eigene Ware anzupreisen1), allgemein verbreitet Was dann zweitens jenen stilistischen Vergleich mit Demosthenes betrifft, der sich uns unwillkürlich aufdrängt, so dürfen wir dabei nicht vergessen, dafs wir Heterogenes mit einander vergleichen: das Altertum wufste, dafs die epideiktische und praktische Beredsamkeit wie in ihren Zielen so in ihren Mitteln völlig auseinandergehen. Das hat auch Blafs bei seiner Prüfung vernichtender moderner Urteile über Isokrates richtig hervorgehoben. Nur in einigen Reden des Isokrates, in denen er, wie bemerkt, die nur in sich selbst Berechtigung findende snídɛığıs in den Dienst des pulsierenden praktischen Lebens zu stellen versuchte, hat jener Stil wirklich etwas Verletzendes. Das, was ihn dem modernen Leser bei längerer Lektüre so langweilig macht, seine Leidenschaftslosigkeit und Glätte, hat im Altertum das höchste Entzücken hervorgerufen: Isokrates war und blieb der gröfste bewufste Künstler des Stils.

Stil

Die Hauptkennzeichen seiner Rede hat er selbst 13, 16 so Isokrates' zusammengefafst: τοῖς ἐνθυμήμασι πρεπόντως ὅλον τὸν λόγου charakter καταποικῖλαι καὶ τοῖς ὀνόμασιν εὐρύθμως και μουσικῶς εἰπεῖν (cf. 4, 9), also passende Gedanken in passender Form. In den Gedanken vermeidet er alles Auffällige, besonders alles, was den Anstand (tò noέñov) verletzen könnte; eins ergiebt sich aus dem andern, und dadurch hat er erreicht, dafs die Mehrzahl seiner Schriften gut disponiert ist, was, wie schon bemerkt (oben S. 112), im Altertum ziemlich selten ist. 2) Die Worte sind sowohl im einzelnen fein und wohlklingend (s. darüber oben S. 57 ff.) als auch in ihrer Zusammenstellung im Satz (womit die Meidung des Hiatus zusammenhängt, s. o. S. 57): in der dadurch erreichten harmonischen Periodisierung wurde er zum Vollender einer Kunst, zu der bisher nur Anfänge vorlagen. Gut ist das ausgesprochen von E. Havet in seiner an feinen Bemerkungen über Charakter und Stil des Isokrates reichen Einleitung seiner Ausgabe der Antidosis (Le discours d'Isocrate sur lui-même, Paris

1) Ὁ σοφιστὴς τυγχάνει ἂν ἔμπορος τις ἢ κάπηλος τῶν ἀγωγίμων ἀφ' áv ǹ vvyǹ toéqeraι Plat. Prot. 313 C, cf. Soph. 223 D; 224 E; 231 D.

2) Diels in: Gött. gel. Anz. 1894 p. 306 f. hat das durch einige Bemerkungen festgestellt, die von weittragender Bedeutung auch für die sog. böhere Kritik sein dürften (z. B. wird man daraufhin auch die Kranzrede des Demosthenes in Bezug auf ihre Disposition richtig beurteilen).

« IndietroContinua »